Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite
Vierter Auftritt.
Die Gräfin. Eulalia. Der Major.
Gräfin. In den Garten, liebe Freundin, in
die frische Luft!
Eulal Mir ist recht wohl -- Wenn Sie sich
nur um mich nicht beunruhigten;
(bittend) wenn
Sie mich lieber ganz allein ließen! --
Major. Nicht doch, gnädige Frau, die Zeit
ist kostbar. Er will fort, morgen schon. Lassen
Sie uns gemeinschaftlich auf Mittel denken, Sie
mit Ihrem Gemahl auszusöhnen.
Eulal. Wie, Herr Major? Sie scheinen mit
meiner Geschichte bekannt zu seyn.
Major. Das bin ich. Meinau ist mein Freund
seit meinen ersten Jugendjahren; wir haben vom
Cadet bis zum Hauptmann mit einander gedient.
Seit sieben Jahren waren wir getrennt: der Zu-
fall führte uns heute wieder zusammen, und sein
Herz schloß sich mir auf.
Eulal. Nun fühl' ich, was es heißt: den Blick
eines ehrlichen Mannes nicht ertragen zu können! --
O Gräfin! verbergen Sie mich vor mir selbst!

(Sie verbirgt ihr Gesicht am Busen der Gräfin.)
K
Vierter Auftritt.
Die Graͤfin. Eulalia. Der Major.
Graͤfin. In den Garten, liebe Freundin, in
die friſche Luft!
Eulal Mir iſt recht wohl — Wenn Sie ſich
nur um mich nicht beunruhigten;
(bittend) wenn
Sie mich lieber ganz allein ließen! —
Major. Nicht doch, gnaͤdige Frau, die Zeit
iſt koſtbar. Er will fort, morgen ſchon. Laſſen
Sie uns gemeinſchaftlich auf Mittel denken, Sie
mit Ihrem Gemahl auszuſoͤhnen.
Eulal. Wie, Herr Major? Sie ſcheinen mit
meiner Geſchichte bekannt zu ſeyn.
Major. Das bin ich. Meinau iſt mein Freund
ſeit meinen erſten Jugendjahren; wir haben vom
Cadet bis zum Hauptmann mit einander gedient.
Seit ſieben Jahren waren wir getrennt: der Zu-
fall fuͤhrte uns heute wieder zuſammen, und ſein
Herz ſchloß ſich mir auf.
Eulal. Nun fuͤhl’ ich, was es heißt: den Blick
eines ehrlichen Mannes nicht ertragen zu koͤnnen! —
O Graͤfin! verbergen Sie mich vor mir ſelbſt!

(Sie verbirgt ihr Geſicht am Buſen der Gräfin.)
K
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0153" n="145"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Vierter Auftritt</hi>.</hi> </head><lb/>
            <stage>Die Gra&#x0364;fin. Eulalia. Der Major.</stage><lb/>
            <sp who="#GRAFIN">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Gra&#x0364;fin.</hi> </speaker>
              <p>In den Garten, liebe Freundin, in<lb/>
die fri&#x017F;che Luft!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#EUL">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Eulal</hi> </speaker>
              <p>Mir i&#x017F;t recht wohl &#x2014; Wenn Sie &#x017F;ich<lb/>
nur um mich nicht beunruhigten;</p>
              <stage>(bittend)</stage>
              <p>wenn<lb/>
Sie mich lieber ganz allein ließen! &#x2014;</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#MAJ">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Major.</hi> </speaker>
              <p>Nicht doch, gna&#x0364;dige Frau, die Zeit<lb/>
i&#x017F;t ko&#x017F;tbar. Er will fort, morgen &#x017F;chon. La&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Sie uns gemein&#x017F;chaftlich auf Mittel denken, Sie<lb/>
mit Ihrem Gemahl auszu&#x017F;o&#x0364;hnen.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#EUL">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Eulal.</hi> </speaker>
              <p>Wie, Herr Major? Sie &#x017F;cheinen mit<lb/>
meiner Ge&#x017F;chichte bekannt zu &#x017F;eyn.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#MAJ">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Major.</hi> </speaker>
              <p>Das bin ich. Meinau i&#x017F;t mein Freund<lb/>
&#x017F;eit meinen er&#x017F;ten Jugendjahren; wir haben vom<lb/>
Cadet bis zum Hauptmann mit einander gedient.<lb/>
Seit &#x017F;ieben Jahren waren wir getrennt: der Zu-<lb/>
fall fu&#x0364;hrte uns heute wieder zu&#x017F;ammen, und &#x017F;ein<lb/>
Herz &#x017F;chloß &#x017F;ich mir auf.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#EUL">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Eulal.</hi> </speaker>
              <p>Nun fu&#x0364;hl&#x2019; ich, was es heißt: den Blick<lb/>
eines ehrlichen Mannes nicht ertragen zu ko&#x0364;nnen! &#x2014;<lb/>
O Gra&#x0364;fin! verbergen Sie mich vor mir &#x017F;elb&#x017F;t!</p><lb/>
              <stage>(Sie verbirgt ihr Ge&#x017F;icht am Bu&#x017F;en der Gräfin.)</stage>
            </sp><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">K</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0153] Vierter Auftritt. Die Graͤfin. Eulalia. Der Major. Graͤfin. In den Garten, liebe Freundin, in die friſche Luft! Eulal Mir iſt recht wohl — Wenn Sie ſich nur um mich nicht beunruhigten; (bittend) wenn Sie mich lieber ganz allein ließen! — Major. Nicht doch, gnaͤdige Frau, die Zeit iſt koſtbar. Er will fort, morgen ſchon. Laſſen Sie uns gemeinſchaftlich auf Mittel denken, Sie mit Ihrem Gemahl auszuſoͤhnen. Eulal. Wie, Herr Major? Sie ſcheinen mit meiner Geſchichte bekannt zu ſeyn. Major. Das bin ich. Meinau iſt mein Freund ſeit meinen erſten Jugendjahren; wir haben vom Cadet bis zum Hauptmann mit einander gedient. Seit ſieben Jahren waren wir getrennt: der Zu- fall fuͤhrte uns heute wieder zuſammen, und ſein Herz ſchloß ſich mir auf. Eulal. Nun fuͤhl’ ich, was es heißt: den Blick eines ehrlichen Mannes nicht ertragen zu koͤnnen! — O Graͤfin! verbergen Sie mich vor mir ſelbſt! (Sie verbirgt ihr Geſicht am Buſen der Gräfin.) K

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790/153
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790/153>, abgerufen am 21.12.2024.