Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite
I.
Das Thierleben.

Das Verständniß der thierischen Lebensvorgänge wird wesentlich erleichtert, wenn
die Entwickelungsvorgänge in den elementaren Formbestandtheilen des Thieres getrennt
von jenen betrachtet werden, welche sich in der Gesammtheit des thierischen Organismus
ergeben 1). Die Betrachtung nach der ersten Richtung gewährt Aufklärung über die
Vertheilung des Stoffes und der mit demselben verbundenen Kraft, nach der anderen
Richtung Aufklärung über die Bildung des Stoffes und die Verwendung der Kraft
durch die thierische Lebensthätigkeit.

1. Die Vertheilung des Stoffes im Thierkörper.

Den elementaren Formbestandtheil des thierischen Organismus bildet, wie bei
dem Pflanzenorganismus, die Zelle. Jede Zelle, Fig. 1, S. 7, besteht aus einer äußeren
Hülle, der Zellwand und aus dem Zellinhalte. In dieser einfachen Form,
als Eizelle, nimmt das Thier seinen Anfang. Die Weiterentwickelung der Eizelle
erfolgt durch Spaltung ihres Inhaltes in zwei halbkugelförmige Theile, die Furchungs-
kugeln
, Fig. 2, S. 7. Dieser Furchungsproceß wiederholt sich mehrfach, so
zwar, daß aus der ursprünglich einen Zelle eine Mehrzahl von Zellen entstehen,
die in ihrer verschiedenen Anreihung und Umwandlung die verschiedenen thierischen
Gewebe nach Gestalt und stofflicher Beschaffenheit zusammensetzen. Die mannig-

1) Für ein eingehendes Studium der Thieranatomie und Thierphysiologie, welche dem
praktischen Viehzüchter die sicherste Grundlage für sein Thun und Lassen geben, empfehlen
wir: E. F. Gurlt's Handbuch der vergleichenden Anatomie der Haus-Säugethiere. Neu
bearbeitet von A. G. T. Leisering und C. Müller. 5. Auflage, Berlin 1873; L. Frank,
Handbuch der Anatomie der Hausthiere. 3. Auflage der Leyh'schen Anatomie, Stuttgart
1871; E. F. Gurlt, Lehrbuch der vergleichenden Physiologie der Haus-Säugethiere, 3. Aufl.
Berlin 1865; weiters G. C. Haubner, Die Gesundheitspflege der landwirthschaftlichen Haus-
Säugethiere, 3. Auflage, Dresden 1872; A. Masch, Landwirthschaftliche Thierheilkunde,
3. Auflage, Wien 1868.
I.
Das Thierleben.

Das Verſtändniß der thieriſchen Lebensvorgänge wird weſentlich erleichtert, wenn
die Entwickelungsvorgänge in den elementaren Formbeſtandtheilen des Thieres getrennt
von jenen betrachtet werden, welche ſich in der Geſammtheit des thieriſchen Organismus
ergeben 1). Die Betrachtung nach der erſten Richtung gewährt Aufklärung über die
Vertheilung des Stoffes und der mit demſelben verbundenen Kraft, nach der anderen
Richtung Aufklärung über die Bildung des Stoffes und die Verwendung der Kraft
durch die thieriſche Lebensthätigkeit.

1. Die Vertheilung des Stoffes im Thierkörper.

Den elementaren Formbeſtandtheil des thieriſchen Organismus bildet, wie bei
dem Pflanzenorganismus, die Zelle. Jede Zelle, Fig. 1, S. 7, beſteht aus einer äußeren
Hülle, der Zellwand und aus dem Zellinhalte. In dieſer einfachen Form,
als Eizelle, nimmt das Thier ſeinen Anfang. Die Weiterentwickelung der Eizelle
erfolgt durch Spaltung ihres Inhaltes in zwei halbkugelförmige Theile, die Furchungs-
kugeln
, Fig. 2, S. 7. Dieſer Furchungsproceß wiederholt ſich mehrfach, ſo
zwar, daß aus der urſprünglich einen Zelle eine Mehrzahl von Zellen entſtehen,
die in ihrer verſchiedenen Anreihung und Umwandlung die verſchiedenen thieriſchen
Gewebe nach Geſtalt und ſtofflicher Beſchaffenheit zuſammenſetzen. Die mannig-

1) Für ein eingehendes Studium der Thieranatomie und Thierphyſiologie, welche dem
praktiſchen Viehzüchter die ſicherſte Grundlage für ſein Thun und Laſſen geben, empfehlen
wir: E. F. Gurlt’s Handbuch der vergleichenden Anatomie der Haus-Säugethiere. Neu
bearbeitet von A. G. T. Leiſering und C. Müller. 5. Auflage, Berlin 1873; L. Frank,
Handbuch der Anatomie der Hausthiere. 3. Auflage der Leyh’ſchen Anatomie, Stuttgart
1871; E. F. Gurlt, Lehrbuch der vergleichenden Phyſiologie der Haus-Säugethiere, 3. Aufl.
Berlin 1865; weiters G. C. Haubner, Die Geſundheitspflege der landwirthſchaftlichen Haus-
Säugethiere, 3. Auflage, Dresden 1872; A. Maſch, Landwirthſchaftliche Thierheilkunde,
3. Auflage, Wien 1868.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0022" n="[6]"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq">I.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Das Thierleben.</hi> </head><lb/>
            <p>Das Ver&#x017F;tändniß der thieri&#x017F;chen Lebensvorgänge wird we&#x017F;entlich erleichtert, wenn<lb/>
die Entwickelungsvorgänge in den elementaren Formbe&#x017F;tandtheilen des Thieres getrennt<lb/>
von jenen betrachtet werden, welche &#x017F;ich in der Ge&#x017F;ammtheit des thieri&#x017F;chen Organismus<lb/>
ergeben <note place="foot" n="1)">Für ein eingehendes Studium der Thieranatomie und Thierphy&#x017F;iologie, welche dem<lb/>
prakti&#x017F;chen Viehzüchter die &#x017F;icher&#x017F;te Grundlage für &#x017F;ein Thun und La&#x017F;&#x017F;en geben, empfehlen<lb/>
wir: E. F. Gurlt&#x2019;s Handbuch der vergleichenden Anatomie der Haus-Säugethiere. Neu<lb/>
bearbeitet von A. G. T. Lei&#x017F;ering und C. Müller. 5. Auflage, Berlin 1873; L. Frank,<lb/>
Handbuch der Anatomie der Hausthiere. 3. Auflage der Leyh&#x2019;&#x017F;chen Anatomie, Stuttgart<lb/>
1871; E. F. Gurlt, Lehrbuch der vergleichenden Phy&#x017F;iologie der Haus-Säugethiere, 3. Aufl.<lb/>
Berlin 1865; weiters G. C. Haubner, Die Ge&#x017F;undheitspflege der landwirth&#x017F;chaftlichen Haus-<lb/>
Säugethiere, 3. Auflage, Dresden 1872; A. Ma&#x017F;ch, Landwirth&#x017F;chaftliche Thierheilkunde,<lb/>
3. Auflage, Wien 1868.</note>. Die Betrachtung nach der er&#x017F;ten Richtung gewährt Aufklärung über die<lb/>
Vertheilung des Stoffes und der mit dem&#x017F;elben verbundenen Kraft, nach der anderen<lb/>
Richtung Aufklärung über die Bildung des Stoffes und die Verwendung der Kraft<lb/>
durch die thieri&#x017F;che Lebensthätigkeit.</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">1. Die Vertheilung des Stoffes im Thierkörper.</hi> </head><lb/>
              <p>Den elementaren Formbe&#x017F;tandtheil des thieri&#x017F;chen Organismus bildet, wie bei<lb/>
dem Pflanzenorganismus, die <hi rendition="#g">Zelle</hi>. Jede Zelle, Fig. 1, S. 7, be&#x017F;teht aus einer äußeren<lb/>
Hülle, der <hi rendition="#g">Zellwand</hi> und aus dem <hi rendition="#g">Zellinhalte</hi>. In die&#x017F;er einfachen Form,<lb/>
als <hi rendition="#g">Eizelle</hi>, nimmt das Thier &#x017F;einen Anfang. Die Weiterentwickelung der Eizelle<lb/>
erfolgt durch Spaltung ihres Inhaltes in zwei halbkugelförmige Theile, die <hi rendition="#g">Furchungs-<lb/>
kugeln</hi>, Fig. 2, S. 7. Die&#x017F;er <hi rendition="#g">Furchungsproceß</hi> wiederholt &#x017F;ich mehrfach, &#x017F;o<lb/>
zwar, daß aus der ur&#x017F;prünglich einen Zelle eine Mehrzahl von Zellen ent&#x017F;tehen,<lb/>
die in ihrer ver&#x017F;chiedenen Anreihung und Umwandlung die ver&#x017F;chiedenen thieri&#x017F;chen<lb/><hi rendition="#g">Gewebe</hi> nach Ge&#x017F;talt und &#x017F;tofflicher Be&#x017F;chaffenheit zu&#x017F;ammen&#x017F;etzen. Die mannig-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[6]/0022] I. Das Thierleben. Das Verſtändniß der thieriſchen Lebensvorgänge wird weſentlich erleichtert, wenn die Entwickelungsvorgänge in den elementaren Formbeſtandtheilen des Thieres getrennt von jenen betrachtet werden, welche ſich in der Geſammtheit des thieriſchen Organismus ergeben 1). Die Betrachtung nach der erſten Richtung gewährt Aufklärung über die Vertheilung des Stoffes und der mit demſelben verbundenen Kraft, nach der anderen Richtung Aufklärung über die Bildung des Stoffes und die Verwendung der Kraft durch die thieriſche Lebensthätigkeit. 1. Die Vertheilung des Stoffes im Thierkörper. Den elementaren Formbeſtandtheil des thieriſchen Organismus bildet, wie bei dem Pflanzenorganismus, die Zelle. Jede Zelle, Fig. 1, S. 7, beſteht aus einer äußeren Hülle, der Zellwand und aus dem Zellinhalte. In dieſer einfachen Form, als Eizelle, nimmt das Thier ſeinen Anfang. Die Weiterentwickelung der Eizelle erfolgt durch Spaltung ihres Inhaltes in zwei halbkugelförmige Theile, die Furchungs- kugeln, Fig. 2, S. 7. Dieſer Furchungsproceß wiederholt ſich mehrfach, ſo zwar, daß aus der urſprünglich einen Zelle eine Mehrzahl von Zellen entſtehen, die in ihrer verſchiedenen Anreihung und Umwandlung die verſchiedenen thieriſchen Gewebe nach Geſtalt und ſtofflicher Beſchaffenheit zuſammenſetzen. Die mannig- 1) Für ein eingehendes Studium der Thieranatomie und Thierphyſiologie, welche dem praktiſchen Viehzüchter die ſicherſte Grundlage für ſein Thun und Laſſen geben, empfehlen wir: E. F. Gurlt’s Handbuch der vergleichenden Anatomie der Haus-Säugethiere. Neu bearbeitet von A. G. T. Leiſering und C. Müller. 5. Auflage, Berlin 1873; L. Frank, Handbuch der Anatomie der Hausthiere. 3. Auflage der Leyh’ſchen Anatomie, Stuttgart 1871; E. F. Gurlt, Lehrbuch der vergleichenden Phyſiologie der Haus-Säugethiere, 3. Aufl. Berlin 1865; weiters G. C. Haubner, Die Geſundheitspflege der landwirthſchaftlichen Haus- Säugethiere, 3. Auflage, Dresden 1872; A. Maſch, Landwirthſchaftliche Thierheilkunde, 3. Auflage, Wien 1868.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/22
Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/22>, abgerufen am 21.12.2024.