Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.Besondere Thierzuchtlehre. betrieben werden kann. Die erste europäische Fabrik dieser Art ist die Milchextract-fabrik "Anglo-Swiss-condensed-Milk-Company" in Cham (Canton Zug). Bei der Bereitung wird der Hauptsache nach die frischgemolkene Milch unter Zusatz von Zucker (51/2 Kilogr. Zucker auf 100 Kilogr. Milch) bis zur Honigdicke in einem Vacuum- apparat eingedampft, in Blechbüchsen gefüllt und verlöthet. 3. Die Butterbereitung. Bei der Butterbereitung sind zu beachten: 1. die Einrichtung des Molkerei- 1. Das Molkereigebäude. Von der Milchkammer oder dem Milchkeller verlangt man vor Allem, daß sich [Abbildung]
Fig. 83. in der wärmsten Sommerzeit erhaltenMilchkühlapparat von W. Lehfeldt & läßt. Am zweckmäßigsten werden dieselben halb unter, halb über der Erde ange- legt. Die Fenster sind gegenüber und so hoch zu stellen, daß der Luftzug die Oberfläche der in den Milchgeschirren befindlichen Milch nicht treffen kann. Außerdem ist durch die Anlage passen- der Ventilationsvorrichtungen, von Luft- zügen für die Reinhaltung und Erneue- rung der Luft Sorge zu tragen. Zur Erleichterung der Reinhaltung ist der Boden aus Cement oder Asphalt herzu- stellen und mit den erforderlichen Wasser- abläufen zu versehen. Die Milchkammer soll so viel Bodenfläche bieten, daß die Milchgefäße, für die innerhalb 36 Stun- den gewonnene Milch am Boden gestellt, genügend Platz finden. Die Aufstellung der Milchgefäße auf Stellagen im Som- mer ist aus dem Grunde unthunlich, weil die Säuerung der Milch leichter eintritt und die Abkühlung langsamer vor sich geht. Die Vorkammer zum Milchkeller wird zweckmäßig zur Aufstellung des Butterfasses und der Buttertröge und zum Auskneten der Butter verwendet. Neben dem Milchkeller wird der Butterkeller zur Einfüllung und Aufbewahrung der Butter in Fässer und die heizbare Milchstube, in welchen auch die Milch jedoch nur im Winter auf Gerüsten aufgestellt wird, angelegt. Eiskeller oder oberirdische Eismieten, in der Nähe des Molkereigebäudes angelegt, sind gleich- falls unentbehrlich. Beſondere Thierzuchtlehre. betrieben werden kann. Die erſte europäiſche Fabrik dieſer Art iſt die Milchextract-fabrik „Anglo-Swiss-condensed-Milk-Company“ in Cham (Canton Zug). Bei der Bereitung wird der Hauptſache nach die friſchgemolkene Milch unter Zuſatz von Zucker (5½ Kilogr. Zucker auf 100 Kilogr. Milch) bis zur Honigdicke in einem Vacuum- apparat eingedampft, in Blechbüchſen gefüllt und verlöthet. 3. Die Butterbereitung. Bei der Butterbereitung ſind zu beachten: 1. die Einrichtung des Molkerei- 1. Das Molkereigebäude. Von der Milchkammer oder dem Milchkeller verlangt man vor Allem, daß ſich [Abbildung]
Fig. 83. in der wärmſten Sommerzeit erhaltenMilchkühlapparat von W. Lehfeldt & läßt. Am zweckmäßigſten werden dieſelben halb unter, halb über der Erde ange- legt. Die Fenſter ſind gegenüber und ſo hoch zu ſtellen, daß der Luftzug die Oberfläche der in den Milchgeſchirren befindlichen Milch nicht treffen kann. Außerdem iſt durch die Anlage paſſen- der Ventilationsvorrichtungen, von Luft- zügen für die Reinhaltung und Erneue- rung der Luft Sorge zu tragen. Zur Erleichterung der Reinhaltung iſt der Boden aus Cement oder Asphalt herzu- ſtellen und mit den erforderlichen Waſſer- abläufen zu verſehen. Die Milchkammer ſoll ſo viel Bodenfläche bieten, daß die Milchgefäße, für die innerhalb 36 Stun- den gewonnene Milch am Boden geſtellt, genügend Platz finden. Die Aufſtellung der Milchgefäße auf Stellagen im Som- mer iſt aus dem Grunde unthunlich, weil die Säuerung der Milch leichter eintritt und die Abkühlung langſamer vor ſich geht. Die Vorkammer zum Milchkeller wird zweckmäßig zur Aufſtellung des Butterfaſſes und der Buttertröge und zum Auskneten der Butter verwendet. Neben dem Milchkeller wird der Butterkeller zur Einfüllung und Aufbewahrung der Butter in Fäſſer und die heizbare Milchſtube, in welchen auch die Milch jedoch nur im Winter auf Gerüſten aufgeſtellt wird, angelegt. Eiskeller oder oberirdiſche Eismieten, in der Nähe des Molkereigebäudes angelegt, ſind gleich- falls unentbehrlich. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <p><pb facs="#f0160" n="144"/><fw place="top" type="header">Beſondere Thierzuchtlehre.</fw><lb/> betrieben werden kann. Die erſte europäiſche Fabrik dieſer Art iſt die Milchextract-<lb/> fabrik <hi rendition="#aq">„Anglo-Swiss-condensed-Milk-Company“</hi> in Cham (Canton Zug). Bei der<lb/> Bereitung wird der Hauptſache nach die friſchgemolkene Milch unter Zuſatz von Zucker<lb/> (5½ Kilogr. Zucker auf 100 Kilogr. Milch) bis zur Honigdicke in einem Vacuum-<lb/> apparat eingedampft, in Blechbüchſen gefüllt und verlöthet.</p> </div><lb/> <div n="6"> <head>3. <hi rendition="#g">Die Butterbereitung.</hi></head><lb/> <p>Bei der Butterbereitung ſind zu beachten: 1. die Einrichtung des Molkerei-<lb/> gebäudes, 2. die Beſchaffenheit der Milchgeſchirre, 3. das Aufrahmen, 4. das Buttern.</p><lb/> <div n="7"> <head>1. <hi rendition="#g">Das Molkereigebäude.</hi></head><lb/> <p>Von der Milchkammer oder dem Milchkeller verlangt man vor Allem, daß ſich<lb/> in demſelben zu jeder Zeit die geeignete Temperatur von 12.5°<hi rendition="#aq">C.</hi>, höchſtens 15°<hi rendition="#aq">C.</hi><lb/><figure><head>Fig. 83. </head><p>Milchkühlapparat von W. Lehfeldt &<lb/> Lentſch — Schöningen. — Nr. 0 Leiſtung 150 Liter per<lb/> Stunde, Preis 130 Mark (65 fl.). Nr. 1 Leiſtung 250<lb/> Liter per Stunde, Preis 156 Mark (78 fl.).</p></figure><lb/> in der wärmſten Sommerzeit erhalten<lb/> läßt. Am zweckmäßigſten werden dieſelben<lb/> halb unter, halb <choice><sic>ober</sic><corr>über</corr></choice> der Erde ange-<lb/> legt. Die Fenſter ſind gegenüber und<lb/> ſo hoch zu ſtellen, daß der Luftzug die<lb/> Oberfläche der in den Milchgeſchirren<lb/> befindlichen Milch nicht treffen kann.<lb/> Außerdem iſt durch die Anlage paſſen-<lb/> der Ventilationsvorrichtungen, von Luft-<lb/> zügen für die Reinhaltung und Erneue-<lb/> rung der Luft Sorge zu tragen. Zur<lb/> Erleichterung der Reinhaltung iſt der<lb/> Boden aus Cement oder Asphalt herzu-<lb/> ſtellen und mit den erforderlichen Waſſer-<lb/> abläufen zu verſehen. Die Milchkammer<lb/> ſoll ſo viel Bodenfläche bieten, daß die<lb/> Milchgefäße, für die innerhalb 36 Stun-<lb/> den gewonnene Milch am Boden geſtellt,<lb/> genügend Platz finden. Die Aufſtellung<lb/> der Milchgefäße auf Stellagen im Som-<lb/> mer iſt aus dem Grunde unthunlich, weil<lb/> die Säuerung der Milch leichter eintritt<lb/> und die Abkühlung langſamer vor ſich geht. Die Vorkammer zum Milchkeller wird<lb/> zweckmäßig zur Aufſtellung des Butterfaſſes und der Buttertröge und zum Auskneten<lb/> der Butter verwendet. Neben dem Milchkeller wird der Butterkeller zur Einfüllung<lb/> und Aufbewahrung der Butter in Fäſſer und die heizbare Milchſtube, in welchen auch<lb/> die Milch jedoch nur im Winter auf Gerüſten aufgeſtellt wird, angelegt. Eiskeller<lb/> oder oberirdiſche Eismieten, in der Nähe des Molkereigebäudes angelegt, ſind gleich-<lb/> falls unentbehrlich.</p> </div><lb/> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [144/0160]
Beſondere Thierzuchtlehre.
betrieben werden kann. Die erſte europäiſche Fabrik dieſer Art iſt die Milchextract-
fabrik „Anglo-Swiss-condensed-Milk-Company“ in Cham (Canton Zug). Bei der
Bereitung wird der Hauptſache nach die friſchgemolkene Milch unter Zuſatz von Zucker
(5½ Kilogr. Zucker auf 100 Kilogr. Milch) bis zur Honigdicke in einem Vacuum-
apparat eingedampft, in Blechbüchſen gefüllt und verlöthet.
3. Die Butterbereitung.
Bei der Butterbereitung ſind zu beachten: 1. die Einrichtung des Molkerei-
gebäudes, 2. die Beſchaffenheit der Milchgeſchirre, 3. das Aufrahmen, 4. das Buttern.
1. Das Molkereigebäude.
Von der Milchkammer oder dem Milchkeller verlangt man vor Allem, daß ſich
in demſelben zu jeder Zeit die geeignete Temperatur von 12.5°C., höchſtens 15°C.
[Abbildung Fig. 83. Milchkühlapparat von W. Lehfeldt &
Lentſch — Schöningen. — Nr. 0 Leiſtung 150 Liter per
Stunde, Preis 130 Mark (65 fl.). Nr. 1 Leiſtung 250
Liter per Stunde, Preis 156 Mark (78 fl.).]
in der wärmſten Sommerzeit erhalten
läßt. Am zweckmäßigſten werden dieſelben
halb unter, halb über der Erde ange-
legt. Die Fenſter ſind gegenüber und
ſo hoch zu ſtellen, daß der Luftzug die
Oberfläche der in den Milchgeſchirren
befindlichen Milch nicht treffen kann.
Außerdem iſt durch die Anlage paſſen-
der Ventilationsvorrichtungen, von Luft-
zügen für die Reinhaltung und Erneue-
rung der Luft Sorge zu tragen. Zur
Erleichterung der Reinhaltung iſt der
Boden aus Cement oder Asphalt herzu-
ſtellen und mit den erforderlichen Waſſer-
abläufen zu verſehen. Die Milchkammer
ſoll ſo viel Bodenfläche bieten, daß die
Milchgefäße, für die innerhalb 36 Stun-
den gewonnene Milch am Boden geſtellt,
genügend Platz finden. Die Aufſtellung
der Milchgefäße auf Stellagen im Som-
mer iſt aus dem Grunde unthunlich, weil
die Säuerung der Milch leichter eintritt
und die Abkühlung langſamer vor ſich geht. Die Vorkammer zum Milchkeller wird
zweckmäßig zur Aufſtellung des Butterfaſſes und der Buttertröge und zum Auskneten
der Butter verwendet. Neben dem Milchkeller wird der Butterkeller zur Einfüllung
und Aufbewahrung der Butter in Fäſſer und die heizbare Milchſtube, in welchen auch
die Milch jedoch nur im Winter auf Gerüſten aufgeſtellt wird, angelegt. Eiskeller
oder oberirdiſche Eismieten, in der Nähe des Molkereigebäudes angelegt, ſind gleich-
falls unentbehrlich.
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