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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Der Boden.
der Feinerde nachgewiesen. Aus der Feinerde werden schließlich durch Abschlemmen
die abschlemmbaren Bodentheile, der Thon, von den sandigen Boden-
theilen
(feinere Gesteinstrümmer, Quarz- und Kalksand) ausgeschieden.

Die angeführte Trennung der Bodenbestandtheile giebt jedoch nur wenig Auf-
schluß über das Verhältniß der Nicht-Nährstoffe zu den Nährstoffen im Boden. Ueber
dieses Verhältniß vermag nur allein die chemische Bodenanalyse Aufklärung
zu geben, indem sie durch einen wässerigen oder salzsauren Auszug die in den Ge-
steinstrümmern oder in der Feinerde enthaltenen löslichen Bodensalze nachweist.
Aber auch sie kann nur ungenügend die zur Zeit im Boden in den Gesteinstrümmern
noch gebundenen Pflanzennährstoffe von den aufnahmsfähigen unterscheiden. Sicher
vermag sie nur anzugeben, wie viele Pflanzennährstoffe, aufnahmsfähige und unauf-
geschlossene zusammen im Boden vorhanden sind. Die Ursache dieses Unvermögens
liegt in dem Unterschiede der Lösungsmittel; der Chemiker verwendet Wasser, ver-
dünnte und concentrirte Säuren, Aetznatron etc., während im Boden auf die Lösung
der Nährstoffe außer dem Wasser, die Kohlensäure, die Humussäuren und die Menge
und Beschaffenheit der schon gelösten Salze Einfluß nehmen. Die chemische Ana-
lyse giebt desungeachtet manche werthvolle Aufschlüsse wie z. B. über das Fehlen
eines für die Pflanze unentbehrlichen Nährstoffes oder über das Vorhandensein eines
für die Pflanzenvegetation nachtheiligen Stoffes, wie des schwefelsauren Eisens, des
Schwefeleisens oder eines Uebermaßes von Eisenoxydul oder von Kochsalz und Salpeter.

Obwohl es bisher nicht gelungen die in einem Boden vorhandenen Nichtnähr-
stoffe von den im gebundenen und im aufnahmsfähigen Zustande befindlichen Nähr-
stoffen auf einfache Weise zu trennen, so wird es doch zur Erleichterung des Ver-
ständnisses beitragen, wenn wir diese Unterscheidung aufrecht halten. Die Eigen-
schaften der einzelnen Bodenbestandtheile sollen daher in nachstehender Reihenfolge
besprochen werden: 1. die veränderlichen Gesteinstrümmer und der veränderliche Sand,
2. die Bodenskelettheile und 3. die Bodennährstoffe.

1. Die veränderlichen Gesteinstrümmer und der veränderliche Sand.

Die Gesteinstrümmer werden von verschieden großen, noch nicht verwitterten
Felsmassen gebildet. Dieselben können im Verlaufe der Zeit durch die Verwitterung
entweder mannigfaltige Veränderungen erfahren oder sie sind unveränderlich. Letztere
Gesteine, wie der Quarzfels, Thon und Kalkstein werden bei den Bodenskelettheilen
besprochen werden.

Die veränderlichen Gesteinstrümmer bilden, wie schon S. 28 erwähnt, einen
noch nicht aufgeschlossenen Vorrath an mineralischen Pflanzennährstoffen, welche zu-
meist erst in der Zukunft durch die Verwitterung von den Bodenskelettheilen abge-
schieden und dadurch den Pflanzenwurzeln zugänglich gemacht werden. Kleinere
Mengen der in den Gesteinstrümmern enthaltenen Pflanzennährstoffe dürften jedoch
auch schon zur Zeit, in dem Maße als Wurzelhaare mit denselben verwachsen (S. 19)
aufnahmsfähig sein.

Krafft, Lehrb. d. Landw. I. 3

Der Boden.
der Feinerde nachgewieſen. Aus der Feinerde werden ſchließlich durch Abſchlemmen
die abſchlemmbaren Bodentheile, der Thon, von den ſandigen Boden-
theilen
(feinere Geſteinstrümmer, Quarz- und Kalkſand) ausgeſchieden.

Die angeführte Trennung der Bodenbeſtandtheile giebt jedoch nur wenig Auf-
ſchluß über das Verhältniß der Nicht-Nährſtoffe zu den Nährſtoffen im Boden. Ueber
dieſes Verhältniß vermag nur allein die chemiſche Bodenanalyſe Aufklärung
zu geben, indem ſie durch einen wäſſerigen oder ſalzſauren Auszug die in den Ge-
ſteinstrümmern oder in der Feinerde enthaltenen löslichen Bodenſalze nachweiſt.
Aber auch ſie kann nur ungenügend die zur Zeit im Boden in den Geſteinstrümmern
noch gebundenen Pflanzennährſtoffe von den aufnahmsfähigen unterſcheiden. Sicher
vermag ſie nur anzugeben, wie viele Pflanzennährſtoffe, aufnahmsfähige und unauf-
geſchloſſene zuſammen im Boden vorhanden ſind. Die Urſache dieſes Unvermögens
liegt in dem Unterſchiede der Löſungsmittel; der Chemiker verwendet Waſſer, ver-
dünnte und concentrirte Säuren, Aetznatron ꝛc., während im Boden auf die Löſung
der Nährſtoffe außer dem Waſſer, die Kohlenſäure, die Humusſäuren und die Menge
und Beſchaffenheit der ſchon gelöſten Salze Einfluß nehmen. Die chemiſche Ana-
lyſe giebt desungeachtet manche werthvolle Aufſchlüſſe wie z. B. über das Fehlen
eines für die Pflanze unentbehrlichen Nährſtoffes oder über das Vorhandenſein eines
für die Pflanzenvegetation nachtheiligen Stoffes, wie des ſchwefelſauren Eiſens, des
Schwefeleiſens oder eines Uebermaßes von Eiſenoxydul oder von Kochſalz und Salpeter.

Obwohl es bisher nicht gelungen die in einem Boden vorhandenen Nichtnähr-
ſtoffe von den im gebundenen und im aufnahmsfähigen Zuſtande befindlichen Nähr-
ſtoffen auf einfache Weiſe zu trennen, ſo wird es doch zur Erleichterung des Ver-
ſtändniſſes beitragen, wenn wir dieſe Unterſcheidung aufrecht halten. Die Eigen-
ſchaften der einzelnen Bodenbeſtandtheile ſollen daher in nachſtehender Reihenfolge
beſprochen werden: 1. die veränderlichen Geſteinstrümmer und der veränderliche Sand,
2. die Bodenſkelettheile und 3. die Bodennährſtoffe.

1. Die veränderlichen Geſteinstrümmer und der veränderliche Sand.

Die Geſteinstrümmer werden von verſchieden großen, noch nicht verwitterten
Felsmaſſen gebildet. Dieſelben können im Verlaufe der Zeit durch die Verwitterung
entweder mannigfaltige Veränderungen erfahren oder ſie ſind unveränderlich. Letztere
Geſteine, wie der Quarzfels, Thon und Kalkſtein werden bei den Bodenſkelettheilen
beſprochen werden.

Die veränderlichen Geſteinstrümmer bilden, wie ſchon S. 28 erwähnt, einen
noch nicht aufgeſchloſſenen Vorrath an mineraliſchen Pflanzennährſtoffen, welche zu-
meiſt erſt in der Zukunft durch die Verwitterung von den Bodenſkelettheilen abge-
ſchieden und dadurch den Pflanzenwurzeln zugänglich gemacht werden. Kleinere
Mengen der in den Geſteinstrümmern enthaltenen Pflanzennährſtoffe dürften jedoch
auch ſchon zur Zeit, in dem Maße als Wurzelhaare mit denſelben verwachſen (S. 19)
aufnahmsfähig ſein.

Krafft, Lehrb. d. Landw. I. 3
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[33/0051] Der Boden. der Feinerde nachgewieſen. Aus der Feinerde werden ſchließlich durch Abſchlemmen die abſchlemmbaren Bodentheile, der Thon, von den ſandigen Boden- theilen (feinere Geſteinstrümmer, Quarz- und Kalkſand) ausgeſchieden. Die angeführte Trennung der Bodenbeſtandtheile giebt jedoch nur wenig Auf- ſchluß über das Verhältniß der Nicht-Nährſtoffe zu den Nährſtoffen im Boden. Ueber dieſes Verhältniß vermag nur allein die chemiſche Bodenanalyſe Aufklärung zu geben, indem ſie durch einen wäſſerigen oder ſalzſauren Auszug die in den Ge- ſteinstrümmern oder in der Feinerde enthaltenen löslichen Bodenſalze nachweiſt. Aber auch ſie kann nur ungenügend die zur Zeit im Boden in den Geſteinstrümmern noch gebundenen Pflanzennährſtoffe von den aufnahmsfähigen unterſcheiden. Sicher vermag ſie nur anzugeben, wie viele Pflanzennährſtoffe, aufnahmsfähige und unauf- geſchloſſene zuſammen im Boden vorhanden ſind. Die Urſache dieſes Unvermögens liegt in dem Unterſchiede der Löſungsmittel; der Chemiker verwendet Waſſer, ver- dünnte und concentrirte Säuren, Aetznatron ꝛc., während im Boden auf die Löſung der Nährſtoffe außer dem Waſſer, die Kohlenſäure, die Humusſäuren und die Menge und Beſchaffenheit der ſchon gelöſten Salze Einfluß nehmen. Die chemiſche Ana- lyſe giebt desungeachtet manche werthvolle Aufſchlüſſe wie z. B. über das Fehlen eines für die Pflanze unentbehrlichen Nährſtoffes oder über das Vorhandenſein eines für die Pflanzenvegetation nachtheiligen Stoffes, wie des ſchwefelſauren Eiſens, des Schwefeleiſens oder eines Uebermaßes von Eiſenoxydul oder von Kochſalz und Salpeter. Obwohl es bisher nicht gelungen die in einem Boden vorhandenen Nichtnähr- ſtoffe von den im gebundenen und im aufnahmsfähigen Zuſtande befindlichen Nähr- ſtoffen auf einfache Weiſe zu trennen, ſo wird es doch zur Erleichterung des Ver- ſtändniſſes beitragen, wenn wir dieſe Unterſcheidung aufrecht halten. Die Eigen- ſchaften der einzelnen Bodenbeſtandtheile ſollen daher in nachſtehender Reihenfolge beſprochen werden: 1. die veränderlichen Geſteinstrümmer und der veränderliche Sand, 2. die Bodenſkelettheile und 3. die Bodennährſtoffe. 1. Die veränderlichen Geſteinstrümmer und der veränderliche Sand. Die Geſteinstrümmer werden von verſchieden großen, noch nicht verwitterten Felsmaſſen gebildet. Dieſelben können im Verlaufe der Zeit durch die Verwitterung entweder mannigfaltige Veränderungen erfahren oder ſie ſind unveränderlich. Letztere Geſteine, wie der Quarzfels, Thon und Kalkſtein werden bei den Bodenſkelettheilen beſprochen werden. Die veränderlichen Geſteinstrümmer bilden, wie ſchon S. 28 erwähnt, einen noch nicht aufgeſchloſſenen Vorrath an mineraliſchen Pflanzennährſtoffen, welche zu- meiſt erſt in der Zukunft durch die Verwitterung von den Bodenſkelettheilen abge- ſchieden und dadurch den Pflanzenwurzeln zugänglich gemacht werden. Kleinere Mengen der in den Geſteinstrümmern enthaltenen Pflanzennährſtoffe dürften jedoch auch ſchon zur Zeit, in dem Maße als Wurzelhaare mit denſelben verwachſen (S. 19) aufnahmsfähig ſein. Krafft, Lehrb. d. Landw. I. 3

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/51>, abgerufen am 22.12.2024.