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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Allgemeine Ackerbaulehre.
einer fest in die Erde eingegrabenen Stange a und aus niedrigen, im Kreise gruppirten
Pfählen pp, die ihrerseits leichte Bretter und Stangen x tragen, besteht.

Bei der Aufbewahrung hat man dafür zu sorgen, daß das Heu möglichst fest
zusammengesetzt wird, je feuchter es eingebracht wurde, um ein Verschimmeln oder

[Abbildung] Fig. 103.

Heufeime. (S. den Text.)

sonstiges Verderben zu ver-
hüten. Auf dem Heuboden
soll die größte Ordnung und
Reinlichkeit herrschen; das zu
verfütternde Heu soll abge-
schnitten, nicht willkürlich aus
dem Haufen herausgerissen
werden, um eine Verwüstung
desselben hintanzuhalten.

Frisch eingebrachtes Heu
kann gleich verfüttert werden,
besser ist es jedoch, dasselbe
erst nach einiger Zeit, nach-
dem es in möglichst fest zu-
sammengepreßtem Zustande
gelagert (ausgeschwitzt) hat,
zu verwenden, indem dann
bei den Thieren weniger leicht Verdauungsstörungen, welche bei der Verfütterung
vom frischen Heu zuweilen vorkommen, zu befürchten sind. Zu lange aufbewahrtes
Heu verliert, wahrscheinlich durch einen langsamen Verwesungsprozeß, nicht nur seinen
aromatischen Geruch, sondern auch einen Theil seines Stickstoffgehaltes.

Die Ergebnisse der Stickstoffbestimmungen von zwei Heusorten, von welchen ein Theil
zwei Jahre lang aufbewahrt wurde, waren nach Dr. Peters 1)

[Tabelle]

Die Unterbringung von 100 Kilogr. Wiesenheu oder Grummet erfordert
2--2.5 Cubikmeter, einer Fuhre Wiesenheu zu 800 Kilogr. 10--20 Cubikmeter,
100 Kilogr. Kleeheu 0.7--0.8 Cubikmeter Dachraum.

3. Die Frucht- und Strohernte.

Zur Zeit der Blüthen- und Fruchtbildung ändert sich die Lebensthätigkeit der
Pflanze, welche während des Wachsthumes hauptsächlich auf die Umwandlung der
aus dem Boden und der Luft aufgenommenen Nährstoffe in Pflanzensubstanz ge-
richtet ist. Schon mehrere Wochen vor der vollendeten Fruchtbildung, d. i. vor der
Reife, hört die Pflanze auf Nährstoffe aus dem Boden durch die Wurzeln auf-

1) Der Landwirth. 1871. S. 35.

Allgemeine Ackerbaulehre.
einer feſt in die Erde eingegrabenen Stange a und aus niedrigen, im Kreiſe gruppirten
Pfählen pp, die ihrerſeits leichte Bretter und Stangen x tragen, beſteht.

Bei der Aufbewahrung hat man dafür zu ſorgen, daß das Heu möglichſt feſt
zuſammengeſetzt wird, je feuchter es eingebracht wurde, um ein Verſchimmeln oder

[Abbildung] Fig. 103.

Heufeime. (S. den Text.)

ſonſtiges Verderben zu ver-
hüten. Auf dem Heuboden
ſoll die größte Ordnung und
Reinlichkeit herrſchen; das zu
verfütternde Heu ſoll abge-
ſchnitten, nicht willkürlich aus
dem Haufen herausgeriſſen
werden, um eine Verwüſtung
deſſelben hintanzuhalten.

Friſch eingebrachtes Heu
kann gleich verfüttert werden,
beſſer iſt es jedoch, daſſelbe
erſt nach einiger Zeit, nach-
dem es in möglichſt feſt zu-
ſammengepreßtem Zuſtande
gelagert (ausgeſchwitzt) hat,
zu verwenden, indem dann
bei den Thieren weniger leicht Verdauungsſtörungen, welche bei der Verfütterung
vom friſchen Heu zuweilen vorkommen, zu befürchten ſind. Zu lange aufbewahrtes
Heu verliert, wahrſcheinlich durch einen langſamen Verweſungsprozeß, nicht nur ſeinen
aromatiſchen Geruch, ſondern auch einen Theil ſeines Stickſtoffgehaltes.

Die Ergebniſſe der Stickſtoffbeſtimmungen von zwei Heuſorten, von welchen ein Theil
zwei Jahre lang aufbewahrt wurde, waren nach Dr. Peters 1)

[Tabelle]

Die Unterbringung von 100 Kilogr. Wieſenheu oder Grummet erfordert
2—2.5 Cubikmeter, einer Fuhre Wieſenheu zu 800 Kilogr. 10—20 Cubikmeter,
100 Kilogr. Kleeheu 0.7—0.8 Cubikmeter Dachraum.

3. Die Frucht- und Strohernte.

Zur Zeit der Blüthen- und Fruchtbildung ändert ſich die Lebensthätigkeit der
Pflanze, welche während des Wachsthumes hauptſächlich auf die Umwandlung der
aus dem Boden und der Luft aufgenommenen Nährſtoffe in Pflanzenſubſtanz ge-
richtet iſt. Schon mehrere Wochen vor der vollendeten Fruchtbildung, d. i. vor der
Reife, hört die Pflanze auf Nährſtoffe aus dem Boden durch die Wurzeln auf-

1) Der Landwirth. 1871. S. 35.
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[262/0280] Allgemeine Ackerbaulehre. einer feſt in die Erde eingegrabenen Stange a und aus niedrigen, im Kreiſe gruppirten Pfählen pp, die ihrerſeits leichte Bretter und Stangen x tragen, beſteht. Bei der Aufbewahrung hat man dafür zu ſorgen, daß das Heu möglichſt feſt zuſammengeſetzt wird, je feuchter es eingebracht wurde, um ein Verſchimmeln oder [Abbildung Fig. 103. Heufeime. (S. den Text.)] ſonſtiges Verderben zu ver- hüten. Auf dem Heuboden ſoll die größte Ordnung und Reinlichkeit herrſchen; das zu verfütternde Heu ſoll abge- ſchnitten, nicht willkürlich aus dem Haufen herausgeriſſen werden, um eine Verwüſtung deſſelben hintanzuhalten. Friſch eingebrachtes Heu kann gleich verfüttert werden, beſſer iſt es jedoch, daſſelbe erſt nach einiger Zeit, nach- dem es in möglichſt feſt zu- ſammengepreßtem Zuſtande gelagert (ausgeſchwitzt) hat, zu verwenden, indem dann bei den Thieren weniger leicht Verdauungsſtörungen, welche bei der Verfütterung vom friſchen Heu zuweilen vorkommen, zu befürchten ſind. Zu lange aufbewahrtes Heu verliert, wahrſcheinlich durch einen langſamen Verweſungsprozeß, nicht nur ſeinen aromatiſchen Geruch, ſondern auch einen Theil ſeines Stickſtoffgehaltes. Die Ergebniſſe der Stickſtoffbeſtimmungen von zwei Heuſorten, von welchen ein Theil zwei Jahre lang aufbewahrt wurde, waren nach Dr. Peters 1) Die Unterbringung von 100 Kilogr. Wieſenheu oder Grummet erfordert 2—2.5 Cubikmeter, einer Fuhre Wieſenheu zu 800 Kilogr. 10—20 Cubikmeter, 100 Kilogr. Kleeheu 0.7—0.8 Cubikmeter Dachraum. 3. Die Frucht- und Strohernte. Zur Zeit der Blüthen- und Fruchtbildung ändert ſich die Lebensthätigkeit der Pflanze, welche während des Wachsthumes hauptſächlich auf die Umwandlung der aus dem Boden und der Luft aufgenommenen Nährſtoffe in Pflanzenſubſtanz ge- richtet iſt. Schon mehrere Wochen vor der vollendeten Fruchtbildung, d. i. vor der Reife, hört die Pflanze auf Nährſtoffe aus dem Boden durch die Wurzeln auf- 1) Der Landwirth. 1871. S. 35.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/280>, abgerufen am 21.11.2024.