Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Farbepflanzen.
diese das fünfte Blatt getrieben haben, beginnt die erste Lockerung und Reinigung
des Bodens mit der kleinen Hacke und die fußweite Stellung der Pflanzen, wobei
man alle überflüssigen Exemplare, ohne den guten Pflanzen zu schaden, entfernt.
Die Blätter wachsen nun fußlang heran, werden dunkelgrün, riechen gerieben nach
Rettig und schmecken kressenartig-scharf. Wenn sie hart werden, beginnt die erste
und beste Ernte, die den meisten Farbestoff enthält; sie fällt in den Juli. Nur
die Herzblätter läßt man stehen, die übrigen stößt man ab, indem man sie mit der
linken Hand partienweise zusammenfaßt. Die mit Erde beschmutzten werden ab-
gewaschen, alle trocknet man, und verkauft sie den Fabrikanten. Das Land wird
nun mit der Schurfkrücke gereiniget, dann überegget, worauf der Acker, unbeschadet
der Waidpflanzen, wie ein neubestelltes Land aussieht; denn der Waid wächst schnell
wieder nach, und ist bis zum September schon so weit gediehen, daß die zweite
Ernte erfolgen kann. Nach derselben wird Weizen bestellt, der in einem so kräftigen,
schön und rein zugerichteten Boden ganz vortrefflich gedeiht. Bei guter Cultur
erntet man 3916 Kilogramm Blätter im Mittel, und nach deren Preis richtet sich
die größere oder geringere Beschränkung des Anbaues."

5. Der Krapp.

Der Krapp, die
Röthe, die Färber-
röthe, (Rubia tinc-
torum L.)
Jupiter, Fig. 76,
besitzt kleine, gelbgrüne
Blüthen, welche zu
drei auf einem ge-
meinschaftlichen Stiele
stehen. Die Frucht
bildet eine zweiknopfige,
rothe, fleischige, durch
Fehlschlagen einsamige
Beere. Der nieder-
liegende, vierkantige
Stengel trägt, un-
gefähr von 6 zu 6
Ctm., quirlförmig ge-
stellte, lanzettförmige,
am Rande mit rück-
wärts gerichteten, klei-
nen Stacheln besetzte
Blätter. Diese Sten-
gel kommen zu meh-
reren aus je einem

[Abbildung] Fig. 76.

Krapp (Rubia tinctorum L.) Jupiter. -- Links oben eine Frucht, unten eine Blüthe

Die Farbepflanzen.
dieſe das fünfte Blatt getrieben haben, beginnt die erſte Lockerung und Reinigung
des Bodens mit der kleinen Hacke und die fußweite Stellung der Pflanzen, wobei
man alle überflüſſigen Exemplare, ohne den guten Pflanzen zu ſchaden, entfernt.
Die Blätter wachſen nun fußlang heran, werden dunkelgrün, riechen gerieben nach
Rettig und ſchmecken kreſſenartig-ſcharf. Wenn ſie hart werden, beginnt die erſte
und beſte Ernte, die den meiſten Farbeſtoff enthält; ſie fällt in den Juli. Nur
die Herzblätter läßt man ſtehen, die übrigen ſtößt man ab, indem man ſie mit der
linken Hand partienweiſe zuſammenfaßt. Die mit Erde beſchmutzten werden ab-
gewaſchen, alle trocknet man, und verkauft ſie den Fabrikanten. Das Land wird
nun mit der Schurfkrücke gereiniget, dann überegget, worauf der Acker, unbeſchadet
der Waidpflanzen, wie ein neubeſtelltes Land ausſieht; denn der Waid wächſt ſchnell
wieder nach, und iſt bis zum September ſchon ſo weit gediehen, daß die zweite
Ernte erfolgen kann. Nach derſelben wird Weizen beſtellt, der in einem ſo kräftigen,
ſchön und rein zugerichteten Boden ganz vortrefflich gedeiht. Bei guter Cultur
erntet man 3916 Kilogramm Blätter im Mittel, und nach deren Preis richtet ſich
die größere oder geringere Beſchränkung des Anbaues.“

5. Der Krapp.

Der Krapp, die
Röthe, die Färber-
röthe, (Rubia tinc-
torum L.)
♃, Fig. 76,
beſitzt kleine, gelbgrüne
Blüthen, welche zu
drei auf einem ge-
meinſchaftlichen Stiele
ſtehen. Die Frucht
bildet eine zweiknopfige,
rothe, fleiſchige, durch
Fehlſchlagen einſamige
Beere. Der nieder-
liegende, vierkantige
Stengel trägt, un-
gefähr von 6 zu 6
Ctm., quirlförmig ge-
ſtellte, lanzettförmige,
am Rande mit rück-
wärts gerichteten, klei-
nen Stacheln beſetzte
Blätter. Dieſe Sten-
gel kommen zu meh-
reren aus je einem

[Abbildung] Fig. 76.

Krapp (Rubia tinctorum L.) ♃. — Links oben eine Frucht, unten eine Blüthe

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0123" n="109"/><fw place="top" type="header">Die Farbepflanzen.</fw><lb/>
die&#x017F;e das fünfte Blatt getrieben haben, beginnt die er&#x017F;te Lockerung und Reinigung<lb/>
des Bodens mit der kleinen Hacke und die fußweite Stellung der Pflanzen, wobei<lb/>
man alle überflü&#x017F;&#x017F;igen Exemplare, ohne den guten Pflanzen zu &#x017F;chaden, entfernt.<lb/>
Die Blätter wach&#x017F;en nun fußlang heran, werden dunkelgrün, riechen gerieben nach<lb/>
Rettig und &#x017F;chmecken kre&#x017F;&#x017F;enartig-&#x017F;charf. Wenn &#x017F;ie hart werden, beginnt die er&#x017F;te<lb/>
und be&#x017F;te Ernte, die den mei&#x017F;ten Farbe&#x017F;toff enthält; &#x017F;ie fällt in den Juli. Nur<lb/>
die Herzblätter läßt man &#x017F;tehen, die übrigen &#x017F;tößt man ab, indem man &#x017F;ie mit der<lb/>
linken Hand partienwei&#x017F;e zu&#x017F;ammenfaßt. Die mit Erde be&#x017F;chmutzten werden ab-<lb/>
gewa&#x017F;chen, alle trocknet man, und verkauft &#x017F;ie den Fabrikanten. Das Land wird<lb/>
nun mit der Schurfkrücke gereiniget, dann überegget, worauf der Acker, unbe&#x017F;chadet<lb/>
der Waidpflanzen, wie ein neube&#x017F;telltes Land aus&#x017F;ieht; denn der Waid wäch&#x017F;t &#x017F;chnell<lb/>
wieder nach, und i&#x017F;t bis zum September &#x017F;chon &#x017F;o weit gediehen, daß die zweite<lb/>
Ernte erfolgen kann. Nach der&#x017F;elben wird Weizen be&#x017F;tellt, der in einem &#x017F;o kräftigen,<lb/>
&#x017F;chön und rein zugerichteten Boden ganz vortrefflich gedeiht. Bei guter Cultur<lb/>
erntet man 3916 Kilogramm Blätter im Mittel, und nach deren Preis richtet &#x017F;ich<lb/>
die größere oder geringere Be&#x017F;chränkung des Anbaues.&#x201C;</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">5. Der Krapp.</hi> </head><lb/>
            <p>Der Krapp, die<lb/>
Röthe, die Färber-<lb/>
röthe, <hi rendition="#aq">(Rubia tinc-<lb/>
torum L.)</hi> &#x2643;, Fig. 76,<lb/>
be&#x017F;itzt kleine, gelbgrüne<lb/>
Blüthen, welche zu<lb/>
drei auf einem ge-<lb/>
mein&#x017F;chaftlichen Stiele<lb/>
&#x017F;tehen. Die Frucht<lb/>
bildet eine zweiknopfige,<lb/>
rothe, flei&#x017F;chige, durch<lb/>
Fehl&#x017F;chlagen ein&#x017F;amige<lb/>
Beere. Der nieder-<lb/>
liegende, vierkantige<lb/>
Stengel trägt, un-<lb/>
gefähr von 6 zu 6<lb/>
Ctm., quirlförmig ge-<lb/>
&#x017F;tellte, lanzettförmige,<lb/>
am Rande mit rück-<lb/>
wärts gerichteten, klei-<lb/>
nen Stacheln be&#x017F;etzte<lb/>
Blätter. Die&#x017F;e Sten-<lb/>
gel kommen zu meh-<lb/>
reren aus je einem<lb/><figure><head>Fig. 76. </head><p>Krapp <hi rendition="#aq">(Rubia tinctorum L.)</hi> &#x2643;. &#x2014; Links oben eine Frucht, unten eine Blüthe</p></figure><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0123] Die Farbepflanzen. dieſe das fünfte Blatt getrieben haben, beginnt die erſte Lockerung und Reinigung des Bodens mit der kleinen Hacke und die fußweite Stellung der Pflanzen, wobei man alle überflüſſigen Exemplare, ohne den guten Pflanzen zu ſchaden, entfernt. Die Blätter wachſen nun fußlang heran, werden dunkelgrün, riechen gerieben nach Rettig und ſchmecken kreſſenartig-ſcharf. Wenn ſie hart werden, beginnt die erſte und beſte Ernte, die den meiſten Farbeſtoff enthält; ſie fällt in den Juli. Nur die Herzblätter läßt man ſtehen, die übrigen ſtößt man ab, indem man ſie mit der linken Hand partienweiſe zuſammenfaßt. Die mit Erde beſchmutzten werden ab- gewaſchen, alle trocknet man, und verkauft ſie den Fabrikanten. Das Land wird nun mit der Schurfkrücke gereiniget, dann überegget, worauf der Acker, unbeſchadet der Waidpflanzen, wie ein neubeſtelltes Land ausſieht; denn der Waid wächſt ſchnell wieder nach, und iſt bis zum September ſchon ſo weit gediehen, daß die zweite Ernte erfolgen kann. Nach derſelben wird Weizen beſtellt, der in einem ſo kräftigen, ſchön und rein zugerichteten Boden ganz vortrefflich gedeiht. Bei guter Cultur erntet man 3916 Kilogramm Blätter im Mittel, und nach deren Preis richtet ſich die größere oder geringere Beſchränkung des Anbaues.“ 5. Der Krapp. Der Krapp, die Röthe, die Färber- röthe, (Rubia tinc- torum L.) ♃, Fig. 76, beſitzt kleine, gelbgrüne Blüthen, welche zu drei auf einem ge- meinſchaftlichen Stiele ſtehen. Die Frucht bildet eine zweiknopfige, rothe, fleiſchige, durch Fehlſchlagen einſamige Beere. Der nieder- liegende, vierkantige Stengel trägt, un- gefähr von 6 zu 6 Ctm., quirlförmig ge- ſtellte, lanzettförmige, am Rande mit rück- wärts gerichteten, klei- nen Stacheln beſetzte Blätter. Dieſe Sten- gel kommen zu meh- reren aus je einem [Abbildung Fig. 76. Krapp (Rubia tinctorum L.) ♃. — Links oben eine Frucht, unten eine Blüthe]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/123
Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/123>, abgerufen am 21.12.2024.