Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.Die Weiden. schürige 1.5--2 Tonnen per Hektar. In feuchtwarmen Gegenden erreicht der Wiesenertragseine größte Höhe, verringert sich in feuchtkühlen Gegenden und sinkt auf seine niedrigste Stufe in trockenen, heißen Gegenden. Von dem gesammten Heuertrag entfallen je nach dem Vorherrschen von Ober- oder Untergras und je nach der Frühjahrs- oder Sommerwitterung entweder ein gleicher oder verschiedener Antheil auf Heu und Grummet. Am gewöhnlichsten wird das Heu in den eigenen Stallungen verwerthet. Für Nächst dem Heuertrage kann noch ein Nebenertrag durch Beweiden der Wiesen XI. Die Weiden. Unter Weiden versteht man natürliches Grasland, welches ausschließlich durch Die natürliche Beschaffenheit der Weide wird höchstens durch Entwässerung mit Die Weiden. ſchürige 1.5—2 Tonnen per Hektar. In feuchtwarmen Gegenden erreicht der Wieſenertragſeine größte Höhe, verringert ſich in feuchtkühlen Gegenden und ſinkt auf ſeine niedrigſte Stufe in trockenen, heißen Gegenden. Von dem geſammten Heuertrag entfallen je nach dem Vorherrſchen von Ober- oder Untergras und je nach der Frühjahrs- oder Sommerwitterung entweder ein gleicher oder verſchiedener Antheil auf Heu und Grummet. Am gewöhnlichſten wird das Heu in den eigenen Stallungen verwerthet. Für Nächſt dem Heuertrage kann noch ein Nebenertrag durch Beweiden der Wieſen XI. Die Weiden. Unter Weiden verſteht man natürliches Grasland, welches ausſchließlich durch Die natürliche Beſchaffenheit der Weide wird höchſtens durch Entwäſſerung mit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0265" n="251"/><fw place="top" type="header">Die Weiden.</fw><lb/> ſchürige 1.5—2 Tonnen per Hektar. In feuchtwarmen Gegenden erreicht der Wieſenertrag<lb/> ſeine größte Höhe, verringert ſich in feuchtkühlen Gegenden und ſinkt auf ſeine<lb/> niedrigſte Stufe in trockenen, heißen Gegenden. Von dem geſammten Heuertrag entfallen<lb/> je nach dem Vorherrſchen von Ober- oder Untergras und je nach der Frühjahrs- oder<lb/> Sommerwitterung entweder ein gleicher oder verſchiedener Antheil auf Heu und Grummet.</p><lb/> <p>Am gewöhnlichſten wird das Heu in den eigenen Stallungen verwerthet. Für<lb/> den Verkauf, beſonders in weitere Entfernungen empfiehlt es ſich, das Volumen<lb/> des Heues durch Preſſen zu vermindern. Mit der in Fig. 163 dargeſtellten Heu-<lb/> preſſe kann man je nach der Trockenheit des Heues 65—75 Kilogramm in Ballen<lb/> zuſammenpreſſen, welche ein Volumen von 66×70×113 Ctm. erhalten.</p><lb/> <p>Nächſt dem Heuertrage kann noch ein Nebenertrag durch Beweiden der Wieſen<lb/> erzielt werden. Das Beweiden ſoll jedoch nach Möglichkeit nur im Herbſte mit<lb/> Schafen oder Rindvieh vorgenommen werden. Im Frühjahre leidet darunter der<lb/> Heuertrag des erſten Schnittes je weniger üppig der Graswuchs iſt. Auf Wäſſerungs-<lb/> wieſen iſt das Weiden gleichfalls nach Thunlichkeit zu vermeiden. Durch das Be-<lb/> weiden im Herbſte werden insbeſondere einſchürige und ſelbſt zweiſchürige Wieſen beſſer<lb/> ausgenutzt. Der Weideertrag iſt mit 25—40, bei einſchürigen Wieſen ſelbſt mit<lb/> 50 Procent des Heuertrages zu veranſchlagen. Einen weiteren Nebennutzen erhält<lb/> man, wenn die Wieſenränder mit Obſt- oder Wildbäumen bepflanzt ſind.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">XI.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Die Weiden.</hi> </head><lb/> <p>Unter Weiden verſteht man natürliches Grasland, welches ausſchließlich durch<lb/> Abweiden ausgenutzt wird. Es iſt die einfachſte und mit den wenigſten Auslagen<lb/> verbundene Bodenbenutzung, welche ſich daher insbeſondere für extenſive Betriebs-<lb/> verhältniſſe eignet, oder dort am Platze iſt, wo die Biehproducte, beſonders das<lb/> Maſtfleiſch, hoch im Werthe ſtehen. Je nach dem örtliche oder wirthſchaftliche Ver-<lb/> hältniſſe zur Beibehaltung der Weide zwingen, unterſcheidet man abſolutes und wirth-<lb/> ſchaftlich bedingtes Weideland. Als abſolutes Weideland ſind ſolche Bodenflächen zu<lb/> betrachten, welche wegen ihrer Lage in feuchten Niederungen (Nordſeeküſten, Theiß-<lb/> gegend ꝛc.) oder auf Berghöhen (Schweiz, öſterreichiſche Alpenländer) nicht anders<lb/> benutzt werden können. Wirthſchaftlich gerechtfertigtes Weideland kann ſich aber ſo-<lb/> wohl in weniger entwickelten Landgebieten, wie in Oſteuropa, Südamerika, Auſtra-<lb/> lien ꝛc., als auch in den vorgeſchrittenſten Gebieten, wie in den engliſchen Graf-<lb/> ſchaften ꝛc., ergeben. In jenem Falle führt die Werthloſigkeit der Bodenproducte,<lb/> in dieſem der hohe Werth der Viehproducte zu einer derartigen Benutzung.</p><lb/> <p>Die natürliche Beſchaffenheit der Weide wird höchſtens durch Entwäſſerung mit<lb/> offenen Gräben, welche gleichzeitig durch die Abſchließung des Grundſtückes den Weidebetrieb<lb/> erleichtern, verbeſſert. Bewäſſerung und Düngung kommen nur ſelten vor. Letztere findet<lb/> noch am eheſten auf den Alpenweiden ſtatt, indem dort die wenn auch geringen Stallmiſt-<lb/> quantitäten keine andere Verwendung finden können; aber auch hier wird die Düngung<lb/> meiſt nur angewendet, um von einem Theile des Weidelandes Mähefutter gewinnen<lb/> zu können. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß auch auf der Weide die Anwendung von<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [251/0265]
Die Weiden.
ſchürige 1.5—2 Tonnen per Hektar. In feuchtwarmen Gegenden erreicht der Wieſenertrag
ſeine größte Höhe, verringert ſich in feuchtkühlen Gegenden und ſinkt auf ſeine
niedrigſte Stufe in trockenen, heißen Gegenden. Von dem geſammten Heuertrag entfallen
je nach dem Vorherrſchen von Ober- oder Untergras und je nach der Frühjahrs- oder
Sommerwitterung entweder ein gleicher oder verſchiedener Antheil auf Heu und Grummet.
Am gewöhnlichſten wird das Heu in den eigenen Stallungen verwerthet. Für
den Verkauf, beſonders in weitere Entfernungen empfiehlt es ſich, das Volumen
des Heues durch Preſſen zu vermindern. Mit der in Fig. 163 dargeſtellten Heu-
preſſe kann man je nach der Trockenheit des Heues 65—75 Kilogramm in Ballen
zuſammenpreſſen, welche ein Volumen von 66×70×113 Ctm. erhalten.
Nächſt dem Heuertrage kann noch ein Nebenertrag durch Beweiden der Wieſen
erzielt werden. Das Beweiden ſoll jedoch nach Möglichkeit nur im Herbſte mit
Schafen oder Rindvieh vorgenommen werden. Im Frühjahre leidet darunter der
Heuertrag des erſten Schnittes je weniger üppig der Graswuchs iſt. Auf Wäſſerungs-
wieſen iſt das Weiden gleichfalls nach Thunlichkeit zu vermeiden. Durch das Be-
weiden im Herbſte werden insbeſondere einſchürige und ſelbſt zweiſchürige Wieſen beſſer
ausgenutzt. Der Weideertrag iſt mit 25—40, bei einſchürigen Wieſen ſelbſt mit
50 Procent des Heuertrages zu veranſchlagen. Einen weiteren Nebennutzen erhält
man, wenn die Wieſenränder mit Obſt- oder Wildbäumen bepflanzt ſind.
XI.
Die Weiden.
Unter Weiden verſteht man natürliches Grasland, welches ausſchließlich durch
Abweiden ausgenutzt wird. Es iſt die einfachſte und mit den wenigſten Auslagen
verbundene Bodenbenutzung, welche ſich daher insbeſondere für extenſive Betriebs-
verhältniſſe eignet, oder dort am Platze iſt, wo die Biehproducte, beſonders das
Maſtfleiſch, hoch im Werthe ſtehen. Je nach dem örtliche oder wirthſchaftliche Ver-
hältniſſe zur Beibehaltung der Weide zwingen, unterſcheidet man abſolutes und wirth-
ſchaftlich bedingtes Weideland. Als abſolutes Weideland ſind ſolche Bodenflächen zu
betrachten, welche wegen ihrer Lage in feuchten Niederungen (Nordſeeküſten, Theiß-
gegend ꝛc.) oder auf Berghöhen (Schweiz, öſterreichiſche Alpenländer) nicht anders
benutzt werden können. Wirthſchaftlich gerechtfertigtes Weideland kann ſich aber ſo-
wohl in weniger entwickelten Landgebieten, wie in Oſteuropa, Südamerika, Auſtra-
lien ꝛc., als auch in den vorgeſchrittenſten Gebieten, wie in den engliſchen Graf-
ſchaften ꝛc., ergeben. In jenem Falle führt die Werthloſigkeit der Bodenproducte,
in dieſem der hohe Werth der Viehproducte zu einer derartigen Benutzung.
Die natürliche Beſchaffenheit der Weide wird höchſtens durch Entwäſſerung mit
offenen Gräben, welche gleichzeitig durch die Abſchließung des Grundſtückes den Weidebetrieb
erleichtern, verbeſſert. Bewäſſerung und Düngung kommen nur ſelten vor. Letztere findet
noch am eheſten auf den Alpenweiden ſtatt, indem dort die wenn auch geringen Stallmiſt-
quantitäten keine andere Verwendung finden können; aber auch hier wird die Düngung
meiſt nur angewendet, um von einem Theile des Weidelandes Mähefutter gewinnen
zu können. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß auch auf der Weide die Anwendung von
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