Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.Die Knollen- und Wurzelfrüchte. und der Witterung sehr schwankend. Bei dem großen Culturaufwande ist der Zucker-rübenbau nur dann lohnend, wenn Durchschnittserträge von 23.5--26 Tonnen a 1000 Kilogramm auf einem Hektare erzielt werden. In günstigen Jahrgängen steigt der Ertrag bis auf 35 Tonnen per Hektar. An Rübenblättern werden von einem Hektare 5--8 Tonnen gewonnen. Die Futterrüben geben viel höhere Massenerträge, welche zwischen 30--60 und mehr Tonnen schwanken, im Durchschnitte 30 Tonnen erreichen. Der Blattertrag ist gleichfalls höher; derselbe stellt sich auf 8--15 Tonnen. 6. Die Rübensamengewinnung. Zur Samenzucht werden schon bei der Rübenernte gleichmäßig gewachsene, 1) Bd. I. S. 297. Krafft, Lehrb. d. Landw. II. 11
Die Knollen- und Wurzelfrüchte. und der Witterung ſehr ſchwankend. Bei dem großen Culturaufwande iſt der Zucker-rübenbau nur dann lohnend, wenn Durchſchnittserträge von 23.5—26 Tonnen à 1000 Kilogramm auf einem Hektare erzielt werden. In günſtigen Jahrgängen ſteigt der Ertrag bis auf 35 Tonnen per Hektar. An Rübenblättern werden von einem Hektare 5—8 Tonnen gewonnen. Die Futterrüben geben viel höhere Maſſenerträge, welche zwiſchen 30—60 und mehr Tonnen ſchwanken, im Durchſchnitte 30 Tonnen erreichen. Der Blattertrag iſt gleichfalls höher; derſelbe ſtellt ſich auf 8—15 Tonnen. 6. Die Rübenſamengewinnung. Zur Samenzucht werden ſchon bei der Rübenernte gleichmäßig gewachſene, 1) Bd. I. S. 297. Krafft, Lehrb. d. Landw. II. 11
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Die Knollen- und Wurzelfrüchte.
und der Witterung ſehr ſchwankend. Bei dem großen Culturaufwande iſt der Zucker-
rübenbau nur dann lohnend, wenn Durchſchnittserträge von 23.5—26 Tonnen à 1000
Kilogramm auf einem Hektare erzielt werden. In günſtigen Jahrgängen ſteigt der
Ertrag bis auf 35 Tonnen per Hektar. An Rübenblättern werden von einem Hektare
5—8 Tonnen gewonnen. Die Futterrüben geben viel höhere Maſſenerträge, welche
zwiſchen 30—60 und mehr Tonnen ſchwanken, im Durchſchnitte 30 Tonnen
erreichen. Der Blattertrag iſt gleichfalls höher; derſelbe ſtellt ſich auf 8—15 Tonnen.
6. Die Rübenſamengewinnung.
Zur Samenzucht werden ſchon bei der Rübenernte gleichmäßig gewachſene,
ſpindelförmige, nicht über 1 Kilogramm ſchwere Rübenwurzeln bei Seite gelegt. Die
überdieß, wie oben S. 157 bemerkt, auch auf ihren Zuckergehalt geprüft werden
können, um die zuckerreichſten Wurzeln für die Samengewinnung zu erhalten. Die
Blattroſetten der ausgewählten Samenrüben werden bloß abgedreht oder ungefähr
5 Ctm. über dem Rübenkopfe abgeſchnitten, um die Herzknospe nicht zu verletzen.
Ueber Winter werden ſie ſorgfältig eingemietet oder noch zweckmäßiger im Keller,
zwiſchen trockenem Sand eingebettet, aufbewahrt, damit ſie weder erfrieren noch vor-
zeitig austreiben. Im nächſten Frühjahre pflanzt man ſie nach der Sommergetreide-
ſaat im April in tief geſpatetes, gartenmäßig zubereitetes, gedüngtes und geſchütztes
Land. Meiſtens verwendet man dazu die geräumten Mietenplätze der Zuckerfabriken
oder geeignete Theile der Rübenſchläge. Das vorbereitete, geebnete Feldſtück wird
kreuz und quer marquirt, ſo zwar, daß jede Samenrübe je nach der Bodenbeſchaffen-
heit einen Wachsraum von 0.5—1.0 □ Meter erhält. In den Kreuzungspunkten
werden mit dem Spaten 70 Ctm. tiefe Löcher ausgehoben und in dieſelben mit Bei-
gabe von gutem Compoſt die Rübenwurzeln, ſo tief als ſie gewachſen waren, hinein-
geſetzt. Futterrüben, welche aus dem Boden wachſen, läßt man entſprechend aus dem
Boden hervorſehen. Zum Schutze gegen den Froſt wirft man über jeder Rübe ein
kleines Erdhäufchen auf. Den Sommer über wird der Boden zwiſchen den Rüben
mit der Hand oder auch mit der Pferdehacke ſtets rein und locker gehalten. Die hervor-
kommenden Samentriebe werden entweder bis auf einige ausgegeizt oder man beläßt ſie
und bindet ſie zur Sicherung an kleine Stäbchen. Oft reicht auch ein einfaches Zu-
ſammenbinden der Samentriebe mit einem Strohbande aus. Sobald die größten
Fruchtknäuel gebräunte Samen zeigen, werden die, wenn auch noch grünen Samen-
ſtengel mit der Sichel abgeſchnitten 1) und zum Trockenen auf die hoch belaſſenen
Stoppeln gelegt. Abgetrocknet fährt man die Stengel in die Scheune, um daſelbſt
die Rübenkerne mit dem Flegel abzuklopfen. Bei beſonders werthvollen Zuckerrüben-
ſorten pflegt man auch die Kerne einzeln mit der Hand nach Maßgabe ihres Reifens
von den ſtehenden Pflanzen abzureißen. Der Ertrag an Samen iſt oft bedeu-
tend, er erreicht von einem Hektare 500—1000 Kilogramm im Werthe von 60 bis
80 Mark (30—40 fl.) per 100 Kilogramm.
1) Bd. I. S. 297.
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