Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.Die Blattpflanzen. B. Tabak mit kurzröhriger, grünlich-gelber, aufgeblasener, am Schlunde ein- 1. Bauern- oder Veilchentabak, Türkischer Tabak (Nicotiana rustica L.) Sun. 2. Jungferntabak (Nicotiana paniculata) Sun. Blüthen in verlängerten Rispen; Der Tabak hat eine Pfahlwurzel mit wenigen Seitenwurzeln. Die Blätter sind Nach Neßler 1) enthält der Tabak im Mittel etwa 80 % org. Substanz und 20 % Asche. 1. Die Wachsthumsbedingungen. Der Tabak, dessen Heimat eine mittlere Jahrestemperatur von 20.4° R. auf- 1) J. Neßler. Der Tabak, seine Bestandtheile und seine Behandlung. Mann- heim 1867. Krafft, Lehrb. d. Landw. II. 8
Die Blattpflanzen. B. Tabak mit kurzröhriger, grünlich-gelber, aufgeblaſener, am Schlunde ein- 1. Bauern- oder Veilchentabak, Türkiſcher Tabak (Nicotiana rustica L.) ☉. 2. Jungferntabak (Nicotiana paniculata) ☉. Blüthen in verlängerten Rispen; Der Tabak hat eine Pfahlwurzel mit wenigen Seitenwurzeln. Die Blätter ſind Nach Neßler 1) enthält der Tabak im Mittel etwa 80 % org. Subſtanz und 20 % Aſche. 1. Die Wachsthumsbedingungen. Der Tabak, deſſen Heimat eine mittlere Jahrestemperatur von 20.4° R. auf- 1) J. Neßler. Der Tabak, ſeine Beſtandtheile und ſeine Behandlung. Mann- heim 1867. Krafft, Lehrb. d. Landw. II. 8
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0127" n="113"/> <fw place="top" type="header">Die Blattpflanzen.</fw><lb/> <p><hi rendition="#aq">B.</hi> Tabak mit kurzröhriger, grünlich-gelber, aufgeblaſener, am Schlunde ein-<lb/> geſchnürter Blumenkrone; Stengel verzweigt, 0.60—1.10 Meter hoch.</p><lb/> <p>1. <hi rendition="#g">Bauern</hi>- oder <hi rendition="#g">Veilchentabak,</hi> Türkiſcher Tabak <hi rendition="#aq">(Nicotiana rustica L.)</hi> ☉.<lb/> Blätter eiförmig, blaſig, dick und klebrig, die oberen ſitzend, die unteren geſtielt.<lb/> Blüthen in traubiger, zuſammengezogener Rispe. Am wenigſten empfindlich, in<lb/> Hannover, bei Nürnberg, in Ungarn und beſonders in Braſilien gebaut, jedoch nur<lb/> zu Schnupf- und Kautabak verwendbar.</p><lb/> <p>2. <hi rendition="#g">Jungferntabak</hi> <hi rendition="#aq">(Nicotiana paniculata)</hi> ☉. Blüthen in verlängerten Rispen;<lb/> in Peru und Ungarn gebaut.</p><lb/> <p>Der Tabak hat eine Pfahlwurzel mit wenigen Seitenwurzeln. Die Blätter ſind<lb/> mit klebrigen Drüſenhaaren verſehen, welche ein flüchtiges Oel enthalten. Der Werth<lb/> des Tabakblattes ſteht im Zuſammenhange mit der Verbrennlichkeit ſeiner näheren Beſtand-<lb/> theile. Ein guter Rauchtabak ſoll gleichmäßig verglimmen und dabei einen angenehmen<lb/> Geruch entwickeln. Tabak, welcher mit heller Flamme brennt oder kohlt, iſt von ſchlechter<lb/> Qualität.</p><lb/> <p>Nach Neßler <note place="foot" n="1)">J. Neßler. Der Tabak, ſeine Beſtandtheile und ſeine Behandlung. Mann-<lb/> heim 1867.</note> enthält der Tabak im Mittel etwa 80 % org. Subſtanz und 20 % Aſche.<lb/> Erſtere beſteht aus den ſtickſtofffreien Körpern, Celluloſe, Kohlehydrate, Fett- und anderen<lb/> organiſchen Säuren, ſowie aus ſtickſtoffhaltigen Prote<hi rendition="#aq">ï</hi>nkörpern und dem giftigen, betäuben-<lb/> den, ſtickſtoffhaltigen Alkaloid Nicotin. Ein anderer Theil des Stickſtoffes iſt in Form von<lb/> Salpeterſäure und nach der Fermentation auch als Ammoniak vorhanden. Die Celluloſe,<lb/> wenn ſie nicht zu ſtark verholzt iſt und die Kohlehydrate ſind verhältnißmäßig leicht ver-<lb/> brennlich. Fett und Eiweißkörper ſind ſchwerer verbrennlich und geben bei ihrer Verbrennung<lb/> übelriechende Verbindungen. In Betreff des Nicotins iſt conſtatirt, daß die beſſeren Tabake<lb/> weniger als die ſchlechteren enthalten. Nach Neßler enthielt ein Havannatabak 0.62 %, ein<lb/> Portorico 1.2 %, ein badiſcher Unterländer 3.36 % Nicotin. In kohlendem Tabake iſt der<lb/> Nicotingehalt gewöhnlich größer, als in nichtkohlendem. Von den anorganiſchen Ver-<lb/> bindungen erhöhen die ſalpeterſauren, kohlenſauren und organiſchen Kali- und auch Natron-<lb/> ſalze die Verbrennlichkeit, während die Chloralkalien hindernd auf dieſelbe einwirken. Der<lb/> Producent muß mit ſich im Klaren ſein, für welchen Zweck er den Tabak bauen will, in-<lb/> dem darnach Cultur und Behandlung einzurichten ſind. Der Tabak kann verwendet werden<lb/> zu Kautabak, Schnupftabak (Carottengut), Rauchtabak (Pfeifen- oder Schneidgut), Papier-<lb/> eigarrettentabak und Cigarrentabak. Der deutſche Tabakbau befaßt ſich vorzugsweiſe mit der<lb/> Hervorbringung der letzteren drei Tabakſorten.</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">1. Die Wachsthumsbedingungen.</hi> </head><lb/> <p>Der Tabak, deſſen Heimat eine mittlere Jahrestemperatur von 20.4° <hi rendition="#aq">R.</hi> auf-<lb/> zuweiſen hat, beſitzt eine große Empfindlichkeit gegen Spät- und Frühfröſte. In un-<lb/> ſeren Breiten muß er deshalb in Miſtbeeten herangezogen werden. Nur eine einzige<lb/> Art, der Bauerntabak, kann in gutem Weinklima direct auf das freie Feld gebracht<lb/> werden. Die vorzüglichſten Tabake werden in milden oder warmen Lagen, wie in<lb/> Holland, in den Rheingegenden, beſonders in der Pfalz und in Ungarn gebaut. Die<lb/> Tabake, welche in Norddeutſchland bis hinauf nach Pommern bei nur vier froſtfreien<lb/> Monaten cultivirt werden, erreichen dagegen nicht die Qualität jener.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Krafft,</hi> Lehrb. d. Landw. <hi rendition="#aq">II.</hi> 8</fw><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [113/0127]
Die Blattpflanzen.
B. Tabak mit kurzröhriger, grünlich-gelber, aufgeblaſener, am Schlunde ein-
geſchnürter Blumenkrone; Stengel verzweigt, 0.60—1.10 Meter hoch.
1. Bauern- oder Veilchentabak, Türkiſcher Tabak (Nicotiana rustica L.) ☉.
Blätter eiförmig, blaſig, dick und klebrig, die oberen ſitzend, die unteren geſtielt.
Blüthen in traubiger, zuſammengezogener Rispe. Am wenigſten empfindlich, in
Hannover, bei Nürnberg, in Ungarn und beſonders in Braſilien gebaut, jedoch nur
zu Schnupf- und Kautabak verwendbar.
2. Jungferntabak (Nicotiana paniculata) ☉. Blüthen in verlängerten Rispen;
in Peru und Ungarn gebaut.
Der Tabak hat eine Pfahlwurzel mit wenigen Seitenwurzeln. Die Blätter ſind
mit klebrigen Drüſenhaaren verſehen, welche ein flüchtiges Oel enthalten. Der Werth
des Tabakblattes ſteht im Zuſammenhange mit der Verbrennlichkeit ſeiner näheren Beſtand-
theile. Ein guter Rauchtabak ſoll gleichmäßig verglimmen und dabei einen angenehmen
Geruch entwickeln. Tabak, welcher mit heller Flamme brennt oder kohlt, iſt von ſchlechter
Qualität.
Nach Neßler 1) enthält der Tabak im Mittel etwa 80 % org. Subſtanz und 20 % Aſche.
Erſtere beſteht aus den ſtickſtofffreien Körpern, Celluloſe, Kohlehydrate, Fett- und anderen
organiſchen Säuren, ſowie aus ſtickſtoffhaltigen Proteïnkörpern und dem giftigen, betäuben-
den, ſtickſtoffhaltigen Alkaloid Nicotin. Ein anderer Theil des Stickſtoffes iſt in Form von
Salpeterſäure und nach der Fermentation auch als Ammoniak vorhanden. Die Celluloſe,
wenn ſie nicht zu ſtark verholzt iſt und die Kohlehydrate ſind verhältnißmäßig leicht ver-
brennlich. Fett und Eiweißkörper ſind ſchwerer verbrennlich und geben bei ihrer Verbrennung
übelriechende Verbindungen. In Betreff des Nicotins iſt conſtatirt, daß die beſſeren Tabake
weniger als die ſchlechteren enthalten. Nach Neßler enthielt ein Havannatabak 0.62 %, ein
Portorico 1.2 %, ein badiſcher Unterländer 3.36 % Nicotin. In kohlendem Tabake iſt der
Nicotingehalt gewöhnlich größer, als in nichtkohlendem. Von den anorganiſchen Ver-
bindungen erhöhen die ſalpeterſauren, kohlenſauren und organiſchen Kali- und auch Natron-
ſalze die Verbrennlichkeit, während die Chloralkalien hindernd auf dieſelbe einwirken. Der
Producent muß mit ſich im Klaren ſein, für welchen Zweck er den Tabak bauen will, in-
dem darnach Cultur und Behandlung einzurichten ſind. Der Tabak kann verwendet werden
zu Kautabak, Schnupftabak (Carottengut), Rauchtabak (Pfeifen- oder Schneidgut), Papier-
eigarrettentabak und Cigarrentabak. Der deutſche Tabakbau befaßt ſich vorzugsweiſe mit der
Hervorbringung der letzteren drei Tabakſorten.
1. Die Wachsthumsbedingungen.
Der Tabak, deſſen Heimat eine mittlere Jahrestemperatur von 20.4° R. auf-
zuweiſen hat, beſitzt eine große Empfindlichkeit gegen Spät- und Frühfröſte. In un-
ſeren Breiten muß er deshalb in Miſtbeeten herangezogen werden. Nur eine einzige
Art, der Bauerntabak, kann in gutem Weinklima direct auf das freie Feld gebracht
werden. Die vorzüglichſten Tabake werden in milden oder warmen Lagen, wie in
Holland, in den Rheingegenden, beſonders in der Pfalz und in Ungarn gebaut. Die
Tabake, welche in Norddeutſchland bis hinauf nach Pommern bei nur vier froſtfreien
Monaten cultivirt werden, erreichen dagegen nicht die Qualität jener.
1) J. Neßler. Der Tabak, ſeine Beſtandtheile und ſeine Behandlung. Mann-
heim 1867.
Krafft, Lehrb. d. Landw. II. 8
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |