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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Allgemeine Ackerbaulehre.
[Tabelle]

Nach der Blüthe hört die Zunahme der stickstoffhaltigen Stoffe auf. Bis zur
Samenbildung und Samenreife tritt dann nur mehr eine Zunahme der schwer ver-
daulichen Holzfaser ein. Die Gewächse werden holzig und verlieren selbst durch
Abfallen einen Theil der zarteren, nährstoffreichen Blätter und der ausgereisten
Körner.

Ter Schnitt zu Grünfutter soll daher so früh als es mit Rücksicht auf die
Menge möglich vorgenommen werden; da überdies, je jünger die Pflanzen abge-
schnitten werden, um so rascher und kräftiger ein Nachwuchs erfolgt. Je später ge-
schnitten wird, um so hartstengliger und weniger werthvoll für die Fütterung wird
das Grünfutter.

Für die Heuwerbung wird es dagegen am vortheilhaftesten sein, in der an-
gehenden Blüthe, oder kurz vor Eintritt der vollen Blüthe zu schneiden. Ein
weiteres Hinausschieben über diesen Zeitpunkt, bis die Pflanzen überständig und hart
werden, ist stets mit einem Verluste an der Nahrhaftigkeit verbunden, der bei weitem
nicht durch die größere, aber weniger werthvolle Masse aufgewogen wird. Diese
größere Menge älterer Futterpflanzen ist oft nur scheinbar, da sich das hartstenglige
ältere Heu nicht so dicht, wie jenes von biegsamen jungen Pflanzen zusammenlegt
und daher massiger als dieses erscheint. In kühlen Gegenden mit feuchtem Herbste
wird auf die Zeit des ersten Schnittes auch die weiteren Schnitte, die Grummet-
ernte, Einfluß haben, denn erfolgt der Heuschnitt zu spät, etwa nach der Blüthe der
Pflanzen, so würde der Grummetschnitt zu spät in den Herbst hinein kommen, um
noch gut austrocknen zu können.

1. Die Grünfutterernte.

Die einfachste und müheloseste Gewinnung des Grünfutters besteht in dem
Abweidenlassen der Wiesen oder des Feldfutters durch Thiere. Bei Stallfütterung
muß jedoch das Abbringen der grünen Futterpflanzen die Menschenhand, am ge-
wöhnlichsten mit der Sense, oder die Maschine besorgen.

Das Mähen der Gras- und Futterpflanzen geht am besten in den Morgen-
stunden, so lange noch Thau liegt. Die am schwierigsten abzumähenden, trockenen
Wiesenpartien, die mit dichtem, zähem Grase bewachsen sind, läßt man daher früh-
morgens mähen, das lockere, saftigere Gras späterhin. Die Leistungsfähigkeit des
Mähers beträgt je nach der Art der Grünfutterpflanze und der Beschaffenheit des
Pflanzenwuchses zwischen 0.3--0.6 Hectar per Tag. Bei großen, abzumähenden

Allgemeine Ackerbaulehre.
[Tabelle]

Nach der Blüthe hört die Zunahme der ſtickſtoffhaltigen Stoffe auf. Bis zur
Samenbildung und Samenreife tritt dann nur mehr eine Zunahme der ſchwer ver-
daulichen Holzfaſer ein. Die Gewächſe werden holzig und verlieren ſelbſt durch
Abfallen einen Theil der zarteren, nährſtoffreichen Blätter und der ausgereiſten
Körner.

Ter Schnitt zu Grünfutter ſoll daher ſo früh als es mit Rückſicht auf die
Menge möglich vorgenommen werden; da überdies, je jünger die Pflanzen abge-
ſchnitten werden, um ſo raſcher und kräftiger ein Nachwuchs erfolgt. Je ſpäter ge-
ſchnitten wird, um ſo hartſtengliger und weniger werthvoll für die Fütterung wird
das Grünfutter.

Für die Heuwerbung wird es dagegen am vortheilhafteſten ſein, in der an-
gehenden Blüthe, oder kurz vor Eintritt der vollen Blüthe zu ſchneiden. Ein
weiteres Hinausſchieben über dieſen Zeitpunkt, bis die Pflanzen überſtändig und hart
werden, iſt ſtets mit einem Verluſte an der Nahrhaftigkeit verbunden, der bei weitem
nicht durch die größere, aber weniger werthvolle Maſſe aufgewogen wird. Dieſe
größere Menge älterer Futterpflanzen iſt oft nur ſcheinbar, da ſich das hartſtenglige
ältere Heu nicht ſo dicht, wie jenes von biegſamen jungen Pflanzen zuſammenlegt
und daher maſſiger als dieſes erſcheint. In kühlen Gegenden mit feuchtem Herbſte
wird auf die Zeit des erſten Schnittes auch die weiteren Schnitte, die Grummet-
ernte, Einfluß haben, denn erfolgt der Heuſchnitt zu ſpät, etwa nach der Blüthe der
Pflanzen, ſo würde der Grummetſchnitt zu ſpät in den Herbſt hinein kommen, um
noch gut austrocknen zu können.

1. Die Grünfutterernte.

Die einfachſte und müheloſeſte Gewinnung des Grünfutters beſteht in dem
Abweidenlaſſen der Wieſen oder des Feldfutters durch Thiere. Bei Stallfütterung
muß jedoch das Abbringen der grünen Futterpflanzen die Menſchenhand, am ge-
wöhnlichſten mit der Senſe, oder die Maſchine beſorgen.

Das Mähen der Gras- und Futterpflanzen geht am beſten in den Morgen-
ſtunden, ſo lange noch Thau liegt. Die am ſchwierigſten abzumähenden, trockenen
Wieſenpartien, die mit dichtem, zähem Graſe bewachſen ſind, läßt man daher früh-
morgens mähen, das lockere, ſaftigere Gras ſpäterhin. Die Leiſtungsfähigkeit des
Mähers beträgt je nach der Art der Grünfutterpflanze und der Beſchaffenheit des
Pflanzenwuchſes zwiſchen 0.3—0.6 Hectar per Tag. Bei großen, abzumähenden

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[254/0272] Allgemeine Ackerbaulehre. Nach der Blüthe hört die Zunahme der ſtickſtoffhaltigen Stoffe auf. Bis zur Samenbildung und Samenreife tritt dann nur mehr eine Zunahme der ſchwer ver- daulichen Holzfaſer ein. Die Gewächſe werden holzig und verlieren ſelbſt durch Abfallen einen Theil der zarteren, nährſtoffreichen Blätter und der ausgereiſten Körner. Ter Schnitt zu Grünfutter ſoll daher ſo früh als es mit Rückſicht auf die Menge möglich vorgenommen werden; da überdies, je jünger die Pflanzen abge- ſchnitten werden, um ſo raſcher und kräftiger ein Nachwuchs erfolgt. Je ſpäter ge- ſchnitten wird, um ſo hartſtengliger und weniger werthvoll für die Fütterung wird das Grünfutter. Für die Heuwerbung wird es dagegen am vortheilhafteſten ſein, in der an- gehenden Blüthe, oder kurz vor Eintritt der vollen Blüthe zu ſchneiden. Ein weiteres Hinausſchieben über dieſen Zeitpunkt, bis die Pflanzen überſtändig und hart werden, iſt ſtets mit einem Verluſte an der Nahrhaftigkeit verbunden, der bei weitem nicht durch die größere, aber weniger werthvolle Maſſe aufgewogen wird. Dieſe größere Menge älterer Futterpflanzen iſt oft nur ſcheinbar, da ſich das hartſtenglige ältere Heu nicht ſo dicht, wie jenes von biegſamen jungen Pflanzen zuſammenlegt und daher maſſiger als dieſes erſcheint. In kühlen Gegenden mit feuchtem Herbſte wird auf die Zeit des erſten Schnittes auch die weiteren Schnitte, die Grummet- ernte, Einfluß haben, denn erfolgt der Heuſchnitt zu ſpät, etwa nach der Blüthe der Pflanzen, ſo würde der Grummetſchnitt zu ſpät in den Herbſt hinein kommen, um noch gut austrocknen zu können. 1. Die Grünfutterernte. Die einfachſte und müheloſeſte Gewinnung des Grünfutters beſteht in dem Abweidenlaſſen der Wieſen oder des Feldfutters durch Thiere. Bei Stallfütterung muß jedoch das Abbringen der grünen Futterpflanzen die Menſchenhand, am ge- wöhnlichſten mit der Senſe, oder die Maſchine beſorgen. Das Mähen der Gras- und Futterpflanzen geht am beſten in den Morgen- ſtunden, ſo lange noch Thau liegt. Die am ſchwierigſten abzumähenden, trockenen Wieſenpartien, die mit dichtem, zähem Graſe bewachſen ſind, läßt man daher früh- morgens mähen, das lockere, ſaftigere Gras ſpäterhin. Die Leiſtungsfähigkeit des Mähers beträgt je nach der Art der Grünfutterpflanze und der Beſchaffenheit des Pflanzenwuchſes zwiſchen 0.3—0.6 Hectar per Tag. Bei großen, abzumähenden

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/272>, abgerufen am 21.11.2024.