Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

Immer noch seh ich dein heiliges liebverheissendes
Auge,
Sehe noch immer den Blick, welcher mich fass-
te so scheu

Und so ergreifend zugleich. Ich versank in däm-
merndes Ahnen.

Dieser, so sprach ich, fürwahr, sind die Un-
sterblichen hold.

Wahrlich, es haben die Musen an ihrer Wiege ge-
lächelt;

An der ambrosischen Brust hat sie die Schön-
heit getränkt.

Jegliche Grazie wiegt' auf weichem Schoosse das
Mägdlein.
Jeglicher höhere Reiz schmücket die Jungfrau
dereinst.
Also gedacht ich, und öde nicht mehr, nein selig
und preislich
Däuchte die Flur mir, die dich, edele Blume, gebar.

Neunmal blühten die Rosen, seit wir uns fanden,
Geliebte.
Prüfend berührte der Blick, liebend umschlang
dich der Sinn.
Auch in der Fern' umschwebte den Träumer die
holde Erscheinung.
Traulich umschmeichelte mich, Süsse, dein lieb-
liches Bild.

Immer noch seh ich dein heiliges liebverheissendes
Auge,
Sehe noch immer den Blick, welcher mich faſs-
te so scheu

Und so ergreifend zugleich. Ich versank in däm-
merndes Ahnen.

Dieser, so sprach ich, fürwahr, sind die Un-
sterblichen hold.

Wahrlich, es haben die Musen an ihrer Wiege ge-
lächelt;

An der ambrosischen Brust hat sie die Schön-
heit getränkt.

Jegliche Grazie wiegt' auf weichem Schooſse das
Mägdlein.
Jeglicher höhere Reiz schmücket die Jungfrau
dereinst.
Also gedacht ich, und öde nicht mehr, nein selig
und preislich
Däuchte die Flur mir, die dich, edele Blume, gebar.

Neunmal blühten die Rosen, seit wir uns fanden,
Geliebte.
Prüfend berührte der Blick, liebend umschlang
dich der Sinn.
Auch in der Fern' umschwebte den Träumer die
holde Erscheinung.
Traulich umschmeichelte mich, Süſse, dein lieb-
liches Bild.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <pb facs="#f0139" n="119"/>
              <l>Immer noch seh ich dein heiliges liebverheissendes</l><lb/>
              <l>Auge,</l><lb/>
              <l>Sehe noch immer den Blick, welcher mich fa&#x017F;s-<lb/>
te so scheu</l><lb/>
              <l>Und so ergreifend zugleich. Ich versank in däm-<lb/>
merndes Ahnen.</l><lb/>
              <l>Dieser, so sprach ich, fürwahr, sind die Un-<lb/>
sterblichen hold.</l><lb/>
              <l>Wahrlich, es haben die Musen an ihrer Wiege ge-<lb/>
lächelt;</l><lb/>
              <l>An der ambrosischen Brust hat sie die Schön-<lb/>
heit getränkt.</l><lb/>
              <l>Jegliche Grazie wiegt' auf weichem Schoo&#x017F;se das</l><lb/>
              <l>Mägdlein.</l><lb/>
              <l>Jeglicher höhere Reiz schmücket die Jungfrau</l><lb/>
              <l>dereinst.</l><lb/>
              <l>Also gedacht ich, und öde nicht mehr, nein selig</l><lb/>
              <l>und preislich</l><lb/>
              <l>Däuchte die Flur mir, die dich, edele Blume, gebar.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Neunmal blühten die Rosen, seit wir uns fanden,</l><lb/>
              <l>Geliebte.</l><lb/>
              <l>Prüfend berührte der Blick, liebend umschlang</l><lb/>
              <l>dich der Sinn.</l><lb/>
              <l>Auch in der Fern' umschwebte den Träumer die</l><lb/>
              <l>holde Erscheinung.</l><lb/>
              <l>Traulich umschmeichelte mich, Sü&#x017F;se, dein lieb-<lb/>
liches Bild.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0139] Immer noch seh ich dein heiliges liebverheissendes Auge, Sehe noch immer den Blick, welcher mich faſs- te so scheu Und so ergreifend zugleich. Ich versank in däm- merndes Ahnen. Dieser, so sprach ich, fürwahr, sind die Un- sterblichen hold. Wahrlich, es haben die Musen an ihrer Wiege ge- lächelt; An der ambrosischen Brust hat sie die Schön- heit getränkt. Jegliche Grazie wiegt' auf weichem Schooſse das Mägdlein. Jeglicher höhere Reiz schmücket die Jungfrau dereinst. Also gedacht ich, und öde nicht mehr, nein selig und preislich Däuchte die Flur mir, die dich, edele Blume, gebar. Neunmal blühten die Rosen, seit wir uns fanden, Geliebte. Prüfend berührte der Blick, liebend umschlang dich der Sinn. Auch in der Fern' umschwebte den Träumer die holde Erscheinung. Traulich umschmeichelte mich, Süſse, dein lieb- liches Bild.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen03_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen03_1802/139
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen03_1802/139>, abgerufen am 26.04.2024.