Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krane, Friedrich von: Die Dressur des Reitpferdes (Campagne- und Gebrauchs-Pferdes). Münster, 1856.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Bearbeitung der Hintergliedmassen.
reiten, damit das Thier die Quere geht, kann nur auf ganz kurze
Strecken zum Schliessen in Anwendung gebracht werden. Sie
dürfen nur Mittel zum Zwecke, nicht aber selbst
Zweck sein.


Viertes Kapitel.

Von der Bearbeitung der Hintergliedmassen.

Wir haben die Construktion und Thätigkeit der Hinterglied-
massen kennen gelernt, wie ihre abschiebenden und tragenden Funk-
tionen, und wissen wie an den letzteren alle Gelenke, indem sie
sich biegen, gleichmässig Theil nehmen müssen; ferner wie die An-
steifung eines Gelenkes eine Unregelmässigkeit im Bruche des
Stosses der Last hervorbringt, welche die Nachbargelenke be-
droht. Dessenungeachtet sind es doch besonders das Hüft- und
Kniegelenk, welche sich durch ihre starke Muskulatur und ihre
feste Construktion am meisten zur Aufnahme der Last eignen, die
aber eben desshalb am schwersten dafür zu gewinnen sind.

Die meisten Pferde, welche uns jetzt zu Händen kommen,
biegen sich leichter in den unteren, wie in den oberen Gelenken,
und es sind namentlich die Pferde von guter Race, welche bei kur-
zem, festen Rücken die oberen Gelenke ungern hergeben und da-
durch, in den unteren sich übermässig biegend, diese ruiniren.

Die Arbeit, diese tragend zu machen, sie zu biegen, nennt
man in der Reitersprache: die Hanke biegen. Es wird jedem,
der die älteren Autoren gelesen hat, aufgefallen sein, welchen hohen
Werth dieselben dieser Arbeit zuerkennen, welche Menge von Lec-
tionen sie vornahmen, die Hankenbiegung zu vervollkommnen und
wiederum, sie zu produciren. Dies mag theils daran liegen, dass
unsere Vorfahren, wie uns die Abbildungen in den Werken de la
Guernieres, des Herzogs von Newcastle, wie die Bilder Wouver-
mann's und Riedinger's etc. zeigen, Pferde mit schwerer Vorhand
und langem Rücken ritten, welche einer höchst biegsamen Hanke
bedurften, wenn sie in Haltung kommen sollten, während unsere

Von der Bearbeitung der Hintergliedmassen.
reiten, damit das Thier die Quere geht, kann nur auf ganz kurze
Strecken zum Schliessen in Anwendung gebracht werden. Sie
dürfen nur Mittel zum Zwecke, nicht aber selbst
Zweck sein.


Viertes Kapitel.

Von der Bearbeitung der Hintergliedmassen.

Wir haben die Construktion und Thätigkeit der Hinterglied-
massen kennen gelernt, wie ihre abschiebenden und tragenden Funk-
tionen, und wissen wie an den letzteren alle Gelenke, indem sie
sich biegen, gleichmässig Theil nehmen müssen; ferner wie die An-
steifung eines Gelenkes eine Unregelmässigkeit im Bruche des
Stosses der Last hervorbringt, welche die Nachbargelenke be-
droht. Dessenungeachtet sind es doch besonders das Hüft- und
Kniegelenk, welche sich durch ihre starke Muskulatur und ihre
feste Construktion am meisten zur Aufnahme der Last eignen, die
aber eben desshalb am schwersten dafür zu gewinnen sind.

Die meisten Pferde, welche uns jetzt zu Händen kommen,
biegen sich leichter in den unteren, wie in den oberen Gelenken,
und es sind namentlich die Pferde von guter Race, welche bei kur-
zem, festen Rücken die oberen Gelenke ungern hergeben und da-
durch, in den unteren sich übermässig biegend, diese ruiniren.

Die Arbeit, diese tragend zu machen, sie zu biegen, nennt
man in der Reitersprache: die Hanke biegen. Es wird jedem,
der die älteren Autoren gelesen hat, aufgefallen sein, welchen hohen
Werth dieselben dieser Arbeit zuerkennen, welche Menge von Lec-
tionen sie vornahmen, die Hankenbiegung zu vervollkommnen und
wiederum, sie zu produciren. Dies mag theils daran liegen, dass
unsere Vorfahren, wie uns die Abbildungen in den Werken de la
Guernières, des Herzogs von Newcastle, wie die Bilder Wouver-
mann’s und Riedinger’s etc. zeigen, Pferde mit schwerer Vorhand
und langem Rücken ritten, welche einer höchst biegsamen Hanke
bedurften, wenn sie in Haltung kommen sollten, während unsere

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0165" n="143"/><fw place="top" type="header">Von der Bearbeitung der Hintergliedmassen.</fw><lb/>
reiten, damit das Thier die Quere geht, kann nur auf ganz kurze<lb/>
Strecken zum Schliessen in Anwendung gebracht werden. <hi rendition="#g">Sie<lb/>
dürfen nur Mittel zum Zwecke, nicht aber selbst<lb/>
Zweck sein.</hi></p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#b">Viertes Kapitel.</hi><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/> Von der Bearbeitung der Hintergliedmassen.</head><lb/>
            <p>Wir haben die Construktion und Thätigkeit der Hinterglied-<lb/>
massen kennen gelernt, wie ihre abschiebenden und tragenden Funk-<lb/>
tionen, und wissen wie an den letzteren alle Gelenke, indem sie<lb/>
sich biegen, gleichmässig Theil nehmen müssen; ferner wie die An-<lb/>
steifung <hi rendition="#g">eines</hi> Gelenkes eine Unregelmässigkeit im Bruche des<lb/>
Stosses der Last hervorbringt, welche die <hi rendition="#g">Nachbargelenke</hi> be-<lb/>
droht. Dessenungeachtet sind es doch besonders das Hüft- und<lb/>
Kniegelenk, welche sich durch ihre starke Muskulatur und ihre<lb/>
feste Construktion am meisten zur Aufnahme der Last eignen, die<lb/>
aber eben desshalb am schwersten dafür zu gewinnen sind.</p><lb/>
            <p>Die meisten Pferde, welche uns jetzt zu Händen kommen,<lb/>
biegen sich leichter in den unteren, wie in den oberen Gelenken,<lb/>
und es sind namentlich die Pferde von guter Race, welche bei kur-<lb/>
zem, festen Rücken die oberen Gelenke ungern hergeben und da-<lb/>
durch, in den unteren sich übermässig biegend, diese ruiniren.</p><lb/>
            <p>Die Arbeit, diese tragend zu machen, sie zu biegen, nennt<lb/>
man in der Reitersprache: <hi rendition="#g">die Hanke biegen</hi>. Es wird jedem,<lb/>
der die älteren Autoren gelesen hat, aufgefallen sein, welchen hohen<lb/>
Werth dieselben dieser Arbeit zuerkennen, welche Menge von Lec-<lb/>
tionen sie vornahmen, die Hankenbiegung zu vervollkommnen und<lb/>
wiederum, sie zu produciren. Dies mag theils daran liegen, dass<lb/>
unsere Vorfahren, wie uns die Abbildungen in den Werken de la<lb/>
Guernières, des Herzogs von Newcastle, wie die Bilder Wouver-<lb/>
mann&#x2019;s und Riedinger&#x2019;s etc. zeigen, Pferde mit schwerer Vorhand<lb/>
und langem Rücken ritten, welche einer höchst biegsamen Hanke<lb/>
bedurften, wenn sie in Haltung kommen sollten, während unsere<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143/0165] Von der Bearbeitung der Hintergliedmassen. reiten, damit das Thier die Quere geht, kann nur auf ganz kurze Strecken zum Schliessen in Anwendung gebracht werden. Sie dürfen nur Mittel zum Zwecke, nicht aber selbst Zweck sein. Viertes Kapitel. Von der Bearbeitung der Hintergliedmassen. Wir haben die Construktion und Thätigkeit der Hinterglied- massen kennen gelernt, wie ihre abschiebenden und tragenden Funk- tionen, und wissen wie an den letzteren alle Gelenke, indem sie sich biegen, gleichmässig Theil nehmen müssen; ferner wie die An- steifung eines Gelenkes eine Unregelmässigkeit im Bruche des Stosses der Last hervorbringt, welche die Nachbargelenke be- droht. Dessenungeachtet sind es doch besonders das Hüft- und Kniegelenk, welche sich durch ihre starke Muskulatur und ihre feste Construktion am meisten zur Aufnahme der Last eignen, die aber eben desshalb am schwersten dafür zu gewinnen sind. Die meisten Pferde, welche uns jetzt zu Händen kommen, biegen sich leichter in den unteren, wie in den oberen Gelenken, und es sind namentlich die Pferde von guter Race, welche bei kur- zem, festen Rücken die oberen Gelenke ungern hergeben und da- durch, in den unteren sich übermässig biegend, diese ruiniren. Die Arbeit, diese tragend zu machen, sie zu biegen, nennt man in der Reitersprache: die Hanke biegen. Es wird jedem, der die älteren Autoren gelesen hat, aufgefallen sein, welchen hohen Werth dieselben dieser Arbeit zuerkennen, welche Menge von Lec- tionen sie vornahmen, die Hankenbiegung zu vervollkommnen und wiederum, sie zu produciren. Dies mag theils daran liegen, dass unsere Vorfahren, wie uns die Abbildungen in den Werken de la Guernières, des Herzogs von Newcastle, wie die Bilder Wouver- mann’s und Riedinger’s etc. zeigen, Pferde mit schwerer Vorhand und langem Rücken ritten, welche einer höchst biegsamen Hanke bedurften, wenn sie in Haltung kommen sollten, während unsere

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krane_reitpferd_1856
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krane_reitpferd_1856/165
Zitationshilfe: Krane, Friedrich von: Die Dressur des Reitpferdes (Campagne- und Gebrauchs-Pferdes). Münster, 1856, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krane_reitpferd_1856/165>, abgerufen am 21.11.2024.