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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Die Pflege.
verunreinigte Frucht wird nur mit einem unverhältnißmäßigen Preisabschlage zu
verkaufen sein. Viele Unkräuter dienen schließlich manchen schädlichen Thieren als
Brutstätten, von welchen aus sie die Culturpflanzen heimsuchen. Aehnlich wie die
Unkrautpflanzen verhalten sich die Culturpflanzen selbst, wenn sie im Uebermaaße
am Felde stehen oder zwischen Culturpflanzen anderer Art vorkommen. Noch
größeren Schaden als die Unkrautpflanzen verursachen unter Umständen Pilzkrank-
heiten und bei massenhaftem Auftreten eine Mehrzahl schädlicher Thiere, gegen deren
verheerende Wirkung oft vergeblich angekämpft werden kann.

1. Das Vertilgen der Unkräuter.

Am schwierigsten zu vertilgen und daher am verderblichsten sind die Wurzel-
unkräuter,
wie die Disteln, und die Rhizomunkräuter, wie Quecken (Triticum
repens L.
), Schachtelhalm (Equisetum arvense L.), Hahnenfuß (Ranunculus repens
L.
), Huflattig (Tussilago farfara L.) etc. welche sich nicht nur durch Samen, sondern
auch durch Wurzeltriebe und unterirdische Stammtheile (Rhizome) vermehren. Gegen-
über diesen ausdauernden Wurzelunkräutern lassen sich die einjährigen bloß durch Samen
sich fortpflanzenden Unkräuter leichter ausrotten. Bei den Samenunkräutern
reicht meist ein einmaliges Vertilgen aus, sofern es zur rechten Zeit vorgenommen
wird, während das Ausrotten der Wurzelunkräuter nur bei großer Ausdauer zu
bewerkstelligen ist. Die Vorbeugungsmaßregeln zur Verhütung des Unkrautes sind
in der Regel wirksamer als das Vertilgen der schon am Felde angesiedelten Un-
krautpflanzen. Die ausgiebigste Maßregel zur Vertilgung des Unkrautes ist die
sachgemäße Bodenbearbeitung und Brachehaltung. In gleicher Weise werden die ent-
sprechende Wahl der aufeinander folgenden Pflanzen, die Fruchtfolge, die Reinigung
der Saatfrucht und die Aufbringung Unkrautsamen freien Düngers zur Ver-
hütung einer Verunkrautung wesentlich beitragen. Abgesehen von diesen wichtigen
Culturmaßregeln, welche vor der Saat auszuführen sind, kann auch während der
Vegetation der Pflanzen durch das Uebereggen der Saaten, durch die Hackcultur
und das Jäten das Unkraut beseitigt werden. Der Erfolg aller dieser Arbeiten
wird jedoch erst dann ein vollkommen gesicherter sein, wenn dieselben gleichzeitig auf
großen Landstrecken zur Ausführung gelangen, da die Verbreitung der Unkräuter
von außen her durch den Wind, das Wasser, die Vögel etc. nur zu leicht statt-
finden kann.

Am schwierigsten sind die Wurzelunkräuter zu vertilgen. Selten gelingt es
dieselben gleich auf das erste Mal aus dem Felde zu schaffen. Am ehesten werden
dieselben durch oftmaliges Ausstechen der Wurzeln, durch Sammeln der ausgepflügten
Wurzelstöcke und nachmaliges Verbrennen vernichtet. Bei der Vertilgung der Samen-
unkräuter kommt es hauptsächlich darauf an, sie niemals zur Blüthe und noch viel
weniger zum Samentragen gelangen zu lassen, je leichter die Samen vom Winde
fortgetragen und je mehr Samen von einer Unkrautpflanze ausgestreut werden können.

In letzterer Beziehung hat man gezählt und berechnet, daß je eine der folgenden Un-
krautpflanzen Samen tragen: die Kamille (Chamomilla matricaria L.) 60,000 Stück,

Krafft, Lehrb. d. Landw. I. 16

Die Pflege.
verunreinigte Frucht wird nur mit einem unverhältnißmäßigen Preisabſchlage zu
verkaufen ſein. Viele Unkräuter dienen ſchließlich manchen ſchädlichen Thieren als
Brutſtätten, von welchen aus ſie die Culturpflanzen heimſuchen. Aehnlich wie die
Unkrautpflanzen verhalten ſich die Culturpflanzen ſelbſt, wenn ſie im Uebermaaße
am Felde ſtehen oder zwiſchen Culturpflanzen anderer Art vorkommen. Noch
größeren Schaden als die Unkrautpflanzen verurſachen unter Umſtänden Pilzkrank-
heiten und bei maſſenhaftem Auftreten eine Mehrzahl ſchädlicher Thiere, gegen deren
verheerende Wirkung oft vergeblich angekämpft werden kann.

1. Das Vertilgen der Unkräuter.

Am ſchwierigſten zu vertilgen und daher am verderblichſten ſind die Wurzel-
unkräuter,
wie die Diſteln, und die Rhizomunkräuter, wie Quecken (Triticum
repens L.
), Schachtelhalm (Equisetum arvense L.), Hahnenfuß (Ranunculus repens
L.
), Huflattig (Tussilago farfara L.) ꝛc. welche ſich nicht nur durch Samen, ſondern
auch durch Wurzeltriebe und unterirdiſche Stammtheile (Rhizome) vermehren. Gegen-
über dieſen ausdauernden Wurzelunkräutern laſſen ſich die einjährigen bloß durch Samen
ſich fortpflanzenden Unkräuter leichter ausrotten. Bei den Samenunkräutern
reicht meiſt ein einmaliges Vertilgen aus, ſofern es zur rechten Zeit vorgenommen
wird, während das Ausrotten der Wurzelunkräuter nur bei großer Ausdauer zu
bewerkſtelligen iſt. Die Vorbeugungsmaßregeln zur Verhütung des Unkrautes ſind
in der Regel wirkſamer als das Vertilgen der ſchon am Felde angeſiedelten Un-
krautpflanzen. Die ausgiebigſte Maßregel zur Vertilgung des Unkrautes iſt die
ſachgemäße Bodenbearbeitung und Brachehaltung. In gleicher Weiſe werden die ent-
ſprechende Wahl der aufeinander folgenden Pflanzen, die Fruchtfolge, die Reinigung
der Saatfrucht und die Aufbringung Unkrautſamen freien Düngers zur Ver-
hütung einer Verunkrautung weſentlich beitragen. Abgeſehen von dieſen wichtigen
Culturmaßregeln, welche vor der Saat auszuführen ſind, kann auch während der
Vegetation der Pflanzen durch das Uebereggen der Saaten, durch die Hackcultur
und das Jäten das Unkraut beſeitigt werden. Der Erfolg aller dieſer Arbeiten
wird jedoch erſt dann ein vollkommen geſicherter ſein, wenn dieſelben gleichzeitig auf
großen Landſtrecken zur Ausführung gelangen, da die Verbreitung der Unkräuter
von außen her durch den Wind, das Waſſer, die Vögel ꝛc. nur zu leicht ſtatt-
finden kann.

Am ſchwierigſten ſind die Wurzelunkräuter zu vertilgen. Selten gelingt es
dieſelben gleich auf das erſte Mal aus dem Felde zu ſchaffen. Am eheſten werden
dieſelben durch oftmaliges Ausſtechen der Wurzeln, durch Sammeln der ausgepflügten
Wurzelſtöcke und nachmaliges Verbrennen vernichtet. Bei der Vertilgung der Samen-
unkräuter kommt es hauptſächlich darauf an, ſie niemals zur Blüthe und noch viel
weniger zum Samentragen gelangen zu laſſen, je leichter die Samen vom Winde
fortgetragen und je mehr Samen von einer Unkrautpflanze ausgeſtreut werden können.

In letzterer Beziehung hat man gezählt und berechnet, daß je eine der folgenden Un-
krautpflanzen Samen tragen: die Kamille (Chamomilla matricaria L.) 60,000 Stück,

Krafft, Lehrb. d. Landw. I. 16
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[241/0259] Die Pflege. verunreinigte Frucht wird nur mit einem unverhältnißmäßigen Preisabſchlage zu verkaufen ſein. Viele Unkräuter dienen ſchließlich manchen ſchädlichen Thieren als Brutſtätten, von welchen aus ſie die Culturpflanzen heimſuchen. Aehnlich wie die Unkrautpflanzen verhalten ſich die Culturpflanzen ſelbſt, wenn ſie im Uebermaaße am Felde ſtehen oder zwiſchen Culturpflanzen anderer Art vorkommen. Noch größeren Schaden als die Unkrautpflanzen verurſachen unter Umſtänden Pilzkrank- heiten und bei maſſenhaftem Auftreten eine Mehrzahl ſchädlicher Thiere, gegen deren verheerende Wirkung oft vergeblich angekämpft werden kann. 1. Das Vertilgen der Unkräuter. Am ſchwierigſten zu vertilgen und daher am verderblichſten ſind die Wurzel- unkräuter, wie die Diſteln, und die Rhizomunkräuter, wie Quecken (Triticum repens L.), Schachtelhalm (Equisetum arvense L.), Hahnenfuß (Ranunculus repens L.), Huflattig (Tussilago farfara L.) ꝛc. welche ſich nicht nur durch Samen, ſondern auch durch Wurzeltriebe und unterirdiſche Stammtheile (Rhizome) vermehren. Gegen- über dieſen ausdauernden Wurzelunkräutern laſſen ſich die einjährigen bloß durch Samen ſich fortpflanzenden Unkräuter leichter ausrotten. Bei den Samenunkräutern reicht meiſt ein einmaliges Vertilgen aus, ſofern es zur rechten Zeit vorgenommen wird, während das Ausrotten der Wurzelunkräuter nur bei großer Ausdauer zu bewerkſtelligen iſt. Die Vorbeugungsmaßregeln zur Verhütung des Unkrautes ſind in der Regel wirkſamer als das Vertilgen der ſchon am Felde angeſiedelten Un- krautpflanzen. Die ausgiebigſte Maßregel zur Vertilgung des Unkrautes iſt die ſachgemäße Bodenbearbeitung und Brachehaltung. In gleicher Weiſe werden die ent- ſprechende Wahl der aufeinander folgenden Pflanzen, die Fruchtfolge, die Reinigung der Saatfrucht und die Aufbringung Unkrautſamen freien Düngers zur Ver- hütung einer Verunkrautung weſentlich beitragen. Abgeſehen von dieſen wichtigen Culturmaßregeln, welche vor der Saat auszuführen ſind, kann auch während der Vegetation der Pflanzen durch das Uebereggen der Saaten, durch die Hackcultur und das Jäten das Unkraut beſeitigt werden. Der Erfolg aller dieſer Arbeiten wird jedoch erſt dann ein vollkommen geſicherter ſein, wenn dieſelben gleichzeitig auf großen Landſtrecken zur Ausführung gelangen, da die Verbreitung der Unkräuter von außen her durch den Wind, das Waſſer, die Vögel ꝛc. nur zu leicht ſtatt- finden kann. Am ſchwierigſten ſind die Wurzelunkräuter zu vertilgen. Selten gelingt es dieſelben gleich auf das erſte Mal aus dem Felde zu ſchaffen. Am eheſten werden dieſelben durch oftmaliges Ausſtechen der Wurzeln, durch Sammeln der ausgepflügten Wurzelſtöcke und nachmaliges Verbrennen vernichtet. Bei der Vertilgung der Samen- unkräuter kommt es hauptſächlich darauf an, ſie niemals zur Blüthe und noch viel weniger zum Samentragen gelangen zu laſſen, je leichter die Samen vom Winde fortgetragen und je mehr Samen von einer Unkrautpflanze ausgeſtreut werden können. In letzterer Beziehung hat man gezählt und berechnet, daß je eine der folgenden Un- krautpflanzen Samen tragen: die Kamille (Chamomilla matricaria L.) 60,000 Stück, Krafft, Lehrb. d. Landw. I. 16

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/259>, abgerufen am 21.11.2024.