Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite
Drei und zwanzigstes Kapitel.

Wie Hieronimus ein Hausschreiber ward bei
einem alten Herren, welcher eine Kammer-
jungfer hatte, mit Namen Amalia: und wie
er sich gut aufführte bis im folgenden Kapitel.


1. Unter allen Ständen, die da werden
Angetroffen auf unserer Erden,
Ist, Zweifels ohne, wie bekannt,
Der Wittwenstand der betrübteste Stand.
2. Wo der Mann, als das Haupt des Weibes,
Fehlt, da steht es um die Pflege des Leibes
Und um die ganze Haushaltung schlecht
Und nicht das Geringste geht zurecht.
3. Die Einkünfte werden nach und nach vermin-
dert,
Die unentbehrliche Nahrung wird verhindert,
Und gleich wie in einem Jammerthal
Ist Angst, Noth, Elend überall.
4. Frau Jobs hat dies auch, leider! erfahren,
Denn sie merkte, daß gleich in den ersten Jah-
ren
Alles im Hause den Krebsgang ging,
Und sie arm an zu werden fing.
5. Hie-
Drei und zwanzigſtes Kapitel.

Wie Hieronimus ein Hausſchreiber ward bei
einem alten Herren, welcher eine Kammer-
jungfer hatte, mit Namen Amalia: und wie
er ſich gut auffuͤhrte bis im folgenden Kapitel.


1. Unter allen Staͤnden, die da werden
Angetroffen auf unſerer Erden,
Iſt, Zweifels ohne, wie bekannt,
Der Wittwenſtand der betruͤbteſte Stand.
2. Wo der Mann, als das Haupt des Weibes,
Fehlt, da ſteht es um die Pflege des Leibes
Und um die ganze Haushaltung ſchlecht
Und nicht das Geringſte geht zurecht.
3. Die Einkuͤnfte werden nach und nach vermin-
dert,
Die unentbehrliche Nahrung wird verhindert,
Und gleich wie in einem Jammerthal
Iſt Angſt, Noth, Elend uͤberall.
4. Frau Jobs hat dies auch, leider! erfahren,
Denn ſie merkte, daß gleich in den erſten Jah-
ren
Alles im Hauſe den Krebsgang ging,
Und ſie arm an zu werden fing.
5. Hie-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0126" n="102"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Drei und zwanzig&#x017F;tes Kapitel</hi>.</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p>Wie Hieronimus ein Haus&#x017F;chreiber ward bei<lb/>
einem alten Herren, welcher eine Kammer-<lb/>
jungfer hatte, mit Namen Amalia: und wie<lb/>
er &#x017F;ich gut auffu&#x0364;hrte bis im folgenden Kapitel.</p>
        </argument><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <l>1. <hi rendition="#in">U</hi>nter allen Sta&#x0364;nden, die da werden</l><lb/>
            <l>Angetroffen auf un&#x017F;erer Erden,</l><lb/>
            <l>I&#x017F;t, Zweifels ohne, wie bekannt,</l><lb/>
            <l>Der Wittwen&#x017F;tand der betru&#x0364;bte&#x017F;te Stand.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>2. Wo der Mann, als das Haupt des Weibes,</l><lb/>
            <l>Fehlt, da &#x017F;teht es um die Pflege des Leibes</l><lb/>
            <l>Und um die ganze Haushaltung &#x017F;chlecht</l><lb/>
            <l>Und nicht das Gering&#x017F;te geht zurecht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l>3. Die Einku&#x0364;nfte werden nach und nach vermin-</l><lb/>
            <l>dert,</l><lb/>
            <l>Die unentbehrliche Nahrung wird verhindert,</l><lb/>
            <l>Und gleich wie in einem Jammerthal</l><lb/>
            <l>I&#x017F;t Ang&#x017F;t, Noth, Elend u&#x0364;berall.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <l>4. Frau Jobs hat dies auch, leider! erfahren,</l><lb/>
            <l>Denn &#x017F;ie merkte, daß gleich in den er&#x017F;ten Jah-</l><lb/>
            <l>ren</l><lb/>
            <l>Alles im Hau&#x017F;e den Krebsgang ging,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ie arm an zu werden fing.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">5. Hie-</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[102/0126] Drei und zwanzigſtes Kapitel. Wie Hieronimus ein Hausſchreiber ward bei einem alten Herren, welcher eine Kammer- jungfer hatte, mit Namen Amalia: und wie er ſich gut auffuͤhrte bis im folgenden Kapitel. 1. Unter allen Staͤnden, die da werden Angetroffen auf unſerer Erden, Iſt, Zweifels ohne, wie bekannt, Der Wittwenſtand der betruͤbteſte Stand. 2. Wo der Mann, als das Haupt des Weibes, Fehlt, da ſteht es um die Pflege des Leibes Und um die ganze Haushaltung ſchlecht Und nicht das Geringſte geht zurecht. 3. Die Einkuͤnfte werden nach und nach vermin- dert, Die unentbehrliche Nahrung wird verhindert, Und gleich wie in einem Jammerthal Iſt Angſt, Noth, Elend uͤberall. 4. Frau Jobs hat dies auch, leider! erfahren, Denn ſie merkte, daß gleich in den erſten Jah- ren Alles im Hauſe den Krebsgang ging, Und ſie arm an zu werden fing. 5. Hie-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/126
Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/126>, abgerufen am 22.12.2024.