Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.Die Schafzucht. b. Landschafe mit eigentlicher Wolle. Zu den Landschafen mit eigentlicher Wolle zählen solche mit schlichter und mit Das hervorragendste Schaf mit gekräuselter Wolle ist das edle, kurzwollige, Der erste Transport von Merinoschafen gelangte 1723 nach Schweden; demselben Das Merino ist von mittlerer Größe, gedrungenem Körperbaue. Die Böcke Die Wolle besitzt, je nach der Zuchtrichtung, verschiedenen Charakter. In dieser Bei dem Electoralschafe oder der sächsischen Zuchtrichtung wurde vorzugs- Bei dem Negretti- oder Infantadoschafe, Fig. 118, S. 176, oder Die Schafzucht. b. Landſchafe mit eigentlicher Wolle. Zu den Landſchafen mit eigentlicher Wolle zählen ſolche mit ſchlichter und mit Das hervorragendſte Schaf mit gekräuſelter Wolle iſt das edle, kurzwollige, Der erſte Transport von Merinoſchafen gelangte 1723 nach Schweden; demſelben Das Merino iſt von mittlerer Größe, gedrungenem Körperbaue. Die Böcke Die Wolle beſitzt, je nach der Zuchtrichtung, verſchiedenen Charakter. In dieſer Bei dem Electoralſchafe oder der ſächſiſchen Zuchtrichtung wurde vorzugs- Bei dem Negretti- oder Infantadoſchafe, Fig. 118, S. 176, oder <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <pb facs="#f0191" n="175"/> <fw place="top" type="header">Die Schafzucht.</fw><lb/> <div n="7"> <head> <hi rendition="#aq">b.</hi> <hi rendition="#g">Landſchafe mit eigentlicher Wolle.</hi> </head><lb/> <p>Zu den Landſchafen mit eigentlicher Wolle zählen ſolche mit ſchlichter und mit<lb/> gekräuſelter Wolle. 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Die Schafzucht.
b. Landſchafe mit eigentlicher Wolle.
Zu den Landſchafen mit eigentlicher Wolle zählen ſolche mit ſchlichter und mit
gekräuſelter Wolle. Zu erſteren gehört das deutſche ſchlichtwollige Schaf,
deſſen Schläge unter den Namen Rhönſchaf, rheiniſches, heſſiſches Schaf im weſt-
lichen Mitteldeutſchland verbreitet ſind. Die ungehörnten Thiere ſind von mittlerer
Größe (69 Cm. Schulterhöhe) und erreichen 40—50 Kilogr. Lebendgewicht. Ihre
Wolle iſt markfrei, ſchlicht oder gewellt, niemals gekräuſelt, ungefähr 16 Cm. lang
und kann ſowohl als grobe Tuch- oder Kammgarnwolle verwendet werden. Das
Schurgewicht beträgt im gewaſchenen Zuſtande 1—2.75 Kilogr.
Das hervorragendſte Schaf mit gekräuſelter Wolle iſt das edle, kurzwollige,
ſpaniſche Landſchaf, das Merino, welches ſich ſeither von Spanien aus über die
ganze Welt verbreitete.
Der erſte Transport von Merinoſchafen gelangte 1723 nach Schweden; demſelben
folgten Transporte edler Zuchtſchafe nach Sachſen im Jahre 1765, nach Oeſterreich im
Jahre 1769 (Merkopail) und 1775 (Holics) und nach Frankreich 1752 und 1776 (Rambouillet).
Das Merino iſt von mittlerer Größe, gedrungenem Körperbaue. Die Böcke
haben meiſt große, ſpiralig gewundene, an den Kopf anliegende Hörner, während
die Mutterſchafe gehörnt und ungehörnt vorkommen.
Die Wolle beſitzt, je nach der Zuchtrichtung, verſchiedenen Charakter. In dieſer
Hinſicht werden von der Merino-Schafrace folgende Schläge unterſchieden: 1. Elec-
toral-, 2. Negretti-, 3. Rambouillet- und 4. Kammwoll-Merino.
Bei dem Electoralſchafe oder der ſächſiſchen Zuchtrichtung wurde vorzugs-
weiſe auf große Feinheit des Wollhaares hingearbeitet. Die Electoralſchafe zählen zu
den kleinſten Merino. Die Mutterſchafe wiegen 25—30 Kilogr. Sie zeichnen ſich
durch zierlichen, feinknochigen Körperbau aus. Der Hals derſelben iſt lang, die
Bruſt ſchmal, die Seiten flach. Das Schurgewicht erreicht bei der verhältnißmäßig
geringen, aber hochfeinen Bewollung 0.7—1.2 Kilogr. Der nicht allzu reichliche
Fettſchweiß iſt von leichtflüſſiger Beſchaffenheit.
Bei dem Negretti- oder Infantadoſchafe, Fig. 118, S. 176, oder
der öſterreichiſchen Zuchtrichtung war das Beſtreben auf die Heranbildung möglichſt
vieler, wenn auch nicht ſo hochfeiner Wolle und kräftiger Körper gerichtet. Das
Negrettimutterſchaf erreicht 30—40 Kilogr. Körpergewicht. Der Kopf iſt bei dieſem
Schafe breit und kurz, bei den Böcken mit mächtigem Gehörne ausgeſtattet. Der
gedrungene Hals, ſowie das Hintertheil beſitzen zahlreiche Hautfalten. Kopf und
Beine zeigen ſtets gute Bewachſenheit. Das Schurgewicht beträgt bei den Mutter-
ſchafen 1—2.5 Kilogr. per Stück. Die feine Wolle beſitzt reichlichen, zuweilen ſchwer-
flüſſigen Fettſchweiß. Beide Zuchtrichtungen, die Electoral- und Negrettirichtung findet
man gegenwärtig nur ſelten in der urſprünglichen Ausſchließlichkeit, da die einſeitige
Verfolgung derſelben entweder zur Ueberbildung der Wolle und Entſtehen ſchwächlicher
Thiere oder zur Vergröberung der Wolle und zur Schwerlöslichkeit des Fettſchweißes
führte. Die meiſten gegenwärtigen Merino-Heerden beſtehen aus verſchiedenartigen
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