Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.Besondere Pflanzenbaulehre. Die Lage des Tabakfeldes soll möglichst gegen Wind geschützt sein, um die Ein etwaiger ungünstiger Einfluß der natürlichen Wachsthumsbedingungen auf 2. Die Vorfrucht und Vorbereitung. Der Tabak wird in umgebrochenes Klee-, Luzerne- oder Grasland gebaut. Nach Getreide gibt man dem Tabake eine möglichst sorgfältige Vorbereitung. Die Tabakpflanze, welche einen hohen (20--29.5 %) Aschengehalt besitzt, ver- Der Tabak verlangt daher eine reichliche Düngung; nur auf Neurissen wird er 1) Agronomische Zeitung 1867. Nr. 19.
Beſondere Pflanzenbaulehre. Die Lage des Tabakfeldes ſoll möglichſt gegen Wind geſchützt ſein, um die Ein etwaiger ungünſtiger Einfluß der natürlichen Wachsthumsbedingungen auf 2. Die Vorfrucht und Vorbereitung. Der Tabak wird in umgebrochenes Klee-, Luzerne- oder Grasland gebaut. Nach Getreide gibt man dem Tabake eine möglichſt ſorgfältige Vorbereitung. Die Tabakpflanze, welche einen hohen (20—29.5 %) Aſchengehalt beſitzt, ver- Der Tabak verlangt daher eine reichliche Düngung; nur auf Neuriſſen wird er 1) Agronomiſche Zeitung 1867. Nr. 19.
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Beſondere Pflanzenbaulehre.
Die Lage des Tabakfeldes ſoll möglichſt gegen Wind geſchützt ſein, um die
Blätter vor dem Zerreißen zu ſichern. In Holland pflegt man zu dieſem Zwecke
die Tabakfelder mit kleinen Hecken oder mit Feldſtreifen, welche mit Bohnen beſtellt
werden, zu verſehen. In wärmeren Ländern verrichten Reihen von Maispflanzen
dieſelben Dienſte.
Ein etwaiger ungünſtiger Einfluß der natürlichen Wachsthumsbedingungen auf
die Qualität der Tabakblätter kann oft durch die Cultur beſeitigt werden. Durch
beſonders ſorgfältige Cultur wird es in Holland möglich, daß auf ſonſt ungeeignetem,
ſchwerem Thonboden doch feinrippiger, großblätteriger Tabak erzielt wird. In der
Pfalz und in Ungarn gedeiht der Tabak vornehmlich auf mergeligem, lehmigem
Sandboden.
2. Die Vorfrucht und Vorbereitung.
Der Tabak wird in umgebrochenes Klee-, Luzerne- oder Grasland gebaut.
Häufig wird jedoch vorher eine Getreideernte gewonnen, ſo zwar, daß dann der
Tabak nach Getreide folgt. In Ungarn erzieht man die feinſten Tabakſorten in den
ſog. Tabakgärten, in welchen der Tabak mehrere Jahre hintereinander auf derſelben
Bodenſtelle gebaut wird.
Nach Getreide gibt man dem Tabake eine möglichſt ſorgfältige Vorbereitung.
Vor Winter wird das Feld zwei-, dreimal gepflügt. Eine Herbſtfurche wird als
Tiefackerung gegeben. Mit derſelben wird gleichzeitig der Dünger untergebracht, da-
mit derſelbe durch die nachfolgende Bearbeitung um ſo gleichmäßiger in den Boden
vertheilt wird. Im Frühjahre findet ſich, bis zum Verpflanzen, Zeit genug, um das
Pflügen nochmals zu wiederholen.
Die Tabakpflanze, welche einen hohen (20—29.5 %) Aſchengehalt beſitzt, ver-
langt eine bedeutende Menge an aſſimilirbaren Nährſtoffen im Boden. Dem Tabak-
felde werden jedoch nur jene Mengen an Pflanzennährſtoffen entzogen, welche in den
verkauften Blättern enthalten waren, die in den Stengeln, Wurzeln ꝛc. enthaltene
Aſchenmenge verbleibt dem Boden. Bei einer mittleren Blatternte von 1300 Kilo-
gramm auf einem Hektare werden dem Boden die folgenden Nährſtoffmengen entzogen:
Aſche 301.21 %, Kali 95.2 %, Kalk 64.0 %, Phosphorſäure 13.23 % ꝛc.
Der Tabak verlangt daher eine reichliche Düngung; nur auf Neuriſſen wird er
ohne Düngung gebaut werden können. Den günſtigſten Einfluß auf die Blatt-
qualität, beſonders auf die Verbrennlichkeit übt nach Vegetationsverſuchen die Dün-
gung mit ſchwefelſaurem, kohlenſaurem und ſalpeterſaurem Kali, während dagegen
phosphorreiche Dünger zu vermeiden ſind. Lauter 1) empfiehlt vornehmlich eine nicht
übermäßige Düngung mit Rindviehmiſt und Holzaſche. Ein ſtickſtoffreicher Dünger,
wie Schafdünger, befördert das Wachsthum außerordentlich und gibt große, feine
und zähe Blätter, welche jedoch ſchlecht brennen, ſtark knellern und beim Verglimmen
nach brennendem Haare riechen. Kräftiger Boden, ſowie ſtarke, ſtickſtoffreiche Düngung
1) Agronomiſche Zeitung 1867. Nr. 19.
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