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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802.

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Landest itzt am Ufer der Hyaden,
Itzt am Archipelag der Plejaden,
Am Gestad' itzt des Eridanus?
Stürzest jetzt dich in des Kochab Gluthen,
Schwimmst hinunter dann des Milchstroms Fluthen,
Bis zum glorievollen Sirius?
Oder flüchtetest du wallfahrtmüde
Zu des Angelsternes sicherm Friede,
Pflegst auf seinem Söller stolzer Ruh?
Siehst der Welten Labyrinthentänzen
Sonder Stillstand, sonder Ziel und Gränzen
In erhabener Bewundrung zu?
Schwebe, wo du schwebst, in welchen Fernen,
Walle, wo du wallst, auf welchen Sternen --
Weiss ich doch, dein wonnetrunkner Blick
Schauet oft aus jenen Glanzgefilden
Wehmuthdämmernd nach dem blassen milden
Mutterstern, der dich gebar, zurück,
Wo du viermal sieben Sommer säumtest,
Deiner Kindheit holde Träume träumtest,
Deiner Jugend Auen froh durchflogst.
Wo du lüstern aus dem Nektarbusen
Der Natur, dem Honigmund' der Musen
Freude, Freyheit und Begeistrung sogst;
Landest itzt am Ufer der Hyaden,
Itzt am Archipelag der Plejaden,
Am Gestad' itzt des Eridanus?
Stürzest jetzt dich in des Kochab Gluthen,
Schwimmst hinunter dann des Milchstroms Fluthen,
Bis zum glorievollen Sirius?
Oder flüchtetest du wallfahrtmüde
Zu des Angelsternes sicherm Friede,
Pflegst auf seinem Söller stolzer Ruh?
Siehst der Welten Labyrinthentänzen
Sonder Stillstand, sonder Ziel und Gränzen
In erhabener Bewundrung zu?
Schwebe, wo du schwebst, in welchen Fernen,
Walle, wo du wallst, auf welchen Sternen —
Weiſs ich doch, dein wonnetrunkner Blick
Schauet oft aus jenen Glanzgefilden
Wehmuthdämmernd nach dem blassen milden
Mutterstern, der dich gebar, zurück,
Wo du viermal sieben Sommer säumtest,
Deiner Kindheit holde Träume träumtest,
Deiner Jugend Auen froh durchflogst.
Wo du lüstern aus dem Nektarbusen
Der Natur, dem Honigmund' der Musen
Freude, Freyheit und Begeistrung sogst;
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[282/0308] Landest itzt am Ufer der Hyaden, Itzt am Archipelag der Plejaden, Am Gestad' itzt des Eridanus? Stürzest jetzt dich in des Kochab Gluthen, Schwimmst hinunter dann des Milchstroms Fluthen, Bis zum glorievollen Sirius? Oder flüchtetest du wallfahrtmüde Zu des Angelsternes sicherm Friede, Pflegst auf seinem Söller stolzer Ruh? Siehst der Welten Labyrinthentänzen Sonder Stillstand, sonder Ziel und Gränzen In erhabener Bewundrung zu? Schwebe, wo du schwebst, in welchen Fernen, Walle, wo du wallst, auf welchen Sternen — Weiſs ich doch, dein wonnetrunkner Blick Schauet oft aus jenen Glanzgefilden Wehmuthdämmernd nach dem blassen milden Mutterstern, der dich gebar, zurück, Wo du viermal sieben Sommer säumtest, Deiner Kindheit holde Träume träumtest, Deiner Jugend Auen froh durchflogst. Wo du lüstern aus dem Nektarbusen Der Natur, dem Honigmund' der Musen Freude, Freyheit und Begeistrung sogst;

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen03_1802/308>, abgerufen am 26.04.2024.