Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.Allgemeine Ackerbaulehre. Ein näheres Eingehen auf die Ausführung des Samenwechsels muß bei der 3. Die Saatzeit. Damit der Keim im Samen zur Entwickelung gelangen kann, müssen die Reserve- Den Anbau der ersteren Pflanzen, der sog. Winterfrüchte, bezeichnet man nach Der besondere Zeitpunkt zur Ausführung der Saat richtet sich nach dem Ein- 1. Der Winteranbau. Im Herbste muß die Saat jedenfalls vollendet sein, bevor die Vegetation bei Für den hohen Werth der rechtzeitigen Aussaat für die Entwickelung des Getreides 1) Centralbl. f. Agricultur-Chemie. II. Jahrg. 1873. S. 48.
Allgemeine Ackerbaulehre. Ein näheres Eingehen auf die Ausführung des Samenwechſels muß bei der 3. Die Saatzeit. Damit der Keim im Samen zur Entwickelung gelangen kann, müſſen die Reſerve- Den Anbau der erſteren Pflanzen, der ſog. Winterfrüchte, bezeichnet man nach Der beſondere Zeitpunkt zur Ausführung der Saat richtet ſich nach dem Ein- 1. Der Winteranbau. Im Herbſte muß die Saat jedenfalls vollendet ſein, bevor die Vegetation bei Für den hohen Werth der rechtzeitigen Ausſaat für die Entwickelung des Getreides 1) Centralbl. f. Agricultur-Chemie. II. Jahrg. 1873. S. 48.
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Allgemeine Ackerbaulehre.
Ein näheres Eingehen auf die Ausführung des Samenwechſels muß bei der
Verſchiedenartigkeit der Culturpflanzen in dieſer Beziehung dem beſonderen Pflanzen-
baue vorbehalten bleiben.
3. Die Saatzeit.
Damit der Keim im Samen zur Entwickelung gelangen kann, müſſen die Reſerve-
ſtoffe aufgelöſt und dem Keime zugeführt werden. Zum Keimen iſt daher Waſſer
und außer dieſem der Sauerſtoff der Luft und je nach der Pflanzenart ein beſtimmter
Wärmegrad erforderlich. Je nach den Wärmeanſprüchen werden die Pflanzen zu
verſchiedenen Zeiten anzubauen ſein. Pflanzen, welche meiſtens wie Roggen, Weizen,
zuweilen auch Gerſte, Raps, Rübſen, Erbſen, Wicken, unſere Winterkälte vertragen,
werden im Herbſte angebaut, damit ſie im nächſten Frühjahre unterſtützt durch die
Winterfeuchte um ſo ſchneller heranwachſen können. Im Frühjahre werden dagegen
alle in der Jugend gegen Winterkälte empfindlicheren einjährigen und auch die meiſten
zwei- und mehrjährigen Culturpflanzen angebaut.
Den Anbau der erſteren Pflanzen, der ſog. Winterfrüchte, bezeichnet man nach
der Zeit der Ausführung als den Herbſt- oder Winteranbau, den der letzteren
Pflanzengruppe als den Frühjahr- oder Sommeranbau. Neben dieſen beiden
Saatzeiten kommt in wärmeren Landſtrichen mit mildem Spätſommer auch noch eine
Ausſaat nach dem Getreideſchnitte der ſog. Stoppelfruchtbau vor.
Der beſondere Zeitpunkt zur Ausführung der Saat richtet ſich nach dem Ein-
tritte der erforderlichen Wärme, nach dem Wärme- und Feuchtigkeits-Bedürfniſſe der
Keimpflanze und der wachſenden Pflanze und nach der Vorbereitung und nach dem
Feuchtigkeitszuſtande des Bodens.
1. Der Winteranbau.
Im Herbſte muß die Saat jedenfalls vollendet ſein, bevor die Vegetation bei
einer mittleren Tagestemperatur von 5° C. zum Stillſtande kommt. Vortheilhafter
wird es ſein, die Saat ſchon früher auszuführen, da nicht nur der Same einige
Tage zum Aufkeimen braucht, ſondern auch die Saat noch Zeit zur Beſtockung
erfordert. Die Beſtockung hört auf, wenn die mittlere Tagestemperatur auf 8.8° C.
herabgeſunken iſt. Zu ſpät geſäete Pflanzen fangen bei entſprechender Witterung im
Frühjahre ſchon zu ſchoſſen an, obgleich ſie noch nicht Zeit genug gehabt haben,
zu einer kräftigen Entwickelung genügende Mengen an Bildungsſtoffen zu aſſimiliren
Säet man anderſeits zu frühzeitig, ſo werden ſich die Pflanzen zu reichlich beſtocken
und dadurch leichter dem Verfaulen über Winter ausgeſetzt ſein.
Für den hohen Werth der rechtzeitigen Ausſaat für die Entwickelung des Getreides
ſprechen unter Andern die Verſuche von H. Thiel 1). Je 357 Körner Weizen ergaben bei
verſchiedener Saatzeit am 29. Juli die folgenden Erntereſultate:
1) Centralbl. f. Agricultur-Chemie. II. Jahrg. 1873. S. 48.
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