Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.Allgemeine Ackerbaulehre. Ueber den Werth dieser Jauchenbehandlung, welche gleichzeitig die Fähigkeit der Jauche, Eine andere Art der Jauchenverwendung ist die flüssige Düngung (Gülle), In einigen Gegenden der Schweiz und Baierns wird fast aller Dünger als In etwas verschieden von der Schweizer Güllebereitung ist die von E. Chadwik 3. Die menschlichen Excremente. Unter den sehr zahlreichen Düngemitteln, welche der Landwirthschaft zur Ver- 1) F. Senft, Der Steinschutt und Erdboden. Berlin 1867. S. 229. 2) E. Hartstein, Fortschritte der englischen und schottischen Landwirthschaft. 1. Abth
Düngerwesen, Bonn 1855; Die flüssige Düngung u. das italienische Raygras. Suppl. z. Vorig. Bonn 1859. Allgemeine Ackerbaulehre. Ueber den Werth dieſer Jauchenbehandlung, welche gleichzeitig die Fähigkeit der Jauche, Eine andere Art der Jauchenverwendung iſt die flüſſige Düngung (Gülle), In einigen Gegenden der Schweiz und Baierns wird faſt aller Dünger als In etwas verſchieden von der Schweizer Güllebereitung iſt die von E. Chadwik 3. Die menſchlichen Excremente. Unter den ſehr zahlreichen Düngemitteln, welche der Landwirthſchaft zur Ver- 1) F. Senft, Der Steinſchutt und Erdboden. Berlin 1867. S. 229. 2) E. Hartſtein, Fortſchritte der engliſchen und ſchottiſchen Landwirthſchaft. 1. Abth
Düngerweſen, Bonn 1855; Die flüſſige Düngung u. das italieniſche Raygras. Suppl. z. Vorig. Bonn 1859. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <pb facs="#f0196" n="178"/> <fw place="top" type="header">Allgemeine Ackerbaulehre.</fw><lb/> <p>Ueber den Werth dieſer Jauchenbehandlung, welche gleichzeitig die Fähigkeit der Jauche,<lb/> Geſteine leicht zu zerſetzen, darlegt, giebt ein Verſuch von F. Senft <note place="foot" n="1)">F. Senft, Der Steinſchutt und Erdboden. Berlin 1867. S. 229.</note> intereſſanten Auf-<lb/> ſchluß. In einem Faſſe wurden 2.5 Kilogr. grobgepulverter, ſchon angewitterter Granit<lb/> mit 2.26 Hectoliter gewöhnlicher Düngerjauche übergoſſen. Nach ſechs Monaten waren<lb/> von dem Granite nur noch Quarzkörner, eine ockergelbe, thonige Maſſe und einzelne roth-<lb/> braune Glimmerſchuppen übrig; der Feldſpath aber war größtentheils zerſetzt. Nachdem<lb/> die Jauche vollſtändig abgegoſſen und der ſandigerdige Rückſtand gehörig ausgetrocknet wor-<lb/> den war, zeigte die letztere nur noch ein Gewicht von 1.86 Kilogr. Es waren alſo aus<lb/> dem Granitſande durch die Jauche 0.64 Beſtandtheile ausgezogen. Eine gleiche Menge<lb/> Baſaltſand, ebenſo behandelt, war ſo zerſetzt, daß nur 0.96 Kilogr. Rückſtand blieb.</p><lb/> <p>Eine andere Art der Jauchenverwendung iſt die <hi rendition="#g">flüſſige Düngung</hi> (Gülle),<lb/> welche darin beſteht, daß der ſämmtliche Stalldünger in flüſſiger Form auf das Feld<lb/> gebracht wird. Bei dieſer flüſſigen Düngung entfällt die phyſikaliſche Wirkung des<lb/> Düngers, weshalb dieſelbe nur für gewiſſe Verhältniſſe, wie Gartencultur, Klein-<lb/> wirthſchaft, oder für überwiegendes Gras- und Futterland, auf Lehmböden angezeigt<lb/> iſt. Die Erhöhung der Koſten bei dieſer Art der Düngerbereitung ſteht gleichfalls<lb/> einer allgemeineren Anwendung derſelben entgegen.</p><lb/> <p>In einigen Gegenden der Schweiz und Baierns wird faſt aller Dünger als<lb/><hi rendition="#g">Gülle</hi> verwendet, indem die feſten Excremente in die Jauche geworfen oder zur<lb/> Erſparung an Streu aus dieſer in die Jauche geſchüttelt und durch wiederholtes Um-<lb/> rühren mit derſelben vermiſcht werden. Die mit den feſten Excrementen gemengte<lb/> Jauche wird dann in großen, verſchloſſenen Sammelgruben einer 4—6 wöchentlichen<lb/> Gährung überlaſſen. Nach dieſer Zeit wird ſie als Gülle auf das Feld, wie die<lb/> verdünnte Jauche, ausgegoſſen.</p><lb/> <p>In etwas verſchieden von der Schweizer Güllebereitung iſt die von E. Chadwik<lb/> und Mr. Kennedy in England verſuchte Verwendung von flüſſigem Dünger <note place="foot" n="2)">E. Hartſtein, Fortſchritte der engliſchen und ſchottiſchen Landwirthſchaft. 1. Abth<lb/> Düngerweſen, Bonn 1855; Die flüſſige Düngung u. das italieniſche Raygras. Suppl.<lb/> z. Vorig. Bonn 1859.</note>. In<lb/> Ausführung derſelben werden die ſämmtlichen Stallauswürfe in einem Sammel-<lb/> behälter einer Gährung überlaſſen. Aus dem Sammelbehälter kommen die Dünger-<lb/> maſſen in mit Rührwerken verſehene Ciſternen, in welchen ſie mit der 2—4fachen<lb/> Menge Waſſer verdünnt werden. Zur Erhöhung des Düngerwerthes ſetzt man über-<lb/> dies Guano, aufgeſchloſſenes Knochenmehl, gepulverte Oelkuchen u. dgl. zu. Der auf<lb/> dieſe Art erhaltene flüſſige Dünger wird dann durch eiſerne Röhrenleitungen und<lb/> Kautſchukſchläuche unter Benützung des natürlichen Gefälles, oder durch Pumpwerke<lb/> auf die zu düngende Feldfläche geleitet.</p> </div><lb/> <div n="5"> <head> <hi rendition="#b">3. Die menſchlichen Excremente.</hi> </head><lb/> <p>Unter den ſehr zahlreichen Düngemitteln, welche der Landwirthſchaft zur Ver-<lb/> fügung ſtehen, ſind die menſchlichen Excremente jene, welche trotz ihres hohen Werthes,<lb/> erſt dann zur Anwendung gelangen, wenn die Landwirthſchaft eine gewiſſe Höhe der<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [178/0196]
Allgemeine Ackerbaulehre.
Ueber den Werth dieſer Jauchenbehandlung, welche gleichzeitig die Fähigkeit der Jauche,
Geſteine leicht zu zerſetzen, darlegt, giebt ein Verſuch von F. Senft 1) intereſſanten Auf-
ſchluß. In einem Faſſe wurden 2.5 Kilogr. grobgepulverter, ſchon angewitterter Granit
mit 2.26 Hectoliter gewöhnlicher Düngerjauche übergoſſen. Nach ſechs Monaten waren
von dem Granite nur noch Quarzkörner, eine ockergelbe, thonige Maſſe und einzelne roth-
braune Glimmerſchuppen übrig; der Feldſpath aber war größtentheils zerſetzt. Nachdem
die Jauche vollſtändig abgegoſſen und der ſandigerdige Rückſtand gehörig ausgetrocknet wor-
den war, zeigte die letztere nur noch ein Gewicht von 1.86 Kilogr. Es waren alſo aus
dem Granitſande durch die Jauche 0.64 Beſtandtheile ausgezogen. Eine gleiche Menge
Baſaltſand, ebenſo behandelt, war ſo zerſetzt, daß nur 0.96 Kilogr. Rückſtand blieb.
Eine andere Art der Jauchenverwendung iſt die flüſſige Düngung (Gülle),
welche darin beſteht, daß der ſämmtliche Stalldünger in flüſſiger Form auf das Feld
gebracht wird. Bei dieſer flüſſigen Düngung entfällt die phyſikaliſche Wirkung des
Düngers, weshalb dieſelbe nur für gewiſſe Verhältniſſe, wie Gartencultur, Klein-
wirthſchaft, oder für überwiegendes Gras- und Futterland, auf Lehmböden angezeigt
iſt. Die Erhöhung der Koſten bei dieſer Art der Düngerbereitung ſteht gleichfalls
einer allgemeineren Anwendung derſelben entgegen.
In einigen Gegenden der Schweiz und Baierns wird faſt aller Dünger als
Gülle verwendet, indem die feſten Excremente in die Jauche geworfen oder zur
Erſparung an Streu aus dieſer in die Jauche geſchüttelt und durch wiederholtes Um-
rühren mit derſelben vermiſcht werden. Die mit den feſten Excrementen gemengte
Jauche wird dann in großen, verſchloſſenen Sammelgruben einer 4—6 wöchentlichen
Gährung überlaſſen. Nach dieſer Zeit wird ſie als Gülle auf das Feld, wie die
verdünnte Jauche, ausgegoſſen.
In etwas verſchieden von der Schweizer Güllebereitung iſt die von E. Chadwik
und Mr. Kennedy in England verſuchte Verwendung von flüſſigem Dünger 2). In
Ausführung derſelben werden die ſämmtlichen Stallauswürfe in einem Sammel-
behälter einer Gährung überlaſſen. Aus dem Sammelbehälter kommen die Dünger-
maſſen in mit Rührwerken verſehene Ciſternen, in welchen ſie mit der 2—4fachen
Menge Waſſer verdünnt werden. Zur Erhöhung des Düngerwerthes ſetzt man über-
dies Guano, aufgeſchloſſenes Knochenmehl, gepulverte Oelkuchen u. dgl. zu. Der auf
dieſe Art erhaltene flüſſige Dünger wird dann durch eiſerne Röhrenleitungen und
Kautſchukſchläuche unter Benützung des natürlichen Gefälles, oder durch Pumpwerke
auf die zu düngende Feldfläche geleitet.
3. Die menſchlichen Excremente.
Unter den ſehr zahlreichen Düngemitteln, welche der Landwirthſchaft zur Ver-
fügung ſtehen, ſind die menſchlichen Excremente jene, welche trotz ihres hohen Werthes,
erſt dann zur Anwendung gelangen, wenn die Landwirthſchaft eine gewiſſe Höhe der
1) F. Senft, Der Steinſchutt und Erdboden. Berlin 1867. S. 229.
2) E. Hartſtein, Fortſchritte der engliſchen und ſchottiſchen Landwirthſchaft. 1. Abth
Düngerweſen, Bonn 1855; Die flüſſige Düngung u. das italieniſche Raygras. Suppl.
z. Vorig. Bonn 1859.
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