Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

Anhang.
kann. Jauche, im verdünnten Zustande auf die Wiesen gefahren, gewährt gleichfalls
einen vorzüglichen Wiesendünger.

Der vorzüglichste Wiesendünger ist jedoch guter, feinvertheilter Compost, welcher
als Streudünger verwendet wird. Am zweckmäßigsten wird derselbe im Winter auf-
gefahren und in Häufchen abgezogen; im nächsten Frühjahre wird er, sobald der
Schnee aufgethaut, gleichmäßig ausgebreitet und durch scharfes Eggen etwas in den
Boden gebracht.

Von sehr gutem Erfolge ist das Ueberfahren der Wiesen mit Erde, Mergel,
Schlamm aus den Schlammfängen etc. Durch dasselbe werden namentlich moorige
und torfige Wiesen wesentlich verbessert, indem ihnen dadurch die fehlenden Mineral-
substanzen zugeführt werden. Auf moosigen Wiesen wird durch Aufführen von Erde
das Moos unterdrückt und dadurch Raum für Gräser, welche durch künstliche Be-
samung gezogen werden können, geschaffen.

Guano, Knochenmehl, Kalisalze, Holzasche, verdorbene Malzkeime und Oelkuchen,
Gyps, Kalk geben gleichfalls vortreffliche Wiesendünger. Dieselben werden am zweck-
mäßigsten im Herbste aufgebracht, damit sich dieselben bis zum Frühjahre vollständig
lösen und zur Wirkung kommen können. Ueber die Art und Stärke der Anwendung
dieser Düngemittel verweisen wir auf die betreffenden Capitel in Band I.

5. Die Verjüngung.

Aeltere Wiesen, deren Grasnarbe sich durch die Länge der Zeit verschlechtert
hat, werden durch Verjüngung wieder in den Stand gesetzt; durch dieselbe wird
die Bildung einer neuen Grasnarbe bezweckt. Die Vorkehrungen bei der Verjüngung
alter Wiesen sind daher dieselben als wie bei der Anlage neuer Wiesen, nur mit dem
Unterschiede, daß im ersteren Falle die alte, ungeeignete Narbe vorher entfernt
werden muß.

Die Entfernung des Rasens wird am gewöhnlichsten durch den Umbruch der
Wiese mit einem flachwendenden Pfluge vorgenommen. Dabei handelt es sich um
ein möglichst vollständiges Wenden des Rasens, um das Verfaulen der Grasnarbe
zu beschleunigen. Bei schwer zersetzbarer Narbe empfiehlt es sich, dieselbe mit dem
Pfluge oder der Plaggenhaue zu schälen und auf dem Neulande selbst mit Kalk,
Stallmist etc. in einen Compost zu verwandeln, während der entblößte Boden einen
Sommer hindurch gebracht wird.

Der Aufbruch des Rasens erfolgt am besten im Nachsommer oder im Herbste
vor dem Eintritte der Fröste. Soll schon im nächsten Jahre wieder eine Wiese ge-
schaffen werden, so läßt man das umgebrochene Land im nächsten Frühjahre mit dem
Messerpfluge oder der Messeregge kräftig bearbeiten, um die noch unzersetzte Gras-
narbe zu verkleinern und mit dem Boden zu vermischen. Auf dem mit der Egge
klar gemachten Boden erfolgt gleich die Neuanlage durch Aussaat von Gras-
sämereien.

Wirksamer wird die Verjüngung ausfallen, wenn man die Wiese nach dem Um-
bruche einige Jahre als Ackerland benützt, bevor man zur Neuanlage schreitet. Im

Anhang.
kann. Jauche, im verdünnten Zuſtande auf die Wieſen gefahren, gewährt gleichfalls
einen vorzüglichen Wieſendünger.

Der vorzüglichſte Wieſendünger iſt jedoch guter, feinvertheilter Compoſt, welcher
als Streudünger verwendet wird. Am zweckmäßigſten wird derſelbe im Winter auf-
gefahren und in Häufchen abgezogen; im nächſten Frühjahre wird er, ſobald der
Schnee aufgethaut, gleichmäßig ausgebreitet und durch ſcharfes Eggen etwas in den
Boden gebracht.

Von ſehr gutem Erfolge iſt das Ueberfahren der Wieſen mit Erde, Mergel,
Schlamm aus den Schlammfängen ꝛc. Durch daſſelbe werden namentlich moorige
und torfige Wieſen weſentlich verbeſſert, indem ihnen dadurch die fehlenden Mineral-
ſubſtanzen zugeführt werden. Auf mooſigen Wieſen wird durch Aufführen von Erde
das Moos unterdrückt und dadurch Raum für Gräſer, welche durch künſtliche Be-
ſamung gezogen werden können, geſchaffen.

Guano, Knochenmehl, Kaliſalze, Holzaſche, verdorbene Malzkeime und Oelkuchen,
Gyps, Kalk geben gleichfalls vortreffliche Wieſendünger. Dieſelben werden am zweck-
mäßigſten im Herbſte aufgebracht, damit ſich dieſelben bis zum Frühjahre vollſtändig
löſen und zur Wirkung kommen können. Ueber die Art und Stärke der Anwendung
dieſer Düngemittel verweiſen wir auf die betreffenden Capitel in Band I.

5. Die Verjüngung.

Aeltere Wieſen, deren Grasnarbe ſich durch die Länge der Zeit verſchlechtert
hat, werden durch Verjüngung wieder in den Stand geſetzt; durch dieſelbe wird
die Bildung einer neuen Grasnarbe bezweckt. Die Vorkehrungen bei der Verjüngung
alter Wieſen ſind daher dieſelben als wie bei der Anlage neuer Wieſen, nur mit dem
Unterſchiede, daß im erſteren Falle die alte, ungeeignete Narbe vorher entfernt
werden muß.

Die Entfernung des Raſens wird am gewöhnlichſten durch den Umbruch der
Wieſe mit einem flachwendenden Pfluge vorgenommen. Dabei handelt es ſich um
ein möglichſt vollſtändiges Wenden des Raſens, um das Verfaulen der Grasnarbe
zu beſchleunigen. Bei ſchwer zerſetzbarer Narbe empfiehlt es ſich, dieſelbe mit dem
Pfluge oder der Plaggenhaue zu ſchälen und auf dem Neulande ſelbſt mit Kalk,
Stallmiſt ꝛc. in einen Compoſt zu verwandeln, während der entblößte Boden einen
Sommer hindurch gebracht wird.

Der Aufbruch des Raſens erfolgt am beſten im Nachſommer oder im Herbſte
vor dem Eintritte der Fröſte. Soll ſchon im nächſten Jahre wieder eine Wieſe ge-
ſchaffen werden, ſo läßt man das umgebrochene Land im nächſten Frühjahre mit dem
Meſſerpfluge oder der Meſſeregge kräftig bearbeiten, um die noch unzerſetzte Gras-
narbe zu verkleinern und mit dem Boden zu vermiſchen. Auf dem mit der Egge
klar gemachten Boden erfolgt gleich die Neuanlage durch Ausſaat von Gras-
ſämereien.

Wirkſamer wird die Verjüngung ausfallen, wenn man die Wieſe nach dem Um-
bruche einige Jahre als Ackerland benützt, bevor man zur Neuanlage ſchreitet. Im

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0260" n="246"/><fw place="top" type="header">Anhang.</fw><lb/>
kann. Jauche, im verdünnten Zu&#x017F;tande auf die Wie&#x017F;en gefahren, gewährt gleichfalls<lb/>
einen vorzüglichen Wie&#x017F;endünger.</p><lb/>
            <p>Der vorzüglich&#x017F;te Wie&#x017F;endünger i&#x017F;t jedoch guter, feinvertheilter Compo&#x017F;t, welcher<lb/>
als Streudünger verwendet wird. Am zweckmäßig&#x017F;ten wird der&#x017F;elbe im Winter auf-<lb/>
gefahren und in Häufchen abgezogen; im näch&#x017F;ten Frühjahre wird er, &#x017F;obald der<lb/>
Schnee aufgethaut, gleichmäßig ausgebreitet und durch &#x017F;charfes Eggen etwas in den<lb/>
Boden gebracht.</p><lb/>
            <p>Von &#x017F;ehr gutem Erfolge i&#x017F;t das Ueberfahren der Wie&#x017F;en mit Erde, Mergel,<lb/>
Schlamm aus den Schlammfängen &#xA75B;c. Durch da&#x017F;&#x017F;elbe werden namentlich moorige<lb/>
und torfige Wie&#x017F;en we&#x017F;entlich verbe&#x017F;&#x017F;ert, indem ihnen dadurch die fehlenden Mineral-<lb/>
&#x017F;ub&#x017F;tanzen zugeführt werden. Auf moo&#x017F;igen Wie&#x017F;en wird durch Aufführen von Erde<lb/>
das Moos unterdrückt und dadurch Raum für Grä&#x017F;er, welche durch kün&#x017F;tliche Be-<lb/>
&#x017F;amung gezogen werden können, ge&#x017F;chaffen.</p><lb/>
            <p>Guano, Knochenmehl, Kali&#x017F;alze, Holza&#x017F;che, verdorbene Malzkeime und Oelkuchen,<lb/>
Gyps, Kalk geben gleichfalls vortreffliche Wie&#x017F;endünger. Die&#x017F;elben werden am zweck-<lb/>
mäßig&#x017F;ten im Herb&#x017F;te aufgebracht, damit &#x017F;ich die&#x017F;elben bis zum Frühjahre voll&#x017F;tändig<lb/>&#x017F;en und zur Wirkung kommen können. Ueber die Art und Stärke der Anwendung<lb/>
die&#x017F;er Düngemittel verwei&#x017F;en wir auf die betreffenden Capitel in Band <hi rendition="#aq">I.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">5. Die Verjüngung.</hi> </head><lb/>
            <p>Aeltere Wie&#x017F;en, deren Grasnarbe &#x017F;ich durch die Länge der Zeit ver&#x017F;chlechtert<lb/>
hat, werden durch Verjüngung wieder in den Stand ge&#x017F;etzt; durch die&#x017F;elbe wird<lb/>
die Bildung einer neuen Grasnarbe bezweckt. Die Vorkehrungen bei der Verjüngung<lb/>
alter Wie&#x017F;en &#x017F;ind daher die&#x017F;elben als wie bei der Anlage neuer Wie&#x017F;en, nur mit dem<lb/>
Unter&#x017F;chiede, daß im er&#x017F;teren Falle die alte, ungeeignete Narbe vorher entfernt<lb/>
werden muß.</p><lb/>
            <p>Die Entfernung des Ra&#x017F;ens wird am gewöhnlich&#x017F;ten durch den Umbruch der<lb/>
Wie&#x017F;e mit einem flachwendenden Pfluge vorgenommen. Dabei handelt es &#x017F;ich um<lb/>
ein möglich&#x017F;t voll&#x017F;tändiges Wenden des Ra&#x017F;ens, um das Verfaulen der Grasnarbe<lb/>
zu be&#x017F;chleunigen. Bei &#x017F;chwer zer&#x017F;etzbarer Narbe empfiehlt es &#x017F;ich, die&#x017F;elbe mit dem<lb/>
Pfluge oder der Plaggenhaue zu &#x017F;chälen und auf dem Neulande &#x017F;elb&#x017F;t mit Kalk,<lb/>
Stallmi&#x017F;t &#xA75B;c. in einen Compo&#x017F;t zu verwandeln, während der entblößte Boden einen<lb/>
Sommer hindurch gebracht wird.</p><lb/>
            <p>Der Aufbruch des Ra&#x017F;ens erfolgt am be&#x017F;ten im Nach&#x017F;ommer oder im Herb&#x017F;te<lb/>
vor dem Eintritte der Frö&#x017F;te. Soll &#x017F;chon im näch&#x017F;ten Jahre wieder eine Wie&#x017F;e ge-<lb/>
&#x017F;chaffen werden, &#x017F;o läßt man das umgebrochene Land im näch&#x017F;ten Frühjahre mit dem<lb/>
Me&#x017F;&#x017F;erpfluge oder der Me&#x017F;&#x017F;eregge kräftig bearbeiten, um die noch unzer&#x017F;etzte Gras-<lb/>
narbe zu verkleinern und mit dem Boden zu vermi&#x017F;chen. Auf dem mit der Egge<lb/>
klar gemachten Boden erfolgt gleich die Neuanlage durch Aus&#x017F;aat von Gras-<lb/>
&#x017F;ämereien.</p><lb/>
            <p>Wirk&#x017F;amer wird die Verjüngung ausfallen, wenn man die Wie&#x017F;e nach dem Um-<lb/>
bruche einige Jahre als Ackerland benützt, bevor man zur Neuanlage &#x017F;chreitet. Im<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[246/0260] Anhang. kann. Jauche, im verdünnten Zuſtande auf die Wieſen gefahren, gewährt gleichfalls einen vorzüglichen Wieſendünger. Der vorzüglichſte Wieſendünger iſt jedoch guter, feinvertheilter Compoſt, welcher als Streudünger verwendet wird. Am zweckmäßigſten wird derſelbe im Winter auf- gefahren und in Häufchen abgezogen; im nächſten Frühjahre wird er, ſobald der Schnee aufgethaut, gleichmäßig ausgebreitet und durch ſcharfes Eggen etwas in den Boden gebracht. Von ſehr gutem Erfolge iſt das Ueberfahren der Wieſen mit Erde, Mergel, Schlamm aus den Schlammfängen ꝛc. Durch daſſelbe werden namentlich moorige und torfige Wieſen weſentlich verbeſſert, indem ihnen dadurch die fehlenden Mineral- ſubſtanzen zugeführt werden. Auf mooſigen Wieſen wird durch Aufführen von Erde das Moos unterdrückt und dadurch Raum für Gräſer, welche durch künſtliche Be- ſamung gezogen werden können, geſchaffen. Guano, Knochenmehl, Kaliſalze, Holzaſche, verdorbene Malzkeime und Oelkuchen, Gyps, Kalk geben gleichfalls vortreffliche Wieſendünger. Dieſelben werden am zweck- mäßigſten im Herbſte aufgebracht, damit ſich dieſelben bis zum Frühjahre vollſtändig löſen und zur Wirkung kommen können. Ueber die Art und Stärke der Anwendung dieſer Düngemittel verweiſen wir auf die betreffenden Capitel in Band I. 5. Die Verjüngung. Aeltere Wieſen, deren Grasnarbe ſich durch die Länge der Zeit verſchlechtert hat, werden durch Verjüngung wieder in den Stand geſetzt; durch dieſelbe wird die Bildung einer neuen Grasnarbe bezweckt. Die Vorkehrungen bei der Verjüngung alter Wieſen ſind daher dieſelben als wie bei der Anlage neuer Wieſen, nur mit dem Unterſchiede, daß im erſteren Falle die alte, ungeeignete Narbe vorher entfernt werden muß. Die Entfernung des Raſens wird am gewöhnlichſten durch den Umbruch der Wieſe mit einem flachwendenden Pfluge vorgenommen. Dabei handelt es ſich um ein möglichſt vollſtändiges Wenden des Raſens, um das Verfaulen der Grasnarbe zu beſchleunigen. Bei ſchwer zerſetzbarer Narbe empfiehlt es ſich, dieſelbe mit dem Pfluge oder der Plaggenhaue zu ſchälen und auf dem Neulande ſelbſt mit Kalk, Stallmiſt ꝛc. in einen Compoſt zu verwandeln, während der entblößte Boden einen Sommer hindurch gebracht wird. Der Aufbruch des Raſens erfolgt am beſten im Nachſommer oder im Herbſte vor dem Eintritte der Fröſte. Soll ſchon im nächſten Jahre wieder eine Wieſe ge- ſchaffen werden, ſo läßt man das umgebrochene Land im nächſten Frühjahre mit dem Meſſerpfluge oder der Meſſeregge kräftig bearbeiten, um die noch unzerſetzte Gras- narbe zu verkleinern und mit dem Boden zu vermiſchen. Auf dem mit der Egge klar gemachten Boden erfolgt gleich die Neuanlage durch Ausſaat von Gras- ſämereien. Wirkſamer wird die Verjüngung ausfallen, wenn man die Wieſe nach dem Um- bruche einige Jahre als Ackerland benützt, bevor man zur Neuanlage ſchreitet. Im

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/260
Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/260>, abgerufen am 21.12.2024.