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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Allgemeine Ackerbaulehre.
3. Die Bindung von Sandschollen.

Soll die Culturbarmachung der Sandschollen, Flugsandfelder erfolgreich durch-
geführt werden, so muß erst als unerläßliche Vorbedingung der Sand zum Stehen
gebracht werden. Es wird dies erreicht durch das Bedecken mit Rasen- oder Torf-
stücken, mit Strauch- oder Reisholz, durch Einflechten von Strohzöpfen, durch Auf-
pflügen oder durch die Errichtung von Coupirzäunen und Schutzwällen.

Bei geringerer Beweglichkeit des Flugsandes reicht ein Bedecken mit Torf- oder
Rasenstücken aus. Durch dieses Bedecken wird sich der Boden feuchter halten und
damit seine Beweglichkeit vermindert werden. Ein gewöhnlich angewendetes Material
zum Bedecken ist Kiefernreisig. Dasselbe wird je nach der vorhandenen Menge über
die ganze Sandscholle oder nur streifenweise quer gegen die Richtung des Windes ver-
theilt, und zwar so, daß die Gipfel des Reisigs vom Winde abwärts zu liegen kommen.
Der bedeckte Boden kann vom Winde nicht gehoben werden und kann dann unter dem
Schutze des Deckmateriales, am zweckmäßigsten im ersten Frühjahre, um die Winter-
feuchtigkeit zu benutzen, mit Holz bepflanzt oder besäet werden.

Zuweilen pflegt man die Bindung des Sandes auch dadurch zu erreichen, daß
man streifenweise mit dem Pfluge zwei Furchen in Kämme zusammenwirft und
zwischen die Pflugfurchen Reisig, Strohwische u. dgl. steckt.

Mit dem Aufwerfen der Kämme oder dem streifenweisen Bedecken mit Rasen-
stücken, Reisig etc. wird man an der am meisten gefährdeten Seite beginnen. Ge-
wöhnlich sind die austrocknenden Südostwinde am verderblichsten. Je nach der Gefahr
des Verwehens und dem vorräthigen Materiale werden diese Streifen oder Kämme
näher oder weiter, oft erst auf mehrere Meter Entfernung hergerichtet.

Bei größerer Beweglichkeit der Sandschollen stellt man im stumpfen Winkel
gegen die herrschende Windrichtung Coupirzäune auf, indem man reihenweise 1.5 Meter
lange Stöcke einschlägt, zwischen welche Reisig eingeflochten wird. Diese Zäune er-
richtet man gegen den Südostwind in Entfernungen von 20--40 Meter. Durch
ihre Höhe wird der Wind von dem Boden fern gehalten oder der Sand zum min-
desten an der durch die Zäune gebildeten Wand angehäuft und nicht fortgeweht.
Bei größeren Sandschollen, welche nicht auf einmal, sondern nur nach und nach von
den am meisten gefährdeten Stellen aus gebunden werden können, errichtet man auch
querüber, jedoch in größeren Entfernungen, Coupirzäune, um auch die heftigen Nord-
winde abzuhalten.

Ist durch die Coupirzäune allein oder unter Zuhilfenahme des Deckens der
Sand zum Stehen gebracht worden, so wird der Boden zur dauernden Befestigung
mit Gräsern und dann mit Holzpflanzen oder gleich mit Holzpflanzen bestellt. Von
den Gräsern gedeihen auf Flugsandfeldern besonders der Sandroggen (Arundo are-
naria
), das Sandhaargras (Elymus arenarius L.), die Sandsegge (Carex arenaria
L.
) etc. In neuerer Zeit wird das amerikanische Buffalogras (Buchloe dactyloides)
empfohlen. Von den Holzpflanzen eignen sich zur Aufforstung der Flugsandfelder
die Meerstrandskiefer (Pinus maritima), die österreichische oder Schwarzkiefer (Pinus
austriaca
), ebenso Pappeln, Weiden, Akazien, Ailanthusbäume, von den Sträuchern

Allgemeine Ackerbaulehre.
3. Die Bindung von Sandſchollen.

Soll die Culturbarmachung der Sandſchollen, Flugſandfelder erfolgreich durch-
geführt werden, ſo muß erſt als unerläßliche Vorbedingung der Sand zum Stehen
gebracht werden. Es wird dies erreicht durch das Bedecken mit Raſen- oder Torf-
ſtücken, mit Strauch- oder Reisholz, durch Einflechten von Strohzöpfen, durch Auf-
pflügen oder durch die Errichtung von Coupirzäunen und Schutzwällen.

Bei geringerer Beweglichkeit des Flugſandes reicht ein Bedecken mit Torf- oder
Raſenſtücken aus. Durch dieſes Bedecken wird ſich der Boden feuchter halten und
damit ſeine Beweglichkeit vermindert werden. Ein gewöhnlich angewendetes Material
zum Bedecken iſt Kiefernreiſig. Daſſelbe wird je nach der vorhandenen Menge über
die ganze Sandſcholle oder nur ſtreifenweiſe quer gegen die Richtung des Windes ver-
theilt, und zwar ſo, daß die Gipfel des Reiſigs vom Winde abwärts zu liegen kommen.
Der bedeckte Boden kann vom Winde nicht gehoben werden und kann dann unter dem
Schutze des Deckmateriales, am zweckmäßigſten im erſten Frühjahre, um die Winter-
feuchtigkeit zu benutzen, mit Holz bepflanzt oder beſäet werden.

Zuweilen pflegt man die Bindung des Sandes auch dadurch zu erreichen, daß
man ſtreifenweiſe mit dem Pfluge zwei Furchen in Kämme zuſammenwirft und
zwiſchen die Pflugfurchen Reiſig, Strohwiſche u. dgl. ſteckt.

Mit dem Aufwerfen der Kämme oder dem ſtreifenweiſen Bedecken mit Raſen-
ſtücken, Reiſig ꝛc. wird man an der am meiſten gefährdeten Seite beginnen. Ge-
wöhnlich ſind die austrocknenden Südoſtwinde am verderblichſten. Je nach der Gefahr
des Verwehens und dem vorräthigen Materiale werden dieſe Streifen oder Kämme
näher oder weiter, oft erſt auf mehrere Meter Entfernung hergerichtet.

Bei größerer Beweglichkeit der Sandſchollen ſtellt man im ſtumpfen Winkel
gegen die herrſchende Windrichtung Coupirzäune auf, indem man reihenweiſe 1.5 Meter
lange Stöcke einſchlägt, zwiſchen welche Reiſig eingeflochten wird. Dieſe Zäune er-
richtet man gegen den Südoſtwind in Entfernungen von 20—40 Meter. Durch
ihre Höhe wird der Wind von dem Boden fern gehalten oder der Sand zum min-
deſten an der durch die Zäune gebildeten Wand angehäuft und nicht fortgeweht.
Bei größeren Sandſchollen, welche nicht auf einmal, ſondern nur nach und nach von
den am meiſten gefährdeten Stellen aus gebunden werden können, errichtet man auch
querüber, jedoch in größeren Entfernungen, Coupirzäune, um auch die heftigen Nord-
winde abzuhalten.

Iſt durch die Coupirzäune allein oder unter Zuhilfenahme des Deckens der
Sand zum Stehen gebracht worden, ſo wird der Boden zur dauernden Befeſtigung
mit Gräſern und dann mit Holzpflanzen oder gleich mit Holzpflanzen beſtellt. Von
den Gräſern gedeihen auf Flugſandfeldern beſonders der Sandroggen (Arundo are-
naria
), das Sandhaargras (Elymus arenarius L.), die Sandſegge (Carex arenaria
L.
) ꝛc. In neuerer Zeit wird das amerikaniſche Buffalogras (Buchloë dactyloides)
empfohlen. Von den Holzpflanzen eignen ſich zur Aufforſtung der Flugſandfelder
die Meerſtrandskiefer (Pinus maritima), die öſterreichiſche oder Schwarzkiefer (Pinus
austriaca
), ebenſo Pappeln, Weiden, Akazien, Ailanthusbäume, von den Sträuchern

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[82/0100] Allgemeine Ackerbaulehre. 3. Die Bindung von Sandſchollen. Soll die Culturbarmachung der Sandſchollen, Flugſandfelder erfolgreich durch- geführt werden, ſo muß erſt als unerläßliche Vorbedingung der Sand zum Stehen gebracht werden. Es wird dies erreicht durch das Bedecken mit Raſen- oder Torf- ſtücken, mit Strauch- oder Reisholz, durch Einflechten von Strohzöpfen, durch Auf- pflügen oder durch die Errichtung von Coupirzäunen und Schutzwällen. Bei geringerer Beweglichkeit des Flugſandes reicht ein Bedecken mit Torf- oder Raſenſtücken aus. Durch dieſes Bedecken wird ſich der Boden feuchter halten und damit ſeine Beweglichkeit vermindert werden. Ein gewöhnlich angewendetes Material zum Bedecken iſt Kiefernreiſig. Daſſelbe wird je nach der vorhandenen Menge über die ganze Sandſcholle oder nur ſtreifenweiſe quer gegen die Richtung des Windes ver- theilt, und zwar ſo, daß die Gipfel des Reiſigs vom Winde abwärts zu liegen kommen. Der bedeckte Boden kann vom Winde nicht gehoben werden und kann dann unter dem Schutze des Deckmateriales, am zweckmäßigſten im erſten Frühjahre, um die Winter- feuchtigkeit zu benutzen, mit Holz bepflanzt oder beſäet werden. Zuweilen pflegt man die Bindung des Sandes auch dadurch zu erreichen, daß man ſtreifenweiſe mit dem Pfluge zwei Furchen in Kämme zuſammenwirft und zwiſchen die Pflugfurchen Reiſig, Strohwiſche u. dgl. ſteckt. Mit dem Aufwerfen der Kämme oder dem ſtreifenweiſen Bedecken mit Raſen- ſtücken, Reiſig ꝛc. wird man an der am meiſten gefährdeten Seite beginnen. Ge- wöhnlich ſind die austrocknenden Südoſtwinde am verderblichſten. Je nach der Gefahr des Verwehens und dem vorräthigen Materiale werden dieſe Streifen oder Kämme näher oder weiter, oft erſt auf mehrere Meter Entfernung hergerichtet. Bei größerer Beweglichkeit der Sandſchollen ſtellt man im ſtumpfen Winkel gegen die herrſchende Windrichtung Coupirzäune auf, indem man reihenweiſe 1.5 Meter lange Stöcke einſchlägt, zwiſchen welche Reiſig eingeflochten wird. Dieſe Zäune er- richtet man gegen den Südoſtwind in Entfernungen von 20—40 Meter. Durch ihre Höhe wird der Wind von dem Boden fern gehalten oder der Sand zum min- deſten an der durch die Zäune gebildeten Wand angehäuft und nicht fortgeweht. Bei größeren Sandſchollen, welche nicht auf einmal, ſondern nur nach und nach von den am meiſten gefährdeten Stellen aus gebunden werden können, errichtet man auch querüber, jedoch in größeren Entfernungen, Coupirzäune, um auch die heftigen Nord- winde abzuhalten. Iſt durch die Coupirzäune allein oder unter Zuhilfenahme des Deckens der Sand zum Stehen gebracht worden, ſo wird der Boden zur dauernden Befeſtigung mit Gräſern und dann mit Holzpflanzen oder gleich mit Holzpflanzen beſtellt. Von den Gräſern gedeihen auf Flugſandfeldern beſonders der Sandroggen (Arundo are- naria), das Sandhaargras (Elymus arenarius L.), die Sandſegge (Carex arenaria L.) ꝛc. In neuerer Zeit wird das amerikaniſche Buffalogras (Buchloë dactyloides) empfohlen. Von den Holzpflanzen eignen ſich zur Aufforſtung der Flugſandfelder die Meerſtrandskiefer (Pinus maritima), die öſterreichiſche oder Schwarzkiefer (Pinus austriaca), ebenſo Pappeln, Weiden, Akazien, Ailanthusbäume, von den Sträuchern

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/100>, abgerufen am 22.12.2024.