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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Besondere Pflanzenbaulehre.
[Abbildung] Fig. 130.

Rothklee (Trifolium pratense L.) Jupiter -- abc lufttrockener Samen;
d keimender Samen; a Lage des Würzelchens.

bei der Keimung viel Wasser auf; nach den Untersuchungen
von R. Hoffmann (Landw. Vers.-Stat. VII. 47), 117.5 %
vom Gewichte des Samens. Dabei vergrößern sich die Zellen
der Quellschichte, welche sich zum Unterschiede von dem Leine,
unmittelbar an die äußersten Zellen der Cotyledonen an-
schließen, um ein Vielfaches. Frische Ackerkrume ist daher zum
Ankeimen des Rothkleesamens unerläßlich. Im Anfange bildet
der Keim eine einfache Wurzel, Fig. 131, und eine einfache
Endknospe. Erst im September des ersten Jahres kommen
zahlreiche Seitenschosse zur Entwickelung. Im zweiten Jahre
hat die Rothkleepflanze das Bestreben, eine besonders lange
Pfahlwurzel zu treiben. Die kräftige Ernährung hängt jedoch
nicht von der Länge dieser, sondern von der Zahl der feineren
Nebenwurzeln ab, welche sich vorzugsweise in den nährstoff-
reichsten Bodenschichten (Nobbe, Landw. Vers.-Stat. X. 94)
entwickeln. Im Felde wird daher das Wachsthum der Klee-
pflanze durch nährstoffreiche tiefere Bodenschichten begünstigt.
Für das erste Vegetationsjahr genügt wohl ein 30 Ctm. tiefer
Boden, für das zweite Vegetationsjahr bedarf jedoch der Roth-
klee einer Bodenmächtigkeit von mindestens 80 Ctm.

Für die richtige Wahl des Erntezeitpunktes hat sowohl
die Ausbildung der einzelnen Pflanzenglieder (Blätter, Stengel,
Blüthen) als auch die Zusammensetzung in den verschiedenen
Entwickelungsstadien große Bedeutung. Nach der ersten Richtung
fand Dr. Dietrich folgende Zusammensetzung.

[Abbildung] Fig. 131.

Rothklee im voll-
endeten Keimungsstadium
nach Nobbe. -- a Coty-
ledonen; b Primordial-
blättchen; c erstes Drei-
blatt; d Stämmchen.

[Tabelle]

In letzterer Beziehung enthält die Rothkleepflanze in 100 Theilen nach Dr. Dietrich
(Chemischer Ackersmann. 1865. S. 118):


Beſondere Pflanzenbaulehre.
[Abbildung] Fig. 130.

Rothklee (Trifolium pratense L.) ♃ — abc lufttrockener Samen;
d keimender Samen; α Lage des Würzelchens.

bei der Keimung viel Waſſer auf; nach den Unterſuchungen
von R. Hoffmann (Landw. Verſ.-Stat. VII. 47), 117.5 %
vom Gewichte des Samens. Dabei vergrößern ſich die Zellen
der Quellſchichte, welche ſich zum Unterſchiede von dem Leine,
unmittelbar an die äußerſten Zellen der Cotyledonen an-
ſchließen, um ein Vielfaches. Friſche Ackerkrume iſt daher zum
Ankeimen des Rothkleeſamens unerläßlich. Im Anfange bildet
der Keim eine einfache Wurzel, Fig. 131, und eine einfache
Endknospe. Erſt im September des erſten Jahres kommen
zahlreiche Seitenſchoſſe zur Entwickelung. Im zweiten Jahre
hat die Rothkleepflanze das Beſtreben, eine beſonders lange
Pfahlwurzel zu treiben. Die kräftige Ernährung hängt jedoch
nicht von der Länge dieſer, ſondern von der Zahl der feineren
Nebenwurzeln ab, welche ſich vorzugsweiſe in den nährſtoff-
reichſten Bodenſchichten (Nobbe, Landw. Verſ.-Stat. X. 94)
entwickeln. Im Felde wird daher das Wachsthum der Klee-
pflanze durch nährſtoffreiche tiefere Bodenſchichten begünſtigt.
Für das erſte Vegetationsjahr genügt wohl ein 30 Ctm. tiefer
Boden, für das zweite Vegetationsjahr bedarf jedoch der Roth-
klee einer Bodenmächtigkeit von mindeſtens 80 Ctm.

Für die richtige Wahl des Erntezeitpunktes hat ſowohl
die Ausbildung der einzelnen Pflanzenglieder (Blätter, Stengel,
Blüthen) als auch die Zuſammenſetzung in den verſchiedenen
Entwickelungsſtadien große Bedeutung. Nach der erſten Richtung
fand Dr. Dietrich folgende Zuſammenſetzung.

[Abbildung] Fig. 131.

Rothklee im voll-
endeten Keimungsſtadium
nach Nobbe. — a Coty-
ledonen; b Primordial-
blättchen; c erſtes Drei-
blatt; d Stämmchen.

[Tabelle]

In letzterer Beziehung enthält die Rothkleepflanze in 100 Theilen nach Dr. Dietrich
(Chemiſcher Ackersmann. 1865. S. 118):


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[186/0200] Beſondere Pflanzenbaulehre. [Abbildung Fig. 130. Rothklee (Trifolium pratense L.) ♃ — abc lufttrockener Samen; d keimender Samen; α Lage des Würzelchens.] bei der Keimung viel Waſſer auf; nach den Unterſuchungen von R. Hoffmann (Landw. Verſ.-Stat. VII. 47), 117.5 % vom Gewichte des Samens. Dabei vergrößern ſich die Zellen der Quellſchichte, welche ſich zum Unterſchiede von dem Leine, unmittelbar an die äußerſten Zellen der Cotyledonen an- ſchließen, um ein Vielfaches. Friſche Ackerkrume iſt daher zum Ankeimen des Rothkleeſamens unerläßlich. Im Anfange bildet der Keim eine einfache Wurzel, Fig. 131, und eine einfache Endknospe. Erſt im September des erſten Jahres kommen zahlreiche Seitenſchoſſe zur Entwickelung. Im zweiten Jahre hat die Rothkleepflanze das Beſtreben, eine beſonders lange Pfahlwurzel zu treiben. Die kräftige Ernährung hängt jedoch nicht von der Länge dieſer, ſondern von der Zahl der feineren Nebenwurzeln ab, welche ſich vorzugsweiſe in den nährſtoff- reichſten Bodenſchichten (Nobbe, Landw. Verſ.-Stat. X. 94) entwickeln. Im Felde wird daher das Wachsthum der Klee- pflanze durch nährſtoffreiche tiefere Bodenſchichten begünſtigt. Für das erſte Vegetationsjahr genügt wohl ein 30 Ctm. tiefer Boden, für das zweite Vegetationsjahr bedarf jedoch der Roth- klee einer Bodenmächtigkeit von mindeſtens 80 Ctm. Für die richtige Wahl des Erntezeitpunktes hat ſowohl die Ausbildung der einzelnen Pflanzenglieder (Blätter, Stengel, Blüthen) als auch die Zuſammenſetzung in den verſchiedenen Entwickelungsſtadien große Bedeutung. Nach der erſten Richtung fand Dr. Dietrich folgende Zuſammenſetzung. [Abbildung Fig. 131. Rothklee im voll- endeten Keimungsſtadium nach Nobbe. — a Coty- ledonen; b Primordial- blättchen; c erſtes Drei- blatt; d Stämmchen. ] In letzterer Beziehung enthält die Rothkleepflanze in 100 Theilen nach Dr. Dietrich (Chemiſcher Ackersmann. 1865. S. 118):

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/200>, abgerufen am 26.04.2024.