man sich und Andern dadurch nicht schade, und daß der Geist der Duldung nicht von uns wei¬ che! Man zeige daher satyrischen Leuten keinen zu lauten Beyfall, bestärke sie nicht in der Ge¬ wohnheit, ihren Witz auf andrer Menschen Un¬ kosten spielen zu lassen, und lache nicht mit, wenn sie lästern und schmähen!
25.
Trunkenbolde, grobe Wollüstlinge und alle andre Arten von lasterhaften Leuten soll man freylich fliehn, und ihren Umgang, wenn man kann, vermeiden; Ist dies aber durchaus ohnmöglich; so bedarf es wohl keiner Erinnerung, daß man sich hüten müsse, von ih¬ nen zur Untugend verführt zu werden. Allein das ist nicht genug; Es ist auch Pflicht, ihren Ausschweifungen, mögten sie solche auch in das gefälligste Gewand hüllen, nicht durch die Fin¬ ger zu sehn, sondern vielmehr, wo es mit Klug¬ heit geschehn kann, einen unüberwindlichen Ab¬ scheu dagegen zu zeigen, sich auch wohl zu ent¬ halten, an unzüchtigen, schmutzigen Gesprächen beyfälligen Antheil zu nehmen. Man sieht in der großen Welt die so genannten agreables
de¬
man ſich und Andern dadurch nicht ſchade, und daß der Geiſt der Duldung nicht von uns wei¬ che! Man zeige daher ſatyriſchen Leuten keinen zu lauten Beyfall, beſtaͤrke ſie nicht in der Ge¬ wohnheit, ihren Witz auf andrer Menſchen Un¬ koſten ſpielen zu laſſen, und lache nicht mit, wenn ſie laͤſtern und ſchmaͤhen!
25.
Trunkenbolde, grobe Wolluͤſtlinge und alle andre Arten von laſterhaften Leuten ſoll man freylich fliehn, und ihren Umgang, wenn man kann, vermeiden; Iſt dies aber durchaus ohnmoͤglich; ſo bedarf es wohl keiner Erinnerung, daß man ſich huͤten muͤſſe, von ih¬ nen zur Untugend verfuͤhrt zu werden. Allein das iſt nicht genug; Es iſt auch Pflicht, ihren Ausſchweifungen, moͤgten ſie ſolche auch in das gefaͤlligſte Gewand huͤllen, nicht durch die Fin¬ ger zu ſehn, ſondern vielmehr, wo es mit Klug¬ heit geſchehn kann, einen unuͤberwindlichen Ab¬ ſcheu dagegen zu zeigen, ſich auch wohl zu ent¬ halten, an unzuͤchtigen, ſchmutzigen Geſpraͤchen beyfaͤlligen Antheil zu nehmen. Man ſieht in der großen Welt die ſo genannten agréables
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man ſich und Andern dadurch nicht ſchade, und
daß der Geiſt der Duldung nicht von uns wei¬
che! Man zeige daher ſatyriſchen Leuten keinen
zu lauten Beyfall, beſtaͤrke ſie nicht in der Ge¬
wohnheit, ihren Witz auf andrer Menſchen Un¬
koſten ſpielen zu laſſen, und lache nicht mit,
wenn ſie laͤſtern und ſchmaͤhen!
25.
Trunkenbolde, grobe Wolluͤſtlinge
und alle andre Arten von laſterhaften Leuten
ſoll man freylich fliehn, und ihren Umgang,
wenn man kann, vermeiden; Iſt dies aber
durchaus ohnmoͤglich; ſo bedarf es wohl keiner
Erinnerung, daß man ſich huͤten muͤſſe, von ih¬
nen zur Untugend verfuͤhrt zu werden. Allein
das iſt nicht genug; Es iſt auch Pflicht, ihren
Ausſchweifungen, moͤgten ſie ſolche auch in das
gefaͤlligſte Gewand huͤllen, nicht durch die Fin¬
ger zu ſehn, ſondern vielmehr, wo es mit Klug¬
heit geſchehn kann, einen unuͤberwindlichen Ab¬
ſcheu dagegen zu zeigen, ſich auch wohl zu ent¬
halten, an unzuͤchtigen, ſchmutzigen Geſpraͤchen
beyfaͤlligen Antheil zu nehmen. Man ſieht in
der großen Welt die ſo genannten agréables
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/280>, abgerufen am 21.12.2024.
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