ist, daß er gerecht handelt und gern hilft; so wird er sich dadurch keine Feinde erwecken. Al¬ len Menschen kann man es freylich nicht recht machen, aber wenn man immer consequent und weise handelt; so werden uns wenigstens die Bessern nicht verkennen. Schwäche ist nicht Güte, und verweigern, was man vernünftiger Weise nicht zugestehn kann, heisst nicht harther¬ zig seyn.
8.
Verlange nicht einen übermässigen Grad von Cultur und Aufklärung von Leuten, die bestimmt sind, im niedern Stande zu leben! Trage auch nichts dazu bey, ihre intellectuellen Kräfte zu überspannen, und sie mit Kenntnissen zu bereichern, die ihnen ihren Zustand wiedrig machen, und den Geschmack an solchen Arbeiten verbittern, wozu Stand und Bedürfniß sie auf¬ rufen! Das Wort Aufklärung wird in unsern Zeiten oft sehr gemisbraucht, und bedeutet nicht sowohl Veredlung des Geistes, als Richtung desselben auf grillenhafte, speculative und phan¬ tastische Spielwerke. Die beste Aufklärung
des
iſt, daß er gerecht handelt und gern hilft; ſo wird er ſich dadurch keine Feinde erwecken. Al¬ len Menſchen kann man es freylich nicht recht machen, aber wenn man immer conſequent und weiſe handelt; ſo werden uns wenigſtens die Beſſern nicht verkennen. Schwaͤche iſt nicht Guͤte, und verweigern, was man vernuͤnftiger Weiſe nicht zugeſtehn kann, heiſſt nicht harther¬ zig ſeyn.
8.
Verlange nicht einen uͤbermaͤſſigen Grad von Cultur und Aufklaͤrung von Leuten, die beſtimmt ſind, im niedern Stande zu leben! Trage auch nichts dazu bey, ihre intellectuellen Kraͤfte zu uͤberſpannen, und ſie mit Kenntniſſen zu bereichern, die ihnen ihren Zuſtand wiedrig machen, und den Geſchmack an ſolchen Arbeiten verbittern, wozu Stand und Beduͤrfniß ſie auf¬ rufen! Das Wort Aufklaͤrung wird in unſern Zeiten oft ſehr gemisbraucht, und bedeutet nicht ſowohl Veredlung des Geiſtes, als Richtung deſſelben auf grillenhafte, ſpeculative und phan¬ taſtiſche Spielwerke. Die beſte Aufklaͤrung
des
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iſt, daß er gerecht handelt und gern hilft; ſo
wird er ſich dadurch keine Feinde erwecken. Al¬
len Menſchen kann man es freylich nicht recht
machen, aber wenn man immer conſequent und
weiſe handelt; ſo werden uns wenigſtens die
Beſſern nicht verkennen. Schwaͤche iſt nicht
Guͤte, und verweigern, was man vernuͤnftiger
Weiſe nicht zugeſtehn kann, heiſſt nicht harther¬
zig ſeyn.
8.
Verlange nicht einen uͤbermaͤſſigen Grad
von Cultur und Aufklaͤrung von Leuten, die
beſtimmt ſind, im niedern Stande zu leben!
Trage auch nichts dazu bey, ihre intellectuellen
Kraͤfte zu uͤberſpannen, und ſie mit Kenntniſſen
zu bereichern, die ihnen ihren Zuſtand wiedrig
machen, und den Geſchmack an ſolchen Arbeiten
verbittern, wozu Stand und Beduͤrfniß ſie auf¬
rufen! Das Wort Aufklaͤrung wird in unſern
Zeiten oft ſehr gemisbraucht, und bedeutet nicht
ſowohl Veredlung des Geiſtes, als Richtung
deſſelben auf grillenhafte, ſpeculative und phan¬
taſtiſche Spielwerke. Die beſte Aufklaͤrung
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/62>, abgerufen am 30.12.2024.
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