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Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888.

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den Meere wogte. Soeben legte man Timpes entseelten
Körper im Vorderzimmer auf ein Sopha nieder.

Plötzlich ertönte ein tausendfachses Hurrahrufen. Die Menge
wandte die Köpfe und blickte in die Höhe. Ein dumpfes Aechzen
und Stoßen wurde wahrnehmbar, heller Qualm wälzte sich
über die Straße und unter dem Zittern der Erde brauste die
Stadtbahn heran, die ihren Siegeszug durch das Steinmeer
von Berlin hielt. Die Lokomotive war bekränzt. Aus den
Kupeefenstern blickten Beamte des Ministeriums, Leute von
der Eisenbahnverwaltung und die geladenen Ehrengäste. Die
Herren nickten freundlich hinunter und schwenkten Taschen¬
tücher. Unter dem brausenden Jubelruf der Menge dampfte
der Zug vorüber.

Die dunkle Wolkenmasse zertheilte sich wie durch Zauber¬
hand, die Mittagssonne brach sich Bahn und sandte ihre er¬
wärmenden Strahlen hernieder auf Menschen und Paläste,
die alte und die neue Welt. Aus der Entfernung drangen
noch immer die Hurrahrufe der Menge herüber, wie das
leise Grollen eines davonziehenden Gewitters . . .

Ende.



den Meere wogte. Soeben legte man Timpes entſeelten
Körper im Vorderzimmer auf ein Sopha nieder.

Plötzlich ertönte ein tauſendfachſes Hurrahrufen. Die Menge
wandte die Köpfe und blickte in die Höhe. Ein dumpfes Aechzen
und Stoßen wurde wahrnehmbar, heller Qualm wälzte ſich
über die Straße und unter dem Zittern der Erde brauſte die
Stadtbahn heran, die ihren Siegeszug durch das Steinmeer
von Berlin hielt. Die Lokomotive war bekränzt. Aus den
Kupeefenſtern blickten Beamte des Miniſteriums, Leute von
der Eiſenbahnverwaltung und die geladenen Ehrengäſte. Die
Herren nickten freundlich hinunter und ſchwenkten Taſchen¬
tücher. Unter dem brauſenden Jubelruf der Menge dampfte
der Zug vorüber.

Die dunkle Wolkenmaſſe zertheilte ſich wie durch Zauber¬
hand, die Mittagsſonne brach ſich Bahn und ſandte ihre er¬
wärmenden Strahlen hernieder auf Menſchen und Paläſte,
die alte und die neue Welt. Aus der Entfernung drangen
noch immer die Hurrahrufe der Menge herüber, wie das
leiſe Grollen eines davonziehenden Gewitters . . .

Ende.



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[327/0339] den Meere wogte. Soeben legte man Timpes entſeelten Körper im Vorderzimmer auf ein Sopha nieder. Plötzlich ertönte ein tauſendfachſes Hurrahrufen. Die Menge wandte die Köpfe und blickte in die Höhe. Ein dumpfes Aechzen und Stoßen wurde wahrnehmbar, heller Qualm wälzte ſich über die Straße und unter dem Zittern der Erde brauſte die Stadtbahn heran, die ihren Siegeszug durch das Steinmeer von Berlin hielt. Die Lokomotive war bekränzt. Aus den Kupeefenſtern blickten Beamte des Miniſteriums, Leute von der Eiſenbahnverwaltung und die geladenen Ehrengäſte. Die Herren nickten freundlich hinunter und ſchwenkten Taſchen¬ tücher. Unter dem brauſenden Jubelruf der Menge dampfte der Zug vorüber. Die dunkle Wolkenmaſſe zertheilte ſich wie durch Zauber¬ hand, die Mittagsſonne brach ſich Bahn und ſandte ihre er¬ wärmenden Strahlen hernieder auf Menſchen und Paläſte, die alte und die neue Welt. Aus der Entfernung drangen noch immer die Hurrahrufe der Menge herüber, wie das leiſe Grollen eines davonziehenden Gewitters . . . Ende. Berlin, Druck von W. Büxenſtein.

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Zitationshilfe: Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kretzer_timpe_1888/339>, abgerufen am 21.11.2024.