Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.Besondere Pflanzenbaulehre. In milden Gegenden mit feuchtem Frühjahre empfiehlt es sich, den Wau als Die weitere Cultur ist sehr einfach. Sie beschränkt sich auf das Jäten und Sobald der Wau in volle Blüthe getreten, die untersten Blätter gelb zu werden Zur Samengewinnung läßt man einige Pflanzen bis zur Vollreife stehen. Der 4. Der Waid. Die Cultur des Waid, Färberwaid, deutscher Indigo (Isatis tinctoria L.) Der Boden für Waid soll tiefgründig, lehm- und kalkreich sein und sich in "Für den Waid pflügt man den Acker, sobald die Gerste das Land verlassen 1) Dr. Chr. Ed. Langethal. Handbuch der landwirth. Pflanzenkunde und des Pflanzen-
baues. 5. Auflg. Berlin 1874. S. 148. Beſondere Pflanzenbaulehre. In milden Gegenden mit feuchtem Frühjahre empfiehlt es ſich, den Wau als Die weitere Cultur iſt ſehr einfach. Sie beſchränkt ſich auf das Jäten und Sobald der Wau in volle Blüthe getreten, die unterſten Blätter gelb zu werden Zur Samengewinnung läßt man einige Pflanzen bis zur Vollreife ſtehen. Der 4. Der Waid. Die Cultur des Waid, Färberwaid, deutſcher Indigo (Isatis tinctoria L.) ⚇ Der Boden für Waid ſoll tiefgründig, lehm- und kalkreich ſein und ſich in „Für den Waid pflügt man den Acker, ſobald die Gerſte das Land verlaſſen 1) Dr. Chr. Ed. Langethal. Handbuch der landwirth. Pflanzenkunde und des Pflanzen-
baues. 5. Auflg. Berlin 1874. S. 148. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0122" n="108"/> <fw place="top" type="header">Beſondere Pflanzenbaulehre.</fw><lb/> <p>In milden Gegenden mit feuchtem Frühjahre empfiehlt es ſich, den Wau als<lb/> Sommergewächs zu cultiviren. In trockenen Frühjahren geht der Same, welcher<lb/> viele Feuchtigkeit zum Keimen verlangt, oft lange nicht auf, weshalb es für ſolche<lb/> Oertlichkeiten zweckmäßiger iſt, den Wau ſchon im Herbſte auszuſäen. An Samen,<lb/> welcher mit der Egge flach untergebracht oder noch beſſer gedrillt wird, verwendet<lb/> man auf 1 Hektar 12—16 Kilogramm.</p><lb/> <p>Die weitere Cultur iſt ſehr einfach. Sie beſchränkt ſich auf das Jäten und<lb/> Bearbeiten der Bodenzwiſchenräume mit der Handhacke und auf das Verdünnen bei<lb/> zu üppigem Stande der Pflanzen.</p><lb/> <p>Sobald der Wau in volle Blüthe getreten, die unterſten Blätter gelb zu werden<lb/> beginnen und die unterſten Samenkapſeln reifen, werden die Pflanzen dicht am Boden<lb/> abgehauen und im Schatten, nachdem alle etwaigen Unkrautpflanzen ausgezogen<lb/> worden, zum Trocknen aufgeſtellt. Am beſten wird der Wau auf der Tenne oder<lb/> unter einem ſonſtigen bedachten Raume getrocknet, da ſich ſein Werth durch Beregnen<lb/> bedeutend verringert. Der gut getrocknete Wau darf weder braun noch dunkelgrün<lb/> ſein, ſondern muß, wenn er als gute, farbreiche Waare bezahlt werden ſoll, hellgrün<lb/> gefärbt ſein. Der Ertrag an getrockneten Pflanzen erreicht bei dem zweijährigen,<lb/> deutſchen Wau 2600—5000 Kilogramm, im Werthe von 12—20 Mark (6—10 fl.)<lb/> per 100 Kilogramm, bei dem einjährigen, franzöſiſchen Wau 2000—4300<lb/> Kilogramm, im Werthe von 20—24 Mark (10—12 fl.).</p><lb/> <p>Zur Samengewinnung läßt man einige Pflanzen bis zur Vollreife ſtehen. Der<lb/> Samenertrag ſtellt ſich auf 200—400 Kilogramm von dem Hektare.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">4. Der Waid.</hi> </head><lb/> <p>Die Cultur des Waid, Färberwaid, deutſcher Indigo <hi rendition="#aq">(Isatis tinctoria L.)</hi> ⚇<lb/> wird ſeit der Einführung des Indigo (von <hi rendition="#aq">Indigofera tinctoria</hi> und <hi rendition="#aq">Indigofera anil</hi><lb/> ſtammend) zum Blaufärben nur mehr in ſehr beſchränktem Maße, am ausgedehnteſten<lb/> noch in Thüringen angebaut.</p><lb/> <p>Der Boden für Waid ſoll tiefgründig, lehm- und kalkreich ſein und ſich in<lb/> gutem Düngungszuſtande befinden. Ueber die Cultur dieſer zweijährigen Pflanze<lb/> macht Langethal <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Dr.</hi> Chr. Ed. Langethal. Handbuch der landwirth. Pflanzenkunde und des Pflanzen-<lb/> baues. 5. Auflg. Berlin 1874. S. 148.</note> folgende Angaben:</p><lb/> <p>„Für den Waid pflügt man den Acker, ſobald die Gerſte das Land verlaſſen<lb/> hat, 45 Ctm. tief, und bringt dabei, mit Hilfe des Rechens 45 Fuhren Dünger<lb/> ins Land. Der Acker bleibt bis zum October liegen, worauf man die Erde, durch<lb/> ein nochmaliges Tiefpflügen wieder zuſammenſchlägt. Im Anfange des Frühjahres<lb/> wird das Feld blos aufgeegget und mit 5 Kilogramm Schötchen pro Hektar beſäet,<lb/> die man auf ſehr flache Furchen ausſtreut. Zuletzt wird zugeegget und angewalzt.<lb/> Bekommen die Schötchen keinen Regen, dann bleiben ſie oft 6 Wochen, ohne zu<lb/> keimen, im Boden liegen, dann aber wachſen die Pflanzen ſchnell heran. Sobald<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [108/0122]
Beſondere Pflanzenbaulehre.
In milden Gegenden mit feuchtem Frühjahre empfiehlt es ſich, den Wau als
Sommergewächs zu cultiviren. In trockenen Frühjahren geht der Same, welcher
viele Feuchtigkeit zum Keimen verlangt, oft lange nicht auf, weshalb es für ſolche
Oertlichkeiten zweckmäßiger iſt, den Wau ſchon im Herbſte auszuſäen. An Samen,
welcher mit der Egge flach untergebracht oder noch beſſer gedrillt wird, verwendet
man auf 1 Hektar 12—16 Kilogramm.
Die weitere Cultur iſt ſehr einfach. Sie beſchränkt ſich auf das Jäten und
Bearbeiten der Bodenzwiſchenräume mit der Handhacke und auf das Verdünnen bei
zu üppigem Stande der Pflanzen.
Sobald der Wau in volle Blüthe getreten, die unterſten Blätter gelb zu werden
beginnen und die unterſten Samenkapſeln reifen, werden die Pflanzen dicht am Boden
abgehauen und im Schatten, nachdem alle etwaigen Unkrautpflanzen ausgezogen
worden, zum Trocknen aufgeſtellt. Am beſten wird der Wau auf der Tenne oder
unter einem ſonſtigen bedachten Raume getrocknet, da ſich ſein Werth durch Beregnen
bedeutend verringert. Der gut getrocknete Wau darf weder braun noch dunkelgrün
ſein, ſondern muß, wenn er als gute, farbreiche Waare bezahlt werden ſoll, hellgrün
gefärbt ſein. Der Ertrag an getrockneten Pflanzen erreicht bei dem zweijährigen,
deutſchen Wau 2600—5000 Kilogramm, im Werthe von 12—20 Mark (6—10 fl.)
per 100 Kilogramm, bei dem einjährigen, franzöſiſchen Wau 2000—4300
Kilogramm, im Werthe von 20—24 Mark (10—12 fl.).
Zur Samengewinnung läßt man einige Pflanzen bis zur Vollreife ſtehen. Der
Samenertrag ſtellt ſich auf 200—400 Kilogramm von dem Hektare.
4. Der Waid.
Die Cultur des Waid, Färberwaid, deutſcher Indigo (Isatis tinctoria L.) ⚇
wird ſeit der Einführung des Indigo (von Indigofera tinctoria und Indigofera anil
ſtammend) zum Blaufärben nur mehr in ſehr beſchränktem Maße, am ausgedehnteſten
noch in Thüringen angebaut.
Der Boden für Waid ſoll tiefgründig, lehm- und kalkreich ſein und ſich in
gutem Düngungszuſtande befinden. Ueber die Cultur dieſer zweijährigen Pflanze
macht Langethal 1) folgende Angaben:
„Für den Waid pflügt man den Acker, ſobald die Gerſte das Land verlaſſen
hat, 45 Ctm. tief, und bringt dabei, mit Hilfe des Rechens 45 Fuhren Dünger
ins Land. Der Acker bleibt bis zum October liegen, worauf man die Erde, durch
ein nochmaliges Tiefpflügen wieder zuſammenſchlägt. Im Anfange des Frühjahres
wird das Feld blos aufgeegget und mit 5 Kilogramm Schötchen pro Hektar beſäet,
die man auf ſehr flache Furchen ausſtreut. Zuletzt wird zugeegget und angewalzt.
Bekommen die Schötchen keinen Regen, dann bleiben ſie oft 6 Wochen, ohne zu
keimen, im Boden liegen, dann aber wachſen die Pflanzen ſchnell heran. Sobald
1) Dr. Chr. Ed. Langethal. Handbuch der landwirth. Pflanzenkunde und des Pflanzen-
baues. 5. Auflg. Berlin 1874. S. 148.
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