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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Die Pflege.
Vornahme dieser Arbeit ist die Zeit bald nach der ersten Hacke, wenn die Pflanzen noch
nicht allzu sehr erstarkt sind. Am unvollkommensten wird das Vereinzeln mit der Pferde-
hacke ausgeführt, welche quer durch die Pflanzenreihen gezogen wird. Die Hackschare
sind dabei in entsprechenden Abständen anzuordnen Am sichersten wird mit der Hand
vereinzelt, indem man mit oder ohne Zuhilfenahme der Haue die überflüssigen Pflanzen
auszieht und nur in den erforderlichen Abständen, womöglich die stärksten Pflanzen,
stehen läßt. Die ausgezogenen Pflanzen können, sofern sie nicht als Futter gesammelt
werden, zwischen die Reihen gelegt werden, damit das Unkraut nicht so leicht aufkommen
kann. Zum Vereinzeln der Pflanzen sind je nach dem Wachsraume der Pflanzen
20--26 Personen per Hectar erforderlich.

3. Der Schutz gegen Pflanzenkrankheiten.

Noch verheerender als die Unkrautpflanzen treten die mannigfaltigsten, zumeist
durch Pilzvegetationen hervorgerufenen Pflanzenkrankheiten 1) auf. Dieselben sind
um so verderblicher, als es selten gelingt, gegen dieselben erfolgreich anzukämpfen.
Von den Pflanzenkrankheiten, welche durch Pilzbildungen veranlaßt werden, kann mit
sicherem Erfolge zur Zeit nur den Verheerungen des Steinbrandpilzes (Tilletia
Caries Tul.
und Tilletia laevis Kühn) bei dem Weizen vorgebeugt werden. Stein-
brandigen Weizen erkennt man an einer schmutziggrünen Färbung der Aehre. Zer-
drückt man ein ergriffenes Korn, so findet man an Stelle des Keimes und des
Sameneiweißes eine anfangs schmierige, später staubartige schwarze, übelriechende
Masse, die Früchte (Sporen) des Pilzes. Vorgebeugt wird dieser Krankheit durch
Beizen des Weizens mit Kupfervitriol.

Nach der Vorschrift Dr. J. Kühns 2) wird der Kupfervitriol 1 Kilogr. auf
5.5 Hectoliter fein zerstoßen, in heißem Wasser aufgelöst und dann zu so vielem
kalten Wasser in einen Bottich gegossen, daß der hineingeschüttete Samen noch eine
Querhand hoch mit dem Kupferwasser bedeckt ist. Der eingeschüttete Weizen wird
wiederholt umgerührt und alles an der Oberfläche Schwimmende abgeschöpft. Der
so eingequellte Weizen bleibt 12 Stunden stehen, wird alsdann ausgeworfen, flach
ausgebreitet und fleißig gewendet. Nach wenigen Stunden kann derselbe mit der
Hand, nach 24 Stunden mit der Maschine gesäet werden.

Gegen die Rostkrankheit der Getreidepflanzen giebt es nur ein theilweises
Vorbeugungsmittel. Diese Krankheit äußert sich in dem Erscheinen rostrother rundlicher
oder rostgelber länglicher Flecken auf den Blättern und Halmen der Getreidepflanzen,
welche von den Früchten der drei Arten des Getreiderostpilzes (Puccinia graminis

1) Ein erfolgreiches Ankämpfen gegen die Pflanzenkrankheiten ist nur dann möglich,
wenn man sich mit der Natur derselben vertraut gemacht. Zum Studium in dieser Richtung
empfehlen sich besonders: Dr. J. Kühn, Die Krankheiten der Culturgewächse, ihre Ursachen
und ihre Verhütung. 2. Aufl. Berlin 1858 und Dr. P. Sorauer, Handbuch der Pflanzen-
krankheiten. Berlin 1874.
2) Dr. J. Kühn, Die Anwendung des Kupfervitrioles als Schutzmittel gegen den
Steinbrand des Weizens. Wiener landw. Zeitung. 1872. S. 375.
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Die Pflege.
Vornahme dieſer Arbeit iſt die Zeit bald nach der erſten Hacke, wenn die Pflanzen noch
nicht allzu ſehr erſtarkt ſind. Am unvollkommenſten wird das Vereinzeln mit der Pferde-
hacke ausgeführt, welche quer durch die Pflanzenreihen gezogen wird. Die Hackſchare
ſind dabei in entſprechenden Abſtänden anzuordnen Am ſicherſten wird mit der Hand
vereinzelt, indem man mit oder ohne Zuhilfenahme der Haue die überflüſſigen Pflanzen
auszieht und nur in den erforderlichen Abſtänden, womöglich die ſtärkſten Pflanzen,
ſtehen läßt. Die ausgezogenen Pflanzen können, ſofern ſie nicht als Futter geſammelt
werden, zwiſchen die Reihen gelegt werden, damit das Unkraut nicht ſo leicht aufkommen
kann. Zum Vereinzeln der Pflanzen ſind je nach dem Wachsraume der Pflanzen
20—26 Perſonen per Hectar erforderlich.

3. Der Schutz gegen Pflanzenkrankheiten.

Noch verheerender als die Unkrautpflanzen treten die mannigfaltigſten, zumeiſt
durch Pilzvegetationen hervorgerufenen Pflanzenkrankheiten 1) auf. Dieſelben ſind
um ſo verderblicher, als es ſelten gelingt, gegen dieſelben erfolgreich anzukämpfen.
Von den Pflanzenkrankheiten, welche durch Pilzbildungen veranlaßt werden, kann mit
ſicherem Erfolge zur Zeit nur den Verheerungen des Steinbrandpilzes (Tilletia
Caries Tul.
und Tilletia laevis Kühn) bei dem Weizen vorgebeugt werden. Stein-
brandigen Weizen erkennt man an einer ſchmutziggrünen Färbung der Aehre. Zer-
drückt man ein ergriffenes Korn, ſo findet man an Stelle des Keimes und des
Sameneiweißes eine anfangs ſchmierige, ſpäter ſtaubartige ſchwarze, übelriechende
Maſſe, die Früchte (Sporen) des Pilzes. Vorgebeugt wird dieſer Krankheit durch
Beizen des Weizens mit Kupfervitriol.

Nach der Vorſchrift Dr. J. Kühns 2) wird der Kupfervitriol 1 Kilogr. auf
5.5 Hectoliter fein zerſtoßen, in heißem Waſſer aufgelöſt und dann zu ſo vielem
kalten Waſſer in einen Bottich gegoſſen, daß der hineingeſchüttete Samen noch eine
Querhand hoch mit dem Kupferwaſſer bedeckt iſt. Der eingeſchüttete Weizen wird
wiederholt umgerührt und alles an der Oberfläche Schwimmende abgeſchöpft. Der
ſo eingequellte Weizen bleibt 12 Stunden ſtehen, wird alsdann ausgeworfen, flach
ausgebreitet und fleißig gewendet. Nach wenigen Stunden kann derſelbe mit der
Hand, nach 24 Stunden mit der Maſchine geſäet werden.

Gegen die Roſtkrankheit der Getreidepflanzen giebt es nur ein theilweiſes
Vorbeugungsmittel. Dieſe Krankheit äußert ſich in dem Erſcheinen roſtrother rundlicher
oder roſtgelber länglicher Flecken auf den Blättern und Halmen der Getreidepflanzen,
welche von den Früchten der drei Arten des Getreideroſtpilzes (Puccinia graminis

1) Ein erfolgreiches Ankämpfen gegen die Pflanzenkrankheiten iſt nur dann möglich,
wenn man ſich mit der Natur derſelben vertraut gemacht. Zum Studium in dieſer Richtung
empfehlen ſich beſonders: Dr. J. Kühn, Die Krankheiten der Culturgewächſe, ihre Urſachen
und ihre Verhütung. 2. Aufl. Berlin 1858 und Dr. P. Sorauer, Handbuch der Pflanzen-
krankheiten. Berlin 1874.
2) Dr. J. Kühn, Die Anwendung des Kupfervitrioles als Schutzmittel gegen den
Steinbrand des Weizens. Wiener landw. Zeitung. 1872. S. 375.
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[243/0261] Die Pflege. Vornahme dieſer Arbeit iſt die Zeit bald nach der erſten Hacke, wenn die Pflanzen noch nicht allzu ſehr erſtarkt ſind. Am unvollkommenſten wird das Vereinzeln mit der Pferde- hacke ausgeführt, welche quer durch die Pflanzenreihen gezogen wird. Die Hackſchare ſind dabei in entſprechenden Abſtänden anzuordnen Am ſicherſten wird mit der Hand vereinzelt, indem man mit oder ohne Zuhilfenahme der Haue die überflüſſigen Pflanzen auszieht und nur in den erforderlichen Abſtänden, womöglich die ſtärkſten Pflanzen, ſtehen läßt. Die ausgezogenen Pflanzen können, ſofern ſie nicht als Futter geſammelt werden, zwiſchen die Reihen gelegt werden, damit das Unkraut nicht ſo leicht aufkommen kann. Zum Vereinzeln der Pflanzen ſind je nach dem Wachsraume der Pflanzen 20—26 Perſonen per Hectar erforderlich. 3. Der Schutz gegen Pflanzenkrankheiten. Noch verheerender als die Unkrautpflanzen treten die mannigfaltigſten, zumeiſt durch Pilzvegetationen hervorgerufenen Pflanzenkrankheiten 1) auf. Dieſelben ſind um ſo verderblicher, als es ſelten gelingt, gegen dieſelben erfolgreich anzukämpfen. Von den Pflanzenkrankheiten, welche durch Pilzbildungen veranlaßt werden, kann mit ſicherem Erfolge zur Zeit nur den Verheerungen des Steinbrandpilzes (Tilletia Caries Tul. und Tilletia laevis Kühn) bei dem Weizen vorgebeugt werden. Stein- brandigen Weizen erkennt man an einer ſchmutziggrünen Färbung der Aehre. Zer- drückt man ein ergriffenes Korn, ſo findet man an Stelle des Keimes und des Sameneiweißes eine anfangs ſchmierige, ſpäter ſtaubartige ſchwarze, übelriechende Maſſe, die Früchte (Sporen) des Pilzes. Vorgebeugt wird dieſer Krankheit durch Beizen des Weizens mit Kupfervitriol. Nach der Vorſchrift Dr. J. Kühns 2) wird der Kupfervitriol 1 Kilogr. auf 5.5 Hectoliter fein zerſtoßen, in heißem Waſſer aufgelöſt und dann zu ſo vielem kalten Waſſer in einen Bottich gegoſſen, daß der hineingeſchüttete Samen noch eine Querhand hoch mit dem Kupferwaſſer bedeckt iſt. Der eingeſchüttete Weizen wird wiederholt umgerührt und alles an der Oberfläche Schwimmende abgeſchöpft. Der ſo eingequellte Weizen bleibt 12 Stunden ſtehen, wird alsdann ausgeworfen, flach ausgebreitet und fleißig gewendet. Nach wenigen Stunden kann derſelbe mit der Hand, nach 24 Stunden mit der Maſchine geſäet werden. Gegen die Roſtkrankheit der Getreidepflanzen giebt es nur ein theilweiſes Vorbeugungsmittel. Dieſe Krankheit äußert ſich in dem Erſcheinen roſtrother rundlicher oder roſtgelber länglicher Flecken auf den Blättern und Halmen der Getreidepflanzen, welche von den Früchten der drei Arten des Getreideroſtpilzes (Puccinia graminis 1) Ein erfolgreiches Ankämpfen gegen die Pflanzenkrankheiten iſt nur dann möglich, wenn man ſich mit der Natur derſelben vertraut gemacht. Zum Studium in dieſer Richtung empfehlen ſich beſonders: Dr. J. Kühn, Die Krankheiten der Culturgewächſe, ihre Urſachen und ihre Verhütung. 2. Aufl. Berlin 1858 und Dr. P. Sorauer, Handbuch der Pflanzen- krankheiten. Berlin 1874. 2) Dr. J. Kühn, Die Anwendung des Kupfervitrioles als Schutzmittel gegen den Steinbrand des Weizens. Wiener landw. Zeitung. 1872. S. 375. 16*

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/261>, abgerufen am 21.11.2024.