Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.Die Schafzucht. Haut vorgenommen werden kann; als Gegentheil schwertheilige Stapelung oder ver-worrene, schwerflüssige Wolle. In letzterem Falle treten die Binder reichlicher und selbst in den Spitzen als Ueberläufer auf. Erscheinen zahlreiche, abgestorbene Binder, sog. falsche Binder, oder treten die Binder als "Ueberwuchs" über dem Stapel hervor, so leidet darunter wesentlich die Klarheit der Stapelung. Bodensätzig oder bodig wird die Stapelung, wenn die Binder in solchem Uebermaße vorkommen, daß die Stapeln sich am Grunde nicht mehr trennen lassen. Der höchste Grad von Bodensätzigeit führt schließlich zum Filze. Die Stapelung wird gleichtheilig oder gleichförmig genannt, wenn die 2. Die äußere Beschaffenheit des Vließes. In dieser Beziehung unter- 3. Die innere Beschaffenheit des Vließes. Das Vließ soll an 3. Die Beurtheilung der Wolle. Bei der Beurtheilung oder Classification der Wolle muß sowohl auf die Krafft, Lehrb. d. Landw. III. 13
Die Schafzucht. Haut vorgenommen werden kann; als Gegentheil ſchwertheilige Stapelung oder ver-worrene, ſchwerflüſſige Wolle. In letzterem Falle treten die Binder reichlicher und ſelbſt in den Spitzen als Ueberläufer auf. Erſcheinen zahlreiche, abgeſtorbene Binder, ſog. falſche Binder, oder treten die Binder als „Ueberwuchs“ über dem Stapel hervor, ſo leidet darunter weſentlich die Klarheit der Stapelung. Bodenſätzig oder bodig wird die Stapelung, wenn die Binder in ſolchem Uebermaße vorkommen, daß die Stapeln ſich am Grunde nicht mehr trennen laſſen. Der höchſte Grad von Bodenſätzigeit führt ſchließlich zum Filze. Die Stapelung wird gleichtheilig oder gleichförmig genannt, wenn die 2. Die äußere Beſchaffenheit des Vließes. In dieſer Beziehung unter- 3. Die innere Beſchaffenheit des Vließes. Das Vließ ſoll an 3. Die Beurtheilung der Wolle. Bei der Beurtheilung oder Claſſification der Wolle muß ſowohl auf die Krafft, Lehrb. d. Landw. III. 13
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Die Schafzucht.
Haut vorgenommen werden kann; als Gegentheil ſchwertheilige Stapelung oder ver-
worrene, ſchwerflüſſige Wolle. In letzterem Falle treten die Binder reichlicher und
ſelbſt in den Spitzen als Ueberläufer auf. Erſcheinen zahlreiche, abgeſtorbene Binder,
ſog. falſche Binder, oder treten die Binder als „Ueberwuchs“ über dem Stapel
hervor, ſo leidet darunter weſentlich die Klarheit der Stapelung. Bodenſätzig
oder bodig wird die Stapelung, wenn die Binder in ſolchem Uebermaße vorkommen,
daß die Stapeln ſich am Grunde nicht mehr trennen laſſen. Der höchſte Grad von
Bodenſätzigeit führt ſchließlich zum Filze.
Die Stapelung wird gleichtheilig oder gleichförmig genannt, wenn die
ſämmtlichen Stapel gleiche Form aufweiſen; iſt dies nicht der Fall, ſo bezeichnet man
dieſelbe als ungleichtheilig. Beſitzen alle Stapel gleiche Höhe, ſo wird die Sta-
pelung gleichſtändig genannt. Ungleichſtändig ſind alle buſchigen, ſtrauchigen
und ſchilfigen Stapel.
2. Die äußere Beſchaffenheit des Vließes. In dieſer Beziehung unter-
ſcheidet man je nach der Gipfelform des Stapels, welche den größeren oder geringeren
Schluß des Vließes bedingt, das geſchloſſene, anſcheinend geſchloſſene,
offene, flattrige oder ſchüttere Vließ. Das Vließ ſoll möglichſt viele
Körpertheile des Schafes bedecken. Sind die Stirne, die Backen, der Bauch, die
Vorder- und Hinterbeine bis auf die Klauen reich mit Wolle beſetzt, ſo ſpricht man
von guter Bewachſenheit, ſind dieſe Körpertheile nackt, von ſchlechter Be-
wachſenheit.
3. Die innere Beſchaffenheit des Vließes. Das Vließ ſoll an
ſämmtlichen Stellen des Körpers von gleicher innerer Beſchaffenheit, ausgeglichen
ſein. Je weniger weit die Veredlung vorgeſchritten, um ſo größere Unterſchiede werden
ſich in der Wollebeſchaffenheit an verſchiedenen Stellen des Vließes ergeben, um ſo
ſtärker abfallend wird ſich das Vließ herausſtellen. Bei allen Schafen findet ſich
die feinſte, treueſte und beſte Wolle am Blatte, an den übrigen Körperſtellen und
zwar zunächſt an den Seiten, den Halsſeiten, dem Rücken, der Keule und dem Ober-
ſchenkel, dann dem Vorarme, Nacken und Unterſchenkel, dem Kopfe und Bauche und
ſchließlich am Unterfuße und Wolfsbiſſe fällt die Wolle in ihrer Feinheit und ihren
ſonſtigen Eigenſchaften in der angedeuteten Reihenfolge um ſo mehr ab, je weniger
Ausgeglichenheit das Vließ beſitzt. Zur Beurtheilung des Vließes in Betreff ſeiner
Ausgeglichenheit unterſucht man daſſelbe am Blatte, den Seiten, dem Rücken, der
Schwanzwurzel und am Bauche.
3. Die Beurtheilung der Wolle.
Bei der Beurtheilung oder Claſſification der Wolle muß ſowohl auf die
im Vorſtehenden angegebenen Eigenſchaften des Wollhaares als auch auf die Eigen-
ſchaften des Vließes Rückſicht genommen werden. Die Bonitur hat ſich überdies
nicht nur auf die ungewaſchene Wolle, ſondern auch auf deren Verhalten nach der
Krafft, Lehrb. d. Landw. III. 13
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