Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743.

Bild:
<< vorherige Seite


Hr. v. Ros. Jch gebe ihnen mein Wort, daß,
wofern ich noch bey meiner Schwester das
mindeste gelte, die Fräulein Wilhelmine
nicht dem Geistlichen auf nachläßiges Durch-
blättern von einigen Stunden, sondern ihren
Armen zu Theil werden soll. Rechnen sie
es mir aber nicht zu, wenn es nicht - - -
Vierter Auftritt.
Frau von Birkenhayn und die vorigen.
Fr. v. B. Ach! wo bleibt die brüderliche Liebe,
Herr Bruder? das ist ein Zeichen vor dem
jüngsten Tag! Ach! bey den harten An-
fechtungen des Satans lassen sie mich so
allein über den Flur gehen? ach! der ganze
Flur war voll Teufel, welche ihre feurigen
Rachen aufthaten, mich zu verschlingen.
Hr. v. R. O! so ist es ja gut, daß ich davon ge-
blieben bin, ich wäre auf der Stelle todt
geblieben, wann ich die feurigen Rachen ge-
sehen hätte.
Fr. v. B. Ach! sie können sie noch nicht sehen.
Wer erst zum Durchbruche gekommen ist,
der hat nur die Gnade, daß er den Teufel
leibhaftig zu sehen bekommt. Es kommt
nicht ein jeder zu der Ehre, die Anfechtungen
des Satans zu haben.
Wilhelm. Jch dancke dem Himmel, Mama,
daß sie so bald wieder davon befreyet
worden.
Fr. v. B.


Hr. v. Roſ. Jch gebe ihnen mein Wort, daß,
wofern ich noch bey meiner Schweſter das
mindeſte gelte, die Fraͤulein Wilhelmine
nicht dem Geiſtlichen auf nachlaͤßiges Durch-
blaͤttern von einigen Stunden, ſondern ihren
Armen zu Theil werden ſoll. Rechnen ſie
es mir aber nicht zu, wenn es nicht ‒ ‒ ‒
Vierter Auftritt.
Frau von Birkenhayn und die vorigen.
Fr. v. B. Ach! wo bleibt die bruͤderliche Liebe,
Herr Bruder? das iſt ein Zeichen vor dem
juͤngſten Tag! Ach! bey den harten An-
fechtungen des Satans laſſen ſie mich ſo
allein uͤber den Flur gehen? ach! der ganze
Flur war voll Teufel, welche ihre feurigen
Rachen aufthaten, mich zu verſchlingen.
Hr. v. R. O! ſo iſt es ja gut, daß ich davon ge-
blieben bin, ich waͤre auf der Stelle todt
geblieben, wann ich die feurigen Rachen ge-
ſehen haͤtte.
Fr. v. B. Ach! ſie koͤnnen ſie noch nicht ſehen.
Wer erſt zum Durchbruche gekommen iſt,
der hat nur die Gnade, daß er den Teufel
leibhaftig zu ſehen bekommt. Es kommt
nicht ein jeder zu der Ehre, die Anfechtungen
des Satans zu haben.
Wilhelm. Jch dancke dem Himmel, Mama,
daß ſie ſo bald wieder davon befreyet
worden.
Fr. v. B.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0062" n="58"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <sp who="#HVR">
            <speaker>Hr. v. Ro&#x017F;.</speaker>
            <p>Jch gebe ihnen mein Wort, daß,<lb/>
wofern ich noch bey meiner Schwe&#x017F;ter das<lb/>
minde&#x017F;te gelte, die Fra&#x0364;ulein Wilhelmine<lb/>
nicht dem Gei&#x017F;tlichen auf nachla&#x0364;ßiges Durch-<lb/>
bla&#x0364;ttern von einigen Stunden, &#x017F;ondern ihren<lb/>
Armen zu Theil werden &#x017F;oll. Rechnen &#x017F;ie<lb/>
es mir aber nicht zu, wenn es nicht &#x2012; &#x2012; &#x2012;</p>
          </sp>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vierter Auftritt.</hi> </head><lb/>
          <stage> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Frau von Birkenhayn und die vorigen.</hi> </hi> </stage><lb/>
          <sp who="#FVB">
            <speaker>Fr. v. B.</speaker>
            <p>Ach! wo bleibt die bru&#x0364;derliche Liebe,<lb/>
Herr Bruder? das i&#x017F;t ein Zeichen vor dem<lb/>
ju&#x0364;ng&#x017F;ten Tag! Ach! bey den harten An-<lb/>
fechtungen des Satans la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie mich &#x017F;o<lb/>
allein u&#x0364;ber den Flur gehen? ach! der ganze<lb/>
Flur war voll Teufel, welche ihre feurigen<lb/>
Rachen aufthaten, mich zu ver&#x017F;chlingen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HVR">
            <speaker>Hr. v. R.</speaker>
            <p>O! &#x017F;o i&#x017F;t es ja gut, daß ich davon ge-<lb/>
blieben bin, ich wa&#x0364;re auf der Stelle todt<lb/>
geblieben, wann ich die feurigen Rachen ge-<lb/>
&#x017F;ehen ha&#x0364;tte.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FVB">
            <speaker>Fr. v. B.</speaker>
            <p>Ach! &#x017F;ie ko&#x0364;nnen &#x017F;ie noch nicht &#x017F;ehen.<lb/>
Wer er&#x017F;t zum Durchbruche gekommen i&#x017F;t,<lb/>
der hat nur die Gnade, daß er den Teufel<lb/>
leibhaftig zu &#x017F;ehen bekommt. Es kommt<lb/>
nicht ein jeder zu der Ehre, die Anfechtungen<lb/>
des Satans zu haben.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WIL">
            <speaker>Wilhelm.</speaker>
            <p>Jch dancke dem Himmel, Mama,<lb/>
daß &#x017F;ie &#x017F;o bald wieder davon befreyet<lb/>
worden.</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Fr. v. B.</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[58/0062] Hr. v. Roſ. Jch gebe ihnen mein Wort, daß, wofern ich noch bey meiner Schweſter das mindeſte gelte, die Fraͤulein Wilhelmine nicht dem Geiſtlichen auf nachlaͤßiges Durch- blaͤttern von einigen Stunden, ſondern ihren Armen zu Theil werden ſoll. Rechnen ſie es mir aber nicht zu, wenn es nicht ‒ ‒ ‒ Vierter Auftritt. Frau von Birkenhayn und die vorigen. Fr. v. B. Ach! wo bleibt die bruͤderliche Liebe, Herr Bruder? das iſt ein Zeichen vor dem juͤngſten Tag! Ach! bey den harten An- fechtungen des Satans laſſen ſie mich ſo allein uͤber den Flur gehen? ach! der ganze Flur war voll Teufel, welche ihre feurigen Rachen aufthaten, mich zu verſchlingen. Hr. v. R. O! ſo iſt es ja gut, daß ich davon ge- blieben bin, ich waͤre auf der Stelle todt geblieben, wann ich die feurigen Rachen ge- ſehen haͤtte. Fr. v. B. Ach! ſie koͤnnen ſie noch nicht ſehen. Wer erſt zum Durchbruche gekommen iſt, der hat nur die Gnade, daß er den Teufel leibhaftig zu ſehen bekommt. Es kommt nicht ein jeder zu der Ehre, die Anfechtungen des Satans zu haben. Wilhelm. Jch dancke dem Himmel, Mama, daß ſie ſo bald wieder davon befreyet worden. Fr. v. B.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_geistliche_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_geistliche_1743/62
Zitationshilfe: Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_geistliche_1743/62>, abgerufen am 21.11.2024.