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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Die Melioration.
der Besenstrauch (Sarothamnus scoparius), der Ginster (Genista) etc. Die Wurzeln
der Bäume halten den Boden zusammen und verleihen ihm mehr Stetigkeit; außer-
dem wird durch den Blätterabfall bald eine schützende Humusdecke gebildet. Solche
aufgeforstete Flugsandfelder müssen jedoch jederzeit vorsichtig behandelt werden. Sie ver-
langen eine beständige Schonung vor Weidegang und Streurechen, das Stockroden hat zu
unterbleiben, die Fällung selbst ist vorsichtig, erforderlichen Falls plänterweise zu leiten.

Aehnlich wie die Sandschollen werden auch die Meeresdünen befestigt. Am ge-
wöhnlichsten werden dieselben mit Ginster (6--8 Kilogr. pro Hektar) und Meer-
strandskiefern (18--20 Kilogr. pro Hektar) besäet und die Saaten durch Bedecken
mit Strauchwerk gegen die Sonnenstrahlen und das Austrocknen geschützt. An den
exponirtesten Stellen legt man außerdem zum Schutze der Culturen gegen die herr-
schende Windrichtung 1 Meter hohe Flechtzäune an. Anstatt dem Ginster werden auch
Pflanzungen mit Sandroggen und Sandhafer vorgenommen, welche die Eigenschaft
haben, durch Ueberschütten mit Sand nicht zu leiden, sondern sich um so lebhafter
weiter zu entwickeln. Sobald sich die Düne über den Bereich der Sandanschüttung durch
das Meer erhoben hat, wird schließlich zur Aufforstung mit Kiefern etc. geschritten.

4. Das Bodenbrennen.

Ein zäher, bindiger Thonboden, in einem feuchten, kalten Klima ist ebenso un-
geeignet für die Pflanzenvegetation, als wie eine lose, trockene Sandscholle. Nicht
nur befinden sich in einem solchen Boden die Pflanzennährstoffe in nicht aufnahms-
fähigem Zustande, sondern auch die Nährstoffe, welche durch die Düngung von Außen
in den Boden gelangen, können wegen der ungünstigen nassen, kalten Beschaffenheit
des zähen Thonbodens nicht zur Wirksamkeit gelangen. Zur Verbesserung der physi-
kalischen und chemischen Eigenschaften eines derartigen Bodens, besonders zur Ver-
ringerung der Wärmecapacität, empfiehlt sich das Brennen desselben, eine Cultur-
operation, welche in England, seit 1820 von Beatson besonders empfohlen, vielfach
zur Ausführung gelangt.

Durch das Brennen verliert der Thon sein Hydratwasser und damit die Fähig-
keit mit Wasser eine plastische Masse zu bilden. Es verringert sich seine wasser-
fassende und wasserhaltende Kraft und damit auch seine Wärmecapacität. Gebrannt
zerfällt der Thon in ein Pulver, welches, dem ungebrannten Thonboden beigemengt,
auf diesen ähnlich wie beigemengter Sand, lockernd, austrocknend und daher indirect
auch erwärmend einwirkt. Brennt man den Thon zu stark, so sintert er, besonders
wenn er kalkhaltig, zu steinharten Klumpen zusammen, indem der Kalk mit der
Kieselerde und einem Theil der Alkalien zu einem unlöslichen Doppelsilicat (Glas)
zusammenschmilzt. Bei richtig geleitetem Erdbrennen werden jedoch durch den im
Boden enthaltenen Kalk die unlöslichen Silicate aufgeschlossen, indem der Kalk an
die Stelle der Alkalien tritt und diese löslich macht. Ist der Thon kalkarm, so wird
die Wirksamkeit des Brennens durch eine Kalkbeimischung wesentlich erhöht.

Durch das Brennen des Thonbodens werden daher nicht nur dessen physikalischen
Eigenschaften günstig beeinflußt, sondern auch aufnehmbare Pflanzennährstoffe, besonders

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Die Melioration.
der Beſenſtrauch (Sarothamnus scoparius), der Ginſter (Genista) ꝛc. Die Wurzeln
der Bäume halten den Boden zuſammen und verleihen ihm mehr Stetigkeit; außer-
dem wird durch den Blätterabfall bald eine ſchützende Humusdecke gebildet. Solche
aufgeforſtete Flugſandfelder müſſen jedoch jederzeit vorſichtig behandelt werden. Sie ver-
langen eine beſtändige Schonung vor Weidegang und Streurechen, das Stockroden hat zu
unterbleiben, die Fällung ſelbſt iſt vorſichtig, erforderlichen Falls plänterweiſe zu leiten.

Aehnlich wie die Sandſchollen werden auch die Meeresdünen befeſtigt. Am ge-
wöhnlichſten werden dieſelben mit Ginſter (6—8 Kilogr. pro Hektar) und Meer-
ſtrandskiefern (18—20 Kilogr. pro Hektar) beſäet und die Saaten durch Bedecken
mit Strauchwerk gegen die Sonnenſtrahlen und das Austrocknen geſchützt. An den
exponirteſten Stellen legt man außerdem zum Schutze der Culturen gegen die herr-
ſchende Windrichtung 1 Meter hohe Flechtzäune an. Anſtatt dem Ginſter werden auch
Pflanzungen mit Sandroggen und Sandhafer vorgenommen, welche die Eigenſchaft
haben, durch Ueberſchütten mit Sand nicht zu leiden, ſondern ſich um ſo lebhafter
weiter zu entwickeln. Sobald ſich die Düne über den Bereich der Sandanſchüttung durch
das Meer erhoben hat, wird ſchließlich zur Aufforſtung mit Kiefern ꝛc. geſchritten.

4. Das Bodenbrennen.

Ein zäher, bindiger Thonboden, in einem feuchten, kalten Klima iſt ebenſo un-
geeignet für die Pflanzenvegetation, als wie eine loſe, trockene Sandſcholle. Nicht
nur befinden ſich in einem ſolchen Boden die Pflanzennährſtoffe in nicht aufnahms-
fähigem Zuſtande, ſondern auch die Nährſtoffe, welche durch die Düngung von Außen
in den Boden gelangen, können wegen der ungünſtigen naſſen, kalten Beſchaffenheit
des zähen Thonbodens nicht zur Wirkſamkeit gelangen. Zur Verbeſſerung der phyſi-
kaliſchen und chemiſchen Eigenſchaften eines derartigen Bodens, beſonders zur Ver-
ringerung der Wärmecapacität, empfiehlt ſich das Brennen deſſelben, eine Cultur-
operation, welche in England, ſeit 1820 von Beatſon beſonders empfohlen, vielfach
zur Ausführung gelangt.

Durch das Brennen verliert der Thon ſein Hydratwaſſer und damit die Fähig-
keit mit Waſſer eine plaſtiſche Maſſe zu bilden. Es verringert ſich ſeine waſſer-
faſſende und waſſerhaltende Kraft und damit auch ſeine Wärmecapacität. Gebrannt
zerfällt der Thon in ein Pulver, welches, dem ungebrannten Thonboden beigemengt,
auf dieſen ähnlich wie beigemengter Sand, lockernd, austrocknend und daher indirect
auch erwärmend einwirkt. Brennt man den Thon zu ſtark, ſo ſintert er, beſonders
wenn er kalkhaltig, zu ſteinharten Klumpen zuſammen, indem der Kalk mit der
Kieſelerde und einem Theil der Alkalien zu einem unlöslichen Doppelſilicat (Glas)
zuſammenſchmilzt. Bei richtig geleitetem Erdbrennen werden jedoch durch den im
Boden enthaltenen Kalk die unlöslichen Silicate aufgeſchloſſen, indem der Kalk an
die Stelle der Alkalien tritt und dieſe löslich macht. Iſt der Thon kalkarm, ſo wird
die Wirkſamkeit des Brennens durch eine Kalkbeimiſchung weſentlich erhöht.

Durch das Brennen des Thonbodens werden daher nicht nur deſſen phyſikaliſchen
Eigenſchaften günſtig beeinflußt, ſondern auch aufnehmbare Pflanzennährſtoffe, beſonders

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[83/0101] Die Melioration. der Beſenſtrauch (Sarothamnus scoparius), der Ginſter (Genista) ꝛc. Die Wurzeln der Bäume halten den Boden zuſammen und verleihen ihm mehr Stetigkeit; außer- dem wird durch den Blätterabfall bald eine ſchützende Humusdecke gebildet. Solche aufgeforſtete Flugſandfelder müſſen jedoch jederzeit vorſichtig behandelt werden. Sie ver- langen eine beſtändige Schonung vor Weidegang und Streurechen, das Stockroden hat zu unterbleiben, die Fällung ſelbſt iſt vorſichtig, erforderlichen Falls plänterweiſe zu leiten. Aehnlich wie die Sandſchollen werden auch die Meeresdünen befeſtigt. Am ge- wöhnlichſten werden dieſelben mit Ginſter (6—8 Kilogr. pro Hektar) und Meer- ſtrandskiefern (18—20 Kilogr. pro Hektar) beſäet und die Saaten durch Bedecken mit Strauchwerk gegen die Sonnenſtrahlen und das Austrocknen geſchützt. An den exponirteſten Stellen legt man außerdem zum Schutze der Culturen gegen die herr- ſchende Windrichtung 1 Meter hohe Flechtzäune an. Anſtatt dem Ginſter werden auch Pflanzungen mit Sandroggen und Sandhafer vorgenommen, welche die Eigenſchaft haben, durch Ueberſchütten mit Sand nicht zu leiden, ſondern ſich um ſo lebhafter weiter zu entwickeln. Sobald ſich die Düne über den Bereich der Sandanſchüttung durch das Meer erhoben hat, wird ſchließlich zur Aufforſtung mit Kiefern ꝛc. geſchritten. 4. Das Bodenbrennen. Ein zäher, bindiger Thonboden, in einem feuchten, kalten Klima iſt ebenſo un- geeignet für die Pflanzenvegetation, als wie eine loſe, trockene Sandſcholle. Nicht nur befinden ſich in einem ſolchen Boden die Pflanzennährſtoffe in nicht aufnahms- fähigem Zuſtande, ſondern auch die Nährſtoffe, welche durch die Düngung von Außen in den Boden gelangen, können wegen der ungünſtigen naſſen, kalten Beſchaffenheit des zähen Thonbodens nicht zur Wirkſamkeit gelangen. Zur Verbeſſerung der phyſi- kaliſchen und chemiſchen Eigenſchaften eines derartigen Bodens, beſonders zur Ver- ringerung der Wärmecapacität, empfiehlt ſich das Brennen deſſelben, eine Cultur- operation, welche in England, ſeit 1820 von Beatſon beſonders empfohlen, vielfach zur Ausführung gelangt. Durch das Brennen verliert der Thon ſein Hydratwaſſer und damit die Fähig- keit mit Waſſer eine plaſtiſche Maſſe zu bilden. Es verringert ſich ſeine waſſer- faſſende und waſſerhaltende Kraft und damit auch ſeine Wärmecapacität. Gebrannt zerfällt der Thon in ein Pulver, welches, dem ungebrannten Thonboden beigemengt, auf dieſen ähnlich wie beigemengter Sand, lockernd, austrocknend und daher indirect auch erwärmend einwirkt. Brennt man den Thon zu ſtark, ſo ſintert er, beſonders wenn er kalkhaltig, zu ſteinharten Klumpen zuſammen, indem der Kalk mit der Kieſelerde und einem Theil der Alkalien zu einem unlöslichen Doppelſilicat (Glas) zuſammenſchmilzt. Bei richtig geleitetem Erdbrennen werden jedoch durch den im Boden enthaltenen Kalk die unlöslichen Silicate aufgeſchloſſen, indem der Kalk an die Stelle der Alkalien tritt und dieſe löslich macht. Iſt der Thon kalkarm, ſo wird die Wirkſamkeit des Brennens durch eine Kalkbeimiſchung weſentlich erhöht. Durch das Brennen des Thonbodens werden daher nicht nur deſſen phyſikaliſchen Eigenſchaften günſtig beeinflußt, ſondern auch aufnehmbare Pflanzennährſtoffe, beſonders 6*

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/101>, abgerufen am 22.12.2024.