gen lässt, oder aber in derselben seinen graden Gang fortgeht, ohne sich alle diese Thorheiten anfechten zu lassen, oder endlich, indem man den Ton derselben studiret, und soviel es ohne Verleugnung des Characters geschehen kann, mit den Wölfen heult.
2.
Wer nicht, seiner Lage nach, schlechterdings dazu verdammt ist, an Höfen, oder sonst in der großen Welt zu leben, der bleibe fern von die¬ sem Schauplatze des glänzenden Elends, bleibe fern vom Getümmel, das Geist und Herz be¬ täubt, verstimmt und zu Grunde richtet! In friedlicher, häuslicher Eingezogenheit, im Um¬ gange mit einigen edeln, verständigen und mun¬ tern Freunden, ein Leben zu führen, das unsrer Bestimmung, unsern Pflichten, den Wissen¬ schaften und unschuldigen Freuden gewidmet ist, und dann zuweilen einmal mit Nüchternheit an öffentlichen Vergnügungen, an großen, gemisch¬ ten Gesellschaften Theil zu nehmen, um für die Phantasie, die doch auch nicht leer ausgehn will, neue Bilder zu sammeln, und die kleinen, wiedri¬ gen Gefühle der Einförmigkeit zu verlöschen, --
Das
gen laͤſſt, oder aber in derſelben ſeinen graden Gang fortgeht, ohne ſich alle dieſe Thorheiten anfechten zu laſſen, oder endlich, indem man den Ton derſelben ſtudiret, und ſoviel es ohne Verleugnung des Characters geſchehen kann, mit den Woͤlfen heult.
2.
Wer nicht, ſeiner Lage nach, ſchlechterdings dazu verdammt iſt, an Hoͤfen, oder ſonſt in der großen Welt zu leben, der bleibe fern von die¬ ſem Schauplatze des glaͤnzenden Elends, bleibe fern vom Getuͤmmel, das Geiſt und Herz be¬ taͤubt, verſtimmt und zu Grunde richtet! In friedlicher, haͤuslicher Eingezogenheit, im Um¬ gange mit einigen edeln, verſtaͤndigen und mun¬ tern Freunden, ein Leben zu fuͤhren, das unſrer Beſtimmung, unſern Pflichten, den Wiſſen¬ ſchaften und unſchuldigen Freuden gewidmet iſt, und dann zuweilen einmal mit Nuͤchternheit an oͤffentlichen Vergnuͤgungen, an großen, gemiſch¬ ten Geſellſchaften Theil zu nehmen, um fuͤr die Phantaſie, die doch auch nicht leer ausgehn will, neue Bilder zu ſammeln, und die kleinen, wiedri¬ gen Gefuͤhle der Einfoͤrmigkeit zu verloͤſchen, —
Das
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[45/0067]
gen laͤſſt, oder aber in derſelben ſeinen graden
Gang fortgeht, ohne ſich alle dieſe Thorheiten
anfechten zu laſſen, oder endlich, indem man
den Ton derſelben ſtudiret, und ſoviel es ohne
Verleugnung des Characters geſchehen kann,
mit den Woͤlfen heult.
2.
Wer nicht, ſeiner Lage nach, ſchlechterdings
dazu verdammt iſt, an Hoͤfen, oder ſonſt in der
großen Welt zu leben, der bleibe fern von die¬
ſem Schauplatze des glaͤnzenden Elends, bleibe
fern vom Getuͤmmel, das Geiſt und Herz be¬
taͤubt, verſtimmt und zu Grunde richtet! In
friedlicher, haͤuslicher Eingezogenheit, im Um¬
gange mit einigen edeln, verſtaͤndigen und mun¬
tern Freunden, ein Leben zu fuͤhren, das unſrer
Beſtimmung, unſern Pflichten, den Wiſſen¬
ſchaften und unſchuldigen Freuden gewidmet iſt,
und dann zuweilen einmal mit Nuͤchternheit an
oͤffentlichen Vergnuͤgungen, an großen, gemiſch¬
ten Geſellſchaften Theil zu nehmen, um fuͤr die
Phantaſie, die doch auch nicht leer ausgehn will,
neue Bilder zu ſammeln, und die kleinen, wiedri¬
gen Gefuͤhle der Einfoͤrmigkeit zu verloͤſchen, —
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/67>, abgerufen am 30.12.2024.
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