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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Allgemeine Ackerbaulehre.
der aufzubewahrenden Wurzeln oder Knollen ab. Je mehr diese wie z. B. Kartoffel-
knollen, besonders zur Saat bestimmte, durch Faulen und Auswachsen leiden könnten,
um so schmäler etwa 1--1.5 Meter breit hat man die Miete anzulegen. Rüben,
Kartoffeln, welche bald zur Verfütterung oder Verarbeitung gelangen, können in
etwa 1.5--2 Meter breiten Mieten aufbewahrt werden. Die Länge der Miete
richtet sich nach dem aufzubewahrenden Quantum. Zum Schlusse wird die Miete
mit trockenem Sande oder Erde bedeckt und zwar anfänglich bis vor dem Frost-
eintritte nur mit einer etwa 16 Cm. dünnen Schichte, da unmittelbar nach dem
Einmieten die Knollen und Wurzeln einen Theil ihres Wassers durch Verdunstung
verlieren. Dieses Wasser, soll es nicht Anlaß zum Verfaulen der Wurzeln etc. geben,
kann durch die geringere Erdbedeckung leichter entweichen. Die Auflage von Stroh
vor der Bedeckung der Miete, um das Hineinfallen der Erde zwischen den Haufen
zu verhüten oder die Anlage von sog. Dunstschläuchen bringt mehr Schaden als
Nutzen, indem durch das Niederschlagen der Feuchtigkeit ein Verfaulen des Strohes
und in Folge dessen eine schädliche Wärmeentwickelung eintritt. Ist die Miete mit
Erde bedeckt, so zieht man in angemessener Entfernung von dem Haufen, um
das Eindringen des Frostes hintanzuhalten, einen kleinen Graben, welcher zur Ab-
leitung des Regen- und Schneewassers zu dienen hat. Mit dem Herannnahen
der Frostzeit oder mit dem Eintritt stärkerer Regen, welche die leichte Bedeckung
durchdringen könnten, vermehrt man die Erdschichte bis auf eine Dicke von 0.5 Meter
und mehr. Verschärft sich der Frost, so kann man selbst Pferdemist, Laub u. dgl.
als schützende Decke verwenden. Bei dem Eintritt des Frühjahres ist die Erdbedeckung
wieder zu vermindern, damit die Gefahr des Auswachsens verringert werde.

Eine dauerhafte Aufbewahrungsart der Knollen, welche in Böhmen 1) immer
mehr Eingang findet, besteht in der Einsäuerung. Bei derselben werden die vor-
her in einer hölzernen Lattentrommel reingewaschenen Kartoffeln in einem Bottich ab-
gedämpft und nach dem Dämpfen auf einem gepflasterten Boden ausgebreitet, nach-
dem sie etwas abgekühlt, zerstampft und sodann nach dem vollständigen Abkühlen
schichtenweise in Gruben so lange eingetreten, bis der Kartoffelbrei nicht mehr nach-
giebt. Die volle Grube wird schließlich 1 Meter hoch mit Erde bedeckt, um sie
möglichst luftdicht abzuschließen. In diesem eingesäuerten Zustande halten sich die
Kartoffeln selbst durch ein volles Jahr und geben ein sehr schmackhaftes vom Vieh
gern gefressenes Futter.

6. Die Ernte einzelner Pflanzentheile.

Bei der überwiegendsten Zahl unserer Culturpflanzen wird entweder die ganze
Pflanze oder deren oberirdischer Theil, die Stengel mitsammt den Blättern und
Blüthentheilen im grünen oder ausgereiften Zustande geerntet. Bei einer geringeren
Pflanzenzahl bezieht sich die Ernte nur auf einen oder einige wenige Pflanzen-
theile
, als auf die Knolle, den Stengel und das Blatt, das Blatt allein, die Blüthe,

1) G. Krafft, Ein Großgrundbesitz der Gegenwart. Wien 1872. S. 280.

Allgemeine Ackerbaulehre.
der aufzubewahrenden Wurzeln oder Knollen ab. Je mehr dieſe wie z. B. Kartoffel-
knollen, beſonders zur Saat beſtimmte, durch Faulen und Auswachſen leiden könnten,
um ſo ſchmäler etwa 1—1.5 Meter breit hat man die Miete anzulegen. Rüben,
Kartoffeln, welche bald zur Verfütterung oder Verarbeitung gelangen, können in
etwa 1.5—2 Meter breiten Mieten aufbewahrt werden. Die Länge der Miete
richtet ſich nach dem aufzubewahrenden Quantum. Zum Schluſſe wird die Miete
mit trockenem Sande oder Erde bedeckt und zwar anfänglich bis vor dem Froſt-
eintritte nur mit einer etwa 16 Cm. dünnen Schichte, da unmittelbar nach dem
Einmieten die Knollen und Wurzeln einen Theil ihres Waſſers durch Verdunſtung
verlieren. Dieſes Waſſer, ſoll es nicht Anlaß zum Verfaulen der Wurzeln ꝛc. geben,
kann durch die geringere Erdbedeckung leichter entweichen. Die Auflage von Stroh
vor der Bedeckung der Miete, um das Hineinfallen der Erde zwiſchen den Haufen
zu verhüten oder die Anlage von ſog. Dunſtſchläuchen bringt mehr Schaden als
Nutzen, indem durch das Niederſchlagen der Feuchtigkeit ein Verfaulen des Strohes
und in Folge deſſen eine ſchädliche Wärmeentwickelung eintritt. Iſt die Miete mit
Erde bedeckt, ſo zieht man in angemeſſener Entfernung von dem Haufen, um
das Eindringen des Froſtes hintanzuhalten, einen kleinen Graben, welcher zur Ab-
leitung des Regen- und Schneewaſſers zu dienen hat. Mit dem Herannnahen
der Froſtzeit oder mit dem Eintritt ſtärkerer Regen, welche die leichte Bedeckung
durchdringen könnten, vermehrt man die Erdſchichte bis auf eine Dicke von 0.5 Meter
und mehr. Verſchärft ſich der Froſt, ſo kann man ſelbſt Pferdemiſt, Laub u. dgl.
als ſchützende Decke verwenden. Bei dem Eintritt des Frühjahres iſt die Erdbedeckung
wieder zu vermindern, damit die Gefahr des Auswachſens verringert werde.

Eine dauerhafte Aufbewahrungsart der Knollen, welche in Böhmen 1) immer
mehr Eingang findet, beſteht in der Einſäuerung. Bei derſelben werden die vor-
her in einer hölzernen Lattentrommel reingewaſchenen Kartoffeln in einem Bottich ab-
gedämpft und nach dem Dämpfen auf einem gepflaſterten Boden ausgebreitet, nach-
dem ſie etwas abgekühlt, zerſtampft und ſodann nach dem vollſtändigen Abkühlen
ſchichtenweiſe in Gruben ſo lange eingetreten, bis der Kartoffelbrei nicht mehr nach-
giebt. Die volle Grube wird ſchließlich 1 Meter hoch mit Erde bedeckt, um ſie
möglichſt luftdicht abzuſchließen. In dieſem eingeſäuerten Zuſtande halten ſich die
Kartoffeln ſelbſt durch ein volles Jahr und geben ein ſehr ſchmackhaftes vom Vieh
gern gefreſſenes Futter.

6. Die Ernte einzelner Pflanzentheile.

Bei der überwiegendſten Zahl unſerer Culturpflanzen wird entweder die ganze
Pflanze oder deren oberirdiſcher Theil, die Stengel mitſammt den Blättern und
Blüthentheilen im grünen oder ausgereiften Zuſtande geerntet. Bei einer geringeren
Pflanzenzahl bezieht ſich die Ernte nur auf einen oder einige wenige Pflanzen-
theile
, als auf die Knolle, den Stengel und das Blatt, das Blatt allein, die Blüthe,

1) G. Krafft, Ein Großgrundbeſitz der Gegenwart. Wien 1872. S. 280.
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[294/0312] Allgemeine Ackerbaulehre. der aufzubewahrenden Wurzeln oder Knollen ab. Je mehr dieſe wie z. B. Kartoffel- knollen, beſonders zur Saat beſtimmte, durch Faulen und Auswachſen leiden könnten, um ſo ſchmäler etwa 1—1.5 Meter breit hat man die Miete anzulegen. Rüben, Kartoffeln, welche bald zur Verfütterung oder Verarbeitung gelangen, können in etwa 1.5—2 Meter breiten Mieten aufbewahrt werden. Die Länge der Miete richtet ſich nach dem aufzubewahrenden Quantum. Zum Schluſſe wird die Miete mit trockenem Sande oder Erde bedeckt und zwar anfänglich bis vor dem Froſt- eintritte nur mit einer etwa 16 Cm. dünnen Schichte, da unmittelbar nach dem Einmieten die Knollen und Wurzeln einen Theil ihres Waſſers durch Verdunſtung verlieren. Dieſes Waſſer, ſoll es nicht Anlaß zum Verfaulen der Wurzeln ꝛc. geben, kann durch die geringere Erdbedeckung leichter entweichen. Die Auflage von Stroh vor der Bedeckung der Miete, um das Hineinfallen der Erde zwiſchen den Haufen zu verhüten oder die Anlage von ſog. Dunſtſchläuchen bringt mehr Schaden als Nutzen, indem durch das Niederſchlagen der Feuchtigkeit ein Verfaulen des Strohes und in Folge deſſen eine ſchädliche Wärmeentwickelung eintritt. Iſt die Miete mit Erde bedeckt, ſo zieht man in angemeſſener Entfernung von dem Haufen, um das Eindringen des Froſtes hintanzuhalten, einen kleinen Graben, welcher zur Ab- leitung des Regen- und Schneewaſſers zu dienen hat. Mit dem Herannnahen der Froſtzeit oder mit dem Eintritt ſtärkerer Regen, welche die leichte Bedeckung durchdringen könnten, vermehrt man die Erdſchichte bis auf eine Dicke von 0.5 Meter und mehr. Verſchärft ſich der Froſt, ſo kann man ſelbſt Pferdemiſt, Laub u. dgl. als ſchützende Decke verwenden. Bei dem Eintritt des Frühjahres iſt die Erdbedeckung wieder zu vermindern, damit die Gefahr des Auswachſens verringert werde. Eine dauerhafte Aufbewahrungsart der Knollen, welche in Böhmen 1) immer mehr Eingang findet, beſteht in der Einſäuerung. Bei derſelben werden die vor- her in einer hölzernen Lattentrommel reingewaſchenen Kartoffeln in einem Bottich ab- gedämpft und nach dem Dämpfen auf einem gepflaſterten Boden ausgebreitet, nach- dem ſie etwas abgekühlt, zerſtampft und ſodann nach dem vollſtändigen Abkühlen ſchichtenweiſe in Gruben ſo lange eingetreten, bis der Kartoffelbrei nicht mehr nach- giebt. Die volle Grube wird ſchließlich 1 Meter hoch mit Erde bedeckt, um ſie möglichſt luftdicht abzuſchließen. In dieſem eingeſäuerten Zuſtande halten ſich die Kartoffeln ſelbſt durch ein volles Jahr und geben ein ſehr ſchmackhaftes vom Vieh gern gefreſſenes Futter. 6. Die Ernte einzelner Pflanzentheile. Bei der überwiegendſten Zahl unſerer Culturpflanzen wird entweder die ganze Pflanze oder deren oberirdiſcher Theil, die Stengel mitſammt den Blättern und Blüthentheilen im grünen oder ausgereiften Zuſtande geerntet. Bei einer geringeren Pflanzenzahl bezieht ſich die Ernte nur auf einen oder einige wenige Pflanzen- theile, als auf die Knolle, den Stengel und das Blatt, das Blatt allein, die Blüthe, 1) G. Krafft, Ein Großgrundbeſitz der Gegenwart. Wien 1872. S. 280.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/312>, abgerufen am 21.11.2024.