Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.Die Melioration. Nach einem anderen Verfahren wird die Narbe mit breiten Plaggenhauen oder Ist der Boden trocken, so empfiehlt sich statt des Verbrennens der abgeschälten Das durch Abbrennen oder Compostirung von dem Heidekraute oder dem Gras- 2. Die Standortsverbesserung. Die Verbesserung des Standortes bezieht sich entweder auf eine günstigere Ge- 1. Die Entwässerung. Die physikalischen und chemischen Vorgänge im Boden stehen in einem innigen In wirthschaftlicher Hinsicht wird ein nasser Boden nicht rechtzeitig bearbeitet Je feuchter das Klima und die Lage, je größer die wasserfassende Kraft des 1) Aus der bezüglichen Literatur nennen wir: L. Vincent. Die Drainage, deren Theorie
und Praxis. 4. Aflg. Regenwalde 1870; W. Dünkelberg. Der Landwirth als Techniker, 2. Abth. Braunschweig 1866; F. Kreuter. Praktisches Handbuch der Drainage. Wien 1851. Die Melioration. Nach einem anderen Verfahren wird die Narbe mit breiten Plaggenhauen oder Iſt der Boden trocken, ſo empfiehlt ſich ſtatt des Verbrennens der abgeſchälten Das durch Abbrennen oder Compoſtirung von dem Heidekraute oder dem Gras- 2. Die Standortsverbeſſerung. Die Verbeſſerung des Standortes bezieht ſich entweder auf eine günſtigere Ge- 1. Die Entwäſſerung. Die phyſikaliſchen und chemiſchen Vorgänge im Boden ſtehen in einem innigen In wirthſchaftlicher Hinſicht wird ein naſſer Boden nicht rechtzeitig bearbeitet Je feuchter das Klima und die Lage, je größer die waſſerfaſſende Kraft des 1) Aus der bezüglichen Literatur nennen wir: L. Vincent. Die Drainage, deren Theorie
und Praxis. 4. Aflg. Regenwalde 1870; W. Dünkelberg. Der Landwirth als Techniker, 2. Abth. Braunſchweig 1866; F. Kreuter. Praktiſches Handbuch der Drainage. Wien 1851. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <pb facs="#f0087" n="69"/> <fw place="top" type="header">Die Melioration.</fw><lb/> <p>Nach einem anderen Verfahren wird die Narbe mit breiten Plaggenhauen oder<lb/> durch den Pflug, welchem querüber ein Meſſerpflug vorangegangen, in Plaggen abge-<lb/> ſchält. Dieſe Plaggen werden nun mit Reiſig, Holz oder Torfabfällen durchſchichtet und<lb/> derart gegen den Wind aufgeſtellt, daß ſie angezündet durch den Luftzug in langſames<lb/> Glühen kommen. Die zurückbleibenden Reſte werden ausgeſtreut und untergepflügt.</p><lb/> <p>Iſt der Boden trocken, ſo empfiehlt ſich ſtatt des Verbrennens der abgeſchälten<lb/> Plaggen, die Compoſtirung derſelben. Zu dieſem Zwecke werden die Plaggen mit<lb/> gebranntem Kalk durchſchichtet und der werdende Compoſt nach Bedarf umgeſtochen.</p><lb/> <p>Das durch Abbrennen oder Compoſtirung von dem Heidekraute oder dem Gras-<lb/> wuchſe befreite Land wird dann, wie umgebrochenes Waldland, weiter in Cultur<lb/> genommen.</p> </div> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">2. Die Standortsverbeſſerung.</hi> </head><lb/> <p>Die Verbeſſerung des Standortes bezieht ſich entweder auf eine günſtigere Ge-<lb/> ſtaltung der Eigenſchaften des Bodens oder auf eine Abſchwächung der Ungunſt des<lb/> Klimas oder ſchließlich auf eine Beſeitigung jener Hinderniſſe, welche ſich durch eine<lb/> ungünſtige Lage der Pflanzencultur entgegenſtellen. Bei der Beſprechung der Stand-<lb/> ortsverbeſſerung folgen wir daher jener Eintheilung, welche den Kapiteln, Boden,<lb/> Klima und Lage zu Grunde gelegt iſt.</p><lb/> <div n="5"> <head> <hi rendition="#b">1. Die Entwäſſerung.</hi> </head><lb/> <p>Die phyſikaliſchen und chemiſchen Vorgänge im Boden ſtehen in einem innigen<lb/> Zuſammenhange mit dem Waſſergehalte. Steigt der Waſſergehalt des Bodens derart,<lb/> daß ſich alle Zwiſchenräume deſſelben mit Waſſer füllen, ſo wird das Wachsthum<lb/> der Culturpflanzen geſtört und ſelbſt unmöglich gemacht. Die Urſache des Abſterbens<lb/> der Culturpflanzen in naſſem Boden liegt darin, daß durch den Waſſerüberfluß der<lb/> Luftzutritt gehemmt und durch die hohe Wärmecapacität des Waſſers die Erwär-<lb/> mung des Bodens vermindert wird. In Folge deſſen werden der Verwitterungsproceß<lb/> und die chemiſchen Umſetzungen im Boden verzögert und der Verlauf derſelben un-<lb/> günſtig geſtaltet, indem z. B. aus den Humusſubſtanzen anſtatt der Pflanzennähr-<lb/> ſtoffe Kohlenſäure und Ammoniak, für das Pflanzenwachsthum nachtheilige Kohlen-<lb/> waſſerſtoffe und ſaure Humusſubſtanzen, oder wegen Mangels an Luft durch Reduction<lb/> verſchiedener Sauerſtoffverbindungen ſchädliche Eiſenoxydulſalze, Schwefelmetalle ꝛc. ge-<lb/> bildet werden.</p><lb/> <p>In wirthſchaftlicher Hinſicht wird ein naſſer Boden nicht rechtzeitig bearbeitet<lb/> werden können. Die Beſtellung im Frühjahre und die Ernte verzögern ſich, weshalb<lb/> ſich der Culturaufwand beträchtlich erhöht.</p><lb/> <p>Je feuchter das Klima und die Lage, je größer die waſſerfaſſende Kraft des<lb/> Bodens um ſo mehr iſt es daher geboten den Waſſerüberfluß durch Entwäſſerung <note place="foot" n="1)">Aus der bezüglichen Literatur nennen wir: L. Vincent. Die Drainage, deren Theorie<lb/> und Praxis. 4. Aflg. Regenwalde 1870; W. Dünkelberg. Der Landwirth als Techniker,<lb/> 2. Abth. Braunſchweig 1866; F. Kreuter. Praktiſches Handbuch der Drainage. Wien 1851.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [69/0087]
Die Melioration.
Nach einem anderen Verfahren wird die Narbe mit breiten Plaggenhauen oder
durch den Pflug, welchem querüber ein Meſſerpflug vorangegangen, in Plaggen abge-
ſchält. Dieſe Plaggen werden nun mit Reiſig, Holz oder Torfabfällen durchſchichtet und
derart gegen den Wind aufgeſtellt, daß ſie angezündet durch den Luftzug in langſames
Glühen kommen. Die zurückbleibenden Reſte werden ausgeſtreut und untergepflügt.
Iſt der Boden trocken, ſo empfiehlt ſich ſtatt des Verbrennens der abgeſchälten
Plaggen, die Compoſtirung derſelben. Zu dieſem Zwecke werden die Plaggen mit
gebranntem Kalk durchſchichtet und der werdende Compoſt nach Bedarf umgeſtochen.
Das durch Abbrennen oder Compoſtirung von dem Heidekraute oder dem Gras-
wuchſe befreite Land wird dann, wie umgebrochenes Waldland, weiter in Cultur
genommen.
2. Die Standortsverbeſſerung.
Die Verbeſſerung des Standortes bezieht ſich entweder auf eine günſtigere Ge-
ſtaltung der Eigenſchaften des Bodens oder auf eine Abſchwächung der Ungunſt des
Klimas oder ſchließlich auf eine Beſeitigung jener Hinderniſſe, welche ſich durch eine
ungünſtige Lage der Pflanzencultur entgegenſtellen. Bei der Beſprechung der Stand-
ortsverbeſſerung folgen wir daher jener Eintheilung, welche den Kapiteln, Boden,
Klima und Lage zu Grunde gelegt iſt.
1. Die Entwäſſerung.
Die phyſikaliſchen und chemiſchen Vorgänge im Boden ſtehen in einem innigen
Zuſammenhange mit dem Waſſergehalte. Steigt der Waſſergehalt des Bodens derart,
daß ſich alle Zwiſchenräume deſſelben mit Waſſer füllen, ſo wird das Wachsthum
der Culturpflanzen geſtört und ſelbſt unmöglich gemacht. Die Urſache des Abſterbens
der Culturpflanzen in naſſem Boden liegt darin, daß durch den Waſſerüberfluß der
Luftzutritt gehemmt und durch die hohe Wärmecapacität des Waſſers die Erwär-
mung des Bodens vermindert wird. In Folge deſſen werden der Verwitterungsproceß
und die chemiſchen Umſetzungen im Boden verzögert und der Verlauf derſelben un-
günſtig geſtaltet, indem z. B. aus den Humusſubſtanzen anſtatt der Pflanzennähr-
ſtoffe Kohlenſäure und Ammoniak, für das Pflanzenwachsthum nachtheilige Kohlen-
waſſerſtoffe und ſaure Humusſubſtanzen, oder wegen Mangels an Luft durch Reduction
verſchiedener Sauerſtoffverbindungen ſchädliche Eiſenoxydulſalze, Schwefelmetalle ꝛc. ge-
bildet werden.
In wirthſchaftlicher Hinſicht wird ein naſſer Boden nicht rechtzeitig bearbeitet
werden können. Die Beſtellung im Frühjahre und die Ernte verzögern ſich, weshalb
ſich der Culturaufwand beträchtlich erhöht.
Je feuchter das Klima und die Lage, je größer die waſſerfaſſende Kraft des
Bodens um ſo mehr iſt es daher geboten den Waſſerüberfluß durch Entwäſſerung 1)
1) Aus der bezüglichen Literatur nennen wir: L. Vincent. Die Drainage, deren Theorie
und Praxis. 4. Aflg. Regenwalde 1870; W. Dünkelberg. Der Landwirth als Techniker,
2. Abth. Braunſchweig 1866; F. Kreuter. Praktiſches Handbuch der Drainage. Wien 1851.
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