Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite

ist unabhängig von Menschen, Schicksalen und
äusserer Schätzung. Sie beruht auf innerem
Bewusstseyn; und ihr Gefühl verstärkt sich, je
weniger sie erkannt wird.

7.

Sey Dir selber ein angenehmer Gesellschaf¬
ter! Mache Dir keine Langeweile! das heisst:
Sey nie ganz müssig! Lerne Dich selbst nicht
zu sehr auswendig; sondern sammle aus Bü¬
chern und Menschen neue Ideen! Man glaubt
es gar nicht, welch' ein eintöniges Wesen man
wird, wenn man sich immer in dem Cirkel sei¬
ner eigenen Lieblings-Begriffe herumdreht, und
wie man dann alles wegwirft, was nicht unser
Siegel an der Stirne trägt.

8.

Es ist aber nicht genug, daß Du Dir ein
lieber, angenehmer und unterhaltender Gesell¬
schafter seyest, Du sollst Dich auch, fern von
Schmeicheley, als Deinen eigenen treuesten und
aufrichtigsten Freund zeigen, und wenn Du eben
so viel Gefälligkeit gegen Deine Person als ge¬
gen Fremde haben willst; so ist es auch Pflicht,

eben

iſt unabhaͤngig von Menſchen, Schickſalen und
aͤuſſerer Schaͤtzung. Sie beruht auf innerem
Bewuſſtſeyn; und ihr Gefuͤhl verſtaͤrkt ſich, je
weniger ſie erkannt wird.

7.

Sey Dir ſelber ein angenehmer Geſellſchaf¬
ter! Mache Dir keine Langeweile! das heiſſt:
Sey nie ganz muͤſſig! Lerne Dich ſelbſt nicht
zu ſehr auswendig; ſondern ſammle aus Buͤ¬
chern und Menſchen neue Ideen! Man glaubt
es gar nicht, welch' ein eintoͤniges Weſen man
wird, wenn man ſich immer in dem Cirkel ſei¬
ner eigenen Lieblings-Begriffe herumdreht, und
wie man dann alles wegwirft, was nicht unſer
Siegel an der Stirne traͤgt.

8.

Es iſt aber nicht genug, daß Du Dir ein
lieber, angenehmer und unterhaltender Geſell¬
ſchafter ſeyeſt, Du ſollſt Dich auch, fern von
Schmeicheley, als Deinen eigenen treueſten und
aufrichtigſten Freund zeigen, und wenn Du eben
ſo viel Gefaͤlligkeit gegen Deine Perſon als ge¬
gen Fremde haben willſt; ſo iſt es auch Pflicht,

eben
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0328" n="306"/>
i&#x017F;t unabha&#x0364;ngig von Men&#x017F;chen, Schick&#x017F;alen und<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erer Scha&#x0364;tzung. Sie beruht auf innerem<lb/>
Bewu&#x017F;&#x017F;t&#x017F;eyn; und ihr Gefu&#x0364;hl ver&#x017F;ta&#x0364;rkt &#x017F;ich, je<lb/>
weniger &#x017F;ie erkannt wird.</p><lb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head>7.<lb/></head>
            <p>Sey Dir &#x017F;elber ein angenehmer Ge&#x017F;ell&#x017F;chaf¬<lb/>
ter! Mache Dir keine Langeweile! das hei&#x017F;&#x017F;t:<lb/>
Sey nie ganz mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig! Lerne Dich &#x017F;elb&#x017F;t nicht<lb/>
zu &#x017F;ehr auswendig; &#x017F;ondern &#x017F;ammle aus Bu&#x0364;¬<lb/>
chern und Men&#x017F;chen neue Ideen! Man glaubt<lb/>
es gar nicht, welch' ein einto&#x0364;niges We&#x017F;en man<lb/>
wird, wenn man &#x017F;ich immer in dem Cirkel &#x017F;ei¬<lb/>
ner eigenen Lieblings-Begriffe herumdreht, und<lb/>
wie man dann alles wegwirft, was nicht un&#x017F;er<lb/>
Siegel an der Stirne tra&#x0364;gt.</p><lb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head>8.<lb/></head>
            <p>Es i&#x017F;t aber nicht genug, daß Du Dir ein<lb/>
lieber, angenehmer und unterhaltender Ge&#x017F;ell¬<lb/>
&#x017F;chafter &#x017F;eye&#x017F;t, Du &#x017F;oll&#x017F;t Dich auch, fern von<lb/>
Schmeicheley, als Deinen eigenen treue&#x017F;ten und<lb/>
aufrichtig&#x017F;ten Freund zeigen, und wenn Du eben<lb/>
&#x017F;o viel Gefa&#x0364;lligkeit gegen Deine Per&#x017F;on als ge¬<lb/>
gen Fremde haben will&#x017F;t; &#x017F;o i&#x017F;t es auch Pflicht,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">eben<lb/></fw>
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[306/0328] iſt unabhaͤngig von Menſchen, Schickſalen und aͤuſſerer Schaͤtzung. Sie beruht auf innerem Bewuſſtſeyn; und ihr Gefuͤhl verſtaͤrkt ſich, je weniger ſie erkannt wird. 7. Sey Dir ſelber ein angenehmer Geſellſchaf¬ ter! Mache Dir keine Langeweile! das heiſſt: Sey nie ganz muͤſſig! Lerne Dich ſelbſt nicht zu ſehr auswendig; ſondern ſammle aus Buͤ¬ chern und Menſchen neue Ideen! Man glaubt es gar nicht, welch' ein eintoͤniges Weſen man wird, wenn man ſich immer in dem Cirkel ſei¬ ner eigenen Lieblings-Begriffe herumdreht, und wie man dann alles wegwirft, was nicht unſer Siegel an der Stirne traͤgt. 8. Es iſt aber nicht genug, daß Du Dir ein lieber, angenehmer und unterhaltender Geſell¬ ſchafter ſeyeſt, Du ſollſt Dich auch, fern von Schmeicheley, als Deinen eigenen treueſten und aufrichtigſten Freund zeigen, und wenn Du eben ſo viel Gefaͤlligkeit gegen Deine Perſon als ge¬ gen Fremde haben willſt; ſo iſt es auch Pflicht, eben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/328
Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/328>, abgerufen am 21.12.2024.