Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.Besondere Pflanzenbaulehre. 3. Der Leindotter. [Abbildung]
Fig. 65. Gemeiner Leindotter (Camelina Der gemeine Leindotter, Dotter, Butterraps Der Anbau dieser Oelfrucht erreicht selten eine größere Ausdehnung, obwohl Die Aussaat erfolgt entweder breitwürfig mit einem Saatquantum von 15 bis Von den Pflanzenkrankheiten verhindert das Ueberhandnehmen des Schimmels Unter den Insecten schaden am meisten die Raupen der Ypsiloneule (Plusia Im August werden die samenreifen Pflanzen gemäht und zum Trocknen auf- 4. Der Mohn. Der Mohn, Schlafmohn, Gartenmohn, Magsamen (Papaver somniferum L.), Beſondere Pflanzenbaulehre. 3. Der Leindotter. [Abbildung]
Fig. 65. Gemeiner Leindotter (Camelina Der gemeine Leindotter, Dotter, Butterraps Der Anbau dieſer Oelfrucht erreicht ſelten eine größere Ausdehnung, obwohl Die Ausſaat erfolgt entweder breitwürfig mit einem Saatquantum von 15 bis Von den Pflanzenkrankheiten verhindert das Ueberhandnehmen des Schimmels Unter den Inſecten ſchaden am meiſten die Raupen der Ypſiloneule (Plusia Im Auguſt werden die ſamenreifen Pflanzen gemäht und zum Trocknen auf- 4. Der Mohn. Der Mohn, Schlafmohn, Gartenmohn, Magſamen (Papaver somniferum L.), <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0102" n="88"/> <fw place="top" type="header">Beſondere Pflanzenbaulehre.</fw><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">3. Der Leindotter.</hi> </head><lb/> <figure> <head>Fig. 65. </head> <p>Gemeiner Leindotter (<hi rendition="#aq">Camelina<lb/> sativa Crtz.</hi>) ☉ nach Robbe. — Same mit<lb/> Hülle, <hi rendition="#aq">r</hi> Würzelchen; enthüllter Same:<lb/> α Würzelchen, β und γ Keimblätter,<lb/> δ Endknöspchen.</p> </figure><lb/> <p>Der gemeine Leindotter, Dotter, Butterraps<lb/> oder Butterſame (<hi rendition="#aq">Camelina sativa Crtz.</hi>), wie<lb/> der Raps zur Familie der Cruciferen gehörig,<lb/> beſitzt zum Unterſchiede von demſelben ein auf-<lb/> geblaſenes Schötchen. In dem zweifächerigen<lb/> Schötchen befinden ſich meiſt je acht, kleine gold-<lb/> gelbe oder bräunliche Samen, Fig. 65, welche<lb/> bis zu 28 % eines leicht ranzig werdenden Oeles<lb/> enthalten. Die Pflanze wird 0.45—0.60 Meter<lb/> hoch.</p><lb/> <p>Der Anbau dieſer Oelfrucht erreicht ſelten eine größere Ausdehnung, obwohl<lb/> ſie noch auf geringem, trockenem Sandboden fortkommt und weniger von dem In-<lb/> ſectenfraße zu leiden hat. Vereinzelt findet man den Leindotter in Deutſchland,<lb/> Oeſterreich, Belgien, Frankreich, in der Türkei, meiſt an Stelle einer zu Grunde ge-<lb/> gangenen anderen Oelfrucht, angebaut.</p><lb/> <p>Die Ausſaat erfolgt entweder breitwürfig mit einem Saatquantum von 15 bis<lb/> 25 Kilogramm oder in 16—20 Ctm. breiten Drillreihen mit einer Saatmenge<lb/> von 12—20 Kilogramm. Die Saatzeit fällt auf den Monat April oder den An-<lb/> fang Mai.</p><lb/> <p>Von den Pflanzenkrankheiten verhindert das Ueberhandnehmen des Schimmels<lb/> (<hi rendition="#aq">Peronospora parasitica Pers.</hi>) und des weißen Roſtes (<hi rendition="#aq">Cystopus candidus Pers.</hi>)<lb/> die Blüthenbildung und den Fruchtanſatz.</p><lb/> <p>Unter den Inſecten ſchaden am meiſten die Raupen der Ypſiloneule (<hi rendition="#aq">Plusia<lb/> gamma L.</hi>), Fig. 88, und der Kohlerdfloh (<hi rendition="#aq">Haltica oleracea L.</hi>).</p><lb/> <p>Im Auguſt werden die ſamenreifen Pflanzen gemäht und zum Trocknen auf-<lb/> geſtellt. Der Körnerertrag erreicht von dem Hektare 10—20 Hektoliter <hi rendition="#aq">à</hi> 60 Kilo-<lb/> gramm. An Stroh werden 1.5—2.3 Tonnen geerntet.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">4. Der Mohn.</hi> </head><lb/> <p>Der Mohn, Schlafmohn, Gartenmohn, Magſamen (<hi rendition="#aq">Papaver somniferum L.</hi>),<lb/> Fig. 66, zur Familie der Papaveraceen gehörig, beſitzt eine vierblätterige, verſchieden-<lb/> färbige Blumenkrone, zahlreiche unterweibige Staubblätter, Griffel fehlend, Narbe<lb/> ſchildförmig, vier bis zwanzigſtrahlig, Fruchtkapſel halbvielfächerig und kahl, mit<lb/> vielen, eiweißhaltigen Samen. Letzterer enthält bis zu 53 % eines, ſehr leicht ver-<lb/> daulichen, fetten Oeles. Die Samen der großkörnigen Mohnſorten werden ſowohl zur<lb/> Oelgewinnung, als auch zur Bereitung verſchiedener Speiſen verwendet. In Süd-<lb/> europa, dem Orient und in neueſter Zeit, jedoch mit zweifelhaftem Erfolge, auch<lb/> in Deutſchland, werden kleinſamige Spielarten der Mohnpflanze zur Opium-<lb/> gewinnung angebaut. Das Opium iſt der eingetrocknete Milchſaft. Derſelbe enthält<lb/> die verſchiedenſten giftigen Alkaloïde, darunter bis zu 15 % Morphin, Papaverin,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [88/0102]
Beſondere Pflanzenbaulehre.
3. Der Leindotter.
[Abbildung Fig. 65. Gemeiner Leindotter (Camelina
sativa Crtz.) ☉ nach Robbe. — Same mit
Hülle, r Würzelchen; enthüllter Same:
α Würzelchen, β und γ Keimblätter,
δ Endknöspchen. ]
Der gemeine Leindotter, Dotter, Butterraps
oder Butterſame (Camelina sativa Crtz.), wie
der Raps zur Familie der Cruciferen gehörig,
beſitzt zum Unterſchiede von demſelben ein auf-
geblaſenes Schötchen. In dem zweifächerigen
Schötchen befinden ſich meiſt je acht, kleine gold-
gelbe oder bräunliche Samen, Fig. 65, welche
bis zu 28 % eines leicht ranzig werdenden Oeles
enthalten. Die Pflanze wird 0.45—0.60 Meter
hoch.
Der Anbau dieſer Oelfrucht erreicht ſelten eine größere Ausdehnung, obwohl
ſie noch auf geringem, trockenem Sandboden fortkommt und weniger von dem In-
ſectenfraße zu leiden hat. Vereinzelt findet man den Leindotter in Deutſchland,
Oeſterreich, Belgien, Frankreich, in der Türkei, meiſt an Stelle einer zu Grunde ge-
gangenen anderen Oelfrucht, angebaut.
Die Ausſaat erfolgt entweder breitwürfig mit einem Saatquantum von 15 bis
25 Kilogramm oder in 16—20 Ctm. breiten Drillreihen mit einer Saatmenge
von 12—20 Kilogramm. Die Saatzeit fällt auf den Monat April oder den An-
fang Mai.
Von den Pflanzenkrankheiten verhindert das Ueberhandnehmen des Schimmels
(Peronospora parasitica Pers.) und des weißen Roſtes (Cystopus candidus Pers.)
die Blüthenbildung und den Fruchtanſatz.
Unter den Inſecten ſchaden am meiſten die Raupen der Ypſiloneule (Plusia
gamma L.), Fig. 88, und der Kohlerdfloh (Haltica oleracea L.).
Im Auguſt werden die ſamenreifen Pflanzen gemäht und zum Trocknen auf-
geſtellt. Der Körnerertrag erreicht von dem Hektare 10—20 Hektoliter à 60 Kilo-
gramm. An Stroh werden 1.5—2.3 Tonnen geerntet.
4. Der Mohn.
Der Mohn, Schlafmohn, Gartenmohn, Magſamen (Papaver somniferum L.),
Fig. 66, zur Familie der Papaveraceen gehörig, beſitzt eine vierblätterige, verſchieden-
färbige Blumenkrone, zahlreiche unterweibige Staubblätter, Griffel fehlend, Narbe
ſchildförmig, vier bis zwanzigſtrahlig, Fruchtkapſel halbvielfächerig und kahl, mit
vielen, eiweißhaltigen Samen. Letzterer enthält bis zu 53 % eines, ſehr leicht ver-
daulichen, fetten Oeles. Die Samen der großkörnigen Mohnſorten werden ſowohl zur
Oelgewinnung, als auch zur Bereitung verſchiedener Speiſen verwendet. In Süd-
europa, dem Orient und in neueſter Zeit, jedoch mit zweifelhaftem Erfolge, auch
in Deutſchland, werden kleinſamige Spielarten der Mohnpflanze zur Opium-
gewinnung angebaut. Das Opium iſt der eingetrocknete Milchſaft. Derſelbe enthält
die verſchiedenſten giftigen Alkaloïde, darunter bis zu 15 % Morphin, Papaverin,
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