Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 2. Dortmund, 1799.Funfzehntes Kapitel. Scharfe Gerechtigkeitspflege in Ohnewitz. 1. Als er von der Reise damals zurückgekommen, Habe er des Breitern mit Unwillen vernommen, Was da in seiner Abwesenheit Gewesen für Unordnung und Streit; 2. Darauf alle Ohnwitzer lassen förmlich citiren, Und durch Fiscum genau inquiriren, Welche da alle an dem großen Unheil Gehabt hätten Part und Antheil. 3. Habe demnächst über Junge und Alten Ein unbarmherziges Gerichte gehalten Und den Ohnewitzer unerhörten Fall Durchaus behandelt als kriminal. 4. Man habe ihn durch vielfältiges Suppliciren Zwar versucht zu besänftigen und zu rühren; Allein er wäre, vor wie nach, die Bahn Der strengsten Gerechtigkeit gegahn. 5. Denn bei solchen und derlei Revolutionshän- deln Lange zu zaudern und ängstlich zu tändeln, Halte er gar nicht für dienlich und gut; Besser sey Entschlossenheit und ernster Muth. 6. Er
Funfzehntes Kapitel. Scharfe Gerechtigkeitspflege in Ohnewitz. 1. Als er von der Reiſe damals zuruͤckgekommen, Habe er des Breitern mit Unwillen vernommen, Was da in ſeiner Abweſenheit Geweſen fuͤr Unordnung und Streit; 2. Darauf alle Ohnwitzer laſſen foͤrmlich citiren, Und durch Fiscum genau inquiriren, Welche da alle an dem großen Unheil Gehabt haͤtten Part und Antheil. 3. Habe demnaͤchſt uͤber Junge und Alten Ein unbarmherziges Gerichte gehalten Und den Ohnewitzer unerhoͤrten Fall Durchaus behandelt als kriminal. 4. Man habe ihn durch vielfaͤltiges Suppliciren Zwar verſucht zu beſaͤnftigen und zu ruͤhren; Allein er waͤre, vor wie nach, die Bahn Der ſtrengſten Gerechtigkeit gegahn. 5. Denn bei ſolchen und derlei Revolutionshaͤn- deln Lange zu zaudern und aͤngſtlich zu taͤndeln, Halte er gar nicht fuͤr dienlich und gut; Beſſer ſey Entſchloſſenheit und ernſter Muth. 6. Er
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0100" n="78"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Funfzehntes Kapitel.</hi> </head><lb/> <argument> <p>Scharfe Gerechtigkeitspflege in Ohnewitz.</p> </argument><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>1. <hi rendition="#in">A</hi>ls er von der Reiſe damals zuruͤckgekommen,</l><lb/> <l>Habe er des Breitern mit Unwillen vernommen,</l><lb/> <l>Was da in ſeiner Abweſenheit</l><lb/> <l>Geweſen fuͤr Unordnung und Streit;</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>2. Darauf alle Ohnwitzer laſſen foͤrmlich citiren,</l><lb/> <l>Und durch Fiscum genau inquiriren,</l><lb/> <l>Welche da alle an dem großen Unheil</l><lb/> <l>Gehabt haͤtten Part und Antheil.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>3. Habe demnaͤchſt uͤber Junge und Alten</l><lb/> <l>Ein unbarmherziges Gerichte gehalten</l><lb/> <l>Und den Ohnewitzer unerhoͤrten Fall</l><lb/> <l>Durchaus behandelt als kriminal.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>4. Man habe ihn durch vielfaͤltiges Suppliciren</l><lb/> <l>Zwar verſucht zu beſaͤnftigen und zu ruͤhren;</l><lb/> <l>Allein er waͤre, vor wie nach, die Bahn</l><lb/> <l>Der ſtrengſten Gerechtigkeit gegahn.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>5. Denn bei ſolchen und derlei Revolutionshaͤn-</l><lb/> <l>deln</l><lb/> <l>Lange zu zaudern und aͤngſtlich zu taͤndeln,</l><lb/> <l>Halte er gar nicht fuͤr dienlich und gut;</l><lb/> <l>Beſſer ſey Entſchloſſenheit und ernſter Muth.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">6. Er</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [78/0100]
Funfzehntes Kapitel.
Scharfe Gerechtigkeitspflege in Ohnewitz.
1. Als er von der Reiſe damals zuruͤckgekommen,
Habe er des Breitern mit Unwillen vernommen,
Was da in ſeiner Abweſenheit
Geweſen fuͤr Unordnung und Streit;
2. Darauf alle Ohnwitzer laſſen foͤrmlich citiren,
Und durch Fiscum genau inquiriren,
Welche da alle an dem großen Unheil
Gehabt haͤtten Part und Antheil.
3. Habe demnaͤchſt uͤber Junge und Alten
Ein unbarmherziges Gerichte gehalten
Und den Ohnewitzer unerhoͤrten Fall
Durchaus behandelt als kriminal.
4. Man habe ihn durch vielfaͤltiges Suppliciren
Zwar verſucht zu beſaͤnftigen und zu ruͤhren;
Allein er waͤre, vor wie nach, die Bahn
Der ſtrengſten Gerechtigkeit gegahn.
5. Denn bei ſolchen und derlei Revolutionshaͤn-
deln
Lange zu zaudern und aͤngſtlich zu taͤndeln,
Halte er gar nicht fuͤr dienlich und gut;
Beſſer ſey Entſchloſſenheit und ernſter Muth.
6. Er
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |