Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.Die Hülsenfrüchte. gleichzeitige Entfaltung der Blüthen und somit auch die gleichmäßige Reife derSamen. Der Ertrag stellt sich auf Bodenarten, welche 20 Hektoliter Roggen geben, auf 2. Die Linse. Die Linse, Acker- oder Saatlinse (Lens esculenta Der Anbau der Linse, welche eine Vegetationszeit von [Abbildung]
Fig. 50. ren Samen- und Strohertrages in geringerer Ausdehnung, am häufigsten noch beiLinse (Lens den Kleinwirthen cultivirt. Die Saatlinse liebt vor Allem unkrautreinen, sandigen oder lehmigen, lockeren, Wegen ihres niederen (16--30 Ctm.) Wuchses ist ein Jäten unbedingt noth- Die Hülſenfrüchte. gleichzeitige Entfaltung der Blüthen und ſomit auch die gleichmäßige Reife derSamen. Der Ertrag ſtellt ſich auf Bodenarten, welche 20 Hektoliter Roggen geben, auf 2. Die Linſe. Die Linſe, Acker- oder Saatlinſe (Lens esculenta Der Anbau der Linſe, welche eine Vegetationszeit von [Abbildung]
Fig. 50. ren Samen- und Strohertrages in geringerer Ausdehnung, am häufigſten noch beiLinſe (Lens den Kleinwirthen cultivirt. Die Saatlinſe liebt vor Allem unkrautreinen, ſandigen oder lehmigen, lockeren, Wegen ihres niederen (16—30 Ctm.) Wuchſes iſt ein Jäten unbedingt noth- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0085" n="71"/><fw place="top" type="header">Die Hülſenfrüchte.</fw><lb/> gleichzeitige Entfaltung der Blüthen und ſomit auch die gleichmäßige Reife der<lb/> Samen.</p><lb/> <p>Der Ertrag ſtellt ſich auf Bodenarten, welche 20 Hektoliter Roggen geben, auf<lb/> 16—18 Hektoliter von einem Hektar. Im Uebrigen iſt der Ertrag ſehr unſicher und<lb/> ſchwankt von einer totalen Mißernte bis 32 Hektoliter im Gewichte von 77—81<lb/> Kilogramm. An Stroh, welches, jedoch nur wenn gut eingebracht, ein werthvolles<lb/> Futterſtroh gewährt, erhält man von einem Hektar 1.5—35 Tonnen <hi rendition="#aq">à</hi> 1000 Kilogramm.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">2. Die Linſe.</hi> </head><lb/> <p>Die Linſe, Acker- oder Saatlinſe <hi rendition="#aq">(Lens esculenta<lb/> Moench. [Ervum lens L.])</hi> ☉ u. ⚇, Fig. 50, beſitzt eine glatte,<lb/> meiſt zweiſamige Hülſe. Ihre Stammform findet ſich im<lb/> wilden Zuſtande in Südeuropa; dieſelbe gleicht im Baue<lb/> und in der Form und Farbe der Samen der Wicke. Gebaut<lb/> werden 1. <hi rendition="#g">Sommerlinſen</hi>, welche wieder nach der Größe<lb/> und Farbe der Samen unterſchieden werden, als kleine graue<lb/> Feldlinſe, große gelbgraue Linſe (Varietäten: Heller- oder<lb/> Pfenniglinſe mit großen, mehlreichen Körnern, Provencerlinſe),<lb/> ſchwarze Linſe ꝛc.; 2. <hi rendition="#g">Winterlinſen</hi> (rothſamige, franzöſiſche<lb/> Winterlinſe ꝛc.). Die Winterlinſen werden nur in milden Lagen<lb/> oder in Miſchung mit Winterroggen Mitte September angebaut.<lb/> In zuſagenden Gegenden ſind dieſelben im Samen und Stroh<lb/> ergiebiger als die Sommerlinſen.</p><lb/> <p>Der Anbau der Linſe, welche eine Vegetationszeit von<lb/> 100—130 Tagen beſitzt, erſtreckt ſich bis zum 60° nördl.<lb/> Breite. Im Vergleiche zu den Erbſen werden die Linſen<lb/> wegen ihres geringeren und unſichereren, wenn auch werthvolle-<lb/><figure><head>Fig. 50. </head><p>Linſe <hi rendition="#aq">(Lens<lb/> esculenta Moench.)</hi><lb/> ☉ und ⚇.</p></figure><lb/> ren Samen- und Strohertrages in geringerer Ausdehnung, am häufigſten noch bei<lb/> den Kleinwirthen cultivirt.</p><lb/> <p>Die Saatlinſe liebt vor Allem unkrautreinen, ſandigen oder lehmigen, lockeren,<lb/> thätigen Boden und erträgt trockene Wärme viel leichter als die Erbſe. Ihre beſte<lb/> Vorfrucht iſt die Kartoffel. Das Feld iſt womöglich ſchon im Herbſte zu pflügen;<lb/> friſche Stallmiſtdüngung iſt zu vermeiden. Da ſie empfindlicher gegen ſtärkere Fröſte,<lb/> ſo wird ſie etwas ſpäter als die Erbſe angebaut und mit der Egge untergebracht.<lb/> Am beſten bewährt ſich bei der Linſe die Ausſaat in etwa 30 Ctm. entfernten<lb/> Reihen, welche ſpäterhin behackt werden. Das erforderliche Saatquantum beträgt<lb/> bei Breitſaat je nach der Größe der Samen 1—2.2 Hektoliter, bei Drillſaat 0.6<lb/> bis 1.6 Hektoliter auf ein Hektar. Sehr zu empfehlen iſt, wegen des ſicherern Ge-<lb/> deihens, die Ausſaat der Linſen im Gemenge mit Gerſte im Verhältniſſe von 1:3.<lb/> Das Gemenge läßt ſich nach der Ernte leicht durch Werfen oder Sieben trennen.</p><lb/> <p>Wegen ihres niederen (16—30 Ctm.) Wuchſes iſt ein Jäten unbedingt noth-<lb/> wendig, wenn die Linſen nicht von dem Unkraute überwuchert werden ſollen. Als<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [71/0085]
Die Hülſenfrüchte.
gleichzeitige Entfaltung der Blüthen und ſomit auch die gleichmäßige Reife der
Samen.
Der Ertrag ſtellt ſich auf Bodenarten, welche 20 Hektoliter Roggen geben, auf
16—18 Hektoliter von einem Hektar. Im Uebrigen iſt der Ertrag ſehr unſicher und
ſchwankt von einer totalen Mißernte bis 32 Hektoliter im Gewichte von 77—81
Kilogramm. An Stroh, welches, jedoch nur wenn gut eingebracht, ein werthvolles
Futterſtroh gewährt, erhält man von einem Hektar 1.5—35 Tonnen à 1000 Kilogramm.
2. Die Linſe.
Die Linſe, Acker- oder Saatlinſe (Lens esculenta
Moench. [Ervum lens L.]) ☉ u. ⚇, Fig. 50, beſitzt eine glatte,
meiſt zweiſamige Hülſe. Ihre Stammform findet ſich im
wilden Zuſtande in Südeuropa; dieſelbe gleicht im Baue
und in der Form und Farbe der Samen der Wicke. Gebaut
werden 1. Sommerlinſen, welche wieder nach der Größe
und Farbe der Samen unterſchieden werden, als kleine graue
Feldlinſe, große gelbgraue Linſe (Varietäten: Heller- oder
Pfenniglinſe mit großen, mehlreichen Körnern, Provencerlinſe),
ſchwarze Linſe ꝛc.; 2. Winterlinſen (rothſamige, franzöſiſche
Winterlinſe ꝛc.). Die Winterlinſen werden nur in milden Lagen
oder in Miſchung mit Winterroggen Mitte September angebaut.
In zuſagenden Gegenden ſind dieſelben im Samen und Stroh
ergiebiger als die Sommerlinſen.
Der Anbau der Linſe, welche eine Vegetationszeit von
100—130 Tagen beſitzt, erſtreckt ſich bis zum 60° nördl.
Breite. Im Vergleiche zu den Erbſen werden die Linſen
wegen ihres geringeren und unſichereren, wenn auch werthvolle-
[Abbildung Fig. 50. Linſe (Lens
esculenta Moench.)
☉ und ⚇.]
ren Samen- und Strohertrages in geringerer Ausdehnung, am häufigſten noch bei
den Kleinwirthen cultivirt.
Die Saatlinſe liebt vor Allem unkrautreinen, ſandigen oder lehmigen, lockeren,
thätigen Boden und erträgt trockene Wärme viel leichter als die Erbſe. Ihre beſte
Vorfrucht iſt die Kartoffel. Das Feld iſt womöglich ſchon im Herbſte zu pflügen;
friſche Stallmiſtdüngung iſt zu vermeiden. Da ſie empfindlicher gegen ſtärkere Fröſte,
ſo wird ſie etwas ſpäter als die Erbſe angebaut und mit der Egge untergebracht.
Am beſten bewährt ſich bei der Linſe die Ausſaat in etwa 30 Ctm. entfernten
Reihen, welche ſpäterhin behackt werden. Das erforderliche Saatquantum beträgt
bei Breitſaat je nach der Größe der Samen 1—2.2 Hektoliter, bei Drillſaat 0.6
bis 1.6 Hektoliter auf ein Hektar. Sehr zu empfehlen iſt, wegen des ſicherern Ge-
deihens, die Ausſaat der Linſen im Gemenge mit Gerſte im Verhältniſſe von 1:3.
Das Gemenge läßt ſich nach der Ernte leicht durch Werfen oder Sieben trennen.
Wegen ihres niederen (16—30 Ctm.) Wuchſes iſt ein Jäten unbedingt noth-
wendig, wenn die Linſen nicht von dem Unkraute überwuchert werden ſollen. Als
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