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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Allgemeine Ackerbaulehre.
zu beseitigen. Wie viel Wasser abzuleiten ist, hängt von dem Wassergehalte des Bo-
dens und von der Wärmecapacität des wasserfreien Bodens ab. Sind diese beiden
Größen bekannt, so läßt sich die Menge des abzuleitenden Wassers berechnen.

Die Vortheile der Entwässerung ergeben sich nach dem Bemerkten von selbst.
Die Beseitigung des Wassers erhöht vor Allem die Lockerheit des Bodens wodurch
die Absorptionsfähigkeit desselben für die Luft und den Wasserdampf gesteigert wird.
Die chemischen Processe im Boden, die Zersetzung des Düngers gestalten sich durch
die Erleichterung des Luftzutrittes um so wirksamer. Das Regen- und Schneewasser
kann um so leichter in den Boden eindringen. Die Bodenwärme erhöht sich nach
J. Parkes um 5.5° C. gegenüber dem nicht entwässerten Boden Diese Verbesserung
der chemischen und physikalischen Eigenschaften des Bodens bewirkt eine größere Siche-
rung der Pflanzen gegen das Ausfrieren im Winter und gegen die Sommerdürre,
die Ermöglichung einer rechtzeitigen im Frühjahre oft um 14 Tage früheren Bearbei-
tung, die Beschleunigung der Ernte, etc. Am augenfälligsten tritt der Erfolg der Ent-
wässerung bei gleichzeitiger Verringerung der Culturkosten durch eine Ertragssteigerung
von 30--200 % hervor.

Die Art der Ausführung der Entwässerung richtet sich nach der Ursache des zu
hohen Wassergehaltes im Boden. Das Wasser kann (S. 61) dem Boden entweder
durch die atmosphärischen Niederschläge als Tagwasser oder durch das Grund-
wasser
, welches aus benachbarten Gewässern durchsickert oder durch Quellen ge-
nährt wird, zugeführt werden. Das zugeführte Wasser wird jedoch nur dann nach-
theilig, wenn es nicht rasch genug aus dem Boden verdunsten oder abfließen kann.

In einem Thon- oder Humusboden wird daher das capillar festgehaltene
Wasser eher nachtheilig als in einem durchlässigen Kalk- oder Sandboden. Das
stauende Wasser wirkt dagegen dann am ungünstigsten auf die Pflanzenvegetation ein,
wenn es sich zu nahe an der Oberfläche des Bodens ansammelt und durch Mangel an
Gefälle oder durch Undurchlässigkeit des Bodens oder einer einzelnen Schichte desselben
nicht abfließen kann.

Bei geringen Wasserzuflüssen genügt oft eine tiefere Bodenbearbeitung um das
Wasser gleichmäßiger in der kräftiger gelockerten Erde zu vertheilen. Ausgiebigere
atmosphärische Niederschläge können durch die Herstellung von Ackerbeeten und Wasser-
furchen unschädlich abgeleitet werden. Bei größerem Feuchtigkeitsgehalte des Bodens
reicht diese Abwehr nicht aus; an ihrer Stelle müssen dann oft mit bedeutenden
Kosten, je nach den Umständen, die eine oder andere der folgenden Entwässerungs-
arten ausgeführt werden, die entweder benachbarte Wassermassen abzuwehren oder
schon eingedrungene Wässer zu entfernen suchen.

a. Die Entwässerung durch Schutzdämme.

Durch die Anlage von Schutzdämmen (Deiche) werden flache Meeresufer, welche
nur während der Fluth unter Wasser gesetzt werden, entwässert (Holland, Schleswig-
Holstein). Ebenso sucht man durch Schutzdämme das Land gegen die Ueberschwem-
mung bei dem zeitweiligen Austreten der Flüsse und Seen zu sichern. Die Wirk-

Allgemeine Ackerbaulehre.
zu beſeitigen. Wie viel Waſſer abzuleiten iſt, hängt von dem Waſſergehalte des Bo-
dens und von der Wärmecapacität des waſſerfreien Bodens ab. Sind dieſe beiden
Größen bekannt, ſo läßt ſich die Menge des abzuleitenden Waſſers berechnen.

Die Vortheile der Entwäſſerung ergeben ſich nach dem Bemerkten von ſelbſt.
Die Beſeitigung des Waſſers erhöht vor Allem die Lockerheit des Bodens wodurch
die Abſorptionsfähigkeit deſſelben für die Luft und den Waſſerdampf geſteigert wird.
Die chemiſchen Proceſſe im Boden, die Zerſetzung des Düngers geſtalten ſich durch
die Erleichterung des Luftzutrittes um ſo wirkſamer. Das Regen- und Schneewaſſer
kann um ſo leichter in den Boden eindringen. Die Bodenwärme erhöht ſich nach
J. Parkes um 5.5° C. gegenüber dem nicht entwäſſerten Boden Dieſe Verbeſſerung
der chemiſchen und phyſikaliſchen Eigenſchaften des Bodens bewirkt eine größere Siche-
rung der Pflanzen gegen das Ausfrieren im Winter und gegen die Sommerdürre,
die Ermöglichung einer rechtzeitigen im Frühjahre oft um 14 Tage früheren Bearbei-
tung, die Beſchleunigung der Ernte, ꝛc. Am augenfälligſten tritt der Erfolg der Ent-
wäſſerung bei gleichzeitiger Verringerung der Culturkoſten durch eine Ertragsſteigerung
von 30—200 % hervor.

Die Art der Ausführung der Entwäſſerung richtet ſich nach der Urſache des zu
hohen Waſſergehaltes im Boden. Das Waſſer kann (S. 61) dem Boden entweder
durch die atmoſphäriſchen Niederſchläge als Tagwaſſer oder durch das Grund-
waſſer
, welches aus benachbarten Gewäſſern durchſickert oder durch Quellen ge-
nährt wird, zugeführt werden. Das zugeführte Waſſer wird jedoch nur dann nach-
theilig, wenn es nicht raſch genug aus dem Boden verdunſten oder abfließen kann.

In einem Thon- oder Humusboden wird daher das capillar feſtgehaltene
Waſſer eher nachtheilig als in einem durchläſſigen Kalk- oder Sandboden. Das
ſtauende Waſſer wirkt dagegen dann am ungünſtigſten auf die Pflanzenvegetation ein,
wenn es ſich zu nahe an der Oberfläche des Bodens anſammelt und durch Mangel an
Gefälle oder durch Undurchläſſigkeit des Bodens oder einer einzelnen Schichte deſſelben
nicht abfließen kann.

Bei geringen Waſſerzuflüſſen genügt oft eine tiefere Bodenbearbeitung um das
Waſſer gleichmäßiger in der kräftiger gelockerten Erde zu vertheilen. Ausgiebigere
atmoſphäriſche Niederſchläge können durch die Herſtellung von Ackerbeeten und Waſſer-
furchen unſchädlich abgeleitet werden. Bei größerem Feuchtigkeitsgehalte des Bodens
reicht dieſe Abwehr nicht aus; an ihrer Stelle müſſen dann oft mit bedeutenden
Koſten, je nach den Umſtänden, die eine oder andere der folgenden Entwäſſerungs-
arten ausgeführt werden, die entweder benachbarte Waſſermaſſen abzuwehren oder
ſchon eingedrungene Wäſſer zu entfernen ſuchen.

a. Die Entwäſſerung durch Schutzdämme.

Durch die Anlage von Schutzdämmen (Deiche) werden flache Meeresufer, welche
nur während der Fluth unter Waſſer geſetzt werden, entwäſſert (Holland, Schleswig-
Holſtein). Ebenſo ſucht man durch Schutzdämme das Land gegen die Ueberſchwem-
mung bei dem zeitweiligen Austreten der Flüſſe und Seen zu ſichern. Die Wirk-

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[70/0088] Allgemeine Ackerbaulehre. zu beſeitigen. Wie viel Waſſer abzuleiten iſt, hängt von dem Waſſergehalte des Bo- dens und von der Wärmecapacität des waſſerfreien Bodens ab. Sind dieſe beiden Größen bekannt, ſo läßt ſich die Menge des abzuleitenden Waſſers berechnen. Die Vortheile der Entwäſſerung ergeben ſich nach dem Bemerkten von ſelbſt. Die Beſeitigung des Waſſers erhöht vor Allem die Lockerheit des Bodens wodurch die Abſorptionsfähigkeit deſſelben für die Luft und den Waſſerdampf geſteigert wird. Die chemiſchen Proceſſe im Boden, die Zerſetzung des Düngers geſtalten ſich durch die Erleichterung des Luftzutrittes um ſo wirkſamer. Das Regen- und Schneewaſſer kann um ſo leichter in den Boden eindringen. Die Bodenwärme erhöht ſich nach J. Parkes um 5.5° C. gegenüber dem nicht entwäſſerten Boden Dieſe Verbeſſerung der chemiſchen und phyſikaliſchen Eigenſchaften des Bodens bewirkt eine größere Siche- rung der Pflanzen gegen das Ausfrieren im Winter und gegen die Sommerdürre, die Ermöglichung einer rechtzeitigen im Frühjahre oft um 14 Tage früheren Bearbei- tung, die Beſchleunigung der Ernte, ꝛc. Am augenfälligſten tritt der Erfolg der Ent- wäſſerung bei gleichzeitiger Verringerung der Culturkoſten durch eine Ertragsſteigerung von 30—200 % hervor. Die Art der Ausführung der Entwäſſerung richtet ſich nach der Urſache des zu hohen Waſſergehaltes im Boden. Das Waſſer kann (S. 61) dem Boden entweder durch die atmoſphäriſchen Niederſchläge als Tagwaſſer oder durch das Grund- waſſer, welches aus benachbarten Gewäſſern durchſickert oder durch Quellen ge- nährt wird, zugeführt werden. Das zugeführte Waſſer wird jedoch nur dann nach- theilig, wenn es nicht raſch genug aus dem Boden verdunſten oder abfließen kann. In einem Thon- oder Humusboden wird daher das capillar feſtgehaltene Waſſer eher nachtheilig als in einem durchläſſigen Kalk- oder Sandboden. Das ſtauende Waſſer wirkt dagegen dann am ungünſtigſten auf die Pflanzenvegetation ein, wenn es ſich zu nahe an der Oberfläche des Bodens anſammelt und durch Mangel an Gefälle oder durch Undurchläſſigkeit des Bodens oder einer einzelnen Schichte deſſelben nicht abfließen kann. Bei geringen Waſſerzuflüſſen genügt oft eine tiefere Bodenbearbeitung um das Waſſer gleichmäßiger in der kräftiger gelockerten Erde zu vertheilen. Ausgiebigere atmoſphäriſche Niederſchläge können durch die Herſtellung von Ackerbeeten und Waſſer- furchen unſchädlich abgeleitet werden. Bei größerem Feuchtigkeitsgehalte des Bodens reicht dieſe Abwehr nicht aus; an ihrer Stelle müſſen dann oft mit bedeutenden Koſten, je nach den Umſtänden, die eine oder andere der folgenden Entwäſſerungs- arten ausgeführt werden, die entweder benachbarte Waſſermaſſen abzuwehren oder ſchon eingedrungene Wäſſer zu entfernen ſuchen. a. Die Entwäſſerung durch Schutzdämme. Durch die Anlage von Schutzdämmen (Deiche) werden flache Meeresufer, welche nur während der Fluth unter Waſſer geſetzt werden, entwäſſert (Holland, Schleswig- Holſtein). Ebenſo ſucht man durch Schutzdämme das Land gegen die Ueberſchwem- mung bei dem zeitweiligen Austreten der Flüſſe und Seen zu ſichern. Die Wirk-

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/88>, abgerufen am 21.11.2024.