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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802.

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Ida, Ida, dein mich werth zu zeigen,
Böt' ich aller Bosheit Hohn und Spott,
Und verschmähend mich dem Stolz zu beugen,
Trotzt' ich Kerker, Ketten und Schaffott;
Würde keck um dich mit Tausend hadern,
Unverwandten Blicks zum Tode gehn,
Und mit Ruh aus allen meinen Adern
Mein wegfliehend Leben bluten sehn.
Aber Ida jammert, Ida trauert
Deine Feigheit, Weib, entmannet mich,
Und den Schritt drob meiner Menschheit schauert,
Thu' ich, und verlass' auf ewig dich.
Deiner Eyde sey von mir entbunden.
Sey, die du gewesen, froh und frey --
Aber ach, durch wen soll ich gesunden,
Wie entfliehn der schnöden Sklaverey?
Ausgelöscht sind meine Flammenkräfte,
Meines Geistes Sehnen abgespannt,
Gar versiegt sind meiner Wurzel Säfte,
Meiner Röhren Mark ist ausgebrannt.
Fahret wohl, ihr schimmernden Entwürfe!
Fahre wohl, süssschmeichelnder Betrug!
Kelch, aus welchem ich Betäubung schlürfe,
Sey geleert mit einem langen Zug!
S 2
Ida, Ida, dein mich werth zu zeigen,
Böt' ich aller Bosheit Hohn und Spott,
Und verschmähend mich dem Stolz zu beugen,
Trotzt' ich Kerker, Ketten und Schaffott;
Würde keck um dich mit Tausend hadern,
Unverwandten Blicks zum Tode gehn,
Und mit Ruh aus allen meinen Adern
Mein wegfliehend Leben bluten sehn.
Aber Ida jammert, Ida trauert
Deine Feigheit, Weib, entmannet mich,
Und den Schritt drob meiner Menschheit schauert,
Thu' ich, und verlass' auf ewig dich.
Deiner Eyde sey von mir entbunden.
Sey, die du gewesen, froh und frey —
Aber ach, durch wen soll ich gesunden,
Wie entfliehn der schnöden Sklaverey?
Ausgelöscht sind meine Flammenkräfte,
Meines Geistes Sehnen abgespannt,
Gar versiegt sind meiner Wurzel Säfte,
Meiner Röhren Mark ist ausgebrannt.
Fahret wohl, ihr schimmernden Entwürfe!
Fahre wohl, süſsschmeichelnder Betrug!
Kelch, aus welchem ich Betäubung schlürfe,
Sey geleert mit einem langen Zug!
S 2
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[275/0301] Ida, Ida, dein mich werth zu zeigen, Böt' ich aller Bosheit Hohn und Spott, Und verschmähend mich dem Stolz zu beugen, Trotzt' ich Kerker, Ketten und Schaffott; Würde keck um dich mit Tausend hadern, Unverwandten Blicks zum Tode gehn, Und mit Ruh aus allen meinen Adern Mein wegfliehend Leben bluten sehn. Aber Ida jammert, Ida trauert Deine Feigheit, Weib, entmannet mich, Und den Schritt drob meiner Menschheit schauert, Thu' ich, und verlass' auf ewig dich. Deiner Eyde sey von mir entbunden. Sey, die du gewesen, froh und frey — Aber ach, durch wen soll ich gesunden, Wie entfliehn der schnöden Sklaverey? Ausgelöscht sind meine Flammenkräfte, Meines Geistes Sehnen abgespannt, Gar versiegt sind meiner Wurzel Säfte, Meiner Röhren Mark ist ausgebrannt. Fahret wohl, ihr schimmernden Entwürfe! Fahre wohl, süſsschmeichelnder Betrug! Kelch, aus welchem ich Betäubung schlürfe, Sey geleert mit einem langen Zug! S 2

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen03_1802/301>, abgerufen am 26.04.2024.