Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892.

Bild:
<< vorherige Seite

Tabelle LXXXVIII.

[Tabelle]

Bei genauerer Prüfung stellt sich hier durchgängig das Ergebniss
heraus, dass die Ausgiebigkeit der Schwankungen in naher Beziehung
zu der Grösse der Arbeitsleistung steht. Das Addiren vollzog sich
am schnellsten bei M., O. und De., das Lernen bei O., K., Ha., das
Lesen bei M., Da., Ha. Diese Erfahrung entspricht vollkommen
unsern früher gemachten Beobachtungen; sie wird auch bestätigt durch
die zunächst auffallende Thatsache, dass die Grösse der Schwankungen
in den Normalzeiten der späteren Theeversuche durchschnittlich
grösser ist, als bei den früheren Alkoholreihen. Auch hier also wird
die schnellere Arbeit zugleich unregelmässiger.

Einen interessanten Beitrag zur Frage nach der individuellen
Widerstandsfähigkeit hat uns der Theeversuch mit Addiren geliefert.
Hier sahen wir, wie verschieden dieselbe äussere Störung auf die ein-
zelnen Personen wirkte. Während M. und Ha. eine sehr bedeutende
Abnahme der Leistungsfähigkeit darboten, wurde die Störung von Da.
anscheinend ohne irgend erhebliche Beeinträchtigung seiner Arbeits-
geschwindigkeit ausgeglichen. Da wir den Letzteren früher als wenig,
M. als etwas mehr und Ha. als sehr ermüdbar kennen gelernt haben,
so würde diese Erfahrung vielleicht auf Beziehungen hindeuten, welche
zwischen der Ablenkbarkeit und der Ermüdbarkeit bestehen. Jeden-
falls wird es eine wichtige Aufgabe sein, Methoden aufzufinden, welche
in einfacher Weise ein Mass für die psychische Ablenkbarkeit durch
äussere Reize ergeben.

f. Beeinflussung durch Medicamente.

Der letzte Punkt auf dem Gebiete der persönlichen Differenzen,
dessen Betrachtung wir uns nunmehr noch kurz zuzuwenden haben,
ist die verschiedene Empfindlichkeit der einzelnen Individuen gegen
die angewandten Medicamente. Eine Anzahl hierher gehöriger Be-
obachtungen habe ich schon in meinen früheren Arbeiten berichtet.
Ich fand damals, dass die Ausgiebigkeit der Wirkung für die Inhala-

Tabelle LXXXVIII.

[Tabelle]

Bei genauerer Prüfung stellt sich hier durchgängig das Ergebniss
heraus, dass die Ausgiebigkeit der Schwankungen in naher Beziehung
zu der Grösse der Arbeitsleistung steht. Das Addiren vollzog sich
am schnellsten bei M., O. und De., das Lernen bei O., K., Ha., das
Lesen bei M., Da., Ha. Diese Erfahrung entspricht vollkommen
unsern früher gemachten Beobachtungen; sie wird auch bestätigt durch
die zunächst auffallende Thatsache, dass die Grösse der Schwankungen
in den Normalzeiten der späteren Theeversuche durchschnittlich
grösser ist, als bei den früheren Alkoholreihen. Auch hier also wird
die schnellere Arbeit zugleich unregelmässiger.

Einen interessanten Beitrag zur Frage nach der individuellen
Widerstandsfähigkeit hat uns der Theeversuch mit Addiren geliefert.
Hier sahen wir, wie verschieden dieselbe äussere Störung auf die ein-
zelnen Personen wirkte. Während M. und Ha. eine sehr bedeutende
Abnahme der Leistungsfähigkeit darboten, wurde die Störung von Da.
anscheinend ohne irgend erhebliche Beeinträchtigung seiner Arbeits-
geschwindigkeit ausgeglichen. Da wir den Letzteren früher als wenig,
M. als etwas mehr und Ha. als sehr ermüdbar kennen gelernt haben,
so würde diese Erfahrung vielleicht auf Beziehungen hindeuten, welche
zwischen der Ablenkbarkeit und der Ermüdbarkeit bestehen. Jeden-
falls wird es eine wichtige Aufgabe sein, Methoden aufzufinden, welche
in einfacher Weise ein Mass für die psychische Ablenkbarkeit durch
äussere Reize ergeben.

f. Beeinflussung durch Medicamente.

Der letzte Punkt auf dem Gebiete der persönlichen Differenzen,
dessen Betrachtung wir uns nunmehr noch kurz zuzuwenden haben,
ist die verschiedene Empfindlichkeit der einzelnen Individuen gegen
die angewandten Medicamente. Eine Anzahl hierher gehöriger Be-
obachtungen habe ich schon in meinen früheren Arbeiten berichtet.
Ich fand damals, dass die Ausgiebigkeit der Wirkung für die Inhala-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0267" n="251"/>
          <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Tabelle</hi> LXXXVIII.</hi> </p><lb/>
          <table>
            <row>
              <cell/>
            </row>
          </table>
          <p>Bei genauerer Prüfung stellt sich hier durchgängig das Ergebniss<lb/>
heraus, dass die Ausgiebigkeit der Schwankungen in naher Beziehung<lb/>
zu der Grösse der Arbeitsleistung steht. Das Addiren vollzog sich<lb/>
am schnellsten bei M., O. und De., das Lernen bei O., K., Ha., das<lb/>
Lesen bei M., Da., Ha. Diese Erfahrung entspricht vollkommen<lb/>
unsern früher gemachten Beobachtungen; sie wird auch bestätigt durch<lb/>
die zunächst auffallende Thatsache, dass die Grösse der Schwankungen<lb/>
in den Normalzeiten der späteren Theeversuche durchschnittlich<lb/>
grösser ist, als bei den früheren Alkoholreihen. Auch hier also wird<lb/>
die schnellere Arbeit zugleich unregelmässiger.</p><lb/>
          <p>Einen interessanten Beitrag zur Frage nach der individuellen<lb/>
Widerstandsfähigkeit hat uns der Theeversuch mit Addiren geliefert.<lb/>
Hier sahen wir, wie verschieden dieselbe äussere Störung auf die ein-<lb/>
zelnen Personen wirkte. Während M. und Ha. eine sehr bedeutende<lb/>
Abnahme der Leistungsfähigkeit darboten, wurde die Störung von Da.<lb/>
anscheinend ohne irgend erhebliche Beeinträchtigung seiner Arbeits-<lb/>
geschwindigkeit ausgeglichen. Da wir den Letzteren früher als wenig,<lb/>
M. als etwas mehr und Ha. als sehr ermüdbar kennen gelernt haben,<lb/>
so würde diese Erfahrung vielleicht auf Beziehungen hindeuten, welche<lb/>
zwischen der Ablenkbarkeit und der Ermüdbarkeit bestehen. Jeden-<lb/>
falls wird es eine wichtige Aufgabe sein, Methoden aufzufinden, welche<lb/>
in einfacher Weise ein Mass für die psychische Ablenkbarkeit durch<lb/>
äussere Reize ergeben.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">f. Beeinflussung durch Medicamente.</hi> </head><lb/>
          <p>Der letzte Punkt auf dem Gebiete der persönlichen Differenzen,<lb/>
dessen Betrachtung wir uns nunmehr noch kurz zuzuwenden haben,<lb/>
ist die verschiedene Empfindlichkeit der einzelnen Individuen gegen<lb/>
die angewandten Medicamente. Eine Anzahl hierher gehöriger Be-<lb/>
obachtungen habe ich schon in meinen früheren Arbeiten berichtet.<lb/>
Ich fand damals, dass die Ausgiebigkeit der Wirkung für die Inhala-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[251/0267] Tabelle LXXXVIII. Bei genauerer Prüfung stellt sich hier durchgängig das Ergebniss heraus, dass die Ausgiebigkeit der Schwankungen in naher Beziehung zu der Grösse der Arbeitsleistung steht. Das Addiren vollzog sich am schnellsten bei M., O. und De., das Lernen bei O., K., Ha., das Lesen bei M., Da., Ha. Diese Erfahrung entspricht vollkommen unsern früher gemachten Beobachtungen; sie wird auch bestätigt durch die zunächst auffallende Thatsache, dass die Grösse der Schwankungen in den Normalzeiten der späteren Theeversuche durchschnittlich grösser ist, als bei den früheren Alkoholreihen. Auch hier also wird die schnellere Arbeit zugleich unregelmässiger. Einen interessanten Beitrag zur Frage nach der individuellen Widerstandsfähigkeit hat uns der Theeversuch mit Addiren geliefert. Hier sahen wir, wie verschieden dieselbe äussere Störung auf die ein- zelnen Personen wirkte. Während M. und Ha. eine sehr bedeutende Abnahme der Leistungsfähigkeit darboten, wurde die Störung von Da. anscheinend ohne irgend erhebliche Beeinträchtigung seiner Arbeits- geschwindigkeit ausgeglichen. Da wir den Letzteren früher als wenig, M. als etwas mehr und Ha. als sehr ermüdbar kennen gelernt haben, so würde diese Erfahrung vielleicht auf Beziehungen hindeuten, welche zwischen der Ablenkbarkeit und der Ermüdbarkeit bestehen. Jeden- falls wird es eine wichtige Aufgabe sein, Methoden aufzufinden, welche in einfacher Weise ein Mass für die psychische Ablenkbarkeit durch äussere Reize ergeben. f. Beeinflussung durch Medicamente. Der letzte Punkt auf dem Gebiete der persönlichen Differenzen, dessen Betrachtung wir uns nunmehr noch kurz zuzuwenden haben, ist die verschiedene Empfindlichkeit der einzelnen Individuen gegen die angewandten Medicamente. Eine Anzahl hierher gehöriger Be- obachtungen habe ich schon in meinen früheren Arbeiten berichtet. Ich fand damals, dass die Ausgiebigkeit der Wirkung für die Inhala-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/267
Zitationshilfe: Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/267>, abgerufen am 22.12.2024.