Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.Anhang. erhalten bleibe. Zu diesem Ende wird der Rasen mit dem Wiesenbeile in paralleleStreifen zerschnitten, in möglichst gleicher Dicke mit einer Schälschippe oder Stech- schippe abgeschält und zusammengerollt. Nach der Entfernung des Rasens wird der Boden aufgehackt und durch Ab- und Auftragen entsprechend den Pfählen die erfor- derliche Oberfläche, Hang oder Rücken geschaffen. Nach dem Planiren werden die Rasenstücke wieder aufgelegt und mit der Rasenklatsche an den Boden angedrückt. Wenn der Rasen etwas angewachsen, hebt man die Vertheilungsgräben und die Wässerungsrinnen nach der Schnur aus. Bei Letzteren hat man darauf zu sehen, daß die Wände senkrecht ausgehoben werden und die beiden Ufer bei dem Rückenbaue gleich hoch stehen, damit das Wasser über beide Seitenflächen gleichmäßig herabfließe. Die Vertheilungsgräben müssen gestampft werden, um ein Setzen derselben zu ver- hindern. Mit der Bewässerung beginnt man, wenn der Rasen vollkommen ange- wachsen, bei besäetem Boden vorsichtig gleich nach der Anlage. Die Kosten der Herstellung einer Kunstwiese sind bei dem erforderlichen, großen d. Der natürliche Wiesenbau. Der größte Theil der Kosten bei dem Kunstwiesenbaue entfällt auf die Plani- Am wenigsten eignen sich für den natürlichen Wiesenbau die Rücken, nachdem Anhang. erhalten bleibe. Zu dieſem Ende wird der Raſen mit dem Wieſenbeile in paralleleStreifen zerſchnitten, in möglichſt gleicher Dicke mit einer Schälſchippe oder Stech- ſchippe abgeſchält und zuſammengerollt. Nach der Entfernung des Raſens wird der Boden aufgehackt und durch Ab- und Auftragen entſprechend den Pfählen die erfor- derliche Oberfläche, Hang oder Rücken geſchaffen. Nach dem Planiren werden die Raſenſtücke wieder aufgelegt und mit der Raſenklatſche an den Boden angedrückt. Wenn der Raſen etwas angewachſen, hebt man die Vertheilungsgräben und die Wäſſerungsrinnen nach der Schnur aus. Bei Letzteren hat man darauf zu ſehen, daß die Wände ſenkrecht ausgehoben werden und die beiden Ufer bei dem Rückenbaue gleich hoch ſtehen, damit das Waſſer über beide Seitenflächen gleichmäßig herabfließe. Die Vertheilungsgräben müſſen geſtampft werden, um ein Setzen derſelben zu ver- hindern. Mit der Bewäſſerung beginnt man, wenn der Raſen vollkommen ange- wachſen, bei beſäetem Boden vorſichtig gleich nach der Anlage. Die Koſten der Herſtellung einer Kunſtwieſe ſind bei dem erforderlichen, großen d. Der natürliche Wieſenbau. Der größte Theil der Koſten bei dem Kunſtwieſenbaue entfällt auf die Plani- Am wenigſten eignen ſich für den natürlichen Wieſenbau die Rücken, nachdem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0254" n="240"/><fw place="top" type="header">Anhang.</fw><lb/> erhalten bleibe. 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Entſprechend dem Gefälle werden die einzelnen Gräben<lb/> und Rinnen nicht parallel zu einander und nicht geradlinig, ſondern in geſchwungenen<lb/> Linien geführt. Für dieſe Art der Bewäſſerung, welche als wilde Ueberrieſelung,<lb/> Schlangenbewäſſerung, natürlicher Hang- oder Rückenbau, rationelles Wieſenbewäſſe-<lb/> rungsſyſtem bezeichnet wird, haben dieſelben Grundſätze bei der Führung und Anlage<lb/> der Be- und Entwäſſerungsgräben und Rinnen zu gelten, als wie ſie oben bei dem<lb/> Kunſtbaue erörtert wurden. Je nach den Terrainverhältniſſen können auch ver-<lb/> ſchiedene Bewäſſerungsarten wie Hangbau, Rückenbau, Ueberſtauung neben einander<lb/> angelegt werden. Am planmäßigſten wird dieſe Art von zuſammengeſetztem Bau<lb/> von Vincent bei ſeinem Bewäſſerungsſyſteme zur Ausführung gebracht.</p><lb/> <p>Am wenigſten eignen ſich für den natürlichen Wieſenbau die Rücken, nachdem<lb/> ſelten von Natur aus ein derart welliges Terrain, welches ohne viel Mühe<lb/> zu einem Rückenbaue verwendet werden kann, vorhanden iſt. Am eheſten läßt ſich<lb/> noch der ſog. „angedeutete Rückenbau“ ausführen. Bei demſelben werden 8 Meter<lb/> breite Beete in der Weiſe hergeſtellt, daß man an beiden Seiten Entwäſſerungs-<lb/> gräben zieht. Die von den Gräben gewonnenen Raſenſtücke legt man mit einem<lb/> Zwiſchenraume, welcher als Bewäſſerungsrinne dient, in die Mitte des Beetes. Den<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [240/0254]
Anhang.
erhalten bleibe. Zu dieſem Ende wird der Raſen mit dem Wieſenbeile in parallele
Streifen zerſchnitten, in möglichſt gleicher Dicke mit einer Schälſchippe oder Stech-
ſchippe abgeſchält und zuſammengerollt. Nach der Entfernung des Raſens wird der
Boden aufgehackt und durch Ab- und Auftragen entſprechend den Pfählen die erfor-
derliche Oberfläche, Hang oder Rücken geſchaffen. Nach dem Planiren werden die
Raſenſtücke wieder aufgelegt und mit der Raſenklatſche an den Boden angedrückt.
Wenn der Raſen etwas angewachſen, hebt man die Vertheilungsgräben und die
Wäſſerungsrinnen nach der Schnur aus. Bei Letzteren hat man darauf zu ſehen,
daß die Wände ſenkrecht ausgehoben werden und die beiden Ufer bei dem Rückenbaue
gleich hoch ſtehen, damit das Waſſer über beide Seitenflächen gleichmäßig herabfließe.
Die Vertheilungsgräben müſſen geſtampft werden, um ein Setzen derſelben zu ver-
hindern. Mit der Bewäſſerung beginnt man, wenn der Raſen vollkommen ange-
wachſen, bei beſäetem Boden vorſichtig gleich nach der Anlage.
Die Koſten der Herſtellung einer Kunſtwieſe ſind bei dem erforderlichen, großen
Arbeitsaufwande bedeutend. Der Aufwand für einen Hangbau ſtellt ſich je nach den
zu bewältigenden Schwierigkeiten und der Höhe des Arbeitslohnes auf 400—700
Mark, (250—350 fl.) für einen Rückenbau auf 700—1000 Mark (350—500 fl.)
per Hektar.
d. Der natürliche Wieſenbau.
Der größte Theil der Koſten bei dem Kunſtwieſenbaue entfällt auf die Plani-
rung, auf die Erdbewegung überhaupt. Dieſelben können weſentlich verringert
werden, wenn auf die Regelmäßigkeit der Wäſſerungs-Hänge und Rücken verzichtet
und die Bewäſſerung nach Thunlichkeit der natürlichen Beſchaffenheit der Boden-
oberfläche angepaßt wird. Entſprechend dem Gefälle werden die einzelnen Gräben
und Rinnen nicht parallel zu einander und nicht geradlinig, ſondern in geſchwungenen
Linien geführt. Für dieſe Art der Bewäſſerung, welche als wilde Ueberrieſelung,
Schlangenbewäſſerung, natürlicher Hang- oder Rückenbau, rationelles Wieſenbewäſſe-
rungsſyſtem bezeichnet wird, haben dieſelben Grundſätze bei der Führung und Anlage
der Be- und Entwäſſerungsgräben und Rinnen zu gelten, als wie ſie oben bei dem
Kunſtbaue erörtert wurden. Je nach den Terrainverhältniſſen können auch ver-
ſchiedene Bewäſſerungsarten wie Hangbau, Rückenbau, Ueberſtauung neben einander
angelegt werden. Am planmäßigſten wird dieſe Art von zuſammengeſetztem Bau
von Vincent bei ſeinem Bewäſſerungsſyſteme zur Ausführung gebracht.
Am wenigſten eignen ſich für den natürlichen Wieſenbau die Rücken, nachdem
ſelten von Natur aus ein derart welliges Terrain, welches ohne viel Mühe
zu einem Rückenbaue verwendet werden kann, vorhanden iſt. Am eheſten läßt ſich
noch der ſog. „angedeutete Rückenbau“ ausführen. Bei demſelben werden 8 Meter
breite Beete in der Weiſe hergeſtellt, daß man an beiden Seiten Entwäſſerungs-
gräben zieht. Die von den Gräben gewonnenen Raſenſtücke legt man mit einem
Zwiſchenraume, welcher als Bewäſſerungsrinne dient, in die Mitte des Beetes. Den
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