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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Die Mehlfrüchte.
ganz gut. Nach sich selbst gedeiht er eher als der Weizen, indem die Verunkrautung
bei dem schnelleren Wachsthume des Roggens weniger zu befürchten ist. Auf leichtem
Sandboden reifen die Lupinen oft zu spät, um noch Roggen säen zu können. Für
diesen Fall verdient ein Versuch von J. Kühn 1) Beachtung, welcher 1.5 Hektoliter
blaue Lupine auf 28.7 Ctm. der Länge nach und 1.2 Hektoliter per Hektar böhmischen
Waldroggen in die Quere drillte. Nach der Aberntung der Lupine blieb der Roggen
für das nächste Jahr am Felde stehen.

Die Vorbereitung des Bodens vor der Roggensaat richtet sich nach der voraus-
gegangenen Vorfrucht. Für dieselbe lassen sich nur schwer allgemeine Anhaltspunkte
geben, indem der Roggen unter zu verschiedenartigen klimatischen und Boden-Verhältnissen
cultivirt wird. Gewöhnlich stimmt die Vorbereitung mit jener bei dem Weizen An-
gegebenen überein. Bei lockerem Boden wird man nur so weit bearbeiten, als es die
Vertilgung des Unkrautes erfordert. Gebundene Böden werden dagegen öfters zu
bearbeiten sein, da der Roggen ein gelockertes, reines Land verlangt. Die letzte
Furche vor der Saat gibt man 1--2 Wochen vorher, damit sich der Boden wieder
etwas setzen kann.

Der Roggen verträgt frischen Dünger eher als der Weizen; doch stellt man
denselben gewöhnlich in die zweite oder selbst in die dritte Tracht der Düngung, da
er auch dann noch gut lohnt. Bei phosphorsäurearmem Boden ist, wie für den
Weizen, die Düngung mit Phosphatguano, Knochenmehl etc., entweder vor der Saat
oder als Kopfdünger gegeben, zur Steigerung des Körnerertrages zu versuchen.

3. Die Saat.

Zur Saat verwende man die schwersten und schönsten Körner. Bei kleineren
Saatquantitäten empfiehlt es sich, jene Körner zu verwenden, welche beim Einfahren
auf die Dreschtenne fallen und zusammengekehrt werden oder beim leichten Durch-
klopfen der Garben mit dem Dreschflegel aus denselben ausspringen. Die Keim-
fähigkeit des Roggens 2) erlischt schon nach dem zweiten Jahre, weshalb stets nur
Same von der vorangegangenen Ernte genommen werden soll. Aelterer Roggen geht
außerdem später auf. Sehr zu empfehlen ist der Wechsel mit dem Saatgute, indem
Roggen aus südlicheren Gegenden bezogen eine raschere Entwickelungsfähigkeit zeigt
und einen größeren Ertrag gewährt. In rauhen Gegenden wird sich jedoch der
Samenbezug aus nördlichen Gegenden mehr empfehlen, indem sich bei Roggen aus
südlichen Gegenden die Gefahr des Auswinterns erhöht.

Mit der Roggensaat wird gewöhnlich der Herbstanbau begonnen, nur in rauhen
Gebirgsgegenden wird der Weizen vor dem Roggen bestellt. Je frühzeitiger der
Roggen in den Boden kommt, um so größer wird unter sonst gleichen Verhältnissen
der Körnertrag ausfallen. Die Frühsaat ist für Roggen um so angezeigter, als
derselbe im Frühjahre bald zu schossen beginnt, daher sich schon im Herbste kräftig

1) Zeitschrift des landw. Centralvereines für die Prov. Sachsen. 1869, 4.
2) Siehe die Keimungsversuche mit verschieden altem Samen. Bd. I. S. 205.

Die Mehlfrüchte.
ganz gut. Nach ſich ſelbſt gedeiht er eher als der Weizen, indem die Verunkrautung
bei dem ſchnelleren Wachsthume des Roggens weniger zu befürchten iſt. Auf leichtem
Sandboden reifen die Lupinen oft zu ſpät, um noch Roggen ſäen zu können. Für
dieſen Fall verdient ein Verſuch von J. Kühn 1) Beachtung, welcher 1.5 Hektoliter
blaue Lupine auf 28.7 Ctm. der Länge nach und 1.2 Hektoliter per Hektar böhmiſchen
Waldroggen in die Quere drillte. Nach der Aberntung der Lupine blieb der Roggen
für das nächſte Jahr am Felde ſtehen.

Die Vorbereitung des Bodens vor der Roggenſaat richtet ſich nach der voraus-
gegangenen Vorfrucht. Für dieſelbe laſſen ſich nur ſchwer allgemeine Anhaltspunkte
geben, indem der Roggen unter zu verſchiedenartigen klimatiſchen und Boden-Verhältniſſen
cultivirt wird. Gewöhnlich ſtimmt die Vorbereitung mit jener bei dem Weizen An-
gegebenen überein. Bei lockerem Boden wird man nur ſo weit bearbeiten, als es die
Vertilgung des Unkrautes erfordert. Gebundene Böden werden dagegen öfters zu
bearbeiten ſein, da der Roggen ein gelockertes, reines Land verlangt. Die letzte
Furche vor der Saat gibt man 1—2 Wochen vorher, damit ſich der Boden wieder
etwas ſetzen kann.

Der Roggen verträgt friſchen Dünger eher als der Weizen; doch ſtellt man
denſelben gewöhnlich in die zweite oder ſelbſt in die dritte Tracht der Düngung, da
er auch dann noch gut lohnt. Bei phosphorſäurearmem Boden iſt, wie für den
Weizen, die Düngung mit Phosphatguano, Knochenmehl ꝛc., entweder vor der Saat
oder als Kopfdünger gegeben, zur Steigerung des Körnerertrages zu verſuchen.

3. Die Saat.

Zur Saat verwende man die ſchwerſten und ſchönſten Körner. Bei kleineren
Saatquantitäten empfiehlt es ſich, jene Körner zu verwenden, welche beim Einfahren
auf die Dreſchtenne fallen und zuſammengekehrt werden oder beim leichten Durch-
klopfen der Garben mit dem Dreſchflegel aus denſelben ausſpringen. Die Keim-
fähigkeit des Roggens 2) erliſcht ſchon nach dem zweiten Jahre, weshalb ſtets nur
Same von der vorangegangenen Ernte genommen werden ſoll. Aelterer Roggen geht
außerdem ſpäter auf. Sehr zu empfehlen iſt der Wechſel mit dem Saatgute, indem
Roggen aus ſüdlicheren Gegenden bezogen eine raſchere Entwickelungsfähigkeit zeigt
und einen größeren Ertrag gewährt. In rauhen Gegenden wird ſich jedoch der
Samenbezug aus nördlichen Gegenden mehr empfehlen, indem ſich bei Roggen aus
ſüdlichen Gegenden die Gefahr des Auswinterns erhöht.

Mit der Roggenſaat wird gewöhnlich der Herbſtanbau begonnen, nur in rauhen
Gebirgsgegenden wird der Weizen vor dem Roggen beſtellt. Je frühzeitiger der
Roggen in den Boden kommt, um ſo größer wird unter ſonſt gleichen Verhältniſſen
der Körnertrag ausfallen. Die Frühſaat iſt für Roggen um ſo angezeigter, als
derſelbe im Frühjahre bald zu ſchoſſen beginnt, daher ſich ſchon im Herbſte kräftig

1) Zeitſchrift des landw. Centralvereines für die Prov. Sachſen. 1869, 4.
2) Siehe die Keimungsverſuche mit verſchieden altem Samen. Bd. I. S. 205.
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[29/0043] Die Mehlfrüchte. ganz gut. Nach ſich ſelbſt gedeiht er eher als der Weizen, indem die Verunkrautung bei dem ſchnelleren Wachsthume des Roggens weniger zu befürchten iſt. Auf leichtem Sandboden reifen die Lupinen oft zu ſpät, um noch Roggen ſäen zu können. Für dieſen Fall verdient ein Verſuch von J. Kühn 1) Beachtung, welcher 1.5 Hektoliter blaue Lupine auf 28.7 Ctm. der Länge nach und 1.2 Hektoliter per Hektar böhmiſchen Waldroggen in die Quere drillte. Nach der Aberntung der Lupine blieb der Roggen für das nächſte Jahr am Felde ſtehen. Die Vorbereitung des Bodens vor der Roggenſaat richtet ſich nach der voraus- gegangenen Vorfrucht. Für dieſelbe laſſen ſich nur ſchwer allgemeine Anhaltspunkte geben, indem der Roggen unter zu verſchiedenartigen klimatiſchen und Boden-Verhältniſſen cultivirt wird. Gewöhnlich ſtimmt die Vorbereitung mit jener bei dem Weizen An- gegebenen überein. Bei lockerem Boden wird man nur ſo weit bearbeiten, als es die Vertilgung des Unkrautes erfordert. Gebundene Böden werden dagegen öfters zu bearbeiten ſein, da der Roggen ein gelockertes, reines Land verlangt. Die letzte Furche vor der Saat gibt man 1—2 Wochen vorher, damit ſich der Boden wieder etwas ſetzen kann. Der Roggen verträgt friſchen Dünger eher als der Weizen; doch ſtellt man denſelben gewöhnlich in die zweite oder ſelbſt in die dritte Tracht der Düngung, da er auch dann noch gut lohnt. Bei phosphorſäurearmem Boden iſt, wie für den Weizen, die Düngung mit Phosphatguano, Knochenmehl ꝛc., entweder vor der Saat oder als Kopfdünger gegeben, zur Steigerung des Körnerertrages zu verſuchen. 3. Die Saat. Zur Saat verwende man die ſchwerſten und ſchönſten Körner. Bei kleineren Saatquantitäten empfiehlt es ſich, jene Körner zu verwenden, welche beim Einfahren auf die Dreſchtenne fallen und zuſammengekehrt werden oder beim leichten Durch- klopfen der Garben mit dem Dreſchflegel aus denſelben ausſpringen. Die Keim- fähigkeit des Roggens 2) erliſcht ſchon nach dem zweiten Jahre, weshalb ſtets nur Same von der vorangegangenen Ernte genommen werden ſoll. Aelterer Roggen geht außerdem ſpäter auf. Sehr zu empfehlen iſt der Wechſel mit dem Saatgute, indem Roggen aus ſüdlicheren Gegenden bezogen eine raſchere Entwickelungsfähigkeit zeigt und einen größeren Ertrag gewährt. In rauhen Gegenden wird ſich jedoch der Samenbezug aus nördlichen Gegenden mehr empfehlen, indem ſich bei Roggen aus ſüdlichen Gegenden die Gefahr des Auswinterns erhöht. Mit der Roggenſaat wird gewöhnlich der Herbſtanbau begonnen, nur in rauhen Gebirgsgegenden wird der Weizen vor dem Roggen beſtellt. Je frühzeitiger der Roggen in den Boden kommt, um ſo größer wird unter ſonſt gleichen Verhältniſſen der Körnertrag ausfallen. Die Frühſaat iſt für Roggen um ſo angezeigter, als derſelbe im Frühjahre bald zu ſchoſſen beginnt, daher ſich ſchon im Herbſte kräftig 1) Zeitſchrift des landw. Centralvereines für die Prov. Sachſen. 1869, 4. 2) Siehe die Keimungsverſuche mit verſchieden altem Samen. Bd. I. S. 205.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/43>, abgerufen am 20.11.2024.