diesem, verlangen aber auch dagegen nicht grade, daß derselbe mit großer Kenntniß davon rede, wenn er nur die Geduld hat, ihnen zuzuhören, oder wenn er ihn Sächelchen nur mit Aufmerk¬ samkeit betrachtet, nur bewundert, was sie ihm als die größte Seltenheit empfehlen, und Inte¬ resse daran zu nehmen scheint. Nun! wer wird denn wohl so hartherzig seyn, diese kleine Freude einem Manne, der übrigens redlich und verstän¬ dig ist, nicht zu gewähren? Vorzüglich empfehle ich Aufmerksamkeit auf die -- doch, wie sich's ver¬ steht, unschuldigen -- Liebhabereyen der Großen, an deren Gunst uns gelegen ist; denn, wie Tristram Schandy anmerkt, so wird ein Hieb, welchen man dem Steckenpferde giebt, schmerz¬ licher empfunden, als ein Schlag, den der Reu¬ ter selbst empfängt.
24.
Mit muntern, aufgewecktenLeuten, die von ächtem Humor beseelt werden, ist leicht und angenehm umzugehn. Ich sage, sie müssen von ächtem Humor beseelt werden; die Fröh¬ lichkeit muß aus dem Herzen kommen, muß nicht erzwungen, muß nicht eitle Spaßmache¬
rey,
dieſem, verlangen aber auch dagegen nicht grade, daß derſelbe mit großer Kenntniß davon rede, wenn er nur die Geduld hat, ihnen zuzuhoͤren, oder wenn er ihn Saͤchelchen nur mit Aufmerk¬ ſamkeit betrachtet, nur bewundert, was ſie ihm als die groͤßte Seltenheit empfehlen, und Inte¬ reſſe daran zu nehmen ſcheint. Nun! wer wird denn wohl ſo hartherzig ſeyn, dieſe kleine Freude einem Manne, der uͤbrigens redlich und verſtaͤn¬ dig iſt, nicht zu gewaͤhren? Vorzuͤglich empfehle ich Aufmerkſamkeit auf die — doch, wie ſich's ver¬ ſteht, unſchuldigen — Liebhabereyen der Großen, an deren Gunſt uns gelegen iſt; denn, wie Triſtram Schandy anmerkt, ſo wird ein Hieb, welchen man dem Steckenpferde giebt, ſchmerz¬ licher empfunden, als ein Schlag, den der Reu¬ ter ſelbſt empfaͤngt.
24.
Mit muntern, aufgewecktenLeuten, die von aͤchtem Humor beſeelt werden, iſt leicht und angenehm umzugehn. Ich ſage, ſie muͤſſen von aͤchtem Humor beſeelt werden; die Froͤh¬ lichkeit muß aus dem Herzen kommen, muß nicht erzwungen, muß nicht eitle Spaßmache¬
rey,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0277"n="255"/>
dieſem, verlangen aber auch dagegen nicht grade,<lb/>
daß derſelbe mit großer Kenntniß davon rede,<lb/>
wenn er nur die Geduld hat, ihnen zuzuhoͤren,<lb/>
oder wenn er ihn Saͤchelchen nur mit Aufmerk¬<lb/>ſamkeit betrachtet, nur bewundert, was ſie ihm<lb/>
als die groͤßte Seltenheit empfehlen, und Inte¬<lb/>
reſſe daran zu nehmen ſcheint. Nun! wer wird<lb/>
denn wohl ſo hartherzig ſeyn, dieſe kleine Freude<lb/>
einem Manne, der uͤbrigens redlich und verſtaͤn¬<lb/>
dig iſt, nicht zu gewaͤhren? Vorzuͤglich empfehle<lb/>
ich Aufmerkſamkeit auf die — doch, wie ſich's ver¬<lb/>ſteht, unſchuldigen — Liebhabereyen der Großen,<lb/>
an deren Gunſt uns gelegen iſt; denn, wie<lb/>
Triſtram Schandy anmerkt, ſo wird ein Hieb,<lb/>
welchen man dem Steckenpferde giebt, ſchmerz¬<lb/>
licher empfunden, als ein Schlag, den der Reu¬<lb/>
ter ſelbſt empfaͤngt.</p><lb/></div><divn="3"><head>24.<lb/></head><p><hirendition="#b">Mit muntern, aufgeweckten</hi><hirendition="#b #fr">L</hi><hirendition="#b">euten,</hi><lb/>
die von aͤchtem Humor beſeelt werden, iſt leicht<lb/>
und angenehm umzugehn. Ich ſage, ſie muͤſſen<lb/>
von aͤchtem Humor beſeelt werden; die Froͤh¬<lb/>
lichkeit muß aus dem Herzen kommen, muß<lb/>
nicht erzwungen, muß nicht eitle Spaßmache¬<lb/><fwplace="bottom"type="catch">rey,<lb/></fw></p><p></p></div></div></div></body></text></TEI>
[255/0277]
dieſem, verlangen aber auch dagegen nicht grade,
daß derſelbe mit großer Kenntniß davon rede,
wenn er nur die Geduld hat, ihnen zuzuhoͤren,
oder wenn er ihn Saͤchelchen nur mit Aufmerk¬
ſamkeit betrachtet, nur bewundert, was ſie ihm
als die groͤßte Seltenheit empfehlen, und Inte¬
reſſe daran zu nehmen ſcheint. Nun! wer wird
denn wohl ſo hartherzig ſeyn, dieſe kleine Freude
einem Manne, der uͤbrigens redlich und verſtaͤn¬
dig iſt, nicht zu gewaͤhren? Vorzuͤglich empfehle
ich Aufmerkſamkeit auf die — doch, wie ſich's ver¬
ſteht, unſchuldigen — Liebhabereyen der Großen,
an deren Gunſt uns gelegen iſt; denn, wie
Triſtram Schandy anmerkt, ſo wird ein Hieb,
welchen man dem Steckenpferde giebt, ſchmerz¬
licher empfunden, als ein Schlag, den der Reu¬
ter ſelbſt empfaͤngt.
24.
Mit muntern, aufgeweckten L euten,
die von aͤchtem Humor beſeelt werden, iſt leicht
und angenehm umzugehn. Ich ſage, ſie muͤſſen
von aͤchtem Humor beſeelt werden; die Froͤh¬
lichkeit muß aus dem Herzen kommen, muß
nicht erzwungen, muß nicht eitle Spaßmache¬
rey,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/277>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.