mehr aus sich selber hören mag; Er rennt dann lieber, wenn das Gewissen ihm dennoch unan¬ genehme Dinge sagt, fort, in das Getümmel hinein, wo diese wohlthätige Stimme über¬ schrien wird.
2.
Hüte Dich also, Deinen treuesten Freund, Dich selber, so zu vernachlässigen, daß dieser treue Freund Dir den Rücken kehre, wenn Du Seiner am nöthigsten bedarfst. Ach! es kom¬ men Augenblicke, in denen Du Dich selbst nicht verlassen darfst, wenn Dich auch jedermann ver¬ lässt; Augenblicke, in welchen der Umgang mit Deinem Ich der einzige tröstliche ist -- Was wird aber in solchen Augenblicken aus Dir wer¬ den, wenn Du mit Deinem eigenen Herzen nicht in Frieden lebst, und auch von dieser Seite aller Trost, alle Hülfe Dir versagt wird?
3.
Willst Du aber im Umgange mit Dir Trost, Glück und Ruhe finden; so musst Du eben so vorsichtig, redlich, fein und gerecht mit Dir selber umgehn, als mit Andern, also daß
Du
mehr aus ſich ſelber hoͤren mag; Er rennt dann lieber, wenn das Gewiſſen ihm dennoch unan¬ genehme Dinge ſagt, fort, in das Getuͤmmel hinein, wo dieſe wohlthaͤtige Stimme uͤber¬ ſchrien wird.
2.
Huͤte Dich alſo, Deinen treueſten Freund, Dich ſelber, ſo zu vernachlaͤſſigen, daß dieſer treue Freund Dir den Ruͤcken kehre, wenn Du Seiner am noͤthigſten bedarfſt. Ach! es kom¬ men Augenblicke, in denen Du Dich ſelbſt nicht verlaſſen darfſt, wenn Dich auch jedermann ver¬ laͤſſt; Augenblicke, in welchen der Umgang mit Deinem Ich der einzige troͤſtliche iſt — Was wird aber in ſolchen Augenblicken aus Dir wer¬ den, wenn Du mit Deinem eigenen Herzen nicht in Frieden lebſt, und auch von dieſer Seite aller Troſt, alle Huͤlfe Dir verſagt wird?
3.
Willſt Du aber im Umgange mit Dir Troſt, Gluͤck und Ruhe finden; ſo muſſt Du eben ſo vorſichtig, redlich, fein und gerecht mit Dir ſelber umgehn, als mit Andern, alſo daß
Du
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mehr aus ſich ſelber hoͤren mag; Er rennt dann
lieber, wenn das Gewiſſen ihm dennoch unan¬
genehme Dinge ſagt, fort, in das Getuͤmmel
hinein, wo dieſe wohlthaͤtige Stimme uͤber¬
ſchrien wird.
2.
Huͤte Dich alſo, Deinen treueſten Freund,
Dich ſelber, ſo zu vernachlaͤſſigen, daß dieſer
treue Freund Dir den Ruͤcken kehre, wenn Du
Seiner am noͤthigſten bedarfſt. Ach! es kom¬
men Augenblicke, in denen Du Dich ſelbſt nicht
verlaſſen darfſt, wenn Dich auch jedermann ver¬
laͤſſt; Augenblicke, in welchen der Umgang mit
Deinem Ich der einzige troͤſtliche iſt — Was
wird aber in ſolchen Augenblicken aus Dir wer¬
den, wenn Du mit Deinem eigenen Herzen
nicht in Frieden lebſt, und auch von dieſer Seite
aller Troſt, alle Huͤlfe Dir verſagt wird?
3.
Willſt Du aber im Umgange mit Dir
Troſt, Gluͤck und Ruhe finden; ſo muſſt Du
eben ſo vorſichtig, redlich, fein und gerecht mit
Dir ſelber umgehn, als mit Andern, alſo daß
Du
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/323>, abgerufen am 21.12.2024.
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