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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Die Mehlfrüchte.
sich das Gewichtsverhältniß der Spelzen bei den vorzüglicheren Qualitäten auf 12 %
herabmindern kann.

Je trockener der Boden, desto früher ist der Hafer anzubauen. Bei frühzeitiger
Saat tritt häufig ein Erfrieren der jüngeren Pflanzen und dann ein zu dünner Stand
ein, welcher das Unkraut leichter aufkommen läßt. Je früher, um so dichter muß
daher gesäet werden. Die gewöhnliche Saatzeit für den Hafer fällt auf Anfang
März, April.

Das Saatquantum wird bei breitwürfiger Saat mit 2.5--3.5 auch 4.3 Hektoliter
per Hektar bemessen, bei der Drillsaat mit 2.3--3 Hektoliter. Der Hafer verträgt
eine tiefere Bedeckung. Untergepflügte Saaten gehen jedoch wegen der geringeren Tem-
peratur des Bodens etwas später auf. Die untergeeggte Saat findet bei trockener
Witterung wegen zu seichter Bedeckung nicht die genügende Feuchte zum Keimen. Am
sichersten kommen gedrillte Hafersaaten.

4. Die Pflege.

Die Pflege des Hafers beschränkt sich auf das Abwalzen der untergebrachten
Saat, um das Ankeimen zu sichern, und auf das Uebereggen bei eingetretener Ver-
krustung des Bodens.

Der Hafer unterliegt, bedingt durch seine Stellung in der Fruchtfolge sehr, der Ver-
unkrautung, weshalb zuweilen nichts übrig bleibt, als ihn mitsammt dem Unkraute
zu Futter abzumähen. Besonders nachtheilig durch die Verunreinigung der Frucht
werden die verschiedenen wilden Hafersorten, vorzugsweise der Flughafer (Avena fa-
tua L.)
Sun. Derselbe ist nicht wie der Rispenhafer am Grunde der Aehrchen schwach
weißlich behaart, sondern mit rostrothen Haarbüscheln und schwarzen, starren, stark-
gedrehten Grannen versehen. Die Unkrauthafer liefern stets kleinere, schlechte, schwer
auszuputzende Körner und weniger Stroh als der Culturhafer.

Der Hafer wird am empfindlichsten von dem Staub- oder Flugbrand (Ustilago
Carbo Tul.)
und von dem Roste heimgesucht. Am Hafer beobachtet man häufiger
den sonst selteneren Kronenrost (Puccinia coronata Corda).

Außerdem wird der Hafer durch folgende Feinde aus der Insectenwelt beschädigt.

Drahtwurm (Agriotes segetis Gyll.).
Fig. 39. Larve schädlich.

Rostrother Erdflohkäfer (Haltica ferruginea
Schrk.).
Larve schädlich.

Getreidemotte (Tinea cerealella Ol.).
Raupe sehr schädlich.

Cikade (Cicada cicadellina). Wanze schädlich.

Rosenzirpe (Cicada picta F.). Wanze
schädlich.

Getreideblattlaus (Aphis cerealis F.). Blatt-
laus u. Nymphe schädlich.

Fritfliege (Chlorops frit L.). Made sehr
schädlich.


[Abbildung] Fig. 39.

Saatschnellkäfer (Agriotes segetis Gyll.).
-- 1 Vergr. Larve, daneben Unterseite des Leib-
endes; 2 Käfer; 3 Unterseite des vergr. Kopfes:
a Unterkiefer, b Unterlippe, d Lippentaster,
ek innere und g äußere Kiefertaster, f Fühler


Die Mehlfrüchte.
ſich das Gewichtsverhältniß der Spelzen bei den vorzüglicheren Qualitäten auf 12 %
herabmindern kann.

Je trockener der Boden, deſto früher iſt der Hafer anzubauen. Bei frühzeitiger
Saat tritt häufig ein Erfrieren der jüngeren Pflanzen und dann ein zu dünner Stand
ein, welcher das Unkraut leichter aufkommen läßt. Je früher, um ſo dichter muß
daher geſäet werden. Die gewöhnliche Saatzeit für den Hafer fällt auf Anfang
März, April.

Das Saatquantum wird bei breitwürfiger Saat mit 2.5—3.5 auch 4.3 Hektoliter
per Hektar bemeſſen, bei der Drillſaat mit 2.3—3 Hektoliter. Der Hafer verträgt
eine tiefere Bedeckung. Untergepflügte Saaten gehen jedoch wegen der geringeren Tem-
peratur des Bodens etwas ſpäter auf. Die untergeeggte Saat findet bei trockener
Witterung wegen zu ſeichter Bedeckung nicht die genügende Feuchte zum Keimen. Am
ſicherſten kommen gedrillte Haferſaaten.

4. Die Pflege.

Die Pflege des Hafers beſchränkt ſich auf das Abwalzen der untergebrachten
Saat, um das Ankeimen zu ſichern, und auf das Uebereggen bei eingetretener Ver-
kruſtung des Bodens.

Der Hafer unterliegt, bedingt durch ſeine Stellung in der Fruchtfolge ſehr, der Ver-
unkrautung, weshalb zuweilen nichts übrig bleibt, als ihn mitſammt dem Unkraute
zu Futter abzumähen. Beſonders nachtheilig durch die Verunreinigung der Frucht
werden die verſchiedenen wilden Haferſorten, vorzugsweiſe der Flughafer (Avena fa-
tua L.)
☉. Derſelbe iſt nicht wie der Rispenhafer am Grunde der Aehrchen ſchwach
weißlich behaart, ſondern mit roſtrothen Haarbüſcheln und ſchwarzen, ſtarren, ſtark-
gedrehten Grannen verſehen. Die Unkrauthafer liefern ſtets kleinere, ſchlechte, ſchwer
auszuputzende Körner und weniger Stroh als der Culturhafer.

Der Hafer wird am empfindlichſten von dem Staub- oder Flugbrand (Ustilago
Carbo Tul.)
und von dem Roſte heimgeſucht. Am Hafer beobachtet man häufiger
den ſonſt ſelteneren Kronenroſt (Puccinia coronata Corda).

Außerdem wird der Hafer durch folgende Feinde aus der Inſectenwelt beſchädigt.

Drahtwurm (Agriotes segetis Gyll.).
Fig. 39. Larve ſchädlich.

Roſtrother Erdflohkäfer (Haltica ferruginea
Schrk.).
Larve ſchädlich.

Getreidemotte (Tinea cerealella Ol.).
Raupe ſehr ſchädlich.

Cikade (Cicada cicadellina). Wanze ſchädlich.

Roſenzirpe (Cicada picta F.). Wanze
ſchädlich.

Getreideblattlaus (Aphis cerealis F.). Blatt-
laus u. Nymphe ſchädlich.

Fritfliege (Chlorops frit L.). Made ſehr
ſchädlich.


[Abbildung] Fig. 39.

Saatſchnellkäfer (Agriotes segetis Gyll.).
— 1 Vergr. Larve, daneben Unterſeite des Leib-
endes; 2 Käfer; 3 Unterſeite des vergr. Kopfes:
a Unterkiefer, b Unterlippe, d Lippentaſter,
ek innere und g äußere Kiefertaſter, f Fühler


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[47/0061] Die Mehlfrüchte. ſich das Gewichtsverhältniß der Spelzen bei den vorzüglicheren Qualitäten auf 12 % herabmindern kann. Je trockener der Boden, deſto früher iſt der Hafer anzubauen. Bei frühzeitiger Saat tritt häufig ein Erfrieren der jüngeren Pflanzen und dann ein zu dünner Stand ein, welcher das Unkraut leichter aufkommen läßt. Je früher, um ſo dichter muß daher geſäet werden. Die gewöhnliche Saatzeit für den Hafer fällt auf Anfang März, April. Das Saatquantum wird bei breitwürfiger Saat mit 2.5—3.5 auch 4.3 Hektoliter per Hektar bemeſſen, bei der Drillſaat mit 2.3—3 Hektoliter. Der Hafer verträgt eine tiefere Bedeckung. Untergepflügte Saaten gehen jedoch wegen der geringeren Tem- peratur des Bodens etwas ſpäter auf. Die untergeeggte Saat findet bei trockener Witterung wegen zu ſeichter Bedeckung nicht die genügende Feuchte zum Keimen. Am ſicherſten kommen gedrillte Haferſaaten. 4. Die Pflege. Die Pflege des Hafers beſchränkt ſich auf das Abwalzen der untergebrachten Saat, um das Ankeimen zu ſichern, und auf das Uebereggen bei eingetretener Ver- kruſtung des Bodens. Der Hafer unterliegt, bedingt durch ſeine Stellung in der Fruchtfolge ſehr, der Ver- unkrautung, weshalb zuweilen nichts übrig bleibt, als ihn mitſammt dem Unkraute zu Futter abzumähen. Beſonders nachtheilig durch die Verunreinigung der Frucht werden die verſchiedenen wilden Haferſorten, vorzugsweiſe der Flughafer (Avena fa- tua L.) ☉. Derſelbe iſt nicht wie der Rispenhafer am Grunde der Aehrchen ſchwach weißlich behaart, ſondern mit roſtrothen Haarbüſcheln und ſchwarzen, ſtarren, ſtark- gedrehten Grannen verſehen. Die Unkrauthafer liefern ſtets kleinere, ſchlechte, ſchwer auszuputzende Körner und weniger Stroh als der Culturhafer. Der Hafer wird am empfindlichſten von dem Staub- oder Flugbrand (Ustilago Carbo Tul.) und von dem Roſte heimgeſucht. Am Hafer beobachtet man häufiger den ſonſt ſelteneren Kronenroſt (Puccinia coronata Corda). Außerdem wird der Hafer durch folgende Feinde aus der Inſectenwelt beſchädigt. Drahtwurm (Agriotes segetis Gyll.). Fig. 39. Larve ſchädlich. Roſtrother Erdflohkäfer (Haltica ferruginea Schrk.). Larve ſchädlich. Getreidemotte (Tinea cerealella Ol.). Raupe ſehr ſchädlich. Cikade (Cicada cicadellina). Wanze ſchädlich. Roſenzirpe (Cicada picta F.). Wanze ſchädlich. Getreideblattlaus (Aphis cerealis F.). Blatt- laus u. Nymphe ſchädlich. Fritfliege (Chlorops frit L.). Made ſehr ſchädlich. [Abbildung Fig. 39. Saatſchnellkäfer (Agriotes segetis Gyll.). — 1 Vergr. Larve, daneben Unterſeite des Leib- endes; 2 Käfer; 3 Unterſeite des vergr. Kopfes: a Unterkiefer, b Unterlippe, d Lippentaſter, ek innere und g äußere Kiefertaſter, f Fühler ]

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/61>, abgerufen am 20.11.2024.