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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Allgemeine Ackerbaulehre.
und Torfabfall eine Ackerkrume geschaffen wird, welche gleich im ersten Jahre Buch-
weizen oder Kartoffeln trägt.

Die Nachtheile der Brenncultur werden vermieden, wenn man den Moorboden
durch Umwandlung der Torfsubstanz in eigentlichen Humus zu verbessern sucht. Es
gelingt dies nur dann, wenn der Moorboden mit ausreichenden mineralischen Massen
versehen wird. Bei günstiger Gelegenheit reicht zu diesem Zwecke oft die Ueber-
sandung der Torffläche durch Aufleitung sandführender Gewässer (s. unten) oder bei
kleineren Flächen durch Aufführen von Bauschutt etc. vollkommen aus, um den Moor-
boden in gutes Wiesenland umzuwandeln.

Bei größeren Moorflächen führt auch die Mengung des Moores mit dem Unter-
grunde, sofern dieser aus veränderlichem Sand besteht, durch das Rajolen oder die
Dammcultur von Rimpau zum Ziele. Besteht die Unterlage des Moorbodens aus
kalkarmem Boden oder Quarzsand, so wird die Mengung nur wenig zur Verbesserung
beitragen.

Das Rajolen wird nach vorangegangener Entwässerung durch drei auf einander
folgende Pflüge vorgenommen, deren letzter so tief gestellt werden muß, daß er die
Sandschichte erreicht und heraufbringt. Bei größerer Mächtigkeit des Torflagers ver-
ringert man dieselbe durch vorausgehendes Brennen. Uebersteigt jedoch die Mächtigkeit
der Torflage 40 Cm., so läßt sich das Rajolen nur mehr mit großen Kosten durch-
führen.

Bei bedeutenderer Mächtigkeit des Torflagers (0.5--1 Meter) und bei Vor-
handensein einer Sandunterlage empfiehlt sich, Rimpau's Dammcultur anzu-
wenden. Bei derselben werden entlang dem Hauptentwässerungsgraben im rechten
oder spitzen Winkel 5 Meter breite, je nach der Torflage 1--1.5 Meter tiefe Gräben
ausgehoben und das gewonnene Material, (in Cunrau Torf, Thon, Lehm, Letten
und zuletzt Sand) zu beiden Seiten gleichmäßig ausgebreitet. Der Sand wird so
tief ausgehoben und obenauf auf den Damm gelegt, daß dieser mindestens 10 Cm.
hoch damit bedeckt ist. Die Kosten dieser Dammcultur betragen in Cunrau auf
1 Hektar berechnet 258 Mark (129 fl.). Durch die Dammcultur wird eine Ent-
wässerung des Bodens durch Ableitung des Wassers und Erhöhung des Terrains,
eine Lüftung desselben und eine Bereicherung an Mineralmasse erzielt, und damit ein
Pflanzenwachsthum ermöglicht. Auf den frischen Dämmen gedeiht der Hafer ganz
gut. Demselben folgt in Cunrau gedüngtes Wickfutter, Roggen in Knochenmehl,
gedüngte Kartoffeln etc.

6. Die Anschlemmung mit Erde.

Eine unter Umständen wenig kostspielige Bodenverbesserung, besonders auf Wiesen,
läßt sich durch Ueberfluthung mit schlammigem Fluß- und Bachwasser erreichen.
In England wurden nach Thaer 1) zu diesem Zwecke die unter der Einwirkung der
Meeresfluth und Ebbe stehenden, größeren, schlammführenden Flüsse benützt, indem

1) A. Thaer, Grundsätze der rat. Landw. 6. Aufl. Berlin 1868. 3. Bd. S, 219.

Allgemeine Ackerbaulehre.
und Torfabfall eine Ackerkrume geſchaffen wird, welche gleich im erſten Jahre Buch-
weizen oder Kartoffeln trägt.

Die Nachtheile der Brenncultur werden vermieden, wenn man den Moorboden
durch Umwandlung der Torfſubſtanz in eigentlichen Humus zu verbeſſern ſucht. Es
gelingt dies nur dann, wenn der Moorboden mit ausreichenden mineraliſchen Maſſen
verſehen wird. Bei günſtiger Gelegenheit reicht zu dieſem Zwecke oft die Ueber-
ſandung der Torffläche durch Aufleitung ſandführender Gewäſſer (ſ. unten) oder bei
kleineren Flächen durch Aufführen von Bauſchutt ꝛc. vollkommen aus, um den Moor-
boden in gutes Wieſenland umzuwandeln.

Bei größeren Moorflächen führt auch die Mengung des Moores mit dem Unter-
grunde, ſofern dieſer aus veränderlichem Sand beſteht, durch das Rajolen oder die
Dammcultur von Rimpau zum Ziele. Beſteht die Unterlage des Moorbodens aus
kalkarmem Boden oder Quarzſand, ſo wird die Mengung nur wenig zur Verbeſſerung
beitragen.

Das Rajolen wird nach vorangegangener Entwäſſerung durch drei auf einander
folgende Pflüge vorgenommen, deren letzter ſo tief geſtellt werden muß, daß er die
Sandſchichte erreicht und heraufbringt. Bei größerer Mächtigkeit des Torflagers ver-
ringert man dieſelbe durch vorausgehendes Brennen. Ueberſteigt jedoch die Mächtigkeit
der Torflage 40 Cm., ſo läßt ſich das Rajolen nur mehr mit großen Koſten durch-
führen.

Bei bedeutenderer Mächtigkeit des Torflagers (0.5—1 Meter) und bei Vor-
handenſein einer Sandunterlage empfiehlt ſich, Rimpau's Dammcultur anzu-
wenden. Bei derſelben werden entlang dem Hauptentwäſſerungsgraben im rechten
oder ſpitzen Winkel 5 Meter breite, je nach der Torflage 1—1.5 Meter tiefe Gräben
ausgehoben und das gewonnene Material, (in Cunrau Torf, Thon, Lehm, Letten
und zuletzt Sand) zu beiden Seiten gleichmäßig ausgebreitet. Der Sand wird ſo
tief ausgehoben und obenauf auf den Damm gelegt, daß dieſer mindeſtens 10 Cm.
hoch damit bedeckt iſt. Die Koſten dieſer Dammcultur betragen in Cunrau auf
1 Hektar berechnet 258 Mark (129 fl.). Durch die Dammcultur wird eine Ent-
wäſſerung des Bodens durch Ableitung des Waſſers und Erhöhung des Terrains,
eine Lüftung deſſelben und eine Bereicherung an Mineralmaſſe erzielt, und damit ein
Pflanzenwachsthum ermöglicht. Auf den friſchen Dämmen gedeiht der Hafer ganz
gut. Demſelben folgt in Cunrau gedüngtes Wickfutter, Roggen in Knochenmehl,
gedüngte Kartoffeln ꝛc.

6. Die Anſchlemmung mit Erde.

Eine unter Umſtänden wenig koſtſpielige Bodenverbeſſerung, beſonders auf Wieſen,
läßt ſich durch Ueberfluthung mit ſchlammigem Fluß- und Bachwaſſer erreichen.
In England wurden nach Thaer 1) zu dieſem Zwecke die unter der Einwirkung der
Meeresfluth und Ebbe ſtehenden, größeren, ſchlammführenden Flüſſe benützt, indem

1) A. Thaer, Grundſätze der rat. Landw. 6. Aufl. Berlin 1868. 3. Bd. S, 219.
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[86/0104] Allgemeine Ackerbaulehre. und Torfabfall eine Ackerkrume geſchaffen wird, welche gleich im erſten Jahre Buch- weizen oder Kartoffeln trägt. Die Nachtheile der Brenncultur werden vermieden, wenn man den Moorboden durch Umwandlung der Torfſubſtanz in eigentlichen Humus zu verbeſſern ſucht. Es gelingt dies nur dann, wenn der Moorboden mit ausreichenden mineraliſchen Maſſen verſehen wird. Bei günſtiger Gelegenheit reicht zu dieſem Zwecke oft die Ueber- ſandung der Torffläche durch Aufleitung ſandführender Gewäſſer (ſ. unten) oder bei kleineren Flächen durch Aufführen von Bauſchutt ꝛc. vollkommen aus, um den Moor- boden in gutes Wieſenland umzuwandeln. Bei größeren Moorflächen führt auch die Mengung des Moores mit dem Unter- grunde, ſofern dieſer aus veränderlichem Sand beſteht, durch das Rajolen oder die Dammcultur von Rimpau zum Ziele. Beſteht die Unterlage des Moorbodens aus kalkarmem Boden oder Quarzſand, ſo wird die Mengung nur wenig zur Verbeſſerung beitragen. Das Rajolen wird nach vorangegangener Entwäſſerung durch drei auf einander folgende Pflüge vorgenommen, deren letzter ſo tief geſtellt werden muß, daß er die Sandſchichte erreicht und heraufbringt. Bei größerer Mächtigkeit des Torflagers ver- ringert man dieſelbe durch vorausgehendes Brennen. Ueberſteigt jedoch die Mächtigkeit der Torflage 40 Cm., ſo läßt ſich das Rajolen nur mehr mit großen Koſten durch- führen. Bei bedeutenderer Mächtigkeit des Torflagers (0.5—1 Meter) und bei Vor- handenſein einer Sandunterlage empfiehlt ſich, Rimpau's Dammcultur anzu- wenden. Bei derſelben werden entlang dem Hauptentwäſſerungsgraben im rechten oder ſpitzen Winkel 5 Meter breite, je nach der Torflage 1—1.5 Meter tiefe Gräben ausgehoben und das gewonnene Material, (in Cunrau Torf, Thon, Lehm, Letten und zuletzt Sand) zu beiden Seiten gleichmäßig ausgebreitet. Der Sand wird ſo tief ausgehoben und obenauf auf den Damm gelegt, daß dieſer mindeſtens 10 Cm. hoch damit bedeckt iſt. Die Koſten dieſer Dammcultur betragen in Cunrau auf 1 Hektar berechnet 258 Mark (129 fl.). Durch die Dammcultur wird eine Ent- wäſſerung des Bodens durch Ableitung des Waſſers und Erhöhung des Terrains, eine Lüftung deſſelben und eine Bereicherung an Mineralmaſſe erzielt, und damit ein Pflanzenwachsthum ermöglicht. Auf den friſchen Dämmen gedeiht der Hafer ganz gut. Demſelben folgt in Cunrau gedüngtes Wickfutter, Roggen in Knochenmehl, gedüngte Kartoffeln ꝛc. 6. Die Anſchlemmung mit Erde. Eine unter Umſtänden wenig koſtſpielige Bodenverbeſſerung, beſonders auf Wieſen, läßt ſich durch Ueberfluthung mit ſchlammigem Fluß- und Bachwaſſer erreichen. In England wurden nach Thaer 1) zu dieſem Zwecke die unter der Einwirkung der Meeresfluth und Ebbe ſtehenden, größeren, ſchlammführenden Flüſſe benützt, indem 1) A. Thaer, Grundſätze der rat. Landw. 6. Aufl. Berlin 1868. 3. Bd. S, 219.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/104>, abgerufen am 22.12.2024.