Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.Besondere Pflanzenbaulehre. Ueber die Knollenentwickelung bei zwei Kartoffelsorten führen wir die Untersuchungen [Tabelle] Die Stoffwanderungen in der reifenden Kartoffelpflanze gehen nach zwei Richtungen. [Tabelle] Nach diesem physiologischen Zusammenhange zwischen den unter- und oberirdischen 1. Die Wachsthumsbedingungen. Die Kartoffel kommt wildwachsend in ihrer Heimat, auf den kalten Höhen Die Abänderungen der Kartoffelpflanze beziehen sich vorzugsweise auf die 1) Landw. Vers. Stat. VII. S. 451.
Beſondere Pflanzenbaulehre. Ueber die Knollenentwickelung bei zwei Kartoffelſorten führen wir die Unterſuchungen [Tabelle] Die Stoffwanderungen in der reifenden Kartoffelpflanze gehen nach zwei Richtungen. [Tabelle] Nach dieſem phyſiologiſchen Zuſammenhange zwiſchen den unter- und oberirdiſchen 1. Die Wachsthumsbedingungen. Die Kartoffel kommt wildwachſend in ihrer Heimat, auf den kalten Höhen Die Abänderungen der Kartoffelpflanze beziehen ſich vorzugsweiſe auf die 1) Landw. Verſ. Stat. VII. S. 451.
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Beſondere Pflanzenbaulehre.
Ueber die Knollenentwickelung bei zwei Kartoffelſorten führen wir die Unterſuchungen
von F. Nobbe (Sächſ. Amtsbl. 1867, 11) an:
Die Stoffwanderungen in der reifenden Kartoffelpflanze gehen nach zwei Richtungen.
Ein Theil der während des Wachsthumes in den Blättern gebildeten Aſſimilationsproducte
wandert aufwärts in die zur Beere ausreifende Blüthe, ein anderer abwärts zu der Knolle,
welche entſprechend der Stoffeinwanderung an Größe zunimmt. Die Stärke wird dabei
in den leitenden Geweben in eine Glykoſe ähnliche Subſtanz umgewandelt, welche in
der Beere oder in noch ergiebigerer Weiſe in der Knolle das Material zur Anſammlung
der Stärke liefert. Mit vorſchreitender Reife nimmt die Kartoffel ſo lange an Stärkemehl
zu, als das Kartoffelkraut noch grünt. Nach Nobbe und Siegert 1) zeigen verſchieden alte
Knollen, welche nach ihrer Größe in acht Entwickelungsſtufen gruppirt wurden, folgenden
Gehalt:
Nach dieſem phyſiologiſchen Zuſammenhange zwiſchen den unter- und oberirdiſchen
Organen der Kartoffelpflanze ergibt ſich von ſelbſt, wie übrigens durch zahlreiche Verſuche
nachgewieſen wurde, daß eine Entlaubung der Kartoffelpflanze nur nachtheilig auf den
Knollenertrag einwirken kann, je früher dieſelbe vorgenommen wird.
1. Die Wachsthumsbedingungen.
Die Kartoffel kommt wildwachſend in ihrer Heimat, auf den kalten Höhen
der Anden von Chili und Peru, vor. Als Culturpflanze, deren Wichtigkeit jener
der Getreidepflanzen nahe kommt, wird ſie auf der ganzen bewohnten Erde angebaut.
In Europa erſtreckt ſich ihre Cultur bis zum 70° 40′ nördlicher Breite über die
Grenze der Getreidecultur hinaus. Sie wird noch in Island und in der Schweiz
an der Sonnenſeite der Gebirge in einer Meereshöhe von 1400 Meter angebaut,
während ſie im tropiſchen Südamerika zwiſchen 500—570 Meter Meereshöhe
cultivirt wird.
Die Abänderungen der Kartoffelpflanze beziehen ſich vorzugsweiſe auf die
Aenderung der Form und die Zuſammenſetzung der Knollen. Erwähnenswerth, wenn
1) Landw. Verſ. Stat. VII. S. 451.
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