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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Besondere Pflanzenbaulehre.
(Anal. d. L. i. d. k. pr. St. XXII. S. 78) fand für die einzelnen Körner in derselben
Reihenfolge und Nebeneinanderstellung, wie sie an der Aehre paarweise oder einzeln vor-
kommen, die auf Seite 11 stehenden Gewichtszahlen in Grammen.

In dem Maße, als die Frucht ausreift, wandern die in den Halmtheilen enthaltenen
Stoffe allmählig in dieselbe. Die eingewanderten Stoffe werden entweder zur Ausbildung
der Frucht verwendet oder als Reservestoffe in der Frucht aufgespeichert. Die näheren Vor-
gänge während des Reifens des Getreides wurden schon Band I, Seite 263, ausführlich
besprochen.

Weitere Details über die Natur und die Entwickelung der Weizenpflanzen wurden schon
an verschiedenen Orten mitgetheilt; dieselben können, wie auch bei den übrigen Culturpflanzen,
leicht mit Hilfe des Sachregisters nachgesehen werden.

1. Die Wachsthumsbedingungen.

Die Verbreitung der verschiedenen Weizenarten erstreckt sich über alle Länder der
Erde; die geernteten Mengen stehen jedoch gegenüber jenen an Reis und Mais zu-
rück. Der Weizen verlangt, um mit Erfolg angebaut zu werden, eine mittlere Jahres-
temperatur von mindesten 3.75°C. und eine Sommertemperatur von 14°C. Der
Weizenbau erreicht daher seine Grenze in Schottland bei 58°, in Skandinavien bei
64°, in Rußland bei 60° und in Nordamerika bei 50° nördlicher Breite. In rau-
hen Gebirgsgegenden kommt er nicht mehr fort, wenn er auch weniger als der Roggen
dem Ausfrieren unterliegt. Am Südabhange der Alpen finden sich noch Getreide-
felder bei 1264 Meter Erhebung über der Meeresfläche. Die Vegetationsdauer des
Winterweizens beträgt vom Anbaue bis zur Ernte in unseren Breiten 284--340
Tage, des Sommerweizens 120--140, des Winterspelzes 280--308 und des
Sommerspelzes und Emmers 126--140 Tage. Der Winterweizen bedarf, die Winter-
monate nicht eingerechnet, bis zur Ernte eine Wärmesumme von 2563--3087°C.

Bei der weiten Verbreitung des Weizens liegt es nahe, daß die Eigenschaften
desselben unter dem Einflusse der Verschiedenartigkeit des Klimas auf die mannig-
faltigste Weise abgeändert werden. Diese Abänderungen 1) beziehen sich sowohl auf
die Beschaffenheit des Halmes, der Aehre und der Körner, als auch auf die Vege-
tationsdauer und die chemische Zusammensetzung des Weizens.

Regenreiche Gegenden befördern die Längenentwickelung des Strohes, während
plötzlich eintretende heiße und trockene Sommer die Ausbildung von kurzem und leich-
terem Stroh begünstigen. Weizen aus regenreicheren Gegenden geben unter sonst
gleichen Verhältnissen längeres und schwereres Stroh als Weizensorten aus regen-
armen Bezugsorten.

Die Bestockung des Weizens wird durch ein feuchtes Klima begünstigt, weshalb
an solchen Oertlichkeiten leichter Lagerfrucht eintritt, als in Gegenden, in welchen das
Ausschossen der Halme durch trockene Sommerperioden beeinträchtigt wird.

Noch augenscheinlicher als auf den Halm wirken die klimatischen Verschieden-
heiten auf die Form und Farbe der Aehren und Körner. Diese Thatsache bedingt

1) F. Haberlandt, Ueber die Abänderungen, welchen die Weizenpflanze, insbesondere
ihre Frucht unter verschiedenen Verhältnissen unterworfen ist. Landw. Centralbl. f. Deutsch-
land. 1869 Märzheft und Oesterr. Landw. Wochenbl. 1875, S. 3.

Beſondere Pflanzenbaulehre.
(Anal. d. L. i. d. k. pr. St. XXII. S. 78) fand für die einzelnen Körner in derſelben
Reihenfolge und Nebeneinanderſtellung, wie ſie an der Aehre paarweiſe oder einzeln vor-
kommen, die auf Seite 11 ſtehenden Gewichtszahlen in Grammen.

In dem Maße, als die Frucht ausreift, wandern die in den Halmtheilen enthaltenen
Stoffe allmählig in dieſelbe. Die eingewanderten Stoffe werden entweder zur Ausbildung
der Frucht verwendet oder als Reſerveſtoffe in der Frucht aufgeſpeichert. Die näheren Vor-
gänge während des Reifens des Getreides wurden ſchon Band I, Seite 263, ausführlich
beſprochen.

Weitere Details über die Natur und die Entwickelung der Weizenpflanzen wurden ſchon
an verſchiedenen Orten mitgetheilt; dieſelben können, wie auch bei den übrigen Culturpflanzen,
leicht mit Hilfe des Sachregiſters nachgeſehen werden.

1. Die Wachsthumsbedingungen.

Die Verbreitung der verſchiedenen Weizenarten erſtreckt ſich über alle Länder der
Erde; die geernteten Mengen ſtehen jedoch gegenüber jenen an Reis und Mais zu-
rück. Der Weizen verlangt, um mit Erfolg angebaut zu werden, eine mittlere Jahres-
temperatur von mindeſten 3.75°C. und eine Sommertemperatur von 14°C. Der
Weizenbau erreicht daher ſeine Grenze in Schottland bei 58°, in Skandinavien bei
64°, in Rußland bei 60° und in Nordamerika bei 50° nördlicher Breite. In rau-
hen Gebirgsgegenden kommt er nicht mehr fort, wenn er auch weniger als der Roggen
dem Ausfrieren unterliegt. Am Südabhange der Alpen finden ſich noch Getreide-
felder bei 1264 Meter Erhebung über der Meeresfläche. Die Vegetationsdauer des
Winterweizens beträgt vom Anbaue bis zur Ernte in unſeren Breiten 284—340
Tage, des Sommerweizens 120—140, des Winterſpelzes 280—308 und des
Sommerſpelzes und Emmers 126—140 Tage. Der Winterweizen bedarf, die Winter-
monate nicht eingerechnet, bis zur Ernte eine Wärmeſumme von 2563—3087°C.

Bei der weiten Verbreitung des Weizens liegt es nahe, daß die Eigenſchaften
deſſelben unter dem Einfluſſe der Verſchiedenartigkeit des Klimas auf die mannig-
faltigſte Weiſe abgeändert werden. Dieſe Abänderungen 1) beziehen ſich ſowohl auf
die Beſchaffenheit des Halmes, der Aehre und der Körner, als auch auf die Vege-
tationsdauer und die chemiſche Zuſammenſetzung des Weizens.

Regenreiche Gegenden befördern die Längenentwickelung des Strohes, während
plötzlich eintretende heiße und trockene Sommer die Ausbildung von kurzem und leich-
terem Stroh begünſtigen. Weizen aus regenreicheren Gegenden geben unter ſonſt
gleichen Verhältniſſen längeres und ſchwereres Stroh als Weizenſorten aus regen-
armen Bezugsorten.

Die Beſtockung des Weizens wird durch ein feuchtes Klima begünſtigt, weshalb
an ſolchen Oertlichkeiten leichter Lagerfrucht eintritt, als in Gegenden, in welchen das
Ausſchoſſen der Halme durch trockene Sommerperioden beeinträchtigt wird.

Noch augenſcheinlicher als auf den Halm wirken die klimatiſchen Verſchieden-
heiten auf die Form und Farbe der Aehren und Körner. Dieſe Thatſache bedingt

1) F. Haberlandt, Ueber die Abänderungen, welchen die Weizenpflanze, insbeſondere
ihre Frucht unter verſchiedenen Verhältniſſen unterworfen iſt. Landw. Centralbl. f. Deutſch-
land. 1869 Märzheft und Oeſterr. Landw. Wochenbl. 1875, S. 3.
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[12/0026] Beſondere Pflanzenbaulehre. (Anal. d. L. i. d. k. pr. St. XXII. S. 78) fand für die einzelnen Körner in derſelben Reihenfolge und Nebeneinanderſtellung, wie ſie an der Aehre paarweiſe oder einzeln vor- kommen, die auf Seite 11 ſtehenden Gewichtszahlen in Grammen. In dem Maße, als die Frucht ausreift, wandern die in den Halmtheilen enthaltenen Stoffe allmählig in dieſelbe. Die eingewanderten Stoffe werden entweder zur Ausbildung der Frucht verwendet oder als Reſerveſtoffe in der Frucht aufgeſpeichert. Die näheren Vor- gänge während des Reifens des Getreides wurden ſchon Band I, Seite 263, ausführlich beſprochen. Weitere Details über die Natur und die Entwickelung der Weizenpflanzen wurden ſchon an verſchiedenen Orten mitgetheilt; dieſelben können, wie auch bei den übrigen Culturpflanzen, leicht mit Hilfe des Sachregiſters nachgeſehen werden. 1. Die Wachsthumsbedingungen. Die Verbreitung der verſchiedenen Weizenarten erſtreckt ſich über alle Länder der Erde; die geernteten Mengen ſtehen jedoch gegenüber jenen an Reis und Mais zu- rück. Der Weizen verlangt, um mit Erfolg angebaut zu werden, eine mittlere Jahres- temperatur von mindeſten 3.75°C. und eine Sommertemperatur von 14°C. Der Weizenbau erreicht daher ſeine Grenze in Schottland bei 58°, in Skandinavien bei 64°, in Rußland bei 60° und in Nordamerika bei 50° nördlicher Breite. In rau- hen Gebirgsgegenden kommt er nicht mehr fort, wenn er auch weniger als der Roggen dem Ausfrieren unterliegt. Am Südabhange der Alpen finden ſich noch Getreide- felder bei 1264 Meter Erhebung über der Meeresfläche. Die Vegetationsdauer des Winterweizens beträgt vom Anbaue bis zur Ernte in unſeren Breiten 284—340 Tage, des Sommerweizens 120—140, des Winterſpelzes 280—308 und des Sommerſpelzes und Emmers 126—140 Tage. Der Winterweizen bedarf, die Winter- monate nicht eingerechnet, bis zur Ernte eine Wärmeſumme von 2563—3087°C. Bei der weiten Verbreitung des Weizens liegt es nahe, daß die Eigenſchaften deſſelben unter dem Einfluſſe der Verſchiedenartigkeit des Klimas auf die mannig- faltigſte Weiſe abgeändert werden. Dieſe Abänderungen 1) beziehen ſich ſowohl auf die Beſchaffenheit des Halmes, der Aehre und der Körner, als auch auf die Vege- tationsdauer und die chemiſche Zuſammenſetzung des Weizens. Regenreiche Gegenden befördern die Längenentwickelung des Strohes, während plötzlich eintretende heiße und trockene Sommer die Ausbildung von kurzem und leich- terem Stroh begünſtigen. Weizen aus regenreicheren Gegenden geben unter ſonſt gleichen Verhältniſſen längeres und ſchwereres Stroh als Weizenſorten aus regen- armen Bezugsorten. Die Beſtockung des Weizens wird durch ein feuchtes Klima begünſtigt, weshalb an ſolchen Oertlichkeiten leichter Lagerfrucht eintritt, als in Gegenden, in welchen das Ausſchoſſen der Halme durch trockene Sommerperioden beeinträchtigt wird. Noch augenſcheinlicher als auf den Halm wirken die klimatiſchen Verſchieden- heiten auf die Form und Farbe der Aehren und Körner. Dieſe Thatſache bedingt 1) F. Haberlandt, Ueber die Abänderungen, welchen die Weizenpflanze, insbeſondere ihre Frucht unter verſchiedenen Verhältniſſen unterworfen iſt. Landw. Centralbl. f. Deutſch- land. 1869 Märzheft und Oeſterr. Landw. Wochenbl. 1875, S. 3.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/26>, abgerufen am 20.11.2024.