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Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892.

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Tabelle LVII.

[Tabelle]

Diese Tabelle ist sehr lehrreich. Von den ersten Alkohol- zu
den Theeversuchen findet sich fast überall eine Zunahme der Leistungs-
fähigkeit, die bei dem labilen De. am beträchtlichsten ausgefallen ist
(45). Auch He., der sich allerdings noch im ersten, besonders übungs-
fähigen Stadium befindet, zeigt ein Anwachsen der Lerngeschwindig-
keit um 29 Zahlen für je 5 Minuten, K. ein solches von 25 Zahlen.
Es ist vielleicht nicht ganz überflüssig, zu bemerken, dass sich gerade
bei den Alkoholversuchen dieser Personen die anfängliche Erleichte-
rung des Lernens eingestellt hatte. Bei Da. war das freilich an-
scheinend auch der Fall, doch liess sich hier der Nachweis früher
mit geringerer Sicherheit führen, da auch der Normalversuch die
Neigung zu einer fortschreitenden Beschleunigung des Lernens dar-
geboten hatte. Hier zeigt Da. wie M. und Ha. nur eine sehr geringe
Zunahme der Zahlen durch die Uebung. Bei Ha. ist dieselbe aller-
dings wegen der längeren Zwischenzeit mit den Werthen der übrigen
Personen nicht vergleichbar; bei gleichem Intervall wäre offenbar der
Uebungseffect erheblich grösser geworden. Noch mehr gilt das von
O., bei dem durch die sehr lange Pause ein grosser Theil der früher
erworbenen Uebung wieder verloren gegangen ist.

Von besonderem Interesse ist endlich noch der Vergleich der Thee-
reihen mit den späteren Alkoholversuchen. He. wie De. haben in der
Zeit von etwas über 8 Monaten einen Theil ihrer Fertigkeit im Lernen
wieder eingebüsst. Am auffallendsten ist das bei De., der wegen der vor-
aufgegangenen Normalversuche mit Zahlen und Silbenreihen weit besser
eingeübt war, als He., und trotzdem eine sehr viel grössere Abnahme
der Lerngeschwindigkeit darbot. Andererseits ist bei K. eine Ab-
nahme trotz der langen Zwischenzeit kaum nachweisbar. Dieses Er-
gebniss deutet darauf hin, dass dem weit rascheren Fortschritte der
Uebung bei De. auch ein rascheres Schwinden derselben während des
Intervalles entsprach, während K. zwar ein langsameres Anwachsen

Tabelle LVII.

[Tabelle]

Diese Tabelle ist sehr lehrreich. Von den ersten Alkohol- zu
den Theeversuchen findet sich fast überall eine Zunahme der Leistungs-
fähigkeit, die bei dem labilen De. am beträchtlichsten ausgefallen ist
(45). Auch He., der sich allerdings noch im ersten, besonders übungs-
fähigen Stadium befindet, zeigt ein Anwachsen der Lerngeschwindig-
keit um 29 Zahlen für je 5 Minuten, K. ein solches von 25 Zahlen.
Es ist vielleicht nicht ganz überflüssig, zu bemerken, dass sich gerade
bei den Alkoholversuchen dieser Personen die anfängliche Erleichte-
rung des Lernens eingestellt hatte. Bei Da. war das freilich an-
scheinend auch der Fall, doch liess sich hier der Nachweis früher
mit geringerer Sicherheit führen, da auch der Normalversuch die
Neigung zu einer fortschreitenden Beschleunigung des Lernens dar-
geboten hatte. Hier zeigt Da. wie M. und Ha. nur eine sehr geringe
Zunahme der Zahlen durch die Uebung. Bei Ha. ist dieselbe aller-
dings wegen der längeren Zwischenzeit mit den Werthen der übrigen
Personen nicht vergleichbar; bei gleichem Intervall wäre offenbar der
Uebungseffect erheblich grösser geworden. Noch mehr gilt das von
O., bei dem durch die sehr lange Pause ein grosser Theil der früher
erworbenen Uebung wieder verloren gegangen ist.

Von besonderem Interesse ist endlich noch der Vergleich der Thee-
reihen mit den späteren Alkoholversuchen. He. wie De. haben in der
Zeit von etwas über 8 Monaten einen Theil ihrer Fertigkeit im Lernen
wieder eingebüsst. Am auffallendsten ist das bei De., der wegen der vor-
aufgegangenen Normalversuche mit Zahlen und Silbenreihen weit besser
eingeübt war, als He., und trotzdem eine sehr viel grössere Abnahme
der Lerngeschwindigkeit darbot. Andererseits ist bei K. eine Ab-
nahme trotz der langen Zwischenzeit kaum nachweisbar. Dieses Er-
gebniss deutet darauf hin, dass dem weit rascheren Fortschritte der
Uebung bei De. auch ein rascheres Schwinden derselben während des
Intervalles entsprach, während K. zwar ein langsameres Anwachsen

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[130/0146] Tabelle LVII. Diese Tabelle ist sehr lehrreich. Von den ersten Alkohol- zu den Theeversuchen findet sich fast überall eine Zunahme der Leistungs- fähigkeit, die bei dem labilen De. am beträchtlichsten ausgefallen ist (45). Auch He., der sich allerdings noch im ersten, besonders übungs- fähigen Stadium befindet, zeigt ein Anwachsen der Lerngeschwindig- keit um 29 Zahlen für je 5 Minuten, K. ein solches von 25 Zahlen. Es ist vielleicht nicht ganz überflüssig, zu bemerken, dass sich gerade bei den Alkoholversuchen dieser Personen die anfängliche Erleichte- rung des Lernens eingestellt hatte. Bei Da. war das freilich an- scheinend auch der Fall, doch liess sich hier der Nachweis früher mit geringerer Sicherheit führen, da auch der Normalversuch die Neigung zu einer fortschreitenden Beschleunigung des Lernens dar- geboten hatte. Hier zeigt Da. wie M. und Ha. nur eine sehr geringe Zunahme der Zahlen durch die Uebung. Bei Ha. ist dieselbe aller- dings wegen der längeren Zwischenzeit mit den Werthen der übrigen Personen nicht vergleichbar; bei gleichem Intervall wäre offenbar der Uebungseffect erheblich grösser geworden. Noch mehr gilt das von O., bei dem durch die sehr lange Pause ein grosser Theil der früher erworbenen Uebung wieder verloren gegangen ist. Von besonderem Interesse ist endlich noch der Vergleich der Thee- reihen mit den späteren Alkoholversuchen. He. wie De. haben in der Zeit von etwas über 8 Monaten einen Theil ihrer Fertigkeit im Lernen wieder eingebüsst. Am auffallendsten ist das bei De., der wegen der vor- aufgegangenen Normalversuche mit Zahlen und Silbenreihen weit besser eingeübt war, als He., und trotzdem eine sehr viel grössere Abnahme der Lerngeschwindigkeit darbot. Andererseits ist bei K. eine Ab- nahme trotz der langen Zwischenzeit kaum nachweisbar. Dieses Er- gebniss deutet darauf hin, dass dem weit rascheren Fortschritte der Uebung bei De. auch ein rascheres Schwinden derselben während des Intervalles entsprach, während K. zwar ein langsameres Anwachsen

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Zitationshilfe: Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/146>, abgerufen am 26.04.2024.