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Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892.

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müdbar, ein Ergebniss, welches sich im Hinblicke auf Tabelle LXXXVI
namentlich für Ha. noch schärfer herausstellt. K. und Da. würden
nach Tabelle LXXXV mittlere Grade von Ermüdbarkeit besitzen,
die indessen für Da. wegen seiner unbedeutenden Uebungsfähigkeit
geringer angenommen werden muss, als es den Anschein hat. De. und
M. erscheinen auf den ersten Blick am wenigsten ermüdbar, etwas
stärker dagegen unter Berücksichtigung der Tabelle LXXXVI. Wir
würden hier nach der Ermüdbarkeit etwa folgende Reihe aufstellen
können: Ha., O., K., De., M., Da. Somit gehören Ha. und O. auch
hier noch zu den stärker, Da. und M. zu den schwächer ermüdbaren
Personen, aber im Einzelnen hat sich das gegenseitige Verhältniss ge-
ändert, und K. zeigt hier eine verhältnissmässig grössere, De. eine
geringere Ermüdbarkeit. Es muss zunächst dahingestellt bleiben, ob
diese nur aus einem Versuche gezogenen Schlüsse wirklich zutreffend
sind. Andererseits aber würden wir die Abweichungen zwischen
Lernen und Lesen recht wol begreiflich finden, da ja im letzteren
Falle auch die periphere Muskelermüdung mit in Frage kommt, die
sich möglicherweise wesentlich anders verhält, als die centrale. Die
Verbindung unserer Untersuchung mit Mosso'schen Ergogrammen *)
wäre hier wünschenswerth gewesen. Im Ganzen scheint mir übrigens
aus allen Versuchen doch so viel hervorzugehen, dass Ha. und O. die
grösste, K. und namentlich Da. die geringste Ermüdbarkeit besitzen.
De. nähert sich mehr der ersteren, M. dagegen mehr der letzteren
Gruppe.

e. Widerstandsfähigkeit.

Ausser den bisher besprochenen, mehr continuirlich wirksamen
Eigenschaften der Person wird die Grösse der Arbeitsleistung im ge-
gebenen Augenblicke noch durch allerlei zufällige äussere und innere
Einflüsse störender und fördernder Art bestimmt. Je empfänglicher
ein Individuum für derartige zufällige Einwirkungen ist, je leichter
und rascher die Veränderungen seines inneren Gleichgewichts eintreten,
und je schwerer sie ausgeglichen werden, desto geringer ist offenbar
seine psychische Widerstandsfähigkeit. Wenn wir die Leistungs-
fähigkeit abmessen konnten nach der Arbeitsmenge, welche unter
gleichen äusseren Bedingungen geliefert wurde, so vermögen wir jene
zweite wichtige Grundeigenschaft der psychischen Persönlichkeit nach

*) Mosso, Die Ermüdung, deutsch von Glinzer. 1892. p. 90 ss.

müdbar, ein Ergebniss, welches sich im Hinblicke auf Tabelle LXXXVI
namentlich für Ha. noch schärfer herausstellt. K. und Da. würden
nach Tabelle LXXXV mittlere Grade von Ermüdbarkeit besitzen,
die indessen für Da. wegen seiner unbedeutenden Uebungsfähigkeit
geringer angenommen werden muss, als es den Anschein hat. De. und
M. erscheinen auf den ersten Blick am wenigsten ermüdbar, etwas
stärker dagegen unter Berücksichtigung der Tabelle LXXXVI. Wir
würden hier nach der Ermüdbarkeit etwa folgende Reihe aufstellen
können: Ha., O., K., De., M., Da. Somit gehören Ha. und O. auch
hier noch zu den stärker, Da. und M. zu den schwächer ermüdbaren
Personen, aber im Einzelnen hat sich das gegenseitige Verhältniss ge-
ändert, und K. zeigt hier eine verhältnissmässig grössere, De. eine
geringere Ermüdbarkeit. Es muss zunächst dahingestellt bleiben, ob
diese nur aus einem Versuche gezogenen Schlüsse wirklich zutreffend
sind. Andererseits aber würden wir die Abweichungen zwischen
Lernen und Lesen recht wol begreiflich finden, da ja im letzteren
Falle auch die periphere Muskelermüdung mit in Frage kommt, die
sich möglicherweise wesentlich anders verhält, als die centrale. Die
Verbindung unserer Untersuchung mit Mosso’schen Ergogrammen *)
wäre hier wünschenswerth gewesen. Im Ganzen scheint mir übrigens
aus allen Versuchen doch so viel hervorzugehen, dass Ha. und O. die
grösste, K. und namentlich Da. die geringste Ermüdbarkeit besitzen.
De. nähert sich mehr der ersteren, M. dagegen mehr der letzteren
Gruppe.

e. Widerstandsfähigkeit.

Ausser den bisher besprochenen, mehr continuirlich wirksamen
Eigenschaften der Person wird die Grösse der Arbeitsleistung im ge-
gebenen Augenblicke noch durch allerlei zufällige äussere und innere
Einflüsse störender und fördernder Art bestimmt. Je empfänglicher
ein Individuum für derartige zufällige Einwirkungen ist, je leichter
und rascher die Veränderungen seines inneren Gleichgewichts eintreten,
und je schwerer sie ausgeglichen werden, desto geringer ist offenbar
seine psychische Widerstandsfähigkeit. Wenn wir die Leistungs-
fähigkeit abmessen konnten nach der Arbeitsmenge, welche unter
gleichen äusseren Bedingungen geliefert wurde, so vermögen wir jene
zweite wichtige Grundeigenschaft der psychischen Persönlichkeit nach

*) Mosso, Die Ermüdung, deutsch von Glinzer. 1892. p. 90 ss.
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[249/0265] müdbar, ein Ergebniss, welches sich im Hinblicke auf Tabelle LXXXVI namentlich für Ha. noch schärfer herausstellt. K. und Da. würden nach Tabelle LXXXV mittlere Grade von Ermüdbarkeit besitzen, die indessen für Da. wegen seiner unbedeutenden Uebungsfähigkeit geringer angenommen werden muss, als es den Anschein hat. De. und M. erscheinen auf den ersten Blick am wenigsten ermüdbar, etwas stärker dagegen unter Berücksichtigung der Tabelle LXXXVI. Wir würden hier nach der Ermüdbarkeit etwa folgende Reihe aufstellen können: Ha., O., K., De., M., Da. Somit gehören Ha. und O. auch hier noch zu den stärker, Da. und M. zu den schwächer ermüdbaren Personen, aber im Einzelnen hat sich das gegenseitige Verhältniss ge- ändert, und K. zeigt hier eine verhältnissmässig grössere, De. eine geringere Ermüdbarkeit. Es muss zunächst dahingestellt bleiben, ob diese nur aus einem Versuche gezogenen Schlüsse wirklich zutreffend sind. Andererseits aber würden wir die Abweichungen zwischen Lernen und Lesen recht wol begreiflich finden, da ja im letzteren Falle auch die periphere Muskelermüdung mit in Frage kommt, die sich möglicherweise wesentlich anders verhält, als die centrale. Die Verbindung unserer Untersuchung mit Mosso’schen Ergogrammen *) wäre hier wünschenswerth gewesen. Im Ganzen scheint mir übrigens aus allen Versuchen doch so viel hervorzugehen, dass Ha. und O. die grösste, K. und namentlich Da. die geringste Ermüdbarkeit besitzen. De. nähert sich mehr der ersteren, M. dagegen mehr der letzteren Gruppe. e. Widerstandsfähigkeit. Ausser den bisher besprochenen, mehr continuirlich wirksamen Eigenschaften der Person wird die Grösse der Arbeitsleistung im ge- gebenen Augenblicke noch durch allerlei zufällige äussere und innere Einflüsse störender und fördernder Art bestimmt. Je empfänglicher ein Individuum für derartige zufällige Einwirkungen ist, je leichter und rascher die Veränderungen seines inneren Gleichgewichts eintreten, und je schwerer sie ausgeglichen werden, desto geringer ist offenbar seine psychische Widerstandsfähigkeit. Wenn wir die Leistungs- fähigkeit abmessen konnten nach der Arbeitsmenge, welche unter gleichen äusseren Bedingungen geliefert wurde, so vermögen wir jene zweite wichtige Grundeigenschaft der psychischen Persönlichkeit nach *) Mosso, Die Ermüdung, deutsch von Glinzer. 1892. p. 90 ss.

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Zitationshilfe: Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/265>, abgerufen am 21.11.2024.